Mittwoch, 16. August 2017

Bremerhaven


Es gibt heute einen Anlass, einmal kurz über Bremerhaven zu reden. Liegt in Niedersachsen, gehört aber zu Bremen. Bremer fuhren da nur hin, um an der Columbuskaje das Schiff zu besteigen, dass sie nach ▹Helgoland bringen würde. Als ich klein war, begann Bremerhaven mit dem wunderbaren Schild ▹Schlotterhose & Co und hörte mit der Columbuskaje auf. Die ist das bedeutendste Kulturdenkmal von Bremerhaven, sonst ist in Fischtown nicht so viel los. Aber ich habe hier ein schönes Hafenbild von dem Bremerhavener Maler Paul Ernst Wilke. Und da ich bei Hafenbildern bin, möchte ich noch auf die Ausstellung der Bilder des Marinemalers Robert Schmidt-Hamburg hinweisen, die noch bis zum 29. Oktober im Warleberger Hof in Kiel ausgestellt sind. Lohnt sich nicht wirklich, es gibt bessere Marinemaler.

Der deutsche Regissseur Peter F. Bringmann hat Filme für Fernsehreihen wie ▹Ein starkes Team, ▹Tatort und Wilsberg gedreht. Das bringt sicher schönes Geld. Als Bringmann seine Karriere begann, drehte er schöne Filme. Wie zum Beispiel 1983 die ▹Heartbreakers, die schon in dem Post ▹Ingeburg Thomsen erwähnt werden. Vier Jahre vor dem Film über die kleine Band, die nach oben will, hatte Bringmann den Film Der Tag, an dem Elvis nach Bremerhaven kam (hier ein Filmphoto) gedreht. Das Drehbuch zu dem Film kam von keinem Geringeren als Horst Königstein, der kam aus Bremen, der wusste, wo Bremerhaven war. Als Bringmanns Film in die Kinos kam, war Elvis schon tot.

Elvis kam 1958 mit der USS General Randal nach Bremerhaven, den Seesack vorschriftsmäßig geschultert. Während der Überfahrt hatte er seine Kameraden unterhalten, indem er Klavier spielte. Die Army hatte ihm einen Job als Entertainer in den Special Services angeboten, aber das hat er abgelehnt, er wollte ein normaler GI sein. Er wollte auch diesem jungen Mann ein Autogramm geben, aber dazu ist es nicht ganz gekommen (lesen Sie hier die ganze Geschichte).

Bremerhaven ist nach 1945 für die Amerikaner der wichtigste Hafen in Europa. Der Hafen, der das Letzte von Deutschland für die Auswanderer des 19. Jahrhunderts war (wenn ihr Schiff nicht schon auf den ▹Ostfriesischen Inseln strandete), wird jetzt zum ▹Port of Embarkation für die Amerikaner. Zuerst waren ja, genau wie in Bremen, die ▹Engländer hier, aber die Amerikaner haben ihnen klargemacht, dass die Hansestadt Bremen und Bremerhaven nichts für sie seien.

Die Limeys können ganz Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben, aber nicht Bremen. Vom Kriegsende bis zur Ankunft von Elvis werden mehr als 10 Millionen Tonnen Güter, mehr als dreieinhalb Millionen Menschen und 200.000 Privatfahrzeuge ausgeladen. Selbst die Güter für die Berliner Luftbrücke kommen über Bremerhaven. Die ▹Columbuskaje, wo Elvis ankommt, und der Columbusbahnhof, wo er in den Zug steigt, heißen heute Columbus Cruise Center. Es ist immer schön, wenn die Dinge einen englischen Namen bekommen. Na ja, Kiel hat jetzt ja auch den Zusatz Sailing City.

Die Bremer Polizei hat neue Uniformen bekommen, dunkelblau mit einem silbernen Schild auf der Brust, sieht nach einem überdimensionierten Sheriffstern aus (später wird die Gewerkschaft gegen dieses amerikanische Relikt Sturm laufen). Dieser Beamte trägt schon eine Schirmmütze, aber bei uns im Ort liefen die Schupos noch mit dem Tschako herum. Die Polizisten haben wenig zu sagen, die Herren mit den weißen Mützen (oder den Helmen auf denen MP steht) haben das Sagen. Als uns in Bremerhaven ein amerikanischer Armeelaster den ganzen Chrom vom neuen Opel Olympia an der Fahrerseite abfährt und ohne anzuhalten verschwindet, fährt mein Vater zur nächster Polizeiwache. Der Beamte, der das Ganze unwillig aufnimmt, lässt sich am Ende des mit zwei Fingern getippten Protokolls zu dem Satz hinreißen: Na ja, sie sind schließlich die Sieger.

Elvis Presley ist heute vor fünfzig Jahren gestorben, er war 42 Jahre alt. Viele seiner Fans haben nicht an seinen Tod geglaubt, es gibt da die wildesten ▹Theorien. Mir wurde gestern erzählt, dass Elvis zusammen mit Hitler und Kennedy auf einer Südseeinsel lebt. Solche Geschichten halten sich ja beharrlich. Die Geschichte steht übrigens auch in dem Buch Elvis’ Tod: Szenen aus meinem Leben von Michael Schulte.

Ich war noch keine Woche Blogger, als ich am 8. Januar 2010 zum 75. Geburtstags des Kings den Post ▹Elvis ins Netz stellte. Ich kann jetzt nicht zu meiner üblichen Lamentatio anheben, dass den niemand gelesen hat. Nein, der wurde schon gelesen. Aber ich stelle ihn heute, am fünfzigsten Todestag von Elvis noch einmal hier her. Der Post ist ein klein wenig ironisch, aber das werden die Elvis Fans abkönnen.

Wenn man König ist, hat man ein großes Anwesen. Das kann man Graceland nennen, oder Neverland oder Xanadu. Wenn man das Anwesen geerbt hat, kann man ihm keinen neuen Namen geben. Dann heißt es weiterhin Balmoral oder Buckingham Palace, und man darf es nicht Disneyland taufen. Wenn man König ist, hat man keinen Nachnamen, dann heißt man nur Elvis oder Elisabeth. Wenn man kein ganz so richtiger König ist, dann heißt man Lotto King Karl oder Michael Jackson, the King of Pop. Wenn man König ist, fährt man ganz große Automobile. Wenn man König von Graceland ist, kommt die Karosserie der Autos bestimmt nicht von Mulliner Park Ward. Wenn man König von Graceland oder Neverland ist, nimmt man ganz viele Drogen. Die bringen einen dann um, nur nicht den König von Graceland. Der ist unsterblich. Wenn man König von England ist, nimmt man nur einen Gin Tonic zu sich. Bestenfalls schmiert man sich wie Philip die gichtigen Knöchel mit Butazolidin ein, mit dem man vorher die lahmen Pferde kuriert hat. Zusammen mit einem Single Malt reicht das auch für einen Trip. Wenn man König von Graceland ist, hat man beinahe so viel Diener wie der König von England. Aber man hat viel mehr Fans. Wenn man als König auf der Bühne lasziv mit der Hüfte wackeln kann, kriegt man ganz viele Frauen. Auch blonde Schnuckelchen wie Cybill Shepherd. Wenn man nur den Moonwalk kann, kriegt man überhaupt keine Frauen und muss die Tochter vom König von Graceland heiraten. Wenn man König von England ist, wird man General und Admiral und Ehrenoberst vieler Regimenter. Der König von Graceland ist nur Private First Class, aber er darf soviel Phantasieuniformen tragen, wie er will.

Der King wird heute 75. Wenn Sie ihn sehen: don't step on his blue suede shoes!

1 Kommentar:

  1. Vor langer Zeit habe ich mal nachgesehen, was Sie am Anfang so fabrizierten. Da fiel mir der Post schon auf. Und gelacht habe ich auch.

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