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Donnerstag, 25. August 2022

Wetterbericht



Dieses schöne Buch habe ich bei booklooker für fünfundzwanzig Cent gekauft. Hardcover, neuwertig. Hinten im Buch war ein kleiner Klebezettel, auf dem Gratuliere zu diesem Buch stand. Den hatte die Verkäuferin da hineingeklebt. Der Lesetip zu Peter Webers Der Wettermacher kam von einem Leser. Irgendwann wäre ich vielleicht selbst darauf gekommen, denn in diesem Blog ist viel vom Wetter die Rede. Das fing 2010 mit dem Post Wetter an und hörte erstmal in diesem Jahr mit dem Nachruf auf F.C. Delius auf, der eine Dissertation mit dem Titel Der Held und sein Wetter geschrieben hat. Und dazwischen gab es die Posts Wintersonnenwende, Vulkane, SoFi, Weihnachtsgeschenke, Horace Walpole, Friedrich Halm, Parapluie, Regenschirme, Das Wetter von morgen, Otto Ludwig und Aurora, alle mit viel Wetter.

Als das Buch des Schweizer Autors 1993 erschien, kostete es 36 Euro. Zwei Wochen nach dem Erscheinen war es in der dritten Auflage. Unter dem Titel Wettern: Eine cholerische Klangmeteorologie für zwei Stimmen und behutsam instrumentalisiertes Klima gab es sogar ein Hörspiel. Der Autor wurde über Nacht zu einer Berühmtheit, man sah in ihm einen neuen Max Frisch. 1994 erhielt Weber den Förderpreis des Bremer Literaturpreises, die Laudatorin war Sibylle Cramer. Wahrscheinlich stand in ihrer Rede dasselbe, das 1993 in ihrer Rezension in der taz zu lesen war. Cramer war ein klein wenig kritisch und stimmte nicht in die allgemeine Lobhudelei ein. Sie können hier den informativen Bericht von Hajo Steinert über die Entstehung des Romans lesen. Was, zum Beispiel, wäre aus einem Buch wie 'Der Wettermacher', dem ersten Roman des Schweizer Autors Peter Weber, geworden, hätte es nicht diese Flut positiver Besprechungen gehabt? fragte Wolfgang Hilbig. Von dem Ruhm der Jahre 1993 und 1994 ist wenig übrig geblieben, Webers dritter Roman Bahnhofsprosa kassierte schon satte Verrisse. Und seine Büchr werden antiquarisch zu Ramschpreisen gehandelt.

Im Klappentext des Buches findet man diese Sätze: Dies ist die unsägliche Geschichte des August Abraham Abderhalden, dem es grundsätzlich und endgültig die Sprache verschlägt, der zugeknöpft wird, wiederholt auf den Mund fällt, sich die Zunge abbeißt, den Kiefer bricht, an seinem zwanzigsten Geburtstag aber Wettermacher wird. Dies ist die Geschichte des ersten Aprils neunzehnhundertneunzig, an dem das Wetter macht, was es will, mit der Sonne der Knopf aufgeht, der Wettermacher die Zeit zum Stillstehen bringt, der Welt den Kopf verdreht, zwischen Haus und Bahnhof seine Liebe sucht und findet. Dies ist die Geschichte der wundersamen Landschaft Toggenburg, die am Himmel festgemacht ist, durch die der Erzählfluß fließt, in die hinein die Brüder Freitag Melchior und August Abraham gepflanzt werden, aus der heraus die Familie Abderhalden kommt. Nicht nur am ersten April macht das Wetter, was es will, unser Autor macht mit der Sprache, was er will. Beim 'Wettermacher' ging es um Stilvielfalt, rhythmische Variationen, Wechselmut, Aprilwetter eben, hat er Autor in einem Intrview mit der NZZ gesagt. Ursprünglich lautete der Titel des Romans April

Es ist ein gigantischer erzählerischer Aprilscherz, den der Autor aus der wundersamen Landschaft Toggenburg, die am Himmel festgemacht ist, durch die der Erzählfluß fließt uns da serviert. Aber er ist nicht der erste Schriftsteller aus dem Toggenburg, denn da war einer, der gesagt hat: Die Welt ist zu klein für mich. Deshalb werde ich mir in meinem Kopf eine neue erschaffen. Das ist ein Satz, der auch das Motto des Romans Der Regenmacher sein könnte. Ulrich Bräker, der arme Mann aus dem Toggenburg, hat natürlich mit Toggenburg schon einen Post in diesem Blog. Auch den Titel Der Wettermacher hat es in der Literatur schon gegeben, so heißt eine Geschichte von Johann Peter Hebel aus dem Jahre 1819, eine der sieben Geschichten mit dem Zirkelschmied. Mein Freund Peter in Hamburg sagt immer, dass viel zu wenig Johann Peter Hebel in meinem Blog ist. Aber in dem langen kulturhistorischen Post Holländer kommt Hebel vor. Und in dem Post Heidegger habe  ich auf Robert Minders wichtigen Essay Heidegger und Hebel oder die Sprache von Meßkirch hingewiesen. Und vielleicht schreibe ich irgendwann einmal über das Bergwerk von Falun, diese Geschichte, die Ernst Bloch die schönste Geschichte der Welt genannt hat.

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