Wir wollen lieber nicht darüber reden, wie schlecht das Fernsehen geworden ist, das ist ein unerschöpfliches Thema. Im völligen Gegensatz zu der Qualität des Fernsehens stehen die Gehälter der Direktoren der Rundfunkanstalten, Tom Buhrow vom WDR bekommt mehr als 400.000 Euro im Jahr. Da wissen wir, wo unsere Fernsehgebühren landen. Vor zehn Jahren schrieb ich in dem Post Axel Eggebrecht:
Man kann überall nachlesen, dass Eggebrecht eine Radio Legende ist. Den NWDR hatte er als Hauptabteilungsleiter schon 1949 wegen parteipolitischer Querelen verlassen, blieb dem Sender aber als Freier Mitarbeiter erhalten. Und er war eine Institution, die nicht wegzudenken war. Eine Woche, ohne Axel Eggebrecht mit seiner unnachahmlichen Stimme gehört zu haben, war keine Woche. Irgendwie verkörperte er den letzten Rest des Geistes der deutschen Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Er brachte Bildung und Vernunft in seine Sendungen. Das alles ist verloren gegangen. Der NDR ist vor wenigen Tagen in einer Medienanalyse als bester Sender im Norden herausgestellt worden, wie der Intendant Lutz Marmor stolz vor der Presse bekannt gab. Lutz Marmor verdient 286.000 Euro im Jahr, und das Niveau seines Senders ist flach wie das Land. Ich weiß nicht, ob Axel Eggebrecht für seine Radioarbeit in seinem ganzen Leben soviel Geld bekommen hat wie Lutz Marmor in einem Jahr kriegt.
Das lassen wir mal so stehen, Lutz Marmor ist im Ruhestand, und er bekommt bestimmt eine schöne Rente. Vor der Rente hatte er noch Til Schweiger in den Tatort geholt und war bannig stolz darauf. Die Qualität der Fernsehgeräte ist immer besser geworden, die Qualität des Programms nicht. Das ist so flach wie ein Flachbildschirm. Fernsehen heute - so schlecht war es noch nie, titelte die FAZ. Das war im Jahre 2001.
Der Stern hatte früher eine erstklassige Programmzeitschrift als Beilage. Haben sie schon seit Jahren nicht mehr, legten da ein kümmerliches Heftchen von RTL ins Heft. Und jetzt? Seit dem 1. Januar gehört der Stern zur RTL Group. Wo soll das noch hinführen? Man braucht auch überhaupt kein Programmheft, es gibt ja sowieso nur noch Horst Lichter, Talkshow und Tatort. Aber wo bleiben Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung, die einen Beitrag zur Sicherung der Meinungsvielfalt und somit zur öffentlichen Meinungsbildung leisten sollen? Vor allem Kultur. Warum sendeten arte, 3Sat oder N3 nach dem Tod von Peter Bogdanovich nicht The Last Picture Show? Warum gab es nach dem Tod von Jean-Jacques Beineix nicht Diva im TV? Immerhin zeigt arte für vier Wochen ✺Betty Blue.
Manchmal aber, da gibt es spät in der Nacht doch was richtig Gutes. Vor fünf Tagen gab es bei arte Verliebt in scharfe Kurven (Il Sorpasso), ein italienisches Road Movie von 1962 mit Vittorio Gassman und Jean-Louis Trintignant. Ich kenne den Film, ich habe ihn damals im Kino gesehen, also in dem damals, in dem ich noch so aussah wie Jean-Louis Trintignant. Ich habe auch eine DVD, italienischer Originalton. Ich hab zwar ein paar Italienischkurse an der Uni belegt, weil Professor Tintelnot der Meinung war, man könne kein Kunsthistoriker sein, wenn man kein Italienisch könne, aber doll ist mein Italienisch nicht. Es gibt neben Gassman und Trintignant auch eine Menge schöner Frauen in dem Film. Diese hier erscheint nicht auf der Liste der Darsteller bei dem ansonsten guten Wikipedia Artikel, aber ich glaube, es ist Edda Ferronao.
Auch nicht im Wikipedia Artikel erwähnt wird Annette Stroyberg, deretwegen sich Roger Vadim von Brigitte Bardot scheiden ließ. Als Annette Vadim war sie in Les Liaisons Dangereuses zu sehen gewesen. Sie hat im Film nur eine kleine Rolle als deutsche Touristin. Aber wir haben im Film auch noch Luciana Angiolillo, Catherine Spaak und Mila Stanic.
Der schüchterne Jurastudent Roberto (Trintignant) wird keine abbkommen, auch sie hier (Mila Stanic) nicht. Der Lebemann und Prahlhans Bruno (Gassman) mit seinem Lancia Aurelia bekommt auch keine, obgleich er in seinen Erzählungen einer zweiter Don Juan ist. Der Film, zu dem Fellinis Freund Ettore Scola das Drehbuch schrieb, ist eine hektische Fahrt auf der Überholspur vom menschenleeren ✺Rom in die Toscana, durch ein Italien des Wirtschaftswunders. Der Film hat manches mit den Filmen von Fellini und Antonioni gemein. Über Antonioni sagt Bruno im Film großspurig: Antonioni? Bei L’éclisse bin ich sanft eingeschlummert. Ein großartiger Regisseur!
Il Sorpasso gilt als ein Meisterwerk Dino Risis. Martin Scorsese hat den Film, der den englischen Verleihtitel The Easy Life hatte, auf die Liste der ihm wichtigsten italienischen Filme gesetzt: Perhaps the least famous movie on the list, 'The Easy Life' is carried to classic status by the chemistry of its two male leads, Jean-Louis Trintignant and Vittorio Gassman. Trintignant plays Roberto, a young and painfully shy law student, studying for an important exam. Looking out his window he notices Bruno (played by Gassman) and his stylish Lancia. Bruno needs to make a phone-call and Roberto offers him to come up. Soon after, Bruno offers Roberto to come for a drink. However, there’s nowhere in the city to drink, because everyone is away on holiday. Not to be put off by this, Bruno decides to take Roberto on a road trip into the country.side. So begins a messy odd-couple friendship.
As usual with this form of comedy, the plot is driven by the polar opposition of the two characters, and elicits sympathy at those brief moments when their common humanity is revealed. While the movie is often seen as a commentary on Italy’s 'economic miracle', it is not an overtly satirical film. Both characters are treated with tenderness, and both actors were already known for their abilities to charm audiences. But the film does display a suspicion, especially considering it’s final scene, towards Italians’ increasing individualism and consumerism.
Wenn Ihnen das Fernsehprogramm heute und morgen nicht gefällt, dann habe ich hier ✺Verliebt in scharfe Kurven für Sie.
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