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Dienstag, 9. Mai 2023

Bremen, 8. Mai 1945

Am 8 Mai 1945 war der Krieg zu Ende. Vierzig Jahre danach sagte der Bundespräsident Richard von Weizsäcker in einer Feierstunde: Wir Deutsche begehen den Tag unter uns, und das ist notwendig. Wir müssen die Maßstäbe allein finden. Schonung unserer Gefühle durch uns selbst oder durch andere hilft nicht weiter. Wir brauchen und wir haben die Kraft, der Wahrheit so gut wir es können ins Auge zu sehen, ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit. Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mußten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen. Sie können die ganze Rede hier lesen. Es lohnt sich, das zu tun.

Das war zu einer Zeit, als sich viele, die die Schrecken des Krieges und der Verfolgung erfahren hatten, noch genau daran erinnern konnten. Man vergisst das nicht, auch wenn man vieles vergessen wollte. Wir sitzen in ein paar Stuben, und diese paar Stuben sind nun der Magnet der Hoffnung und Verzweiflung der Deutschen geworden, sagte der gerade gewählte Bundespräsident Theodor Heuss, als er sich aus dem Stuttgarter Landtag verabschiedete: Die ganze deutsche Not, in Einzel- und Gruppenschicksalen schlägt Tag um Tag an unsere Tür – es ist kein fröhliches Amt. Aber doch spüre ich, daß sein Sinn als Amt vom Volke heute begriffen ist.

Ein gewisser Björn Höcke war damals noch nicht geboren, er war zwölf Jahre alt, als Weizsäcker seine Rede hielt. Heute verkündet der vom Schuldienst beurlaubte Sportlehrer, dass Weizsäckers Rede zum 8. Mai 1945 eine Rede gegen das eigene Volk und nicht für das eigene Volk war. Er sprach in seiner Rede auch von einer dämlichen Bewältigungspolitik, die uns heute angeblich lähmt. Und er hat auch noch gesagt: es sind nur willensstarke Menschen, die Geschichte schreiben, und das wollen wir tun. Liebe Freunde, die Bundespräsidenten dieser Republik, die haben keine Geschichte geschrieben, und sie haben sehr wenig bedeutsame Reden gehalten. Und was war mit der Rede, die Theodor Heuss 1952 in Bergen-Belsen gehalten hat? Wer hier als Deutscher spricht, muss sich die innere Freiheit zutrauen, die volle Grausamkeit der Verbrechen, die hier von Deutschen begangen wurden, zu erkennen, hat er gesagt. Und er fügte den für die damalige Zeit unglaublichen Satz hinzu: Wir haben von den Dingen gewusst. Die Höckes und Gaulands dieser Welt werden keine Geschichte schreiben. Nicht mal eine Fußnote.

Als der Krieg zuende war, ist mein Opa von Bad Essen aus, wo wir untergekommen waren, nach Vegesack marschiert. Er wollte sehen, ob sein Haus in der Weserstraße noch stand. Im Ersten Weltkrieg war er Hauptmann in der Armee seines Kaisers gewesen. Jetzt war er fünfundsechzig und nicht mehr so gut zu Fuß; für die Strecke von mehr als hundertundzwanzig Kilometern hat er beinahe eine Woche gebraucht. Irgendwo zwischen Ritterhude und Lesum hat er auf dem Lesumdeich einen Bekannten getroffen und ihn nach der Lage in Vegesack befragt. Der hat ihm gesagt, er solle bloß wieder umkehren, nach Vegesack käme niemand mehr rein. Schon gar nicht in die Weserstraße, die hätten die Amerikaner besetzt. Und den Hof von Redeker hätten sie mit Stacheldraht eingezäunt und zum Gefangenenlager gemacht. Aber ihr Haus steht noch, Herr Lehrer, sagte der Mann, der einmal, wie so viele im Ort, Opas Schüler gewesen war. Mein Opa marschierte nach Bohmte zurück.

Als die 43. Wessex Division, die zu General Brian Horrocks' 30. Corps gehört, im April 1945 kommt, sind in Bremen alle Weserbrücken gesprengt. Die letzten beiden Brücken hat der Kampfkommandant am 25. April um 11.30 sprengen lassen. Den Tag davor hatte es noch zwei Luftangriffe gegeben. Das waren die Angriffe Nummer 172 und 173 auf die Stadt. Es waren die letzten in diesem Krieg. Am Nachmittag heulten die Luftschutzsirenen noch ein letztes Mal, das 1.233. Mal in dem Krieg, aber es hatte keinen Angriff mehr gegeben. Als die Große Weserbrücke (die damals Lüderitzbrücke hieß) und die Kaiserbrücke gesprengt werden, hat die 52. Lowland Division schon Hemelingen erreicht und steht da, wo die Borgward Werke sind (wo heute das Daimler Benz Werk ist).

Ich besitze eine Zeichnung von dem Bremer Maler Emil Mrowetz, die er einmal meinem Vater geschenkt hat. Sie ist signiert Zerstörte alte Weserbrücke 1945. Nur das Brückenportal mit den beiden Löwen, die das Bremer Stadtwappen halten, ist unversehrt. Dahinter sind nur noch von den Explosionen der Sprengung aufgebogene Stahlträger zu sehen. Aber die Alte Weserbrücke interessiert den Generalleutnant Brian Horrocks (der in dem Film A Bridge too Far von Edward Fox gespielt wird) wenig. Die Engländer sind schon längst in Hoya über die Weser gekommen, also da unten, wo ich mit der Bundeswehr zwanzig Jahre später Weserübergänge üben darf. Seit Karl dem Großen sind Weserübergänge für Armeen nicht aus der Mode gekommen.

Der Kampfkommandant der Hansestadt, der erst seit drei Wochen in Bremen ist und die Stadt nicht kennt, glaubt aus unerfindlichen Gründen, die Engländer würden bei Vegesack die Fähre über die Weser nehmen. Da sind zwar Engländer, die von Zeit zu Zeit den Ort beschießen (und das auch noch über die offizielle Waffenruhe vom 27. April hinaus), aber die bleiben erst einmal in Lemwerder. Die Masse der Armee hat einen anderen Weg genommen. Die Überschwemmungsgebiete links der Weser zwischen Huchting und Dreye haben die Schotten und Engländer der 3. Division nicht aufhalten können. Am Mittag des 25. April haben sie schon den Flugplatz Neuenlander Feld erreicht. Seit der Landung in der Normandie hat die 3. Division 2.586 Tote und über 12.000 Verwundete zu beklagen. Bei Waterloo waren es weniger.

Zum ersten Mal seit der General Tettenborn Bremen von den Franzosen befreit hat, sind wieder fremde Soldaten auf Bremer Boden. Der Kampfkommandant von Bremen ist in den letzten Kriegswochen ein Generalleutnant namens Fritz Becker, der unter extremem Wirklichkeitsverlust leidet. Er will in seinem Hauptquartier im Haus des Werftdirektors Franz Stapelfeldt (Parkallee 95) Bremen bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone verteidigen. Das hatte auch der Gauleiter Paul Wegener befohlen, aber der hat sich schon nach Flensburg zu Dönitz abgesetzt. Militär und Nazis sitzen in Bremens feinster Gegend. Das vornehme Schwachhausen ist kaum bombardiert worden. Den Bomben zum Opfer fallen die Arbeiterviertel neben den Werften an der Weser. Von dem Haus in Walle, wo mein Vater vor dem Krieg gewohnt hat, ist bis auf die Grundmauern nichts übrig geblieben.

Währenddessen radeln Bremer Senatoren mit dem Fahrrad den Engländern entgegen, um die Übergabe der Stadt vorzubereiten. Die Ecke beim Bunker, wo der Bürgerpark an den Stern und die Hollerallee angrenzt, haben die ersten englischen Truppen von der Somerset Light Infantry den Hyde Park Corner genannt. Der Stellvertreter Beckers, ein Generalmajor Werner Siber, der im Bunker gegenüber der Benquestraße sitzt, ergibt sich als erster mit seinem Stab (zwei Fußballmannschaften stark) den Engländern. Der Boden des kleinen Bunkerraums, in dem sie hocken, ist übersät mit leeren Sektflaschen.

Einige deutsche Offiziere und der Präses der Handelskammer Karl Bollmeyer wollen den starrsinnigen General Fritz Becker in der Stapelfeldt Villa erschießen. Aber das verbietet ihnen die Hausherrin, deren Ehemann gerade erst aus der Gestapo-Haft in sein Haus zurückgekehrt ist: Machen Sie das irgendwo, wo Sie wollen, aber nicht in unserem Haus. Es kommt leider nicht dazu. Obwohl die englischen Panzer schon den Sielwall auf und ab fahren, will der Ritterkreuzträger Becker offiziell immer noch nicht kapitulieren. Er ist inzwischen in den Bunker der 8. Flakdivision an der Einmündung der Emmastraße in die Parkallee umgezogen.

Es bleibt ihm dann aber nichts anderes übrig, als sich zu ergeben. Am frühen Morgen des 27. April holt ihn das Wiltshire Regiment aus seinem Bunker. General Fritz Becker wird sich mit dem Hitlergruss in die englische Gefangenschaft verabschieden. Kein Stil. Kein Bremer. Wie die Bundeswehr 1967 auf die bescheuerte Idee kommen konnte, diesem Mann ein Ehrenbegräbnis auszurichten, kann ich bis heute nicht verstehen. Aber es ist die Zeit, in der sich die Armee mit einem konservativen backlash von Baudissins Idealen der Inneren Führung verabschiedet. General Brian Horrocks wird in Bremen zum ersten Mal einen Eindruck davon bekommen, welche Auswirkungen die 173 Bombenangriffe der Allierten gehabt haben. Dass das Ergebnis so fürchterlich aussieht, hat er sich nicht vorstellen können.

Sein Mitleid hält sich allerdings in Grenzen, wenn er drei Tage später bei der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Sandbostel nördlich von Bremen auf KZ-ähnliche Verhältnisse trifft. Die englische Armee befreit beinahe 50.000 halbverhungerte Gefangene. Nach Sandbostel waren im April auch Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Farge, die dort den U-Boot Bunker und beim Bremer Vulkan die U-Boote bauten, gebracht worden. Von den etwa 9.000 Häftlingen, die Sandbostel erreichten, starben bis zur Befreiung des Lagers etwa 3.000 an Unterernährung, Krankheiten und Erschießungen durch die SS.

Sir Brian Horrocks, der im Ersten Weltkrieg Kriegsgefangener der Deutschen (und der Russen) war, wird in seiner sehr lesenswerten Autobiographie A Full Life über seinen Schock im Lager Sandbostel schreiben. Davon haben die deutschen Generäle Siegfried Rasp vom Korps Ems und Ernst Busch von der Heeresgruppe Nordwest, die sich Horrocks am 3. Mai ergeben, natürlich nichts gewusst. Das ist jetzt eine gefährliche Krankheit, diese Ahnungslosigkeit, die sich unter deutschen Militärs und Politikern geradezu epidemisch ausbreitet. Je mehr Sterne man auf der Schulter hat, desto weniger hat man gewusst. Der Feldmarschall Ernst Busch, einer der treuesten Anhänger Hitlers, wird wenig später in englischer Gefangenschaft an gebrochenem Herzen sterben.

Horrocks ist dann mit seinem 30. Corps von Sandbostel nach Cuxhaven vorgestoßen. Nach Hamburg darf er nicht, das will Montgomery mit seiner 21st Army Group selbst erobern. Irgendwie schien Horrocks sich da oben im Land Wursten zu langweilen. Er ist von Cuxhaven aus nach Helgoland gefahren, um sich den traurigen Rest der Insel nach dem Bombardement der Royal Air Force vom 18. April 1945 anzugucken (das Photo ist aus dem Jahre 1952, als die Engländer die Insel zurückgaben). Da die Royal Navy Cuxhaven noch nicht eingenommen hatte und kein englisches Kriegsschiff zur Verfügung stand, fuhr er mit einem deutschen Schnellboot, das bei Lürssen in Vegesack gebaut worden war. Ein Jahrzehnt später durfte Lürssen die Dinger dann wieder für die Bundesmarine bauen.

Da man für den Ausflug von Horrocks keine englische Kriegsflagge auftreiben konnte, geschah das Ganze unter deutscher Flagge. Die letzte Aktion der deutschen Kriegsmarine. Und dann muss sich der deutsche Kapitänleutnant noch von einem englischen General sagen lassen, dass die vier Begleitboote keine exakte Formation halten könnten (auf der Rückfahrt konnten sie es). Nach dieser letzten Fahrt unter deutscher Flagge durfte die deutsche Marine Minen räumen. Da hatten sie zwar englische Flaggen, durften aber noch ihre alten blauen Marineuniformen tragen. Allerdings ohne das Hakenkreuz.

Zur Überraschung der Bremer blieben die Engländer nicht in Bremen. Denn am 27. April, dem Tag, an dem in Bremen der Krieg offiziell zu Ende war, kommen auch die ersten Amerikaner an. Die Amerikaner wollten die Stadt (Bremerhaven als Port of Embarcation inklusive) als Nachschubbasis für ihre Truppen in Deutschland haben. Am Montag, dem 30. Mai, musizierte noch eine schottische Militärkapelle mit ihren Dudelsäcken auf dem Markt, am nächsten Tag wurden aber schon die ersten amerikanischen Flaggen an offiziellen Gebäuden gesehen. Und das Rathaus wird zu einer Bierhalle für die amerikanische Armee: GI Joe's Number 1 (die Vegesacker Strandlust wird GI Joe's Number 2).

Mit dem Einzug der Amerikaner wurde die Stadt zur Amerikanischen Enklave, die wenigen Autos, die den Krieg überlebt hatten, bekamen 1946 die Autonummer AE. Meine Mutter hatte ihr Auto bei Kriegsbeginn auf der Bürgerweide, wo heute der Bremer Freimarkt stattfindet, abstellen müssen. Sie bekam eine Quittung, aber den Wagen hat sie nie wiedergesehen.

Alles um Bremen herum war unter englischer Verwaltung und hieß jetzt Britisch Niedersachsen (Autonummer BN). Also Lemwerder zum Beispiel, wo die Yachtwerft von Abeking & Rasmussen war. Als ein amerikanischer Offizier, der begeisterter Segler war, 1945 entdeckte, was da auf der anderen Weserseite war, hat er die ganze Werft erstmal mit Off Limits und Out of Bounds Schildern zugepflastert. Und alle Yachten für recreational purposes beschlagnahmt. Die Engländer, die das gleiche vorhatten, kamen einen Tag zu spät. Die hatten natürlich auch jemanden, der ein Exemplar von Uffa Fox’ Buch über Segelboote besaß. Die Amerikaner werden übrigens eines Tages alle beschlagnahmten Boote zurückgeben. Bis auf eins. Angeblich von Engländern geklaut.

Obgleich die Engländer eigentlich schon genügend Segelboote besaßen. General Horrocks hatte nämlich bemerkt, dass alle Segelyachtbesitzer ihre Boote in den kleinen Nebenflüssen der Weser versteckt hatten, die jetzt alle unter englisches Hoheitsgebiet fielen. Er hat alle requiriert, die Hälfte davon musste er allerdings willy nilly später an die Royal Navy abgeben. Die wollten auch segeln. In Kiel war das ähnlich, die Engländer richteten im Kieler Yacht Club ihre erste Kommandantur ein und tauften den Club in British Kiel Yacht Club um, und beschlagnahmten alle Segelyachten. Hermann Görings Yacht Flamingo (auch bei Abeking & Rasmussen gebaut) werden sie erst 2016 bei ihrem Abzug von der Förde zurückgeben.

Meine Mutter hat es den amerikanischen Besatzern nie verziehen, dass sie das Meißner Porzellan geklaut haben und das Klavier aus dem Fenster geworfen haben. Der Rahmen ist zwar geschweißt worden, aber es klang danach immer etwas schräg. Aber unser Haus in der Weserstraße hatte außer kleineren Bombenschäden am Dach den Krieg überstanden, und als eines Tages die amerikanischen Besatzer das Haus räumten, hatten wir wieder eine eigene Bleibe. Wenn auch ohne das Meißner Porzellan. Hunderttausende waren nicht so glücklich wie wir.

Am 8. Mai 1945 ist der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Für den Bremer Lokalhistoriker Herbert Schwarzwälder ist das in einem Ausblick betitelten Kapitel seiner vierbändigen Geschichte der Freien Hansestadt Bremen keine Befreiung gewesen. Bei aller Faktenhuberei, die sein Werk charakterisiert, ist sein Band IV Bremen in der NS-Zeit (1933-1945) doch eine zweifelhafte und letztlich klägliche Sache. Sehr viel besser ist da das Buch Bremen im Dritten Reich: Anpassung - Widerstand - Verfolgung von Inge Marßolek und René Ott. Keine Geschichte der Gauleiter wie bei Schwarzwälder, sondern eine Geschichte von unten. Die Historiker haben es versäumt, rechtzeitig alles aufzuschreiben. So in der Art von Tom Harrissons Mass Observation in England.

Meine Jugend war das Nachkriegsdeutschland, waren Ruinen, gerettete Photoalben und viele Erzählungen. Alle erzählten vom Krieg. Wenige von der Zeit vorher. Was wäre das für ein Material gewesen, wenn ein Historiker das damals aufgeschrieben hätte! Später in der Oberschule hatte dieser Krieg, dessen Auswirkungen wir alle noch kannten, beinahe nicht stattgefunden. Da gab es den Punischen Krieg, da lasen wir Caesars De Bello Gallico, aber das Kriegsende in Bremen war kein Thema des Unterrichts.

Meine Cousine Hannelore hat mir vor Jahren ein kleines Büchlein geschenkt, wofür ich ihr ewig dankbar bin. Es heißt Kriegsende 1945: Vegesack und umzu und enthält Erinnerungen, die von den Bewohnern des Ortes aufgeschrieben worden waren. Ich habe beinahe alle, die hier schrieben, noch gekannt. Manches davon kann man nicht glauben, weil es nicht wahr ist. Wie zum Beispiel der Direktor des Bremer Vulkans, der vormalige Wehrwirtschaftsführer Robert Kabelac, der sich hier persilrein wäscht. Aber das meiste ist völlig ehrlich. Unverfälscht und unredigiert, so wie jeder dachte und wie er es erlebt hatte. Ich wollte, es gäbe mehr von solchen Büchern. Man wünschte sich auch im Internet mehr solcher Texte wie diesen hier. Aber stattdessen findet man im Internet den Krieg, das Militär und die Nazis verherrlichende Seiten bis zum Abwinken. Was Walter Kempowski mit seinem Echolot angestoßen hat, war schon die richtige Idee. Was Guido Knopp im ZDF serviert hat, sicherlich die falsche. Es ist neuerdings chic geworden, von Erinnerungskultur zu reden. Ich finde das ein fürchterliches Wort. Wir sollten einfach nicht vergessen. Punkt, Ausrufezeichen. Oder, wie es in Kiplings Recessional heißt: Lord God of Hosts, be with us yet, Lest we forget—lest we forget!

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