Montag, 21. April 2014

Charles Follen Adams


Das wird heute mal ein kurzer Post. Es hält sich ja hartnäckig eine Legende, dass im 18. Jahrhundert beinahe das Deutsche die Amtssprache der USA geworden wäre und bei der Abstimmung nur an einer Stimme gescheitert ist. Diese Legende hat auch einen Namen, es ist die sogenannten Muhlenberg Legende. An der Stimme des Frederick Muhlenberg soll alles gescheitert sein, the faster the Germans become Americans, the better it will be, soll er gesagt haben. Henry Kissinger hat das beherzigt, aber richtiges Englisch hat er nie gelernt.

Das Gedicht heute ist von dieser Sorte Denglisch, die wir leicht verstehen. Es stammt von Charles Follen Adams aus seiner Sammlung Yawcob Strauss, and Other Poems (➱hier im Volltext):

I haf von funny leedle poy
Vot comes schust to mine knee;
Der queerest schap, der createst rogue,
As ever you dit see.
He runs und schumps and schmashes dings
In all barts off der house:
But vot off dot? He vas mine son,
Mine leedle Yawcob Strauss.

Das geht jetzt noch einige Strophen lang so ➱weiter. Auch dieses seltsame Deutsch gibt es heute noch in den USA, es ist eine Sprache, die Pennsylvania Dutch heißt. Sie wurde in dem Post ➱America schon einmal erwähnt. Ab 1872 hat Adams, der am 21. April 1842 geboren wurde, hat seine kleinen Geschichten und Gedichte in diesem Dialekt geschrieben, er hatte großen Erfolg damit. Er war allerdings kein deutscher Einwanderer, er war ein Nachkomme des berühmten Samuel Adams (und so natürlich auch mit den beiden Präsidenten ➱Adams weitläufig verwandt). Er ist heute beinahe vergessen, die meisten Lexika amerikanischer Literatur verzeichnen  ihn nicht, Robert Spillers Literary History of the United States erwähnt ihn nicht. Ich kenne den Dichter kauziger Verse schon lange, allerdings nur, weil ein Kollege von mir mal eine Arbeit über mundartlichen Humor in der amerikanischen Literatur geschrieben hat.

Wenige Jahre, nachdem ich die ersten Leedle Yawcob Gedichte gelesen hatte, begegnete mir jedoch Adams wieder, aber diesmal in einem ganz anderen Kontext. Ich war dabei, alles über das 13th Massachusetts Regiment zu recherchieren, weil ich an einem Artikel über Florentine Ariosto Jones schrieb, den Gründer der Uhrenfabrik IWC in Schaffhausen (das Bild unten zeigt eins seiner ersten Uhrwerke, das schlicht Kaliber Jones heißt). Man weiß über Jones nicht so viel, weiß aber, dass er im Bürgerkrieg war. Vielleicht ist er einer der Soldaten auf diesem Bild seines Regimentskameraden, des Malers Henry Bacon.

Nach monatelanger Wühlarbeit in Archiven und Dokumenten (und dem Kampf mit einem vorsintflutlichen Computer) kannte ich beinahe das ganze Regiment. James Follen Adams inklusive. Als mich die IWC fragte, welches Honorar ich für den ➱Artikel haben wollte, habe ich zurückgefragt, ob sie mir soviel zahlen würde, wie das Regiment Soldaten hatte. Hat die IWC anstandslos getan. Also habe ich an Charles Follen Adams einen Schweizer Franken verdient. An jedem der anderen Soldaten des Regiments natürlich auch.


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