Als ich den Post und jetzt nix mehr geschrieben hatte, machten sich einige Leser Sorgen um mich. Fragten, ob ich krank sei. Und versicherten mir, dass man niemals mit dem Sammeln aufhöre. Das sei ja der Sinn des Sammelns. Gut, ich wollte mit der Zenith Defy aufhören, denn so etwas bekommt man so schnell nicht wieder, vor allem nicht zu dem Preis. Aber ich gucke trotzdem immer noch in die Kataloge, die mir die Firma Henry's freundlicherweise zusendet, so wie wie ich in die Kataloge von Antiquariaten gucke. Bücher sind billig geworden, aber leider nicht alle. Das, was man sucht, ist immer teuer, das ist eine Grunderfahrung des Sammelns. Am besten sucht man nicht gezielt, sondern überlässt das Finden dem Zufall. In einem erstaunlich gut sortierten Antiquariat bei ebay fand ich Joseph Darracotts England's Constable: The Life and Letters of John Constable von der Londoner Folio Society, ungelesen und noch im Schuber, für sieben Euro. Portofrei. Obgleich ich schon zahlreiche Bücher über John Constable habe, habe ich das Buch doch gekauft.
Und obgleich ich ja eigentlich keine Uhren mehr sammle, habe ich doch einige gekauft. Das fängt mit dieser Dugena Watertrip an, die mal in den siebziger Jahren eine Taucheruhr war. Es gibt davon eine Vielzahl von Modellen, die je nach Gehäuse hundert oder zweihundert Meter wasserdicht waren. Die Dinger sind ziemlich teuer geworden, aber dieses Teil mit den orangefarbenen Indizes und den leuchtenden Zeigern, bei dem skin diver auf dem Gehäuseboden steht, war erstaunlich preiswert. Hat ein Handaufzugswerk, das von der Firma Bifora kommt. Die hatten ja sogar mal ein Chronometerwerk im Angebot gehabt. So eine Bifora Unima mit der Schwanenhals Feinregulierung kostet heute schon richtiges Geld. Meine Watertrip hier hat nicht mehr dieses Band, sie hat jetzt ein dickes schwarzes Band aus Haifischleder. Das muss eine echte Taucheruhr haben. Das Band war vorher an der Taravana gewesen, die gerade ein stilechtes sechziger Jahre Stelux Band bekommen hat.
Da ich gerade die Bifora Unima Chronometer erwähnt habe, muss ich auf einen Zenith Chronometer kommen, den ich bei kleinanzeigen fand. Ich bekam keine zittrigen Finger, als ich die Anzeige sah, in der eine Zenith Captain Chronometre angeboten wurde. Ich wollte ja keine Uhren mehr kaufen. Und ich besaß ja, da haben mehr als dreißig Jahre Flohmärkte ihre Spuren hinterlassen, ein halbes Dutzend Zenith Uhren. Da braucht man eigentlich keine mehr. Ich kenne noch alle Händler, bei denen ich sie gekauft habe.
Manche habe ich schon hier im Blog erwähnt, von dem netten Herrn Brandt aus Hameln (der im Post Flohmarkt erwähnt wird) habe ich eine Zenith Defy und eine Zenith Surf. Vom Holger eine Sporto und von Barni die AF/D. Was für alta frequenza precisione steht. Zenith verkaufte sehr viele Uhren nach Italien. Das kann man bei ebay noch merken: die besten Uhren sind bei italienischen Händlern. Zenith belieferte auch die italienische Marine mit der 200 Meter wasserdichten S-58 Uhr. Da hatte der für die Regierung tätige Händler Antonio Cairelli in Rom die ganze Produktion von 2.500 Uhren aufgekauft. Cairelli belieferte auch die italienische Luftwaffe mit Zenith Chronographen. Was ich jetzt bei kleinanzeigen sah, war etwas ziemlich Luxuriöses und Seltenes. Wenn die Uhr gut war, dann wäre das zu dem Preis ein Schnäppchen. Es war eine Zenith Captain Chronometre. Nicht in Gold, wie dieses Modell hier. Das hier wird um 1950 eins der ersten Captain Modelle gewesen sein.
Die goldene Captain sieht ein klein wenig wie ein Klon dieser Omega Constellation hier aus, aber das war etwas, wo Zenith mit der Linie Captain hinwollte. Noch höher hinaus. In der Captain Linie, die über zwanzig Jahre lang gebaut wurde, finden sich viele Golduhren und viele Uhren, die den Schriftzug Chronometre auf dem Zifferblatt haben.
In dem goldenen Constellation Klon klötert eine Hammerautomatik, das Kaliber 133, das Ephrem Jobin für Zenith konstruiert hatte. Ich will nichts gegen Hammerautomatikwerke sagen, wenn man sie vorsichtig behandelt, können sie lange eine Uhr aufziehen. Ich habe sie in Uhren von Alpina, Cyma, Eterna, Omega und Tissot. Die Alpina President ist am lautesten. Das kleinste Werk ist in meiner Cyma Watersport, einer sehr eleganten Uhr. Sie können es hier sehen. Bei anderen Firmen füllen die Hammerautomatikwerke die Uhrengehäuse aus. Hier nicht. Dafür macht die Uhr auch nur ganz leise Geräusche
Ich wollte nie eins von den Wald-und Wiesenmodellen haben, auf deren Zifferblatt Captain steht. Ich wollte, wie wahrscheinlich alle Zenith Sammler, entweder die erste in Gold mit der Hammerautomatik oder dieses spezielle siebziger Jahre Modell haben, das firmenintern den Namen la tortue hatte. Das heißt auf deutsch Schildkröte, und den Namen hat sie, weil sie wie der Rücken einer Schildkröte aussieht. Die buckelige Uhr ist mit 38 mm auch größer als die Vorgänger. Es ist eins dieser typischen siebziger Jahre Monster, die Sie in dem Post was Fettes am Arm sehen können.
Und sie hat mit dem Kaliber 2562 PC auch das neueste Automatikwerk der Firma, das 28.800 Halbschwingungen schnell ist. Das Werk, das auch in der zweiten Serie der 3642 Defy verbaut wurde, sieht genauso aus wie all die anderen Zenith Kaliber der 25er Reihe. Hat aber eine Feinregulierung, weil es ein geprüfter Chronometer ist. Von alledem konnte man bei dem Angebot bei kleinanzeigen nichts sehen. Da gab es nur ein einziges mickriges Bild der Uhr. Ich bat den Händler um einige bessere Bilder. Er schickte welche, aber man konnte darauf wenig von der Uhr erkennen. Die Feinregulierung sah aus, als wäre sie mit Rost überzogen. Ich bedankte mich und winkte ab.
Kaufte mir erstmal eine verhältnismäßig preisgünstige Seiko QZ bei Tokei Japan. Die QZ war die letzte teure Quarzuhr von Seiko in den siebziger Jahren, die kam 1975 auf der Seiko Preisliste nach der Grand Quarz und der King Quarz. Sie blieb nicht lange im Angebot, denn ab 1977 kamen die Seiko Type II Uhren auf den Markt, die die Hälfte einer QZ kosteten. Und von denen Seiko fünfundneunzig verschiedene Modelle baute, das ist unglaublich. Die QZ hat ist ein knuffiges Teil, man merkt dem Gehäuse an, dass das noch Wertarbeit war.
Vor allem, wenn man tagelang die Mikrokratzer aus dem Gehäuse poliert hat, dann kennt man die Uhr gut. Das Tollste an der Uhr ist natürlich dieses Diamond Dust Zifferblatt, das manchmal auch als Snowflake bezeichnet wird. Das tauchte zuerst auf der Grand Seiko auf, es war für die Uhr eine Art Markenzeichen (und Grand Seiko Uhren haben heute immer noch solche Zifferblätter). Es ist unglaublich, welchen Aufwand die Firma Seiko mit ihren Zifferblättern treibt. Auf den ersten Blick erscheint es wie ein schlichtes weißes Zifferblatt, aber auf den zweiten Blick erkennt man die Struktur.
Der Händler, dem ich zum Abschied meine Internetseite mit den Zenith Uhren geschickt hatte, meldete sich plötzlich wieder. Er schickte erst einmal bessere Bilder vom Innenleben der Uhr. Und schrieb dann, dass die Uhr in einem sehr guten Zustand sei, er hätte sie bei einem holländischen Zenith Händler gekauft. Die Zenith Captain Chronometre rückte wieder in mein Blickfeld. Die Photos sahen gut aus, kein Rost auf der Feinregulierung, die Geschichte mit dem Holländer klang glaubhaft. Ich dachte einen Tag nach und machte ein Kaufangebot, das etwas unter seiner Preisvorstellung lag. Er nahm das umgehend an. Ich glaube, er hatte auf einen Spinner wie mich gewartet.
Die Uhr wurde mir zwei Tage später von der Briefzustellkraft übergeben, dieses neue Wort habe ich von DHL gelernt. Hieß früher Briefträger oder Postbote. Wir haben ja für vieles neue Wörter, die sich glücklicherweise nie in meinen Blog verirren. Die Uhr war wirklich in einem ausgezeichneten Zustand, keine Flecken auf dem Zifferblatt, keine Kratzer auf dem Glas. Und kein Rost im Werk. Ich entfernte, das etwas defekte Armband und spendierte der Uhr ein neues 20 mm Band. Sie bekam das weiße Straußenlederband, das vorher die Seiko Grand Quartz gehabt hatte, das sieht gut an dieser Uhr aus. Die Seiko Grand Quartz konnte nicht enttäuscht sein, sie hat jetzt ein dunkelgrünes Krokoband bekommen, das hatte ich noch in der Schublade. Ich habe diesen Post mit der Seiko QZ am Arm geschrieben.
Die Zenith Captain Chronometre tüdelt auf dem automatischen Uhrenbeweger herum, das kann ihr nicht schaden. Vor über fünfzig Jahren bewarb Zenith das Modell mit diesem Text, in dem dem potentiellen Kunden versichert wurde, dass man in der Zeit, in der man dieses Modell polierte, zwanzig andere Uhren hätte bauen können. In dem Text besucht der démon de la vitesse die Zenith Werke in Le Locle, um ihnen zu sagen, dass man Uhren viel. viel schneller bauen könne: Vous, chez Zenith, vous me peinez. Regardez vos concurrents. Des gens connus. Chacun de leurs ouvriers fait 100, 200 montres par jour. Et vous qui êtes au moins aussi bien équipés qu'eux, vous interdisez à vos régleurs de dépasser 10 montres per jour. Aber Zenith gibt dem Werben des Teufels der Geschwindigkeit nicht nach. Das war auch gut so.
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