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Freitag, 22. Mai 2020

Willy Stöwer


Willy Stöwer, der am 22. Mai 1931 starb, war ein deutscher Marinemaler der Kaiserzeit. Er war der Lieblingsmaler von Wilhelm II, den er häufig an Bord eines Schiffes begleitete. Dieses Bild hat er seinem Kaiser zum Geburtstag geschenkt. Versehen mit der Widmung: Seinem allergnädigsten Kaiser erlaubt sich zum 27. Jan. 1915 in deutscher Treue und Liebe alleruntertänigste Glückwünsche zu Füssen zu legen Willy Stöwer. Der englische Schlachtkreuzer HMS Lion wird hier in der Schlacht auf der Doggerbank zwar schwer getroffen, sinkt aber nicht. Bei der Skagerakschlacht ist er wieder dabei.

So solide hätte man die Titanic (zu der es hier den Post A night to remember gibt) auch bauen sollen, deren Untergang Stöwer hier gemalt hat. Alles an dem Bild, das millionenfach verbreitet wird, ist falsch, wie Fachleute konstatiert haben. Es waren beim Untergang keine Eisberge um das Schiff herum, und der vierte Schornstein war eine Attrappe, da kommt kein Rauch heraus.

Die Marine war das Lieblingsspielzeug des letzten deutschen Kaisers. Als er drei Jahre alt war, hat er von seiner Tante, der Königin Victoria, einen Matrosenanzug geschenkt bekommen. Wenn er groß ist, trägt er eine Admiralsuniform. Natürlich die eines Großadmirals. Und er will große Schlachtschiffe haben wie seine englischen Verwandten, die die Royal Navy kommandieren. Ganz viele Schlachtschiffe. Zur Finanzierung des Bauprogramms wird die Sektsteuer erfunden. Die haben wir immer noch, obgleich wir keine Schlachtschiffe mehr haben. Wir haben nicht die Marinetradition, die die Engländer  haben. Zur Zeit von Admiral Nelson gibt es kein deutsches Schiff, das mit einer englischen Fregatte mithalten könnte. Eine Marine gibt es ganz kurz während der 1848er Regierung, als Admiral Rudolf Brommy eine kleine Flotte befehligen darf. Wenig später kommt die bei einer Auktion unter den Hammer. Das, was der amerikanische Admiral Alfred Thayer Mahan (den man the Clausewitz of the sea nannte) mit seinem Buch The Influence of Sea Power upon History angerichtet hat, ist jetzt auch bei Willem angekommen.

Satirisch beleucht wird der ganze nautische Größenwahn am besten durch dieses schöne Spottgedicht:

Was steigt denn da am Horizont
für´n schwarzer Rauch empor?
Es ist des Kaisers Segelyacht,
die stolze “Meteor”
Der Kaiser steht am Steuerrad,
Prinz Heinrich hält die Schot,
Und hinten hißt Prinz Adalbert
Die Flagge Schwarz-Weiß-Rot.
(Und achtern, tief in der Kombüse,
Brät Speck Victoria Louise!)
Ein Volk, dem solche Fürsten stehn,
Da hat es keine Not.
Deutschland kann niemals untergehen.
Es lebe Schwarz-Weiß-Rot.
So stehn wir an des Thrones Stufen,
Und halten ihn in Treue fest,
Und sind bereit, Hurra zu rufen,
Wo es sich irgend machen läßt.


Ich habe das schon in dem Post Max Oertz zitiert, stelle es aber gerne noch einmal hierhin, weil es so schön ist. Hier sitzt Professor Willy Stöwer vor der Leinwand. Den Professorentitel hat er von dem Großadmiral bekommen. Malerei studiert hat er er nie, er ist Autodidakt. Er malt immer die gleiche Sorte Bild, plakativ und dramatisch. Die Feinheiten von Wellen und Himmel, die die großen Marinemaler der Vergangenheit beherrschten, sind seine Sache nicht. Er hat einen Vertrag mit dem Schokoladefabrikanten Stollwerck für dessen Sammelbildserie er die ganze deutsche Flotte malt. Diese Bildchen liegen heute zuhunderten bei ebay rum. Keiner kauft die.


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