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Mittwoch, 26. Juni 2019

Plattenspieler


Mein erster guter Plattenspieler kam von der Firma Braun, ich habe ihn schon in dem Post Schneewittchensarg beschrieben. Wo es am Ende heißt: Die technischen Daten können heutigen High End Freaks nur ein müdes Lächeln entlocken. Das Gerät hatte nur Mono, kein Stereo. Der Radioteil war relativ leistungsfähig, aber der Phonoteil doch eher schwach. Aber das kümmerte damals niemanden, wenn das Design über das Sein siegte. Ich habe meinen SK 4 immer noch, er ist jetzt ein halbes Jahrhundert alt. Sieht aber immer noch aufregend gut aus. Wer kann das schon nach einem halben Jahrhundert von sich sagen?

Heute sehen Plattenspieler anders aus. Etwa so wie der Burmester 175, der erste Plattenspieler, den die Firma Burmester gebaut hat. Der Plattenteller soll angeblich 60 Kilo wiegen, das verspricht eine große Ruhe des Laufwerks. Ist aber noch nicht der Rekord, der Thorens Reference, von dem nur hundert Stück gebaut wurden, wiegt insgesamt 90 Kilo. Dafür muss man dann knapp 32.000 Euro bezahlen. Ich weiß nicht, ob man das heraushören kann.

Es gibt eine andere Art von Plattenspielern, die nicht auf das Masse Prinzip setzen, das sind Plattenspieler mit einem Subchassis. Die häufig so aussehen, als kämen sie aus einem Science Fiction Film. Letztens bot ein Verkäufer diesen IMF bei Bares für Rares an, die Händler waren etwas ratlos. Ein Verkauf kam nicht zustande. Die Sendung, in der ein endlos quasselnder Zwerg Hallöchen sagt, ist wohl auch nicht der richtige Platz für exquisite Audio Maschinen.

Als ich klein war, hatte ich auf dem Dachboden einen Plattenspieler gefunden, der noch aus der Vorkriegszeit stammte. Das war ein Teil wie auf dem Werbeplakat von His Master's Voice. Da musste man noch Nadeln in den Tonkopf hineinschrauben. Der Plattenspieler war kaputt, die Kurbel war gebrochen, aber Nadeln waren genug da. Wenn man die Platten in der Mitte mit dem Finger ganz schnell drehte, konnte man der Maschine Musik entlocken. Meine Lieblingsplatte war von Hans Albers: Ich kam aus Alabama. Ich habe sie so oft herumgenüdelt, bis ich den Text vollständig beherrschte. Ich kann ihn immer noch, lateinische Texte (bis auf den Anfang der ➱Aeneis) habe ich vergessen, Hans Albers nicht.

Ich habe heute immer noch einen Plattenspieler, ein sauteures englisches Teil, da kostete der Tonarm vor zwanzig Jahren mehr als heute ein Plattenspieler kostet. Doch das Gerät ist heute schon Geschichte - obgleich es noch immer exzellent ist (Verkäufer preisen ihn als legendär an). Man kann auch Hans Albers drauf spielen, das hat aber nicht dieses feeling von 1949 oben auf dem Boden mit dem kaputten Plattenspieler. Wir können uns alles neu kaufen, aber wir bekommen unsere Jugenderinnerungen nicht zurück. Das steht so in dem Post Stephen Foster, ich kann es gerne wiederholen, jedes Wort ist noch wahr.

Disc Jockeys brauchen Plattenspieler, damit sie Platten malträtieren können, aber auch sonst sind Plattenspieler auf dem Vormarsch. Langspielplatten auch. Immer häufiger finden wir bei Amazon bei einer CD den Zusatz Vinyl. Und im neuen Studio von NDR Kultur Neo steht auch ein Plattenspieler, hat der Moderator Mischa Kreiskott gesagt, der häufig eine Platte statt einer CD auflegt. Er hat aber nicht gesagt, was sie für einen Player beim NDR haben. Vielleicht schreibe ich ihm mal eine Mail. Seine Adresse habe ich, da er die Lektüre von Kultur (neo) mit einer sehr netten Mail quittierte.

Ich hab' 'ne ganz einfache Frage, wenn ich mir heute eine Platte kaufe, kann ich die hiermit abspielen? Fragte ein Händler bei Bares für Rares, der den IMF (den Serge Gainsbourgh benutzte) vor sich stehen hatte. Die Antwort ist natürlich Ja, kann man. Dafür sind die Dinger da. Auch wenn sie so aussehen wie dieser Räke Transrotor aus dem Bergischen Land. Die Firma baut Plattenspieler, die auch schon mal 200.000 Euro kosten können. Und beweist, dass die Deutschen in vielen High End Produkten die Nase vorn haben.

Es gibt auch preiswerte Plattenspieler, das Internet ist voll mit Angeboten für Einsteiger. Man sollte den Plattenspieler aber nicht im Internet kaufen, man muss ihn sehen und ausprobieren, ob er zu Vorverstärker und Verstärker passt. Glücklicherweise gibt es in den meisten Großstädten immer noch ein, zwei HiFi oder HighEnd Läden. In meiner Stadt kenne ich zwei, bei einem bin ich Kunde. Als ich hierher umzog, habe ich dem Burkhard, der einen Second Hand Plattenladen hat, fünf Meter Platten verkauft. Er hatte eine von einem Gummiband gehaltene Rolle von Fünfzig Euro Scheinen in der Tasche und zahlte sofort. Meine Lieblingsplatten habe ich natürlich behalten.

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