Donnerstag, 30. Januar 2014

Charlemagne


Roland mit de spitzen Knee, segg mol, deit di dat nich weh, war unsere Bremer Version des Rolandliedes. Weil wir ja in Bremen einen Roland haben und schon in der Volksschule alles über diesen treuen Paladin und angeblichen Neffen von Karl dem Großen lernten. Wie er in der Schlacht von Roncevalles vergeblich in sein Horn Oliphant blies, damit Karl ihn hören könne. Und zurückkäme, um seine Nachhut zu retten. Das Bild hier zeigt Karl den Großen, wie er seinem Grafen Roland das Horn und das Schwert Durendart übergibt. Es stammt aus der Weltchronik des Rudolf von Ems, die ein Rolandslied enthält, geschrieben von einem unbekannten Autor, dem man den Namen Der Stricker gegeben hat. Die plattdeutschen Knittelverse bestehen natürlich nicht nur aus den oben zitierten Zeilen. Vollständig heißt es: Roland mit dat kruse Haar, Wat he kickt so sunnerbar! Roland mit den Wapenrock Steiht so stief as wi een Stock. Roland mit de spitzen Knee, Segg maal, deit di dat nich weh.

Und dann gibt es da noch - bevor ich zum eigentlichen Rolandslied kommen kann - das Gedicht Roland, der Ries', am Rathaus zu Bremen von Friedrich Rückert, was angeblich ein Lied gegen Napoleon ist. Die Zeilen Wollten ihm Welsche Nehmen die Wacht und Wollten ihn Welsche Werfen in Nacht sollen sich dagegen richten, dass die Franzosen den Roland zerstückeln wollten. Rückert (der auch glaubte, dass Roland an langer Lanz lehnet) muss da etwas falsch verstanden haben: es sind nicht die Franzosen, die den Roland zerlegen und mit seinen Steinen den Marktplatz pflastern wollen. Es sind die Bremer Stadtplaner gewesen. Stadtplaner und Architekten sind ja für Städte ebenso verderblich wie Krieg und Bomben. Nach der lokalen Geschichtsklitterung soll eine Eingabe des amtierenden Maire von Bremen Dr Wilhelm Ernst Wichelhausen nach Paris die Zerstückelung der Statue verhindert haben. Weil er kurzerhand Roland zu einem Heiligen machte: A l'exception d'une ancienne statue colossale sur notre marché représentant saint Roland, patron de la ville de Brème, qui est sans la moindre valeur esthetique il n'existe pas même un monument public digne d'etre mentionné. Und gegen Heilige können die Franzosen ja nichts sagen.

Geht's noch? Was sollten Napoleon irgendwelche Heilige interessieren? Die Eingabe von Wichelhausen, Sohn eines Weingroßhändlers (also aus der Aristokratie Bremens) und Professor am Gymnasium illustre, bezieht sich auf einen ganz anderen Vorgang. Eine Anfrage der Franzosen aus dem Jahre 1811 nach eventuellen Kunstschätzen, die man abtransportieren könne. Da schreibt er, dieser Roland sei ja nur sans la moindre valeur esthetique, das lohne den teuren Transport nicht. Und er hat eigentlich gar nichts gegen die neuen Pläne zur Neugestaltung des Marktplatzes, die unter anderem der Architekt Jacob Ephraim Polzin vorgelegt hat. Doch Paris stoppt den Abriss des Roland. Hat ein Bürokrat gesehen, dass da mit Karls treuestem Paladin, dem Markgrafen der bretonischen Mark, ein kleiner französischer Nationalheiliger auf dem Bremer Marktplatz steht? Der französische ingénieur en chef des Département des Bouches du Weser legt Widerspruch gegen seine eigene Regierung ein und verteidigt den geplanten Abriss des Rolands noch im Jahre 1813. Jacob Ephraim Polzin darf den Marktplatz nicht mit dem Elmkalkstein und dem Obernkirchener Sandstein (den auch Bremer Stein nennt) pflastern, aus dem der Roland besteht. Aber er darf diese Bibliothek am Domshof bauen. Und später unsere Kirche in Vegesack, eine der wenigen klassizistischen Kirchen, die nicht von Schinkel gebaut wurde.

Aber der Roland bleibt stehen, kurz danach sind Tettenborn Kosaken in Bremen und der Roland wird zu einem Freiheitssymbol, sozusagen zu Bremens Freiheitsstatue. Ein halbes Jahrhundert lang feiert man den 5. November als Tag der wiedererstandenen Freiheit und schmückt die Statue mit Blumen. Heute hängt man dem steinernen Weltkulturerebe zur Zeit des Freimarkts ein Lebkuchenherz um, auf dem Ischa Freimaak! steht. Ischa auch scheun. Er hat ein stilles Lächeln auf dem Gesicht, er nimmt alles ungerührt hin. Auch damals, als vor seinen Augen die Bremer Straßenbahnunruhen tobten. Und an den Tagen, an denen Werder Bremer Deutscher Meister wurde (das  kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen), soll er auch - Wat he kickt so sunnerbar! - sein Gesicht nicht verzogen haben.

Wir sind in Bremen nicht die einzigen, die einen Roland haben. Es gibt solche Statuen in mehreren Orten in Deutschland. Zum Beispiel in Bederkesa oder in Bad Bramstedt, der Roland dort ist wahrscheinlich der nördlichste Roland. Es ist ein weiter Weg vom Tal von Roncevalles bis nach Bad Bramstedt. Der Roland von Bad Bramstedt ist auch schon alt, seit 1693 steht er da, vorher gab es hölzerne Rolande. Die hat es in Bremen auch gegeben, bevor man 1404 den steinernen Roland meißeln ließ. In einem Rechnungsbuch von 1405 kann man lesen: do na ghodes bord weren ghaen MCCCC und IIII ja, let dr rad to Bremen buwen Rolande von stene. Die Kosten wurden mit hundert unde seventich Bremer mark beziffert. Die Statue ist, bis auf die in den Jahrhunderten wechselnde Bemalung, beinahe noch original geblieben.

Nur den echten Kopf hat er nicht mehr, das Original ist heute im Bremer Focke Museum zu besichtigen. In Bremen hält sich hartnäckig das Gerücht, dass das Landesamt für Denkmalpflege noch einen zweiten Roland in Reserve hat, aber das ist nicht wahr. Rembrandts Nachtwache hat man im Zweiten Weltkrieg zusammengerollt und in den Dünen bei Heemskerk versteckt, später unter der Erde im Sint Pietersberg bei Maastricht. Der Bremer Roland wurde nicht abgebaut. Zuerst bekam er eine Holzverschalung, die danach zusätzlich mit Klinkern umgeben wurde. So hat er den Krieg unbeschadet überstanden. Besser als der Rest von Bremen.

Auf einer Tafel am Fuße des Rolands in Bad Bramstedt ist zu lesen: Symbol der Handelsgerechtsame im Ochsenhandel. Unser Bremer Roland hat natürlich nichts mit dem Ochsenhandel zu tun, er steht für die Freiheit der Stadt. Angeblich von Karl der Stadt verliehen: vryheit do ik ju openbar / d’ karl vnd mēnich vorst vorwar / desser stede ghegheuen hat. Steht drauf, muss wahr sein. Deshalb trägt Roland auf seinem Schild auch den Reichsadler, das Recht dazu verdankt Bremen einer gefälschten mittelalterlichen Urkunde. Manchmal wird die Symbolik auch etwas verändert wie auf diesem Photo. Da ist mir allerdings das Lebkuchenherz mit Ischa Freimaak! lieber.

Karl gilt auch als Gründer von Bremen, weil er seine Missionare wie Willehad, der der erste Bischof von Bremen wird, zu den heidnischen Sachsen geschickt hatte. Er soll das Christentum nach Wigmodia (die Gegend zwischen Weser und Elbe) bringen. Das ist das Friedlichste, was Karl anordnet, normalerweise kommt er ja mit einem Heer und schlägt die Sachsen. Oder veranstaltet das Blutgericht von Verden. Wenn man heute Karl den Großen als ersten Europäer feiert, dann muss man auch sehen, dass dieses Europa mit Blut erkauft wurde. Willehad ist ein Engländer gewesen, weshalb die Bremer bis heute diese Anglomanie haben. Ja gut, ich weiß, dass es England noch gar nicht gibt, aber er kommt wirklich aus Northhumbria. Wie sein Freund Alcuin, der der wichtigste kulturpolitische Berater Karls gewesen ist (und den Krieg gegen die Sachsen verabscheute). Man nannte ihn den gebildetsten Mann Europas, er war sicher der Baumeister der Karolingischen Renaissance. Hätte Karl ihn nicht gehabt, würden wir heute nicht von einem Pater Europae, sondern von einem fränkischen Barbaren sprechen.

Oben sind die Karl und Willehad auf einem Gemälde (vermutlich von Bartholomäus Bruyn) aus dem 17. Jahrhundert zu sehen, das das Bremer Rathaus schmückt. Die Sache mit dem ersten Bischof ist etwas umstritten, die Stiftungsurkunde des Bistums von 788 ist auf jeden Fall eine Fälschung aus späterer Zeit. In Bremen, wie immer es damals ausgesehen haben mag, ist der Frankenkaiser selbst nie gewesen. Da ist er nur auf dem Gemälde im Rathaus zu sehen und wie hier (wieder mit Willehad, der einst Widukind taufte) im Bremer Dom.

Und es gibt noch ein kleines Denkmal für Karl, errichtet von dem Marschendichter Hermann Allmers hinterm Deich in Rechtenfleth. Angeblich ist Karl dort mit seinem Heer über die Weser gekommen, was wie alle Geschichten, die sich um ihn ranken, natürlich auch nicht stimmt. Und das ist das Problem mit all den schönen Geschichten, die sich um Karl den Großen und um den Grafen Roland ranken: die meisten halten der genauen Überprüfung nicht stand. Im Heimatkundeunterricht war das alles so schön eindeutig:

Als Kaiser Karl die Bremer zu Christen machen wollte, gab er ihnen auch das Recht Markt und Gericht zu halten. Zum Zeichen dafür stellten sie ein steinernes Ritterbild auf den Markplatz, Roland genannt. Roland war ein treuer Begleiter seines Kaisers. Eines Tages zog der Kaiser mit seinen Soldaten in den Krieg gegen Spanien. Auf dem Rückweg teilte er das Heer in zwei Gruppen. Roland führte die Nachhut. Im Gebirge wurden sie von den Spaniern überfallen. Roland blies in sein Horn, um den Kaiser zu Hilfe zu rufen. Aber er blies so stark, daß seine Halsschlagader platzte. Als Karl mit seinen Soldaten zurückkam, war Roland schon tot. So steht es im Heimatkundeheft des achtjährigen Jay, sorgfältig vom Verfasser mit Buntstift koloriert. Das nächste Kapitel dieses kleinen Historienbuches heißt Gräfin Emma und der Krüppel, dieser Krüppel ist angeblich zu Füßen des Rolands zu sehen. Aber das ist eine andere Geschichte. Sie ist wahrscheinlich auch nicht wahr. In der Schule hat man Wahrheiten, später hat man nur noch Zweifel.

Das Horn Oliphant (ein Wort, dass von Elephant kommt, weil es aus Elfenbein ist) kommt in der Geschichte in meinem Heimatkundeheft nicht vor. Die Sache mit der Halsschlagader findet sich nicht in allen Quellen, nach anderen Darstellungen zerstört Roland vor seinem Tod (Sie können hier von einem Blogger namens Dikigoros eine etwas schräge, aber hochinteressante Seite dazu lesen) Horn und Schwert. In einer anderen Darstellung erschlägt er im Sterben noch einen Sarazenen mit seinem Horn. Im altfranzösischen Rolandslied (hier im Volltext mit englischer Übersetzung) kommt das Wunderhorn, das man so weit hören konnte, natürlich vor:

Cumpainz Rollant l'olifan car sunez:
Si l'orrat Carles, ferat l'ost returner, 
Succurrat nos li reis od tut sun barnet.»
Respont Rollant: «Ne placet Damnedeu
Que mi parent pur mei seient blasmet
Ne France dulce ja cheet en viltet!

Einz i ferrai de Durendal asez,
Ma bone espee que ai ceint al costet:
Tut en verrez le brant ensanglentet.
Felun paien mar i sunt asemblez:
Jo vos plevis, tuz sunt a mort livrez.


Wenn er jetzt das Horn blasen würde, hätte Karl ihn hören können (eine englische Übersetzung dieser Stelle finden Sie unter LXXXV. Aber das will Roland nicht, er will nicht in der Heimat als Feigling erscheinen, er will die Heiden sein Schwert Durendart kosten lassen. Heldentum und Nachruhm werden durch den Verzicht auf die Vernunft erkauft. Ritter wollen den Untergang, den dramatisch inszenierten Tod. Das können die Dichter auch besser verkaufen, vom Chanson de Roland bis zu Marion Zimmer Bradley. Bei einem Chronisten wie Einhard ist das alles nicht so spektakulär.

Da waren die Franken in das Tal hineingeritten, nichtahnend, dass die Basken (die sich Karl durch die Plünderung von Pamplona zu Feinden gemacht hatte) nur auf sie warten. Die haben das Hauptheer passieren lassen und stürzen sich jetzt auf den langsamen Tross und die Nachhut, drängen sie in die Tiefe des Tals und metzeln sie dann Mann für Mann nieder. Plündern den Tross und machen sich im Schutze der Nacht davon. Tausend Jahre später wird hier wieder eine Schlacht geschlagen, aber da sind die Gegner der Franzosen keine Sarazenen oder Basken, da sind es die Engländer unter dem Marquess of Wellington (hier im Bild).

Die Basken haben gegen Roland und sein Heer den Vorteil, dass sie die Gegend kennen und keine schweren Rüstungen tragen wie die Franken, die mit ihrer Reiterei auf diesem Grund und Boden geradezu unbeweglich sind. Des Königs Seneschall Eggihard, der Pfalzgraf Anshelm und Roland, Markgraf der Bretagne, werden mit vielen anderen fallen. Und man kann diese Schmach nicht einmal rächen, weil der Feind so schnell nach der Tat verschwunden war und es nicht den kleinsten Hinweis gab, wo sie seien: Neque hoc factum ad praesens vindicari poterat, quia hostis re perpetrata ita a dispersus est, ut ne fama quidem remaneret, ubinam gentium quaeri potuisset. So steht es bei Einhard in seiner Vita Karoli Magni, einer der Quellen für das Ereignis. Sparsam und nüchtern, alle Personen, die das Rolandslied bevölkern, fehlen hier. Lediglich eine Erwähnung des Hruodlandus Brittannici limitis praefectus. Wo ist der streitbare Bischof Turpin geblieben? Wo ist sein treuer Freund Olivier, der Roland drängte, das Horn zu blasen? Wo ist das Horn Oliphant? Das alles kommt später, wenn die Dichter die Geschichte erzählen.

Noch bevor das Chanson de Roland aufgeschrieben wurde, kann es mündliche Versionen gegeben haben. So findet sich im Roman de Rou des Wace die Erwähnung eines normannischen Barden namens Taillefer, der in der Schlacht von Hastings im Jahre 1066 ein Rolandslied singt:

Taillefer, qui mult bien chantout,
sor un cheval qui tost alout,
devant le duc alout chantant
de Karlemaigne e de Rollant,
e d'Oliver e des vassals
qui morurent en Rencesvals.


In Frankreich steht das Chanson de Roland, das im Verlaufe der Jahrhunderte zu einem Nationalepos wurde, noch auf dem Stundenplan der Schulen. Wenn man früher Romanistik studierte, musste man es auch kennen. Ich weiß noch, dass mein Freund Peter das in den Semesterferien übersetzte, das hielt mich davon ab, Romanistik zu studieren. Niemand hatte mir damals gesagt, dass man im Anglistikstudium Altenglisch (mit Willehad hätte ich mich prima unterhalten können) und Mittelenglisch lernen musste. Und Gotisch, Alt- und Mittelhochdeutsch im Germanistikstudium. Aus dem Mittelhochdeutschen stammt auch das Rolandslied des Pfaffen Konrad. Das gibt es natürlich auch in einer neuhochdeutschen Fassung, Sie können hier die Schilderung vom Tod Rolands lesen. Wenn Sie das Ganze auf Mittelhochdeutsch lesen wollen, auch das gibt es hier. Das Ganze gibt es hier auch gesungen. Und wenn Sie noch mehr Roland haben wollen, könnten Sie hier noch Ariosts Rasenden Roland lesen. Können Sie aber auch lassen, ich habe es nie zu Ende gelesen.

Wir haben in Bremen noch einen zweiten Roland, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Der wurde 1737 als Brunnenfigur in der Neustadt aufgestellt, wohin sich allerdings selten Touristen verirren. Er bekommt auch niemals ein Lebkuchenherz mit Ischa Freimaak umgehängt. Er stammt wahrscheinlich aus der im Teerhof gelegenen Werkstatt des Bremer Steinbildhauers Theophilus Wilhelm Frese. Der Rolandbrunnen wurde mit Versen von dem Sekretär des Bremer Rats Johann Hinrich Eggeling verziert:

Steh dan ruhig, Ruhland-Bild,
steh standvest und unerschüttert
unter Deines Kaysers Schild.
Las den Neid schon sein erbittert,
bleibt Dich Gott und Karol hold,
gläntst Dein Glück und Segenshold,
bis die ganse Rund zersplittert.


Das Rolandslied des Pfaffen Konrad, das des Strickers und die Verse Friedrich Rückerts sind nicht die einzigen Zeugnisse des Weiterlebens des bretonischen Grafen in der deutschen Literatur. Er taucht noch einmal an einer Stelle auf, die den Bremern meistens bekannt ist, nämlich in Hauffs Phantasien im Bremer RatskellerDas steinerne Auge des Ritters bekam Leben und Glanz, als er dies hörte, die gemeißelten Züge verschönerte ein sanftes Lächeln, und vergnüglich schaute er in den Becher. »Engelheim! du süßer, trauter Name!« sprach er, »Du edle Burg meines ritterlichen Kaisers; so nennt man also noch in dieser Zeit deinen Namen und die Reben blühen noch, die Karl einst pflanzte in seinem Engelheim? Weiß man denn auch von Roland noch etwas auf der Welt, und von dem großen Karolus, seinem Meister?« »Das müßt Ihr den Menschen dort fragen«, erwiderte Judas, »wir geben uns mit der Erde nicht mehr ab. Er nennt sich Doktor und Magister, und muß Euch Bescheid geben können über sein Geschlecht.« Der Riese richtete sein Auge fragend auf mich und ich antwortete: »Edler Paladin! Zwar ist die Menschheit in dieser Zeit lau und schlecht geworden, ist mit dem hohlen Schädel an die Gegenwart genagelt und blickt nicht vor-, nicht rückwärts, aber so elend sind wir doch nicht geworden, daß wir nicht der großen, herrlichen Gestalten gedächten, die einst über unsere Vatererde gingen und ihren Schatten werfen noch bis zu uns. Noch gibt es Herzen, die sich hinüberretten in die Vergangenheit, wenn die Gegenwart zu schal und trübe wird, die höher schlagen bei dem Klang großer Namen und mit Achtung durch die Ruinen wandlen, wo einst der große Kaiser saß in seiner Zelle, wo seine Ritter um ihn standen, wo Eginhard bedeutungsvolle Worte sprach und die traute Emma dem treusten seiner Paladine den Becher kredenzte. Wo man den Namen Eures großen Kaisers ausspricht, da ist auch Roland unvergessen, und wie Ihr ihm nahestandet im Leben, so enge seid Ihr mit ihm verbunden in Lied und Sage und in den Bildern der Erinnerung. Der letzte Ton Eures Hifthorns tönt noch immer aus dem Tal von Ronceval durch die Erde und wird tönen, bis er sich in die Klänge der letzten Posaune mischt.« »So haben wir nicht vergebens gelebt, alter Karl!« sprach der Ritter, »die Nachwelt feiert unsere Namen.«

Karl der Große ist heute vor 1.200 Jahren in Aachen, wo man schon das Karlsjahr eingeläutet hat (und Herman Van Rompuy den Karlspreis verleiht) gestorben. Nicht auf dem Schlachtfeld wie Roland, sondern im Bett. Wie man damals stirbt, wenn man ein Herrscher ist, hat uns der französische Historiker Georges Duby in Guillaume le Marechal oder der beste aller Ritter eindrucksvoll vor Augen geführt. Eindrucksvoller und lebendiger ist selten das Mittelalter zugänglich geworden, schrieb damals der Rezensent der FAZ. Ich zitiere mal eben ein Häppchen aus Dubys Buch: Die schönen Tode in jener Zeit sind Feste; sie entfalten sich wie auf einer Bühne vor einer Vielzahl von Zuschauern, die jede Geste, jedes Wort aufmerksam verfolgen, die vom Sterbenden erwarten, daß er zeigt, was er gilt, daß er seinem Rang gemäß spricht und handelt. Wir, die wir nicht mehr wissen, was der prunkvolle Tod ist, die wir den Tod verstecken, ihn wie eine peinliche Angelegenheit hinter uns bringen, verfolgen wir Schritt für Schritt, in den Einzelheiten seines Ablaufs, das althergebrachte Ritual des Todes, der kein verstohlener Abgang war, sondern eine langsame, geregelte, geordnete Annäherung, Vorspiel, feierlicher Übertritt von einem Zustand in einen anderen, ebenso majestätisch wie der Einzug der Könige in ihre guten Städte. 

Die Stadt Bremen trägt zu der Feier von Karls zwölfhundertsten Todestag mit einem etwas kläglichen Spektakel bei: vor zwei Tagen ist die Hansekogge Roland von Bremen in der Weser gesunken.

Montag, 27. Januar 2014

Kurtz


Das ist doch mal ein kurzer Titel: Kurtz. Die Geschichte hinter diesem Namen ist ein wenig länger. Sie kommt aus der Welt der Uhren, Uhren haben meistens eine Geschichte. Modeuhren wie Rolex mal ausgenommen, da wird die Geschichte von der Werbeabteilung geschrieben. Die Rede ist heute von Ernst Kurtz, in dessen kleiner Fabrik das erste deutsche Armbanduhrwerk mit Breguetspirale entstand. Dies hier ist das Kaliber Kurtz 25, sieht schlicht aus, hat es aber in sich. Das Werk hat 16 Steine, die in Goldchatons gelagert sind, und es hat eine bimetallische Schraubenunruh. Es wurde mit kleiner Sekunde und indirekter Zentralsekunde (wie hier auf dem Photo) geliefert. Zum großen Teil war dies Handarbeit (man hatte kaum Maschinen), aber alles in Glashütter Tradition. Hergestellt nicht in Glashütte, sondern in einem kleinen Kaff namens Ganderkesee.

Das ist ein Ort, den Sie vielleicht nicht aussprechen können, aber wenn man aus Vegesack kommt, dann weiß man, wo der Ort ist. Vor allem, wenn man mit dem Fahrrad voller Gepäck auf dem Weg zu einer Jugendherberge im Oldenburger Land ist. Bevor man nach Ganderkesee kommt, wo am Waldrand des Hasbruch viele Ausflugslokale liegen (zu denen es die Bremer im Winter zum Kohl und Pinkel Essen zieht) muss man durch Bookholzberg. Die haben, und das merkt der Radfahrer, wirklich so etwas wie einen Berg. Hier ist das Urstromtal zu Ende, in dem die Weser dahinfließt, hier beginnt die Geest. Die haben in Bookholzberg außer dem Berg noch eine Freilichtbühne namens Stedingsehre, die einmal zur Zeit der Nazis gebaut wurde, weil der Gauleiter Carl Röver hier ein plattdeutsches Theaterstück über den Freiheitskampf der Stedinger hat aufführen lassen. Die Nazi Prominenz träumte davon, dass hier ein Oberammergau des Nordens entsteht, heute gammelt das alles vor sich hin. Man plant aber, eine Gedenkstätte aus dem Ort zu machen.

Über den Freiheitskampf der Stedinger und die Schlacht von Altenesch (zu deren 700. Jahrestag die Stedingsehre gebaut wurde), wollen wir heute nicht reden. Die Sache ist mir von kleinauf vertraut, weil wir niemals durch Altenesch fahren konnten, ohne dass Opa seinen Vortrag über den Freiheitskampf der Stedinger hielt, die hier in der Schlacht von Altenesch dem Kreuzzugsheer des Bremer Bischofs unterlagen. Mit ihrem Leitspruch Lewer dod as Slav gingen  Thammo von Huntorp, Detmar tom Dyk und Bolko von Bardenfleth mit ihren Männern unter. Das Lewer dod as Slav brachte meinen Vater immer dazu, den gleichen Spruch aus Nordfriesland zu zitieren und an die Schlacht von Hemmingstedt zu erinnern. Dem folgte unweigerlich das Warr die, Garr, de Buer de kummt und eine Rezitation von Pidder Lüng, das ließ nicht sich vermeiden. Wir lassen das jetzt mal beiseite und bewegen uns wieder nach Ganderkesee.

Hierher hatte Ernst Kurtz seine Uhrenfabrik verlagert, die zuerst in Memmelsdorf gewesen war. Bevor es dazu kommt, dass Dr Ernst Kurtz sich diese Visitenkarte drucken läßt, ist einiges in Deutschland geschehen. Am besten fange ich einmal von vorne an. Ohne die Stedingsehre und die Schlacht von Altenesch. In Memmelsdorf war der Direktor von UFAG und UROFA nach dem Krieg gelandet, weil die UROFA dort ein Zweigwerk unterhielt. Hier baute er für die amerikanischen Besatzer aus Restbeständen des Kalibers 59 Chronographen zusammen (die Glashütter Uhrenbetriebe GUB werden das Werk etwas verkleinert als GUB 69 weiterbauen). Als Kurtz bei Kriegsende Glashütte verließ, waren ihm immer mehr Uhrmacher gefolgt, die im zerbombten Ort unter russischer Herrschaft keine Zukunft für sich sahen.

Obgleich Memmelsdorf strategisch gut zur süddeutschen Uhrenindustrie lag, musste Dr Kurtz Ende der vierziger Jahre seinen Standort verlegen, die Hallen in Ganderkesee waren finanziell für ihn leichter zu tragen als die Fabrik in Memmelsdorf. Die Anlage in Ganderkesee war 1937 als Funkstation für den Flugplatz Adelheide gebaut worden, die wollte niemand haben. Zumal sie in einer Gegend lag, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Zu Adelheide und Umgebung sage ich jetzt gar nichts, es ist ein Ort, den man nicht kennen muss: ich war da jahrelang als Soldat stationiert. Aber für eine Uhrenfabrik waren die Gebäude ideal.

Nachkriegsdeutschland hatte jetzt eine neue Uhrenmarke, Kurtz Glashütter Tradition stand auf den Zifferblättern. Und es war die einzige deutsche Armbanduhr, die eine Breguetspirale besaß (falls Ihnen dieses schöne Wort nichts sagt, sollten Sie diesen Post lesen). In den ersten Jahren keine Stoßsicherung (wie das oben abgebildete Werk), so etwas mochte man in der Tradition Glashüttes nicht. Man war - wie manche andere Firmen, zum Beispiel Patek Philippe - der Meinung, dass eine Stoßsicherung die Gangergebnisse verschlechtern würde. Die Produkte der GUB in Glashütte hatten in dieser Zeit auch keine Stoßsicherung. Das lag aber daran, dass die DDR Devisen knapp waren, und man in Glashütte kein Geld hatte, Stoßsicherungen in der Schweiz zu kaufen.

Eine Armbanduhr der Marke Kurtz Glashütter Tradition - die Werke des Kaliber 25 wurden auch von Adolf Rapp (Adora) und Philipp Weber (Arctos Elite) verbaut - kostete um 1950 beinahe einhundert Mark. Das war der Monatslohn eines Arbeiters. Dafür bekam man allerdings eine Uhr (hier das Werk von der Zifferblattseite), deren Werk qualitativ mit dem berühmten Omega 30T2 mithalten konnte, und das damals nach einer werkseigenen vierzehntägigen Prüfung wohl alle Bedingungen einer Schweizer Chronometerprüfung erfüllt hätte. Das Werk war wahrscheinlich in sechs Lagen feinreguliert, mehr bietet ein Omega 30T2 mit Chronometerprüfung auch nicht. Meine Uhr mit diesem Werk geht nach über sechzig Jahren noch erstaunlich genau. In der Woche, in der ich an diesem Post geschrieben habe, hat sie keine Minute gewonnen oder verloren.

Ernst Kurz hatte seine berufliche Tätigkeit 1925 als zweiter Syndikus des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher in Halle/Saale begonnen. Nach dem Konkurs der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H. (DPUG) wurde er von den Gläubigerbanken beauftragt, die Firma neu zu ordnen. So entstanden UFAG und UROFA mit Dr Kurtz als alleinigem Gesellschafter. Und es wurden jetzt auch Armbanduhren hergestellt.

Denn das hatte man in Glashütte völlig versäumt. A. Lange bezieht die Rohwerke seiner Armbanduhren von der Firma Hans Troesch (Montres Altus) in Genf. Zwar produzierten Bidlingmaier (Bifora), Junghans und Thiel Armbanduhrwerke, aber das war weit entfernt von der sprichwörtlichen Glashütte Qualität. Ganz weit entfernt davon sind die Produkte der Firma Thiel, die nach dem Krieg Ruhla hieß. Und den Spott der Bevölkerung ertragen musste, es gibt da noch Sprüche, die offensichtlich niemand vergessen hat: Die Ruhla-Uhr ist wasserdicht - rein kommt's Wasser, raus kommt's nicht!, Willst du deinen Freund bescheissen, schenke ihn ein Ruhla-Eisen!!Ein Stück Blech, ein Stück Schnurr - fertig ist die Ruhla-Uhr!! Die Liste der Sprüche ließe sich wohl beliebig verlängern. Mit solchen Produkten will der junge Chef von UFAG und UROFA natürlich nichts zu tun haben, ein junger tatkräftiger Jurist wird nun zum Pionier der deutschen Armbanduhr.

Es entstehen bei der UROFA jetzt die Kaliber der 50er Serie (Bild) und das berühmte Raumnutzwerk (lesen Sie ➱hier alles darüber). Eine kleine Zahl der Werke wird bei der UFAG veredelt und erhält den Markennamen Tutima-Glashütte. Diese Qualität konnte qualitativ durchaus mit den Produkten Schweizer Firmen konkurrieren. Und an die Tutima Qualität will Kurtz nach 1945 mit seinem Kaliber 25 anknüpfen. Ein Uhrwerk mit Breguetspirale hatte die UROFA nicht im Programm gehabt, aber man hatte den Bau eines solchen Werkes 1939 geplant. Es ist wohl der Entwurf des Technischen Leiters Paul Löwe gewesen, der einst Roald Amundsen einen Marinechronometer verkauft hatte.

Man nimmt an, dass Ernst Kurtz die Unterlagen mitgenommen hat, als er im Mai 1945 Glashütte verließ (hier ein Photo aus der Fabrikation in Ganderkesee). Er sieht sich jetzt als den Bewahrer der Glashütter Tradition, einer Tradition, die er selbst geprägt hatte: Ein Betrieb muss eine Aufgabe haben, möglichst eine nationale (für uns war es die deutsche Armbanduhr und das Brechen des Monopols der Schweiz). Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss ein Betrieb auch Jahre eines Aufbauverlustes verkraften. Einmal muss der Betrieb sich aber rentieren, sonst hat er keine Existenzberechtigung. Der Mensch darf aber nicht als Produktionsfaktor angesehen werden. Irgendwann muss er auch 'Herr des Betriebes' sein.

Das mit den Jahren des Aufbauverlustes kennt er also schon, aber es wird nicht dazu kommen, dass seine Uhren mit dem Kaliber Kurtz 25 der Schweiz Konkurrenz machen. 1953 wird die Produktion des Kalibers 25 eingestellt. Man baut zwar noch ein kleines Werk für Damenuhren (Kurtz N 570), aber 1960 war Schluss für die Produktion in Ganderkesee. Der Ortsname Ganderkesee ist nicht wie Glashütte zu einem Markenzeichen geworden. Nach dem Auszug der Uhrenfabrik wurden die Hallen von einer Feindreherei genutzt, danach standen sie leer und gammelten vor sich hin. Heute ist ein Umweltzentrum dort untergebracht. Immerhin etwas, man hätte ja auch ein Uhrenmuseum daraus machen können. Und ein großes Schild an den Ortseingang: Ganderkesee, der Ort, wo die Glashütter Tradition weiterlebte.


Den Firmennamen Tutima, den sich Dr Ernst einst hatte schützen lassen, gibt es immer noch, auch wenn die 2011 neu gegründete Firma nichts mit der alten Firma zu tun hat. Aber dafür sitzt sie in Glashütte, das wirkt verkaufsfördernd. Sie hat auch in ihrer Firmengeschichte einen kleinen Absatz, der Aus sächsisch wird niedersächsisch heißt. Ernst Kurtz ist in Ganderkesee geblieben, er ist dort 1996 im Alter von 97 gestorben. Ich weiß nicht, ob sich damals noch jemand an den Pionier der Glashütter erinnert hat.

Wenn Sie alles an Details über das Uhrwerk Kurtz 25 wissen wollen, klicken Sie hier.

Samstag, 25. Januar 2014

Somerset Maugham


Er wurde heute vor 140 Jahren in Paris geboren und starb 1965 in Saint-Jean-Cap-Ferrat, aber er war kein Franzose. Rein juristisch gesehen, wurde er in England geboren, da er in der Britischen Botschaft in Paris zur Welt kam. Sein Vater, der der juristische Berater der Botschaft war, hatte ein französisches Gesetz entdeckt, wonach jeder Junge, der in Frankreich geboren wird, in die französische Armee eingezogen werden kann. Das wollte er seinem Sohn ersparen. Grund und Boden der englischen Botschaft zählen zu England, da sind sich Juristen und Diplomaten einig. Selbst wenn die englischen Könige nicht mehr den Titel eines Königs von Frankreich führen. Fünfundsechzig Jahre seines langen Lebens gehörten der Literatur, davor war er Arzt. Und englischer Geheimagent.

Über seine Tätigkeit in Ihrer Majestät Secret Service hat er auch geschrieben. Ashenden, Or the British Agent hieß der Roman (der genau genommen nur aus aneinander geknüpften Short Stories besteht), der auch ein Stück Autobiographie ist. Und den man nach 75 Jahren immer noch gut lesen kann. Viele seiner Nachfolger in dem Genre des Spionageromans (lesen Sie ➱hier alles zum Thema), von Eric Ambler bis John le Carré sind Somerset Maugham literarisch verpflichtet. Die Lebensfähigkeit des Genres basiert auf den Sätzen, die Maugham in Ashenden so formulierte: But there will always be espionage and there will always be counter espionage. Though conditions may have altered, though difficulties may be greater, when war is raging, there will always be secrets which one side jealously guards and which the other will use every means to discover; there will always be men who from malice or for money will betray their kith and kin and there will always be men, who, from love of adventure or a sense of duty, will risk a shameful death to secure information valuable to their country.

Als Maugham achtzig wurde, feierte ihn die literarische Welt (na ja, manche auch nicht, nicht alle mochten ihn). Der Autor gab der BBC ein ➱Interview und ließ per Anzeige mitteilen, dass er leider wegen eines Schreibkrampfes die Glückwunschschreiben nicht handschriftlich beantworten könne. Er würde die Briefe mit der Maschine schreiben. So etwas hat doch Stil. Hätten wir von dem Mann, der einmal gesagt hat, to write good prose is an affair of good manners, etwas anderes erwartet? Der Schreibkrampf quälte ihn schon länger, ein Chirurg weigerte sich zu operieren und riet ihm, seinen Federhalter anders zu halten. Diese Zeichnung von Ronald Searle (die der Penguin Verlag auch auf zahlreichen Büchern von Maugham plazierte) erschien zuerst im Punch zum achtzigsten Geburtstag des Schriftstellers. Dazu gab es ein kleines Gedicht von dem stellvertretenden Herausgeber Bertram Alfred (Freddie) Young, das zwar etwas boshaft ist, aber Maughams Werk mit seinen Höhen und Tiefen recht gut einordnet:

As I bask in Antibes and in honour,
I consider the works of my pen
Which have made me in one long lifetime
All things to all literate men:
A Stevenson told of the facts of life,
A Kipling shorn of his creed,
The rich man’s Marie Corelli
The poor man’s André Gide.
O, I was Terence Rattigan 
when Terence was still in his cot, 
And the films and TV will call on me 
when Ustinov's long forgot. 
Though the Ale I brewed was bitter, 
my Cakes were as sweet as sin, 
And they brought me the Moon I sighed for, 
with a bit over Sixpence thrown in. 
The world's most delectable secrets 
turned to Ashenden in my mouth,  
And the fetters of Human Bondage 
hold me fast in the suns of the south.

William Somerset Maugham, dessen Bruder (den er nicht ausstehen konnte) einmal Lord Chancellor von England war, ist ein Meister der Kurzgeschichte gewesen. Da ist er Tschechow (der für ihn ein großes Vorbild war) und Schnitzler ähnlich, auch Ärzte, Dramatiker und Meister der Kurzgeschichte. George Orwell sagte über Maughams Erzählkunst: Maugham was the modern writer who has influenced me the most, whom I admire immensely for his power of telling a story straightforwardly and without frills. Und Anthony Burgess urteilte: The short story was Maugham’s true métier, and some of the stories he wrote are among the best in the language. Als Verfasser von Kurzgeschichten habe ich Maugham schon früh kennengelernt. Weil unser Englischlehrer, 'James' Tröbs, der uns einen wunderbar exzentrischen Kanon englischer Kultur (lesen Sie doch einmal ➱diese kleine homage) mit The Wind in the Willows, ➱P.G. Wodehouse und englischen Volksliedern vermittelte, auch Somerset Maugham liebte. Und so lasen wir dann die Kurzgeschichte The Outstation. Die Geschichte von Mr Warburton in Borneo, von dem es heißt Mr. Warburton was a snob, but he was also a gentleman. Die Sache mit dem Snob wiederholt Maugham mit Variationen immer wieder.

Warburton hat als junger Mann ein kleines Vermögen geerbt, er lebt in der feinen Gesellschaft Londons, er verspielt sein Geld. Da ist er wie Uli Hoeneß, nur das der kein Gentleman ist. Also nimmt er Abschied von England und der High Society: Mr. Warburton was a snob, but he was also a gentleman. The only favour he asked of any of the great friends in whose daily company he had lived for years was a recommendation. The able man who was at that time Sultan of Sembulu took him into his service. The night before he sailed he dined for the last time at his club. "I hear you`re going away, Warburton," the old Duke of Hereford said to him. "Yes, I`m going to Borneo." "Good God, what are you going there for?" "Oh, I`m broke." "Are you? I`m sorry. Well, let us know when you come back. I hope you have a good time." "Oh yes. Lots of shooting, you know." The Duke nodded and passed on. A few hours later Mr. Warburton watched the coast of England recede into the mist, and he left behind everything which to him made life worth living. Das mit dem shooting versteht die englische Oberklasse, aber dieser Sport wird in der Geschichte nicht wieder erwähnt, Warburton trennt sich von dieser Welt - so wie sich Maugham zum Entsetzen seines karrieresüchtigen Bruders vom Establishment löste, um Schriftsteller zu werden.

Aber auch wenn er sich von everything which to him made life worth living verabschiedet, er findet sich in dem neuen Leben zurechtEr lebt weiterhin das Leben eines englischen Gentleman: Twenty years had passed since then. He kept up a busy correspondence with various great ladies and his letters were amusing and chatty. He never lost his love for titled persons and paid careful attention to the announcement in 'The Times' (which reached him six weeks after publication) of their comings and goings. He perused the column which records births, deaths, and marriages, and he was always ready with his letter of congratulation or condolence. The illustrated papers told him how people looked and on his periodical visits to England, able to take up the threads as though they had never been broken, he knew all about any new person who might have appeared on the social surface. His interest in the world of fashion was as vivid as when himself had been a figure in it. It still seemed to him the only thing that mattered.

Maugham könnte seinen Helden, der aus Londons Clubland vertrieben wurde, jetzt in Borneo zugrundegehen lassen. Wie Conrad das mit Almayer in Almayer's Folly oder mit Peter Willems in An Outcast of the Islands tut (das Photo ist aus Carol Reeds ➱Verfilmung des Romans). Aber das will er nicht. Er will den English Resident auch nicht zum Gespött machen.

Etwas, wovor sich im wirklichen Leben (zur gleichen Zeit, in der The Outstation spielt) der englische Polizeioffizier Eric Blair in Burma fürchtet: I perceived in this moment that when the white man turns tyrant it is his own freedom that he destroys. He becomes a sort of hollow, posing dummy, the conventionalized figure of a sahib. For it is the condition of his rule that he shall spend his life in trying to impress the "natives," and so in every crisis he has got to do what the "natives" expect of him. He wears a mask, and his face grows to fit it. I had got to shoot the elephant. I had committed myself to doing it when I sent for the rifle. A sahib has got to act like a sahib; he has got to appear resolute, to know his own mind and do definite things. To come all that way, rifle in hand, with two thousand people marching at my heels, and then to trail feebly away, having done nothing — no, that was impossible. The crowd would laugh at me. And my whole life, every white man's life in the East, was one long struggle not to be laughed at. Eric Blair (dritter von links in der oberen Reihe wird unter dem Namen George Orwell in ➱Shooting an Elephant darüber schreiben. Er ist mit seiner Rolle im bröckelnden Reich des Empire nicht glücklich.

Mr Warburton ist zwar einsam und isoliert wie die Helden Conrads, aber er findet Gefallen an seinem neuen Leben. Ähnlich wie in Kiplings Gedicht Mandalay (lesen Sie ➱hier eine schöne plattdeutsche Übersetzung von Mandalay) zieht es ihn somewhere East of Suez: "In my day," he would say, "I have been on intimate terms with some of the greatest gentlemen in England, but I have never known finer gentlemen than some wellborn Malays whom I am proud to call my friends." He liked their courtesy and their distinguished manners, their gentleness and their sudden passions. He knew by instinct exactly how to treat them. He had a genuine tenderness for them. But he never forgot that he was an English gentleman, and he had no patience with the white men who yielded to native customs. He made no surrenders. And he did not imitate so many of the white men in taking a native woman to wife, for an intrigue of this nature, however sanctified by custom, seemed to him not only shocking but undignified. A man who had been called George by Albert Edward, Prince of Wales, could hardly be expected to have any connection with a native. And when he returned to Borneo from his visits to England it was now with something like relief. His friends, like himself, were no longer young, and there was a new generation which looked upon him as a tiresome old man. It seemed to him that the England of to-day had lost a good deal of what he had loved in the England of his youth. But Borneo remained the same. It was home to him now. He meant to remain in the service as long as was possible, and the hope in his heart was that he would die before at last he was forced to retire. He had stated in his will that wherever he died he wished his body to be brought back to Sembulu, and buried among the people he loved within the sound of the softly flowing river.

Eines Tages bekommt Warburton einen Assistenten, einen Mann namens Cooper, den wir schon nach wenigen Sätzen gut kennen: Cooper had lived little in England and he had a peculiar dislike of the English. He resented especially the public-school boy since he always feared that he was going to patronise him. He was so much afraid of others putting on airs with him that, in order as it were to get in first, he put on such airs as to make everyone think him insufferably conceited. Es kann nicht gut ausgehen mit diesen beiden. Und es wird für Cooper (ähnlich wie für Peter Willems in An Outcast of the Islands) nicht gut ausgehen.

Das erste Abendessen mit seinem neuen Untergebenen ist für den Gentleman Warburton eine Katastrophe: He went into his room where his things were as neatly laid out as if he had an English valet, undressed, and, walking down the stairs to the bath-house, sluiced himself with cool water. The only concession he made to the climate was to wear a white dinner-jacket; but otherwise, in a boiled shirt and a high collar, silk socks and patent-leather shoes, he dressed as formally as though he were dining at his club in Pall Mall. A careful host, he went into the dining-room to see that the table was properly laid. It was gay with orchids, and the silver shone brightly. The napkins were folded into elaborate shapes. Shaded candles in silver candle-sticks shed a soft light. Mr. Warburton smiled his approval and returned to the sitting-room to await his guest. Presently he appeared. Cooper was wearing the khaki shorts, the khaki shirt, and the ragged jacket in which he had landed. Mr. Warburton`s smile of greeting froze on his face. 

Ein englischer Kolonialoffizier hat für Warburton so auszusehen wie ein Westend Dandy, und da gehört das dinner jacket natürlich dazu (wenn Sie alles über dieses Kleidungsstück wissen wollen, klicken Sie ➱hier). Vor allem für Warburton, über den es heißt: His interest in the world of fashion was as vivid as when himself had been a figure in it. Und da kommt dieser Kerl in seinem khaki shirt und ragged jacket daher und sagt häßliche Dinge über die upper class: Well, believe me, we're fed up with all that rot. What we want is a business government by business men. I was born in a Crown Colony, and I've lived practically all my life in the colonies. I don`t give a row of pins for a lord. What`s wrong with England is snobbishness. And if there`s anything that gets my goat it`s a snob. Mr Warburton weiß auch, dass es mit der ruling class und dem Empire - ein Jahrhundert nachdem James Brooke (oben) der Raja von Sarawak geworden war - zu Ende geht. Aber für Warburton, der einst in Marienbad mit Edward VII Baccarat gespielt hat, muss das alles nach seinen Regeln gehen.

Am Ende ist der Banause Cooper tot, und für Warburton ist die Welt, in der die Engländer auf das keeping up a stiff upper lip vertrauen, wieder heil. Und mit schöner Ironie schreibt Maugham: The boy withdrew. Mr. Warburton took his Times and neatly slit the wrapper. He loved to unfold the heavy, rustling pages. The morning, so fresh and cool, was delicious and for a moment his eyes wandered out over the garden with a friendly glance. A great weight had been lifted from his mind. He turned to the columns in which were announced the births, deaths, and marriages. That was what he always looked at first. A name he knew caught his attention. Lady Ormskirk had had a son at last. By George, how pleased the old dowager must be! He would write her a note of congratulation by the next mail.

Der amerikanische Kritiker Edmund Wilson mochte Maugham nicht: He is for our day, I suppose, what Bulwer-Lytton was for Dickens's: a half-trashy novelist, who writes badly, but is patronized by half-serious readers, who do not care much about writing. Maugham kann mit solcher Kritik leben (Edmund Wilson musste später zugeben, dass er den größten Teil von Maughams Werk nicht gelesen hatte). Und Maugham würde niemals solch gedruckte Zettel wie Wilson verschicken. Kein Stil. Ein Schriftsteller, der Maugham überhaupt nicht ausstehen konnte, war ➱Arno Schmidt. In seinem unnachahmlichen Stil schrieb er: Und Du nennst Somerset Maugham's 'The razor's edge' ein interessantes Buch, und bedankst dich noch bei mir for the gift of the same? Ich will Dir genau sagen, was es ist : nämlich ein mühselig zusammengeleimtes Gelumpe aus Boulevardanekdoten, schwitzend mitgeschriebenen Lebensläufen von Halb- und Ganznutten und bewundernden Bemerkungen über greisende Affen. Man wüßte ja gerne, was Maugham über Schmidt gesagt hätte, aber er hat ihn bestimmt nicht gelesen.

Der Spiegel schrieb in seinem ➱Nachruf, dass Maugham gesagt hätte: I like all simple things, boiled eggs, oysters and caviar, truite au bleu, grilled salmon, roast lamb (the saddle by preference), cold grouse, treacle tart and rice pudding. But of all simple things the only one I can eat day in and day out, not only without disgust but with the eagerness of an appetite unimpaired by excess, is macaroni. Hat er nicht gesagt, das ist mal wieder der übliche Spiegel Pfusch. Das Zitat steht in Ashenden, es findet sich in einem Gespräch zwischen dem Geheimdienstchef (R) und Ashenden:

“Do you like macaroni?” said R.
“What do you mean by macaroni?” answered Ashenden. “It is like asking me if I like poetry. I like Keats and Wordsworth and Verlaine and Goethe. When you say macaroni, do you mean spaghetti, tagliatelli, rigatoni, vermicelli, fettucini, tufali, farfalli, or just macaroni?
“Macaroni,” replied R., a man of few words.
“I like all simple things, boiled eggs, oysters and caviar, truite au bleu, grilled salmon, roast lamb (the saddle by preference), cold grouse, treacle tart and rice pudding. But of all simple things the only one I can eat day in and day out, not only without disgust but with the eagerness of an appetite unimpaired by excess, is macaroni.”
“I am glad of that because I want you to go down to Italy.”


Der Maler Graham Sutherland (von dem dies Portrait und das Portrait ganz oben stammen) hat einmal gesagt: people today – superficially at least – are much more aware of what they and others look like: or what they think they look like or ought to look like. I think it is true that only those totally without physical vanity, educated in painting, or with exceptionally good manners, can disguise their feelings of shock or even revulsion when they are confronted for the first time with a reasonably truthful painted image of themselves: there is a quilted atmosphere of silence as when it snows. Das sind Sätze, die von Maugham stammen könnten. Der war sich zuerst nicht so sicher, wie er das Bild finden sollte, beschrieb es dann aber in einem Interview als magnificent.

Den Nobelpreis hat er nie bekommen, obwohl er 1944 dafür im Gespräch war. Aber er hat sich nie da ganz oben gesehen, er charakterisierte sich als in the first row of the second raters. Für den das Schreiben ein Handwerk war: I have given the matter of style a great deal of thought and have taken great pains. I have written few pages that I feel I could not improve and far too many that I have left with dissatisfaction because, try as I would, I could do no better. I cannot say of myself what Johnson said of Pope: "He never passed a fault unamended by indifference, nor quitted it by despair." I do not write as I want to; I write as I can. Als er vierundsechzig wurde, hatte er den wichtigsten Teil seines Werkes geschrieben. Da schreibt er dann eine Art Résumé des Schriftstellerlebens mit dem Titel The Summing Up. Es ist voller wunderbarer Formulierungen wie zum Beispiel I must write as though I were a person of importance; and indeed, I am – to myself. Ich habe ➱hier eine Seite, die zwar nicht die Lektüre des schmalen Buches (es sind nur zweihundert Seiten) ersetzt, die aber einen guten Eindruck vom Stil des Autors gibt. Und die Vielzahl der kleinen Weisheiten kann man für alles gebrauchen. Wenn man Biographisches zu Maugham sucht, kann die neueste Biographie, Selina Hastings: The secret lives of Somerset Maugham, lesen. Aber auch Somerset and All the Maughams von seinem Neffen Robin, dem zweiten Viscount Maugham, und Maughams A Writer's Notebook lohnen die Lektüre.

Mittwoch, 22. Januar 2014

The Happy Wanderer


Das Lied kennen wir alle:

Mein Vater war ein Wandersmann
und mir steckt’s auch im Blut.
D’rum wand’r’ ich froh, so lang ich kann,
und schwenke meinen Hut.


Das Lied wurde im 19. Jahrhundert von einem gewissen Friedrich Sigismund geschrieben. Und schaffte es am 22. Januar 1954 zum ersten Mal in die englischen Charts. Deutsche Wanderlieder in England, was war da geschehen? Es ist ein deutscher Chor gewesen, die Schaumburger Märchensänger, der 1953 an dem Llangollen International Eisteddfod teilgenommen hatte. Und die hatten in der Rubrik Lied eigener Wahl Mein Vater war ein Wandersmann gesungen. Die BBC hatte das Konzert im Radio übertragen, und die Engländer waren begeistert. Dylan Thomas erwähnt den Chor in Quite Early One MorningAnd little girls from Obernkirchen sing like pigtailed angels. Da hat man die Deutschen plötzlich wieder lieb. Es sind jetzt Jugendgruppen, die nach dem Krieg zur Völkerverständigung beitragen. Der Chor meiner Schule unter Leitung von Ernst Meißner (➱hier mehr dazu) ist auch bei einem Eisteddford gewesen, soll sogar der erste deutsche Chor gewesen sein, der da eingeladen wurde.

Natürlich gibt es eine höhere Ebene der Völkerverständigung. Da ist Lilo Milchsack, die 1949 die Deutsch-Englische Gesellschaft und die 'Deutsch-Englischen Gespräche in Königswinter' ins Leben ruft. Da ist Sir Robert Birley, der die englische Militärregierung berät. Doch man sollte auch die Arbeit der vielen Organisationen würdigen, die in den fünfziger Jahren für ein Miteinander der Kriegsgegner sorgen. Der American Field Service bringt Schüler nach Amerika, das Programm Versöhnung über Gräbern des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge brachte mich nach ➱Frankreich. Und die pigtailed angels sorgen in England für musikalische Wanderlust. Ihr Lied wird sogleich aufgenommen, zum Beispiel durch den ➱Saxophonisten Frank Weir. Der mit seiner Band eine wunderbare Aufnahme von The Happy Wanderer herausbringt. Hören Sie doch ➱hier einmal hinein, allein das Sopransaxophon zwischen den einzelnen Strophen lohnt sich.

Solange Frank Weir mit seiner Band ➱diese Art von Musik spielte, war er einer von vielen, die in Londoner Nachtklubs und im Radio zu hören waren. Jetzt wird er dank eines deutschen Liedes richtig berühmt. Und er setzt 1954 noch eins drauf, dank einer Berliner Göre landet er noch einen Hit. Heißt The Never Never Land, aber wir kennen diesen ➱Song natürlich unter einem anderen ➱Titel. Das ist schon eine komische Welt. Da importieren die Engländer plötzlich Lieder aus Deutschland, dem Land, wo noch zehn Jahre zuvor Denn wir fahren gegen Engeland gesungen wurde. Musik kann die Welt verändern, hat schon Ludwig van Beethoven gesagt.

Denn wir fahren gegen Engeland ist zwar von den Nazis propagiert wordenstammt aber schon aus dem Ersten Weltkrieg. Und wurde von unserem Heidedichter Hermann Löns geschrieben:

Heute wollen wir ein Liedlein singen
trinken wollen wir den kühlen Wein
und die Gläser sollen dazu klingen
denn es muß, es muß geschieden sein.
Gib´ mir deine Hand, deine weiße Hand
Leb wohl, mein Schatz, leb wohl
denn wir fahren gegen Engeland

Unsre Flagge und die wehet auf dem Maste
sie verkündet unsres Reiches Macht
denn wir wollen es nicht länger leiden
daß der Englischmann darüber lacht.
Gib´ mir deine Hand, deine weiße Hand
Leb wohl, mein Schatz, leb wohl
denn wir fahren gegen Engeland

Kommt die Kunde, daß ich bin gefallen
daß ich schlafe in der Meeresflut
Weine nicht um mich, mein Schatz, und denke
für das Vaterland, da floß sein Blut.
Gib´ mir deine Hand, deine weiße Hand
Leb wohl, mein Schatz, leb wohl
denn wir fahren gegen Engeland

Das konnte man, bis man in der Meeresflut schlief, zu der Melodie von Heute wollen wir das Ränzlein schnüren singen. Unsere deutschen Wanderlieder sind ja für alles gut. Es ist sowieso erstaunlich, was man alles mit Liedern machen kann. Aus Prinz Eugen der edle Ritter wird 1848 das ➱Bürgerlied, aus dem Lied auf den Wildschütz Jennerwein wird das Horst Wessel Lied. Und wenn man das ➱England Lied von dem Kriegsfreiwilligen Hermann Löns heute nicht mehr so häufig hört, die Franzosen kennen es immer noch. Da singen es nämlich die ➱Fallschirmjäger:

Oh la fille vient nous servir à boire
Les soldats sont là, perce un tonneau
Car la route et longue et la nuit noire
Et demain nous montons à l'assaut
Oh! oh! oh!...
donne-moi la main
Mets-la dans ma main
Adieu la fille, adieu!
Adieu la fille, adieu!
Ton sourire, ton sourire
Ton sourire reste dans nos yeux


Bei diesem ganzen kulturellen kleinen Grenzverkehr sind mir doch The Happy Wanderer und The Never Never Land lieber.