Sonntag, 14. August 2011

John Galsworthy


If the upper-middle class, with other classes, is destined to "move on" into amorphism, here, pickled in these pages, it lies under glass for strollers in the wide and ill-arranged museum of Letters. Here it rests, preserved in its own juice: The Sense of Property. So endet das Vorwort von John Galsworthy zu dem ersten Band der Forsyte Saga. Galsworthy, der heute vor 144 Jahren geboren wurde, ist nicht unbedingt mein Lieblingsautor. Aber ich habe ihn natürlich gelesen und besitze sogar ein halbes Dutzend der schönen alten Heinemann Ausgaben mit dem dunkelgrünen Leineneinband. Von den auf die Forsyte Saga folgenden Romanen, die unter dem Titel A Modern Comedy gesammelt sind, habe ich eine schöne Schweinslederausgabe. Nummer 514 von 1.030 Exemplaren. Von Galsworthy mit breiter Feder signiert und mit dem Satz versehen: Man of the world--Poor buttoned-up philosopher. Das stammt aus dem Theaterstück The Fugitive. Habe ich dank Google schnell gefunden, hätte ich sonst nicht gewusst, da ich mich in den Theaterstücken von Galsworthy nicht so auskenne. In den Short Stories auch nicht. Gebe ich gerne zu.

Aber die Forsyte Saga, die kenne und liebe ich. Und auch die zwei Romantrilogien (A Modern Comedy und End of the Chapter) danach, die das Schicksal der Forsytes verfolgen. Und natürlich habe ich die BBC Serie Ende der sechziger Jahre gesehen, schon allein wegen der schnuckeligen Susan Hampshire als Fleur. Man kann die heute noch auf sieben DVDs im Paket kaufen, es gibt natürlich eine neuere TV- Produktion (von Granada TV), aber da spielen natürlich Susan Hampshire, Kenneth More (als Jolyon Forsyte) und Eric Porter (als Soames Forsyte) nicht mit. Das Original lief in der BBC jeden Sonntag, sechsundzwanzig Folgen à fünfzig Minuten. Natürlich Schwarzweiß. Irgendwann hat man in einem Londoner Kino alle Folgen hintereinander gezeigt, und obwohl man dafür 24 Stunden auf den Beinen bleiben musste, war das Kino immer voll. Ich weiß nicht, ob die Granada TV Version von 2002 einen solchen Einfluss auf die Nation gehabt hat.

Wenn ich nun als eine Art visuellen Begleittext für die Lektüre von The Forsyte Saga eine DVD empfohlen habe, möchte ich noch ein Buch empfehlen, das eine Art Bilderbuch zu Galsworthys Familiengeschichte ist: John Fisher The World of the Forsytes (London: Secker&Warburg, 1976). Eine Art illustrierter Sozialgeschichte Englands vom Ende der viktorianischen Zeitalters bis in die zwanziger Jahre. Auch über dies Buch könnte man sagen, was Galsworthy über die upper middle-class sagte here, pickled in these pages, it lies under glass for strollers in the wide and ill-arranged museum of Letters. Here it rests, preserved in its own juice. Geschrieben von jemandem, der die upper middle-class kennt, weil er dazugehört. Und doch, wie Edward Garnett sagte (dem Galsworthy A Man of Property widmete), mit der Distanz eines Schriftstellers, der nichts vermochte als always look at life from the windows of a club. Eine wirkliche Tiefe seiner Romanfiguren wie sein Freund Joseph Conrad kriegt Galsworthy nicht hin. He was too much a moralist, too little an artist, and was utterly unconvincing whenever he tried to portray a complex mind, sagt Jocelyn Baines in seiner Joseph Conrad Biographie über Galsworthy.

Das soll jetzt nicht heißen, dass man Galsworthy den Nobelpreis für Literatur wieder wegnehmen sollte oder dass es sich nicht lohnte, The Forsyte Saga zu lesen (es lohnt sich auf jeden Fall). Aber sub specie aeternitatis heißt es, dass man nicht versuchen sollte, die Forsyte Saga auf das Niveau von Krieg und Frieden oder A la Recherche du Temps Perdu heben zu wollen. Womit ich nicht sagen will, dass Virginia Woolfes Bemerkung von that stuffed shirt, die sie beim Tode Galsworthys in ihr Tagebuch schrieb, berechtigt wäre. So nette Dinge, wie sie sie über Joseph Conrad gesagt hat, wären ihr bei Galsworthy nicht in den Sinn gekommen: For when the question is asked, what of Conrad will survive and where in the ranks of novelists we are to place him, these books, with their air of telling us something very old and perfectly true, which had lain hidden but is now revealed, will come to mind and make such questions and comparisons seem a little futile. Complete and still, very chaste and very beautiful, they rise in the memory as, on these hot summer nights, in their slow and stately way first one star comes out and then another.

Virginia Woolfe und D.H. Lawrence haben damit begonnen, den literarischen Ruf Galsworthys zu beschädigen. In David Daiches' recht zuverlässigem Penguin Companion to English Literature (1971) ist der Satz über die Forsyte Saga, the cycle is notable for its painstaking completeness than for any specific literary virtues, vielleicht das Ende eines langen Demontageprozesses. Aber das englische Publikum hatte mit der Reaktion auf die BBC Verfilmung gezeigt, dass man Galsworthys Werk immer noch liebte. Vielleicht deshalb, weil die Forsyte Saga (wie ein deutscher Kritiker einmal so nett sagte) die Mutter aller Seifenopern war.

1893 hatte Galsworthy in Adelaide einen jungen polnischen Kapitän kennengelernt, der als Erster Offizier auf der Torrens fuhr. Er hatte gerade seinen ersten Roman mit dem Titel Almayer's Folly geschrieben. Galsworthy wird dem mittellosen Polen Geld leihen, immer wieder. Aber der junge Seeoffizier, den wir als Joseph Conrad kennen, bringt den jungen Rechtsanwalt John Galsworthy auf den Weg zur Literatur. Die beiden werden ein Leben lang befreundet sein.

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