Samstag, 31. Oktober 2020
Hobima
Donnerstag, 29. Oktober 2020
Beherbergungsverbot
Mittwoch, 28. Oktober 2020
Truffaut, Truffaut, Truffaut
Danke, arte für diese Woche, in der es Truffaut satt gab. Der deutsch-französische Sender arte (Association Relative à la Télévision Européenne) feierte seinen dreißigsten Geburtstag. Und da gab es eine kleine Dokumentation und fünf Filme von François Truffaut. Der französische Regisseur ist in diesem Blog immer wieder aufgetaucht, 2014 gab es den Post François Truffaut, und sein Film Das Geheimnis der falschen Braut hatte hier 2011 mit Waltz into Darkness einen ganz langen Post. Aber so schnell die Filme von arte gekommen waren, so schnell ware sie auch wieder aus der Mediathek veschwunden, lediglich Auf Liebe und Tod (✺ Vivement dimanche!) ist noch bis zum 1. November in der Mediathek.
Wenn arte mal wieder eine Truffaut Woche machen sollte, dann sollten Sie mal vorher in diesen Blog schauen, weil ich nämlich jetzt meine Top Ten der Truffaut Filme veröffentliche. Die man auch beinahe alle bei dem mehr oder weniger legalen russischen Netzwerk OK.RU anschauen kann. Manche in seltsamen Sprachen, aber es kommt ja auf die Bilder an. Meine Top Ten Liste ist chronologisch geordnet:
1960: Schießen Sie auf den Pianisten (✺Tirez sur le pianiste)1964: Die süße Haut (✺La peau douce)
1968: Geraubte Küsse (✺Baisers volés)
1972: Ein schönes Mädchen wie ich (✺Une belle fille comme moi)
1977: Der Mann, der die Frauen liebte (✺L’homme qui aimait les femmes)
1980: Die letzte Metro (✺ Le dernier métro)
1983: Auf Liebe und Tod (✺ Vivement dimanche!)
Den schönen Film François Truffaut, une autobiographie von Anne Andreu kann man ✺hier sehen.
Sonntag, 25. Oktober 2020
Viveca Lindfors
Sie hatte Erfolge im Theater von Stockholm als sie ganz jung war. Mit fünfundzwanzig ging sie nach Hollywoood, aber im Gegensatz zu Greta Garbo und Ingrid Bergman ist die Schwedin Viveca Lindfors (die heute vor fünfundzwanzig Jahren starb) nicht so richtig berühmt geworden. Sie kehrte immer wieder zum Theater zurück; für ihre Bemühungen, Strindberg auf die Bühnen des Broadway zu bringen, verlieh ihr der schwedische König 1972 den Wasaorden. 1976 hatte sie mit ihrer Soloshow I Am Woman, mit der sie auf Tour ging, großen Erfolg. Die Los Angeles Times schrieb: She retains a magical, casually battered and untended beauty. When she smiles, the world lights up. There is strength, but also tenderness in the sculptured, kittenish face. Grit, hauteur and dignity are all part of the svelte persona. This is a woman telling us she’s been through it all and, my dear, she’s still here. Zwei Jahre später gab ihr Robert Altman eine Rolle in ✺A Wedding, den Film habe ich hier leider nur in einer schlechten Qualität.
Noch mehr Schweden und Schwedinnen in diesem Blog: Die Mädchen, Ingmar Bergman, Transformationen, Skandal, Schwedinnen, Schweigen, Désirée, Elvira Madigan, Liebestod, Nationalstolz, Monica Zetterlund, Bibi Anderson, Sexuelle Revolution, Landstreicher, Mireille Darc, Vera Miles, Ann-Margret, Mein Dänemark, Talsperren, Nikolaus, Jugendkultur, Anders Zorn, Charles Frederick Worth, Michael Ancher, Zeitlos, John Peter Russell, Lieutenant Lindhövel, Findorff, Seeschlacht, Kieler Frieden, Giuseppe Verdi, Briefwechsel, Sjöwall Wahlöö, Maj Sjöwall, Henning Mankell
Freitag, 23. Oktober 2020
ein anderes Amerika
Dienstag, 20. Oktober 2020
der Leibarzt
Als die Nachrichten über die Covid-19 Erkrankung von Donald Trump kamen, hörte ich mit Erstaunen das Wort Leibarzt in Verbindung mit Donald Trump. Es ist ein Wort, das ich mit Königen verbinde, nicht mit dem lügenden Twitterkönig. Es ist auch ein Wort, das ich mit dem 18. Jahrhundert verbinde, denn da ist das Wort zum erstenmal in diesem Sinne in einem deutschen Lexikon. Es findet sich 1741 in Johann Leonhard Frischs Teutsch-Lateinisches Wörter-Buch als: arzt eigens für die person, z. b. eines fürsten: leibarzt, archiater, der einem groszen herrn allein wegen der arzeney bedient ist (die Brüder Grimm, bei denen sich dieser Beleg findet, schreiben in ihrem Lexikon alles klein). Und im Jahre 1805 erscheint in Berlin schon ein Buch über den Leibarzt mit dem Titel Der freymüthige Heilkünstler: ein Buch für Regenten und Aerzte. Der Autor, Dr Eduard Löbenstein-Löbel, ist Professor für Medizin, er weiß worüber er redet.
Samstag, 17. Oktober 2020
kleine weiße Punkte
Donnerstag, 15. Oktober 2020
A Word After a Word After a Word Is Power
Die Dokumentation ✺Aus Worten entsteht Macht über Margaret Atwood ist gestern Abend bei arte gesendet worden. Falls Sie das verpasst haben sollten, die Sendung ist seit gestern noch für den Rest des Jahres abrufbar. Lohnt sich unbedingt. Hier steht heute nichts Neues, ich mache lediglich Werbung für die arte Dokumentation von Peter Raymont und Nancy Lang. Ich stelle heute noch einmal etwas ein, was hier schon am 14. Oktober 2017 stand, als Margaret Atwood den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Der originale Post hat sich ein klein wenig verändert, weil das Photo, das ich mal vor Jahren von Margaret Atwood gemacht habe, dank der Heike wieder aufgetaucht ist.
Als eine der bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit stellt sie die sich wandelnden Denk- und Verhaltensweisen ins Zentrum ihres Schaffens und lotet sie in ihren utopischen wie dystopischen Werken furchtlos aus. Indem sie menschliche Widersprüchlichkeiten genau beobachtet, zeigt sie, wie leicht vermeintliche Normalität ins Unmenschliche kippen kann. Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz prägen die Haltung Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und Sorgen für uns so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich formuliert. Durch sie erfahren wir, wer wir sind, wo wir stehen und was wir uns und einem friedlichen Zusammenleben schuldig sind.
Für den Frieden in der Welt ist Atwood immer wieder energisch eingetreten. Ihr utopischer Roman The Handmaid's Tale erlebt im Amerika des Donald Trump große Auflagenzahlen. Man hätte ihr natürlich auch statt des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels den Nobelpreis geben können. Wann bekommt Philip Roth den endlich? Schon allein für den Anfang von The Great American Novel hätte er den Preis verdient: Call me Smitty. That’s what everybody else called me—the ballplayers, the bankers, the bareback riders, the baritones, the bartenders, the bastards, the best-selling writers (excepting Hem, who dubbed me Frederico), the bicyclists, the big game hunters (Hem the exception again), the billiards champs, the bishops, the blacklisted (myself included), the black marketeers, the blonds, the bloodsuckers, the bluebloods, the bookies, the Bolsheviks (some of my best friends, Mr. Chairman—what of it!), the bombardiers, the bootblacks, the bootlicks, the bosses, the boxers, the Brahmins, the brass hats, the British (Sir Smitty as of ‘36), the broads, the broadcasters, the broncobusters, the brunettes, the black bucks down in Barbados (Meestah Smitty), the Buddhist monks in Burma, one Bulkington, the bullfighters, the bullthrowers, the burlesque comics and the burlesque stars, the bushmen, the bums, and the butlers. And that’s only the letter B, fans, only one of the Big Twenty-Six!
Was war mit John Updike? Und was ist mit Richard Ford? Oder Thomas Pynchon? Die Schweden scheinen Schwierigkeiten mit amerikanischen Autoren zu haben. Kurt Vonnegut wusste weshalb: I used to be the owner and manager of an automobile dealership in West Barnstable, Massachusetts, called 'Saab Cape Cod.' It and I went out of business 33 years ago. The Saab then as now was a Swedish car, and I now believe my failure as a dealer so long ago explains what would otherwise remain a deep mystery: Why the Swedes have never given me a Nobel Prize for Literature. Old Norwegian proverb: “Swedes have short dicks but long memories“.
Nun hat Kazuo Ishiguro den Preis für seinen leicht verfilmbaren Edelkitsch The Remains of the Day bekommen. Die Vorsitzende der Jury, Sara Danius (Bild), hat über Ishiguro gesagt: I would say if you mix Jane Austen and Franz Kafka you get Ishiguro in a nutshell — and you have to add a bit of Proust into the mix. Ishiguro und Proust? Da sträuben sich bei mir ein wenig die Nackenhaare, in meinem Blog kommt viel, sehr viel Proust vor, Ishiguro wird nur beiläufig in dem Post Christine Keeler erwähnt. Frau Danius hat eine Ausbildung als Croupière. Das erklärt vieles. Die suchen in Stockholm die Kandidaten nicht nach Qualifikation und Verdienst, die spielen Literaturroulette. Rien ne vas plus.
Ich habe Margaret Atwood einmal kennengelernt, die Geschichte steht schon in dem Post Québec. Mein Kollege mit dem schlechten Benehmen, der dort erwähnt wird, reist übrigens heute durch die Lande und hält rechtsradikale Vorträge. Als er noch an der Uni war, hatte er die Deutsche National-Zeitung und Soldaten-Zeitung abonniert. Die erreichte ihn selten, weil ich sie immer aus seinem Postfach mopste und entsorgte. Ich weiß nicht, welcher Teufel ihn damals geritten hatte, Margaret Atwood nach ihrem Vortrag zu attackieren. Margaret Atwood ging mit dieser peinlichen und unhöflichen Kritik ganz souverän um, indem sie charmant lächelte und fragte: Have you read my book? In diesem Augenblick machte meine Kamera in die atemlose Stille im Saal hinein ein lautes Klack. Immer wenn ich das Photo anschaue, höre ich ihre Stimme: Have you read the book?
Ich hätte dazu auch ein Gedicht von Margaret Atwood, das This is a photograph of me heißt:
It was taken some time ago
At first it seems to be
a smeared
print: blurred lines and grey flecks
blended with the paper;
then, as you scan
it, you can see something in the left-hand corner
a thing that is like a branch: part of a tree
(balsam or spruce) emerging
and, to the right, halfway up
what ought to be a gentle
slope, a small frame house.
In the background there is a lake,
and beyond that, some low hills.
(The photograph was taken
the day after I drowned.
I am in the lake, in the center
of the picture, just under the surface.
It is difficult to say where
precisely, or to say
how large or how small I am:
the effect of water
on light is a distortion.
but if you look long enough
eventually
you will see me.)