Mittwoch, 2. April 2014

Friedrich Halm


Eigentlich heißt er gar nicht Friedrich Halm, eigentlich ist er der Freiherr Eligius Franz Joseph von Münch-Bellinghausen. Es ist immer schön, wenn man in Österreich einen Titel hat. Halm war Dramatiker (und Generalintendant beider Hoftheater) und Dichter. Vor allem von Liebesgedichten, von denen viele überlebt haben. Wie zum Beispiel Mein Herz, ich will dich fragen auf der Seite maedchen.de.

Es ist mir schon klar, dass vieles, was der Freiherr schreibt, wunderbarer Kitsch für das gefühlsduselige k.u.k Reich ist und dass sich seine Verse heute vor allem in Poesiealben finden. Aber sei's drum, er hat heute Geburtstag. Und da gibt es heute ein Gedicht von ihm. Es heißt Gewitterabend, eigentlich passt dieses Bild von James Tissot nicht so ganz dazu. Es gibt da keine Berge, keinen Waldsaum und kein Moos. Aber thematisch passt es mit dem Motiv vom Wetter und den Liebenden schon:

Ich weiß den Tag, ich weiß die Stunde
Da meine Seele sich zuerst gestanden,
Sie trage deines Zaubers Joch,
Sie liege willenlos in deinen Banden.

Du ruhtest still im Moose, weißt du noch?
Am Waldsaum war's, schwül sank der Abend nieder,
Du schliefest, oder schlossest doch
Im wachen Traum die müden Augenlider!

Ich aber, zitternd über dich gebückt,
Ich sah dich an in selig scheuen Zügen,
Von Schmerz zugleich und Lust durchzückt
Bis plötzlich du die Augen aufgeschlagen!

Dein Blick berührt' mich, so berührt ein Blitz,
Und klar war alles! Was in dunklem Triebe
Mein Herz ersehnt', war dein Besitz,
Und was zu mir dich zog, war deine Liebe!

Ich weiß den Abend, weiß die Stunde noch!
Heiß war der Tag, Gewitter in den Lüften,
Und nachtendes Gewölke kroch
Empor schon feindlich aus der Berge Klüften!

Wir kehrten heim; denn finstrer stets ringsum
Begann der Himmel drohend sich zu schwärzen,
Wir aber trugen selig stumm
Des Glückes vollen Sonnenschein im Herzen!

Friedrich Halm hat als Dramatiker großen Erfolg gehabt, er ist auch kein schlechter Erzähler (man kann ihn hier lesen). Eigentlich sogar ein sehr guter. Und er ist jemand, der sehr prosaisch vernünftig sein kann:

Der Lebenslauf des Menschen 
gleicht meist mittelmäßigen Gedichten. 
Genügt dir auch die Form vielleicht, 
auf Poesie mußt du verzichten.

Wenn Sie noch mehr Gedichte von Friedrich Halm lesen wollen, dann klicken Sie ➱hier (dreihundert Seiten Gedichte) und ➱hier (etwas kürzer). Und für den heutigen Tag mit dem Aprilwetter hätte ich noch etwas Nettes zum Schluss:

Regenwetter

Was ist das für ein Wetter heut,
es regnet ja wie toll!
Die Straße ist ein großer See,
die Gosse übervoll.

Der Sperling duckt sich unters Dach,
so gut er eben kann,
und Karo liegt im Hundehaus
und knurrt das Wetter an.

Wir aber haben frohen Mut
und sehn dem Regen zu,
erzählen uns gar mancherlei
daheim in guter Ruh.

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