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Samstag, 13. März 2021

Tabakrauch und Pulverdampf

In dem Film Gettysburg hat der General John Buford (gespielt von Sam Elliott) eine Pfeife im Mund, eine eindrucksvolle Pfeife. Als ich den Film sah, stellte sich mir die Frage: gab es solche Pfeifen im Jahr 1863 wirklich? Irgendwie sieht die Pfeife eher aus wie eine dänische Freehand Pfeife aus den sechziger oder siebziger Jahren. Es ist eine Pfeife mit einem Steckmundstück, man nennt diese Pfeifen auch military mount oder army mount. Wenn die Spitze des Mundstücks und das Ende des Pfeifenholms aus Silber sind, nennt man die Pfeife eine spigot. Die irische Firma Peterson's, die von den aus Bayern emigrierten Brüdern Georg und Friedrich Kapp gegründet wurde, hat so etwas immer im Angebot. 

In einer luxuriöseren Version sieht die Pfeife von General John Buford so aus. Das Mundstück wird hier in einen Ring aus Horn gesteckt; das hier ist meine Savinelli Nonpareil, die ich gerade bei ebay erstanden habe. Savinelli Pfeifen habe ich schon lange, da mir Herr Trennt immer wieder, wenn ich nach den englischen Pfeifen guckte, eine Schachtel mit einer Pfeife von dem italienischen Hersteller über den Ladentisch schob. Das waren alles die Spitzenqualitäten Punto Oro und Straight Grain. Eine Savinelli Autograph mit einem Bambus-Einsatz im Pfeifenholm habe ich auch schon. Weil der Händler bei ebay nicht wusste, was das war und den Namen Savinelli nicht richtig schreiben konnte. Nun habe ich endlich auch eine Nonpareil. Aber nur, weil die nette Frau Timea Farago aus Würzburg, die den ebay-Namen pipatorium hat, mir einen Preis gemacht hat, zu dem ich nicht nein sagen konnte.

Lassen Sie mich zu John Buford zurückkommen, dem Offizier, der als einer der ersten Generäle des Nordens in Gettysburg ankommt und sofort das Richtige tut. Und ja, er hat Pfeife geraucht, dafür war er berühmt. Aber das, was er hier in der Hand hält, ist eine ganz andere Pfeife als die von Sam Elliott in dem Film. Viele Soldaten rauchen im Bürgerkrieg. Viele zum erstenmal, manche haben dabei ein schlechtes Gewissen. So schreibt Oliver Wilcox Norton 1862 an seinen Cousin: I'm sorry you feel so bad about my smoking. I think, after you had spent a night or two on picket and saw the comfort the soldiers draw from a pipe or cigar as they sit round the fire, you would say, ‘I forgive you—smoke, at least while you are in the army.’ Norton, von dem einhundertfünfzig Briefe aus der Zeit des Bürgerkriegs erhalten sind, ist der Sohn eines Pastors, zuhause wird nicht geraucht.

Der berühmteste Raucher des Krieges ist der General Ulysses S. Grant. Er raucht keine Pfeife, er raucht Zigarren. Angeblich zwanzig am Tag, manche zerkaut er, ohne sie anzuzünden. Als es bekannt wird, dass er ein leidenschaftlicher Nikotinkonsument ist, bekommt er von seinen Verehrern zehntausend Schachteln Zigarren zugeschickt. Was ihn dann dazu bringt, noch mehr zu rauchen: I had been a very light smoker previous to the attack on Fort Donelson, and after that battle I acquired a fondness for cigars by reason of a purely accidental circumstance. Admiral Foote, commanding the fleet of gunboats which were cooperating with the army, had been wounded, and at his request I had gone aboard his flag-ship to confer with him. The admiral offered me a cigar, which I smoked on my way back to my headquarters. On the road I was met by a staff-officer, who announced that the enemy were making a vigorous attack. I galloped forward at once, and while riding among the troops giving directions for repulsing the assault I carried the cigar in my hand. It had gone out, but it seems that I continued to hold the stump between my fingers throughout the battle. In accounts published in the papers I was represented as smoking a cigar in the midst of the conflict; and many persons, thinking, no doubt, that tobacco was my chief solace, sent me boxes of the choicest brands from everywhere in the North. As many as ten thousand were soon received. I gave away all I could get rid of, but having such a quantity on hand, I naturally smoked more than I would have done under ordinary circumstances, and I have continued the habit ever since. Er hätte weniger Zigarren rauchen sollen, oder Pfeife rauchen sollen: er wird an Kehlkopfkrebs sterben. 

General Buford stirbt wenige Monate nach der Schlacht von Gettysburg, nicht daran, dass er Pfeife rauchte, der Typhus rafft ihn hinweg. Auf seinem Sterbebett erhält er noch die Ernennungsurkunde zum Generalmajor. Im Gegensatz zu dem Zigarren kauenden oder rauchenden Grant, war Buford ein ruhiger Mann: Honest John, as the commander of the First Cavalry Division was affectionately called by his troopers, was sitting on a camp-stool under an old elm tree, which did duty as headquarters, taking his after-breakfast smoke. The modest brier-wood pipe was as much a part of his equipment as the blue hunting-shirt which General Buford invariably wore in the field. The general was not much of a talker. So wird er 1863 beschrieben, und dieses blue hunting-shirt hat Sam Elliott in dem Gettysburg Film auch getragen. In einer anderen Beschreibung können wir noch lesen: his blue blouse is ornamented with holes; from one pocket thereof peeps a huge pipe, while the other is fat with a tobacco pouch. Er legt keine Form auf die Eleganz der Uniform, was braucht ein Pfeifenraucher mehr als eine Tasche für die Pfeife und eine Tasche für den Tabak?

Wir haben große Mengen von Photos, die Soldaten beider Seiten beim Rauchen zeigen. Wir können Meerschaumpfeifen erkennen, langstielige Pfeifen, die im Deutschen als Reservistenpfeifen bekannt sind, aber auch Holzpfeifen. Viele Soldaten haben sich ihre Pfeifen selbst geschnitzt, viele haben ihre Pfeifen auch mit Ornamenten verziert. Das Wort brier pipe taucht immer wieder auf, so in dem schönen sentimentalen Gedicht The Brier-Wood Pipe von Charles Dawson Shanly, aber wir sollten es nicht mit Bruyere verwechseln. Aus diesem Holz werden jetzt bei Comoy in Frankreich die ersten Pfeifen hergestellt, die amerikanischen Pfeifen während des Bürgerkriegs sind aus einheimischen Hölzern. Die billigsten Pfeifen sind aus Maiskolben, die Missouri Meerschaum Pfeifen genannt werden. Eine solche Pfeife war im Zweiten Weltkrieg das Markenzeichen von General Douglas MacArthur

Als ich vor vielen Jahren für die Firma IWC einen Artikel über das Bostoner Regiment schrieb, in dem ihr Firmengründer Florentine Ariosto Jones gekämpft hatte, kam ich bei all dem angesammelten Material auf den Gedanken, dass es sich lohnen würde, wenn man einmal eine Alltagsgeschichte des Bürgerkriegs schreiben würde. Es wird ja nicht immer gekämpft, es gibt lange Kampfpausen, in denen es ein beinahe normales Leben gibt. Wo Soldaten Baseball spielen, Whiskey trinken, Bordelle besuchen, Pornohefte (die sogenannte barracks favorites) kaufen. Und Tabak rauchen. Zu diesem Thema gibt es seit 2014 schon ein Buch von dem Pfeifensammler und Sachbuchautor Ben RapaportTobacco and Smoking Among the Blue and Gray.

When man Jefferson Davis heißt und Präsident der Südstaaten ist, dann besitzt man eine solch luxuriöse Pfeife: Meerschaum mit einem Mundstück aus Bernstein. Die von dem eingewanderten Deutschen Friedrich Wilhelm Kaldenberg begründete Firma Kaldenberg and Sons in New York hat allerdings noch luxuriösere Pfeifen als die von Jefferson Davis hergestellt. Jefferson Davis brachte die Pfeife mit, als er in eine Gefängniszelle in den Kasematten des Forts Monroe gebracht wurde. Er war ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher wie die beiden anderen poltischen Gefangenen, die das Fort beherbergte. In einem Bericht eines Journalisten können wir lesen: The chief of all offenders, has fully recovered his health. He has not yet been returned to his first diet, the army ration. His food is prescribed by Dr. Craven, and is such as will conduce most to his health. Since the tone of his physical health has been restored, he, too, has taken to puffing the Indian weed. He uses an elegant meerschaum pipe, which he brought with him into the Fortress. The bowl is wrought in the semblance of a turbaned head a la zouave. The stem and mouth-piece are of the pure amber. This pipe is doubtless a relic of the pseudo royalty that Jeff maintained while presiding over the fortunes of the ignis fatuus Confederacy. 

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