Freitag, 31. Mai 2019
Reste
Man schreibt etwas und hat noch etwas übrig, was nicht in den Post passt. Soll man das wegwerfen? Oder es in einen neuen Post schreiben? Mache ich jetzt, es ist eine Art von Resteverwertung. Es sind zwei Themen, das erste sind englische Sportwagen und französische Filmschauspielerinnen, das andere ist Rudyard Kipling und das Automobil.
Ich fange mal eben mit dem Thema Frauen und Automobile an, das ich in dem Post die Zukunft: nackt und blind vorstellte. Diese junge Dame hier kennt sich mit dem neuen Auto noch nicht so aus, es ist ein englischer Sportwagen, er hat das Lenkrad auf der rechten Seite. Wir sind im Jahre 1967, als dieses Photo von Catherine Deneuve in ihrem Morgan Drophead Coupé gemacht wurde. Wenige Jahre zuvor konnten wir die Deneuve in Polanskis Film Repulsion (Ekel) in einem weißen englischen Sportwagen sehen. Und in dem Absatz oben sitzt sie neben ihrem Ehemann David Bailey in einem offenen Rolls.
Zwar hat Citroen ein Auto namens Göttin (Déesse) auf den Markt gebracht, aber die Göttinnen der Leinwand fahren lieber englische Autos. Schriftstellerinnen, deren Romane sofort verfilmt werden, wie Françoise Sagan, auch. Sie hat einen Jaguar XK120 Roadster. Mein Freund Keith, der Automobile sammelt, besitzt einen Morgan 4/4, der mal Brigitte Bardot gehört hat. Ich habe ihn nie gefragt, wie das ist, wenn man sich da hinsetzt, wo einmal der Po von Brigitte war.
Ich könnte jetzt noch viel mehr über französische Filmstars und Automobile schreiben, müsste dann aber auch erwähnen, dass Françoise Dorleac bei einem schrecklichen Autounfall gestorben ist. Hier sitzt sie noch mit ihrer Schwester Catherine Deneuve auf einem englischen MG, da ist die Welt noch heil. Wenig später verbrennt sie in einem geliehenen Renault R10 auf dem Weg nach Nizza. Vierzig Jahre zuvor war hier Isadora Duncan gestorben, auch bei einem Autounfall.
Rudyard Kipling war schon häufiger in diesem Blog (The White Man's Burden, Rudyard Kipling, Somewhere East of Suez), vor allem gab es diese wunderbare plattdeutsche Übersetzung von Mandalay. Und nicht zu vergessen die Anspielung auf Kipling in dem Gedicht von Ralf Thenior. Ich kam auf Kipling, weil ich ein Gedicht über Autos und Frauen suchte. Und fand zu meinem Erstaunen Rudyard Kiplings Gedicht To a Lady, Persuading Her to a Car. Ich hatte den Autor des Dschungelbuchs nie mit Automobilen in Verbindung gebracht, aber er liebte es, in seinem Rolls Royce (Das einzige Auto, das ich mir leisten kann, weil es nie liegenbleibt) gefahren zu werden. Die Autofahrt war für ihn immer wieder one renewed and unreasoned orgy of delight.
1911 hatte er den ersten Rolls gekauft, drei weitere sollten folgen. Und er hatte begonnen, Gedichte über Automobile zu schreiben. Die Serie The Muse Among the Motors reichte von 1904 bis 1929. Es waren literarische Pastiches, bei denen Kipling im Stil anderer Dichter schrieb. Sie finden alles dazu auf dieser Seite der Kipling Society. To a Lady, Persuading Her to a Car ist nicht für die Werbung für den Kauf eines Automobils geeignet. Es ist wieder ein Pastiche, eine Imitation des Stiles von Shakespeares Zeitgenossen Ben Jonson. In dem auch schon vor dem tödlichen Autounfall (Our fierce and uncontrouled descent) gewarnt wird:
Love's fiery chariot, Delia, take
Which Vulcan wrought for Venus' sake.
Wings shall not waft thee, but a flame
Hot as my heart--as nobly tame:
Lit by a spark, less bright, more wise
Than linked lightnings of thine eyes!
Seated and ready to be drawn
Come not in muslins, lace or lawn,
But, for thy thrice imperial worth,
Take all the sables of the North,
With frozen diamonds belted on,
To face extreme Euroclydon!
Thus in our thund'ring toy we'll prove
Which is more blind, the Law or Love;
And may the jealous Gods prevent
Our fierce and uncontrouled descent!
Sonntag, 26. Mai 2019
die Zukunft: nackt und blind
Sir Hubert von Herkomer wurde am 26. Mai 1849 geboren, bei seiner Geburt war er noch ein schlichter Hubert Herkomer. Die Ernennung zum bayrischen Ritter von Herkomer und der englische Adelstitel kamen später. Herkomer war Maler, Filmpionier und Komponist. Dieses etwas exzentrische Aquarell ist eine seiner Schöpfungen. Es zeigt eine kaum bekleidete junge Dame, die an ein Automobil gefesselt ist. Die Augen sind ihr verbunden, sie kann nicht sehen, was kommen wird. Um ihren Leib windet sich ein weißes Band, auf dem Die Zukunft steht. Wer diesen Wagen mit der nackten Kühlerfigur lenkt, wissen wir nicht. Das Bild von Herkomer wanderte als Photogravur auf die Speisekarte der ersten Herkomer Konkurrenz (die erste Tourenwagen Rallye der Welt) im August 1905. Für die The Motor Union of Great Britain and Northern Ireland wurde 1908 auch noch eine Silbermedaille mit der nackten und blinden Zukunft geprägt.
Sir Hubert war auch der Wegbereiter des Automobilsports in Deutschland. Die künstlerisch wertvolle Speisekarte des aus Bayern stammenden Engländers ist prophetisch, dem Automobil wird die Zukunft gehören. Und das Automobil wird im 20. Jahrhundert immer wieder mit Darstellungen von Frauen beworben werden. Die auf diesem Poster etwas bekleideter daherkommen als bei Herkomer, aber ihre Posen sind nicht die des netten Mädchens von nebenan, das man seiner Mutter vorstellt. Das 20. Jahrhundert wird uns lehren, dass man beinahe alle Produkte der Warenwelt mit Frauen bewerben kann, die zu einer obligaten Garnierung des Produkts werden.
Das hier ist ein Sportwagen der englischen Firma TVR, die 1971 bei der Earls Court Motor Show nur nackte Mädel am Verkaufsstand, oder auf ihren Sportwagen sitzend, präsentierte. Das war lange bevor sie halbbekleidet bei Ferrari herumlungerten und Boxenluder hießen. Mein Bruder hatte mal einen TVR, der wurde allerdings ohne nackte Beigaben geliefert. Ich bringe dies Beispiel, das sich am Rande des guten Geschmacks bewegt, um zu zeigen, dass sich England in den siebziger Jahren gegenüber der Welt Herkomers sehr verändert hat.
Photos vom TVR Sportwagen bei der Earls Court Motor Show finden sich auch in der zweiten Auflage von Jörg Nimmerguts Buch Werben mit Sex. Das Buch hat eine seltsame Geschichte. Als es 1966 erschien, wurde es von der Staatsanwaltschaft wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften nach § 184 StGB verboten. Dabei war das ein durchaus seriöses Buch. 1982 ist das Buch dann in der zweiten Auflage beim Wilhelm Heyne Verlag erschienen, man kann es heute noch bei Amazon Marketplace preisgünstig finden.
Die ersten drei Automobile, die bei der Herkomer Konkurrenz 1905 nach beinahe tausend Kilometern durch Herkomers bayrische Heimat das Ziel erreichten, trugen alle einen Frauennamen: Mercédès. So hatte der Autohändler Emil Jellinek seine Tochter genannt, später nannte er mehrere Rennwagen der Firma Daimler so. Wir wissen, was daraus geworden ist. Dies hier ist nicht Mercedes Jellinek, das ist Mercedes Stermitz, eine ehemalige Miss Austria, die Rennfahrerin geworden war. Fuhr aber trotz des Vornamens nicht für Mercedes, sondern für BMW.
Unbekleidete Frauen hat es bei der Firma Mercedes nicht gegeben, aber die Frau wurde von Mercedes-Benz seit den Anfängen der Firma umworben, schließlich war Berta Benz eine der ersten Autofahrerinnen gewesen. Und Carl Benz erinnert sich in seiner Autobiographie mit Freude daran, dass eines seiner ersten Autos an eine ungarische Lehrerin verkauft wurde. Diese rotgekleidete Autosportlerin aus dem Jahre 1926 stammt von Edward Alfred Cucuel, der seine Plakate mit Offelsmeyer oder Cucuel Offelsmeyer zu signieren pflegte. Die Frau in dem roten Rennanzug hat es wirklich gegeben, es war Ernes Merck, die erste Deutsche, die in den zwanziger Jahren Autorennen fuhr.
Die Dame, die hier neben einem Rolls Royce steht, ist sozusagen doppelt auf dem Bild. Denn Eleanor Thornton war das Modell für die Figur des Spirit of Ecstasy (auch Emily genannt), der Kühlerfigur, die der Fahrer eines Rolls Royce nie aus dem Blickfeld verliert. Heute gibt es immer noch die Emily auf dem Palladio Kühler des Rolls, aber kaum noch Bilder von Frauen in der Automobilwerbung, irgendwie ist das schade.
Eine Lithographie wie diese von Akseli Gallen-Kallela für die finnische Firma Bul-Bol aus dem Jahre 1907 wäre heute unmöglich. Was wie eine total bescheuerte erotische Phantasie anmutet, hat aber für Finnland eine tiefere kulturelle Bedeutung. Das sagt uns Ghislaine Wood, die Kuratorin des Victoria & Albert Museums: The Kalevala folk story of the Snatching of Kyllikki has been transformed: the sledge becomes a red car and Lemminkainen, the hero, is a besuited motor-car fanatic. Bil-Bol is perhaps one of the earliest advertisements overtly to endow a product with a value that is symbolic, here the promise of sexual fulfillment; a value that has been a mainstay of advertising in the twentieth century.
Lesen Sie auch: Mercédès, automobilia
Donnerstag, 23. Mai 2019
fang einfach irgendwo an
Als Motto für sein Buch über Harro Harring zitierte Peter Matthews die Odyssee: Erzähle auch uns davon, Göttin, Tochter des Zeus, und fang einfach irgendwo an. Dieses fang einfach irgendwo an gefiel mir, das hätte von mir sein können, könnte das Motto meines Blogs sein. Matthews setzt dem Zitat ein frei nach Homer hinzu. Wie frei ist das? Bei dem guten alten Johann Heinrich Voß klingt der Satz ganz anders: Sage hiervon auch uns ein weniges, Tochter Kronions. Da ist im Musenanruf kein fang einfach irgendwo an, ist das frei nach Homer vielleicht zu frei? Die Übersetzung von Voß hat sich als Klassiker eingebürgert, aber es gibt andere Übersetzungen. Zum Beispiel die von Kurt Steinmann, der gerade den Johann Heinrich Voß-Preis erhalten hat. Und der übersetzt das τῶν ἁμόθεν γε, θεά, θύγατερ Διός, εἰπὲ καὶ ἡμῖν so: davon berichte - beginn, wo du willst - , Zeus' Tochter auch uns nun! Die amerikanische Gräzistin Emily Wilson schlägt für die Zeile Tell the old story for our modern times. Find the beginning vor. Dieses find the beginning ist ein klein wenig anders als beginn, wo du willst. Dieser Anfang, mit dem irgendwo anfangen, ist etwas, was uns Voß unterschlägt.
Jeder Erzähler fängt irgendwo an. Ich habe einmal auf einem Kindergeburtstag einer gelangweilten Schar von Gören die Geschichte von Sir Gawain and the Green Knight erzählt, und ich hatte nach wenigen Minuten ihre volle Aufmerksamkeit. Natürlich habe ich den Text verändert. Der englische Dichter Simon Armitage hat das Cotton Nero A.x. Manuskript mit seiner Übersetzung verändert. Homers Odyssee ist, wenn es jemals eine Originalfassung gab, auch immer wieder verändert worden. Jeder Übersetzer schreibt einen neuen Text, das können wir Johann Heinrich Voß nicht zum Vorwurf machen. Die Übersetzung von Voß ist im Internet zu finden, man kann sie heute immer noch kaufen. Auch unter anderem Namen wird sie gehandelt. Der Tempel Verlag und später Heimeran in seiner Tusculum Bücherei boten eine Übersetzung von Hans Rupé, was nichts als eine kosmetische Behandlung der Übersetzung von Voß war.
Ich gebe mal eben als eine kleine Leseprobe den Anfang der Odyssee in der Übersetung von Kurt Steinmann:
Muse, erzähl mir vom Manne, dem wandlungsreichen, den oft es
abtrieb vom Wege, seit Trojas heilige Burg er verheerte.
Vieler Menschen Städte sah er und lernte ihr Denken
kennen und litt auf dem Meer viel Qual in seinem Gemüte,
trachtend, sein Leben zu sichern und seinen Gefährten die Heimkehr.
Gleichwohl rettete er sie nicht, wie sehr er es wünschte;
denn sie gingen durch eigene Freveltaten zugrunde,
Narren, die des Hyperion-Sohnes, des Helios, Rinder
in sich stopften; doch der nahm ihnen den Tag ihrer Heimkehr.
davon berichte – beginn, wo du willst –, Zeus’ Tochter, auch uns nun!
Alle die andern, soweit sie dem jähen Verderben entkommen,
waren bereits zu Hause, entronnen dem Krieg und dem Meere;
ihn allein, der vor Sehnsucht verging nach Heimkehr und Gattin,
hielt die Nymphe Kalypso zurück, die Göttin, die Herrin,
in dem Grottengewölbe, drauf brennend, er werde ihr Gatte.
waren bereits zu Hause, entronnen dem Krieg und dem Meere;
ihn allein, der vor Sehnsucht verging nach Heimkehr und Gattin,
hielt die Nymphe Kalypso zurück, die Göttin, die Herrin,
in dem Grottengewölbe, drauf brennend, er werde ihr Gatte.
Doch als nun kam das Jahr im Umlauf der Zeiten,
da ihm die Götter zugesponnen, nach Hause zu kommen,
heim nach Ithaka, konnt’ er auch dort nicht entrinnen den Kämpfen,
auch nicht unter den seinen. Die Götter erbarmten sich alle,
nur nicht Poseidon: der zürnte dem göttergleichen Odysseus
da ihm die Götter zugesponnen, nach Hause zu kommen,
heim nach Ithaka, konnt’ er auch dort nicht entrinnen den Kämpfen,
auch nicht unter den seinen. Die Götter erbarmten sich alle,
nur nicht Poseidon: der zürnte dem göttergleichen Odysseus
unablässig und heftig, bevor in sein Land er gelangte.
Jener aber war zu den fernen Aithiopen gegangen –
Aithiopen, die zweifach verteilt sind, die äußersten Menschen,
teils dort, wo die Sonne herabsinkt, teils, wo sie aufgeht –,
daß er ein Opfer empfange von hundert Stieren und Widdern.
Dort nun saß er sich labend beim Mahl; die anderen aber
waren alle in Zeus’, des Olympiers, Sälen versammelt.
Unter ihnen begann der Vater der Menschen und Götter,
denn er gedachte im Herzen des tadelfreien Aigisthos,
den ja Orest, Agamemnons Sohn, der berühmte, erschlagen.
Dessen gedachte er nun und sprach zu den Göttern die Worte:
'Nein, wie töricht klagen die Sterblichen an doch die Götter!
denn von uns her, sagen sie, kämen die Übel, doch auch selbst
schaffen sie Qual sich – über ihr Los – durch eigene Frevel.
Das liest sich doch sehr gut. Die Übersetzung ist im deutschen Penguin Verlag lieferbar, das preiswerteste Angebot für 12 Euro. Und während sie noch auf die Lieferung warten, könnten Sie noch den Post Heldensagen lesen.
Jener aber war zu den fernen Aithiopen gegangen –
Aithiopen, die zweifach verteilt sind, die äußersten Menschen,
teils dort, wo die Sonne herabsinkt, teils, wo sie aufgeht –,
daß er ein Opfer empfange von hundert Stieren und Widdern.
Dort nun saß er sich labend beim Mahl; die anderen aber
waren alle in Zeus’, des Olympiers, Sälen versammelt.
Unter ihnen begann der Vater der Menschen und Götter,
denn er gedachte im Herzen des tadelfreien Aigisthos,
den ja Orest, Agamemnons Sohn, der berühmte, erschlagen.
Dessen gedachte er nun und sprach zu den Göttern die Worte:
'Nein, wie töricht klagen die Sterblichen an doch die Götter!
denn von uns her, sagen sie, kämen die Übel, doch auch selbst
schaffen sie Qual sich – über ihr Los – durch eigene Frevel.
Das liest sich doch sehr gut. Die Übersetzung ist im deutschen Penguin Verlag lieferbar, das preiswerteste Angebot für 12 Euro. Und während sie noch auf die Lieferung warten, könnten Sie noch den Post Heldensagen lesen.
Dienstag, 21. Mai 2019
Friedenspfeife
Mein Opa war in der Schlaraffia. Ich habe noch ein altes Photo von einer Festtagssitzung, da sitzt er mit einem seltsamen Papierhütchen neben dem Bürgermeister Dr Wittgenstein. Das war der Mann, der dem Architekten Ernst Becker-Sassenhof in unserem Ort eine carte blanche für sein neues Bauen gab. Und der 1933 von den Nazis aus dem Amt geworfen wurde. Die Ankunft der Nazis bedeutete auch das Ende ders Männerbundes Schlaraffia in unserem Ort. Es war nicht nur die Schlaraffia, die damals geschlossen wurde. Auch die Freimaurerloge Anker der Eintracht verlor ihr Haus in der Weserstraße. Sie wurde 1935 gezwungen, das Haus an den Heimatverein zu verkaufen, der dort das Heimatmuseum einrichtete. Heute steht wieder Logenhaus draußen dran. Als mein Vater mir voller Stolz das neubezogene Haus zeigte, war ich überrascht, wie sich die Museumsräume verwandelt hatten, in denen ich als Kind gespielt hatte, wenn Opa sonntags an der Kasse des Museums saß. Im obersten Stockwerk gab es eine Himmelskuppel, die aussah, als hätte Schinkel sie für die Zauberflöte entworfen. Ich verdanke den Freimaurern ein schönes Erlebnis, eine Aufführung von Mozarts Zauberflöte im Theater am Goetheplatz. Von der Oper weiß ich nichts mehr, aber dass alle Anwesenden in Abendkleid und Frack waren, das habe ich nicht vergessen.
Die Nationalsozialisten haben nicht alle Bruderschaften, Logen und Wohltätigkeitsclub verboten, ein Beispiel wäre der Rotary Club. Der von sich aus zuerst einmal jüdische Mitglieder, Kommunisten und prominente Nicht-Nazis ausschließt. So erhält der Rotarier Thomas Mann zwei Monate nach der Machtergreifung einen Brief seines Clubpräsidenten: Sehr geehrter Herr Professor, Ihre längere Abwesenheit von München hindert uns, mit Ihnen über Ihre Zugehörigkeit zum hiesigen Klub zu sprechen. Sie dürften aber die Entwicklung in Deutschland genügend verfolgt haben, um zu verstehen, dass wir es für unvermeidlich halten, Sie aus unserer Mitgliederliste zu streichen. Mit vorzüglicher Hochachtung, Rotary Club München, Der Präsident.
Der Nobelpreisträger Thomas Mann war tief getroffen: Wie sieht es aus in diesen Menschen? notiert er am 8. April 1933 in seinem Tagebuch. Es bleibt ihm nur ein Staunen über den Seelenzustand dieser Menschen, die mich, eben noch die ,Zierde' ihrer Vereinigung, ausstoßen ohne ein Wort des Bedauerns, des Dankes, als sei es ganz selbstverständlich. Wenige Jahre zuvor hatte Mann bei einem Festvortrag im Münchener Rotary Club gesagt: Welches ist denn seine innerste Verfassung? Welches ist das geistige Fundament, auf dem sein Bau ruht? Ist es nicht eben dieser Ideenkomplex bürgerlicher Humanität, in dessen Zeichen er sich konstituiert hat und der ihn beseelt, diese Ideeneinheit von Freiheit, Bildung, Menschlichkeit, Duldsamkeit, Hilfsbereitschaft und Sympathie, die das Wesen der Humanität, der höheren Bürgerlichkeit ausmacht? In diesem Lichte sehe ich unsere Gemeinschaft. Die deutschen Rotary Clubs werden sich Ende der dreißiger Jahre auflösen.
Aber es gibt bei den Rotariern auch eine ganz andere Haltung. Wir müssen einmal einen Blick auf die amerikanische Kleinstadt Keokuk werfen. Da gibt es noch die Ideeneinheit von Freiheit, Bildung, Menschlichkeit, Duldsamkeit, Hilfsbereitschaft und Sympathie. Die Stadt Keokuk hat ihren Namen nach einem berühmten Indianerhäuptling, der hier begraben liegt. Er ist in diesem Blog schon in den Posts Edle Wilde und Tecumseh in Dresden vorgekommen. Der letzte Post handelt von der Ausstellung, die die Astrid 2013 über den Dresdner Bildhauer Ferdinand Pettrich für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gemacht hat. Keokuk war ein Mann des Friedens und des Ausgleichs. Ein Jahr, nachdem sein Widersacher Black Hawk den Black Hawk War angezettelt hatte, warnt er seinen Stamm in einer Rede vor einem neuen Krieg. Die Weißen seien einfach zu mächtig: Their cabins are as plenty as the trees in the forest, and their soldiers are springing up like grass on the prairies. They have the talking thunder, which carries death a long way off, with long guns and short ones, long knives and short ones.
Im Oktober 1837 wird Keokuk mit einer Delegation von Indianern die Regierung in Washington aufsuchen, er wird dort einen Vertrag über einen Tausch von Ländereien unterzeichnen. Und er wird dort die Friedenspfeife rauchen. Oder genauer: er wird dem Kriegsminister Joel Roberts Poinsett eine Friedenspfeife überreichen. Ob sie geraucht wurde, weiß man nicht genau. Zuvor hatte Keokuk von dem Minister eine silberne peace medal bekommen. Er wird sie voller Stolz tragen, sie ist auf zahlreichen Photographien und Gemälden zu sehen. Zum Beispiel auf dem Bild von Charles Bird King, das nach der Zeremonie gemalt wurde.
Der symbolische Akt von 1837 wird im 20. Jahrhundert in Keokuk Folgen haben. Der Rotary Club von Keokuk entschließt sich zu einer ähnlichen Zeremonie: eine Friedenspfeife soll an alle Rotary Clubs der Welt geschickt werden. Aber der neue Präsident W.J. Fulton, der gerade von einer Europareise zurückgekommen ist, entscheidet sich 1931 gegen die postalische Versendung der Pfeife. Er verschickt im Dezember 496 Briefe an sämtliche Rotary Clubs der Welt. Das Rauchen der Friedenspfeife sollte mangels Masse von Pfeifen symbolisch erfolgen, was sich viele Clubs nicht nehmen ließen, auch wenn kein indianische Friedenspfeife der Post aus Keokuk beilag. Der Rotary Club München, der ein Jahr später Thomas Mann ausstoßen wird, findet die Idee köstlich und schreibt: Wir hatten beim letzten Lunch, als Ihr Brief vorgelesen wurde, leider keine geeignete Pfeife zur Hand und mussten uns daher mit Zigarren begnügen.
Jacques Marquette war 1673 der erste, der die indianische Friedenspfeife (auch Kalumet genannt) und die mit ihr verbundenen Zeremonien beschrieben hat. In May, 1673, Marquette, Joliet and five boatmen in two large canoes moved up Lake Michigan and to the headwaters of the Fox River and crossed by portage to the Wisconsin River, and on June 17 first saw the Mississippi River opposite the present town of McGregor, Iowa. On June 25, they landed near the present town of Toolesboro, the first known whites to set foot there. They entered the Indian village and smoked the pipe of peace near the present Iowa River. They passed on down the Mississippi to the mouth of the Arkansas River before returning to Canada, heißt es in der History of Keokuk.
Historiker und Journalisten haben die 196 Antwortbriefe - von Berlin bis Jerusalem, von Buenos Aires Kapstadt - auf die Peace Pipe Aktion aus Keokuk wieder ausgegraben und präsentieren den Sensationsfund auf 330 Seiten. Faksimiles der Briefe werden in einer zweisprachigen Ausgabe (deutsch-englisch) dargeboten. Und für das Vorwort hat Dr Joachim Reppmann keinen Geringeren als Henry Kissinger gewonnen. Jedes Zeichen zählt, hat Carol Kahn Strauss, die langjährige Vorsitzende des Leo Baeck Instituts ihr Nachwort in dem Buch genannt. Sie können hier einen Blick in das Buch Die Peace-Pipe-Briefe werfen. Und ein Video zur Einführung in das Thema habe ich hier auch für Sie.
Das Jahr, in dem der Rotary Club von Keokuk seine postalische Friedenspfeife kreisen lässt, erscheint wie ein gutes Jahr für den Frieden. Oder für symbolische Demonstrationen, dass man es mit dem Frieden in der Welt ernst meint. Aristide Briand und Pierre Laval (die erste offizielle französische Delegation seit 1878) werden in Berlin mit Vive la Paix und Vive la France Rufen begrüßt. Und mit Jane Addams, der Präsidentin der Women’s International League for Peace and Freedom und Nicholas Murray Butler bekommen zwei Persönlichkeiten den Friedensnobelpreis, die ihn wirklich verdient haben. Aus heutiger Perspektive klingt das leider alles eher nach einem Schwanengesang.
Ich möchte zum Schluss noch ein anderes Buch erwähnen, das die Friedenspfeife im Titel hat. Es heißt The Sacred Pipe und stammt von Black Elk, der als Kind bei der Schlacht von Little Bighorn dabei war und bei dem Massaker von Wounded Knee verletzt wurde. Auch er hat etwas zum Frieden zu sagen: The first peace, which is the most important, is that which comes from within the souls of men when they realize their relationship, their oneness, with the universe and all its powers, and when they realize that at the center of the universe dwells Wakan-Tanka, and that this center is really everywhere, it is within each of us. This is the real peace, and the others are but reflections of this. The second peace is that which is made between two individuals, and the third is that which is made between two nations. But above all you should understand that there can never be peace between nations until there is first known that true peace which is within the souls of men. Darüber könnte man einmal nachdenken.
Samstag, 18. Mai 2019
Delmenhorst
Die Könige von Dänemark waren mal Grafen von Delmenhorst. Jahrhundertelang, erst die Königin Margrethe hat diesen Titel aufgegeben. Die englischen Könige behaupten ja auch nicht mehr, Könige von Frankreich zu sein. George III hat das aufgegeben. Einen Fürsten von Recklinghausen gibt es aber heute immer noch. Delmenhorst ist ein furchtbares Kaff, ich weiß das, ich war da als Soldat stationiert. Meine Kaserne wird in dem vielgelesenen Post Uniformen erwähnt. Allerdings scheint man in Delmenhorst auch wohnen zu können. Denn letztens hörte ich auf NDR Blue jemanden singen:
Ich bin jetzt immer da, wo du nicht bist
und das ist immer Delmenhorst
Es ist schön, wenn’s nicht mehr weh tut
und wo zu sein, wo du nie warst
Hinter Huchting ist ein Graben,
der ist weder breit noch tief
und dann kommt gleich Getränke Hoffmann
Sag‘ Bescheid, wenn du mich liebst
Huchting ist ein Stadtteil von Bremen, hart an der Landesgrenze. Die Geschichte ist die eines selbst gewählten Exils, die Verlängerung unseres Stücks Weißes Papier. Da heißt es am Ende: „Am liebsten wär’ ich auf einem anderen Stern, wo mich nichts an dich erinnert.“ Das kann eben auch Delmenhorst sein, hat Sven Regener gesagt. Er hat Delmenhorst geschrieben, im Jahr davor hatte er den Roman Neue Vahr Süd veröffentlicht (der hier schon erwähnt wird), der ein Kultbestseller wurde. Wenn Sie die Gruppe Element of Crime kennen, dann wissen Sie natürlich, dass das sich ihr Song Delmenhorst auf der CD Mittelpunkt der Welt (2005) findet. Delmenhorst ist einfach eine Stadt, die man nicht groß auf dem Zettel hat. Deshalb war es reizvoll, diese Stadt poesiefähig zu machen, hat Regener, der die Texte für die Band schreibt, gesagt. Er hat auch über Delmenhorst gesagt: Die haben Sarah Connor. Aber wir haben James Last.
Es ist eigentlich eine erstaunlich Sache, dass häßliche kleine Provinzkaffs in die Popkultur wandern. Also zum Beispiel Twistringen, wo die Delme entspringt. Zu dem Ort gibt es auch ein Lied, wo es im Refrain heißt:
Perle, du in Niedersachsen,
Stätte schönster Fröhlichkeit,
Twistringen, ans Herz gewachsen
Bist du mir in aller Zeit.
Das würde die Gruppe Element of Crime natürlich nicht singen. Wenn man aus Twistringen kommt, das die Bewohner auf Platt Twustern nennen, will man da raus. Wie Reinhold Beckmann oder Brigitte Seebacher-Brandt. Oder May Spils, die da nach dem Abitur weg war. Wurde in München berühmt, weil sie Zur Sache Schätzchen mit Uschi Glas gedreht hat.
Mittwoch, 15. Mai 2019
Pflastersteine
Der nordfriesische Dichter, Maler und Revolutionär Harro Harring starb am 15. Mai 1870 im Exil in Saint Helier auf Jersey. Victor Hugo, selbst Exilant auf einer Kanalinsel, nannte den Friedhof der Flüchtlinge unser Westminster und St. Denis. Harro Harring hat in diesem Blog schon seit 2010 einen Post, dem ich heute noch einige Dinge hinzufügen möchte. Das eine sind seine mehrbändigen Reisebeschreibungen Rhonghar Jarr: Fahrten eines Friesen in Dänemark, Deutschland, Ungarn, Holland, Frankreich, Griechenland, Italien und der Schweiz; vier Bände nebst einem Vorläufer, die man im Internet lesen kann. Wenn ich auf einen Netzfund wie Rhonghar Jarr hinweise, möchte ich Harrings Tragikomische Abenteuer eines Philhellenen mit dem schönen Vorwort von Heinrich Conrad nicht auslassen. Das andere ist die Biographie von Peter Matthews Harro Harring: Rebell der Freiheit, die war 2010 als ich den Harro Harring Post schrieb, noch nicht erschienen. Wenn auch der romanhafte Stil etwas stört, ist es aber das Beste, was derzeit zu Harring auf dem Markt ist. Und es ist auch ein Buch, das allen Facetten des Nordfriesen Harring gerecht wird. Das Buch Harro Harring, der Friese von Thusnelda Kühl aus dem Jahre 1906 war schon bei seinem Erscheinen keine sichere Quelle.
Karl Marx hat Harring gehasst, er hat keine Gelegenheit ausgelassen, ihn zu verhöhnen. Sie können das Bösartigste in dem Post Harro Harring lesen. Wir vergessen Karl Marx einmal einen Augenblick und wenden uns anderen Quellen zu. Harring galt als gescheiterter Wirrkopf – bis der Historiker Walter Grab auf ihn aufmerksam wurde und ihn als eine der erstaunlichsten Figuren im Zeitalter zwischen dem Sturz Napoleons und dem Beginn der Arbeiterbewegung bezeichnete. Mit seinem Aufsatz „Harro Harring – ein revolutionärer Odysseus der Freiheit“ gab er 1982 den Impuls zur Gründung der Harring-Gesellschaft, können wir auf der Homepage der Harro Harring Gesellschaft lesen. Und glücklicherweise ist der Aufsatz des Historikers, der der Ehrenpräsident der Gesellschaft werden wird, im Internet, Sie können ihn hier lesen.
Der Direktor der Harro Harring Gesellschaft wurde Ulrich Schulte-Wülwer, ein Kunsthistoriker, der die Flensburger Kunstsammlungen gepflegt hat und dem wir den wunderbaren Katalog Malerei in Schleswig-Holstein verdanken. So etwas hat die Kunsthalle Kiel nicht zu bieten. Unter Jens Christian Jensen ist zwar mal der alte Katalog von Lilli Martius überarbeitet worden, aber das kann man nicht mit Malerei in Schleswig-Holstein vergleichen. Als Ulrich Schulte-Wülwer in den Ruhestand ging, sagte er: Sicherlich das leidige Thema Geld. Als städtisches Museum bekommen wir keinen Pfennig vom Land wie etwa Gottorf oder die Kunsthalle Kiel. Aber ich muss in Dankbarkeit sagen, dass die Stadt Flensburg immer ihr Möglichstes getan hat, den Betrieb am Laufen zu halten.
Geld ist nicht alles. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte im letzten Jahr im Bundestag: ... Und wieder einmal war die Debatte zum Kulturetat so kurz, dass kein Abgeordneter seine Gedanken wirklich sinnvoll ausführen konnte. Kulturpolitik ist zu wichtig, um sie als Anhängsel bei der Generaldebatte zur Politik der Bundeskanzlerin mit zu behandeln. 1,58 Milliarden Euro für Kultur und Medien auf Bundesebene sind super und trotzdem, das wurde in der Debatte deutlich: Geld ist nicht alles! Dieses Bild von Harring (eine Kopie nach Wouwerman) aus dem Jahre 1820 hängt in Flensburg. In den 1820er Jahre wurde es Harring klar, dass er doch nicht zum Maler geschaffen war, später malte er nur noch, wenn er Geld brauchte. Und das brauchte er immer wieder, aber immer wieder halfen ihm andere aus. Wie zum Beispiel Victor Hugo.
Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an sie zu verändern, hat Marx gesagt. Verändern wollte Harring die Welt auch, aber es ist ihm nicht gelungen. Harring hat über sich gesagt, dass er ein sentimentaler, für das bürgerliche Leben total unbrauchbarer Mensch, ein Stiefbruder des Hamlet war. Zwischen einer himmelstürmenden Hingabe an die ganze Menschheit und einer grüblerischen Beschäftigung mit dem eigenen Ich stets hin- und hergeschleudert, gelang es ihm nie, auf dem Boden der Wirklichkeit recht Fuß zu fassen, schreibt Walter Grab. Diese Bleistiftzeichnung des jungen Harring ist von dem Bildhauer Hermann Wilhelm Bissen, der den berühmten Idstedt Löwen geschaffen hat.
Man hat den Dichter Harring, der einst ein vielgelesener Autor war, nicht ganz vergessen. Als der Flensburger Professor Peter Nicolaisen die Anthologie Stimmenvielfalt: Gedichte aus Schleswig-Holstein: Vom Barock bis in die Gegenwart herausgab, enthielt der Band auch Gedichte von Harro Harring. Eins davon möchte ich heute zum Schluß zitieren:
Der Bundestag
In Frankfurt, da sitzt der deutsche Bund
Und macht Verbote auf Verbote kund!
Das wird dem deutschen Bund recht schwer –
Denn er findet gar wenig zu verbieten mehr.
Drum stöbert er emsig in jedem Mist,
Wenn nur irgend was drin zu verbieten ist.
Und nächstens wird er mächtig schrei’n:
Es darf in den Straßen kein Pflaster sein!
Denn so lang’ das Volk auf’m Pflaster geht;
Eine Waff’ ihm noch zu Gebote steht.
Ein gefährlich’ Ding; - so’n Pflasterstein!
Drum muß das Pflaster verboten sein!
Der Bundestag fürchtet sich sehr vor’m Tod,
Drum arbeitet er – an dem Pflaster-Verbot.
Dienstag, 14. Mai 2019
Doris Day ✝
Doris Day ist gestern im Alter von 97 Jahren gestorben. Mit ihrem Que Sera, Sera bin ich aufgewachsen, es geht einem ein Leben lang nicht aus dem Kopf. Doris Day hatte in diesem Blog zu ihrem neunzigsten Geburtstag schon einen Post, ich stelle den heute noch einmal hier ein.
Am heutigen Tag kann hier nur ein Text stehen. Natürlich Que Sera, Sera, Erkennungsmelodie der Doris Day Show: Doris Day wird heute neunzig. Der Song Que Sera, Sera, der wie ein Volkslied daherkommt, hat allerdings keine Wurzeln im Spanischen. Oder im Italienischen. Er wurde wurde 1956 von Ray Evans und Jay Livingston für den Hitchcock Film Der Mann, der zuviel wußte geschrieben. Ein spy thriller, der für Hitchcock ein Re-Make eines eigenen Films aus den dreißiger Jahren war. Damals allerdings noch ohne Que Sera, Sera. Die Sache mit dem Song ist ja das Beste in diesem Film, wenn Doris Day das singt, dann hat der etwas langweilige Film endlich seinen Höhepunkt.
When I was just a little girl
I asked my mother
What will I be
Will I be pretty
Will I be rich
Here's what she said to me
Que sera, sera
Whatever will be, will be
The future's not ours to see
Que sera, sera
What will be, will be
When I grew up and fell in love
I asked my sweetheart
What lies ahead
Will we have rainbows
Day after day
Here's what my sweetheart said
Que sera, sera
Whatever will be, will be
The future's not ours to see
Que sera, sera
What will be, will be
Now I have Children of my own
They ask their mother
What will I be
Will I be handsome
Will I be rich
I tell them tenderly
Que sera, sera
Whatever will be, will be
The future's not ours to see
Que sera, sera
What will be, will be
Que Sera, Sera
Aber die Herren Ray Evans und Jay Livingston haben die Phrase Que sera, sera nicht erfunden. Sie ist in der englischen Sprache schon lange vor 1956 heimisch. Sehr lange. Sie findet sich schon 1582 bei einem Sir William Teshe:
Some sorte of men contynually forecast,
and doe dyvine of thinges which maye insue,
neuer respecting what is gone and past,
but what’s to come, that deeme they wilbe true,
Though falce in fine; for why? by proofe we see,
che sara, sara, What shalbe, shalbe.
Und in dieser Zeit gelangt der Spruch auch in das Wappen der Russells, die die Herzöge von Bedford sind. Wenn Sie den Post Lord John Russell gelesen haben, dann kennen Sie diese Familie ja schon. Der Sprachwissenschaftler Lee Hartmann von der Southern Illinois University hat die Herkunft von Que sera, sera untersucht, Sie können hier seinen wirklich interessanten Artikel lesen. Und natürlich gratulieren wir Doris Day (die ja eigentlich eine halbe Deutsche ist und Doris Mary Ann Kappelhoff heißt) ganz herzlich. Vielleicht mit diesem netten kleinen Video. Die Songs, die man da hört wurden 1967 für The Love Album aufgenommen, aber erst 27 Jahre später veröffentlicht. Que Sera, Sera.
Sonntag, 12. Mai 2019
Bundesmarine
Mit gefällt (fast) alles, was Sie schreiben. Nur mit der Marine sind wir über Kreuz, aber was kann ich schon von einem unedlen Grau des Feldes erwarten, schrieb mir ein Freund. Er spielte darauf an, dass ich in meinem Blog gelegentlich (wie zuum Beispiel in den Posts Unsere Marine und Minen) leicht gehässige Bemerkungen über die Bundesmarine gemacht habe. Ich muss das relativieren und erklären, ich fange mal mit diesem Schiff hier an. Sieht aus wie die Gorch Fock (die hier schon einen Post hat), segelt aber unter amerikanischer Flagge. Die USCGC Eagle kam an diesem Wochenende in Kiel an und lag auf dem Stammplatz der Gorch Fock.
Das Segelschulschiff der Bundesmarine war 1958 vom Stapel gelaufen. Die 14-jährige Ulli Kinau taufte das Schiff auf den Namen ihres Onkels Johann, der unter dem Künstlernamen Gorch Fock berühmt geworden war. Und das Ganze auf Platt: Boben dat Leben steiht de Dod, aber boben den Dod steiht wedder dat Leben. Ick döp di op den Naam 'Gorch Fock'!" Die Feier wurde allerdings davon überschattet, dass ein Jahr zuvor der Großsegler Pamir untergegangen war (lesen Sie dazu mehr in dem Post Wetter). Diese Gorch Fock ist genau genommen die Gorch Fock II, ihr Schwesterschiff liegt im Hafen von Stralsund.
Die Gorch Fock, die zwanzig Jahre jünger ist als die USCGC Eagle, segelt zur Zeit nicht. Sie liegt in Elsfleht und verbirgt sich unter den Tarpaulinmassen hinter Ursula von der Leyen. Sie ist für die Bundesmarine das Äquivalent zum Flughafen BER. Reden wir lieber nicht über den Skandal mit der Werft in Elsfleth, der den Steuerzahler Millionen kostet. Fragen wir uns lieber, warum die USCGC Eagle, die bei Blohm und Voss als Horst Wessel gebaut wurde, schwimmt und die Gorch Fock nicht. Auch die Eagle ist in den letzten Jahren in der Werft gewesen, allerdings in einer Werft, die der US Coast Guard gehörte. Da hat man Kontrolle über das, was man macht. Die vierjährige Überholung soll 28 Millionen Dollar gekostet haben, die Kosten für die Gorch Fock werden inzwischen auf 135 Millionen geschätzt.
Die Bundesmarine beschäftigt zur Zeit einen Admiral, vier Vizeadmiräle, neun Konteradmiräle und 18 Flotillenadmiräle. Hätte man nicht ein paar von denen nach Elsfleht schicken können, um die Reparaturarbeiten an der Gorch Fock zu überwachen? In dem Post Admiräle habe ich geschrieben: Echte Sorgen mache ich mir nicht, es gibt eh zu viele von der Spezies Admiral. Das hat Cyril Northcote Parkinson, dem wir die schöne Biographie The Life and Times of Horatio Hornblower und ein halbes Dutzend Seeromane verdanken, schon in seinem Buch Parkinson's Law bewiesen. Das von ihm gefundene Gesetz über die Vermehrung der Beamtenstellen kennen wir alle aus dem alltäglichen Leben. Parkinson nahm in seinem Buch dafür Statistiken der Royal Navy als Beispiel. Im Jahre 1914 hatte England 62 Schlachtschiffe, Panzerkreuzer und Kreuzer, die von 2.000 Beamten in der Admiralität verwaltet wurden. 1928 waren es nur noch zwanzig Schiffe, aber es gab mittlerweile 3.569 Beamte. Auch heute hat sich das Missverhältnis nicht geändert: vor drei Jahren kamen auf 19 einsatzfähige Kampfschiffe vierzig Admiräle und 260 Kapitäne. Man fragt sich bei solchen Zahlen immer wieder: was machen die alle?
Lassen wir mal den augenblicklichen Zustand der Bundesmarine weg, ich muss weiter zurückgehen, um meine leichte Aversion gegen die Marine zu erklären. Niemand aus meiner Klasse ist zur Marine gegangen, selbst Dirk H. nicht, dessen Vater in dritter Generation eine kleine Werft besaß. Manche verweigerten den Wehrdienst, andere wie Gert Börnsen zogen nach Berlin, um der Einberufung zu entgehen. Der Rest ging zum Heer oder zur Luftwaffe, aber nicht zur Marine. Sie besaß kein Ansehen. In dem kleinen Kaff, aus dem ich komme, arbeiteten Werften wie Lürssen und Abeking und Rasmussen damals für die Bundesmarine. Bauten Schnellboote, den Tender Neckar, Korvetten und solche Dinge. Aber die Werftarbeiter ließen die jungen Marineoffiziere nicht ans Ruder, wenn es um schwierige Manöver ging. Nicht solange das Schiff noch nicht abgenommen war. Kapitän Ernst Biet hat mir mal erzählt, dass er bei der Übergabe eines Schiffes an die Bundesmarine sofort auf dem begleitenden Schlepper war, wenn der Kaleu das Schiff übernommen hatte. Und es kurz danach mit Aplomb in Bremerhaven gegen die Columbuskaje setzte.
Ich wäre dazu prädestiniert gewesen, die Marine zu lieben. Unserem Haus gegenüber stand eine Villa, auf deren Steintafel über dem Eingang stand: Auf diesem Landsitz wohnte Arnold Duckwitz 1802 bis 1881 Bürgermeister von Bremen 1848 Reichshandelsminister in Frankfurt a.M. Gründer der ersten deutschen Reichskriegsflotte. Ohne Duckwitz, der Rudolf Brommy zum esrten deutschen Admiral machte, hätte es die deutsche Marine vielleicht nicht gegeben. Es wäre ein Grund für die Bundesmarine gewesen, bei Jubiläen mal eben eine Abordnung von Marinesoldaten vor die Villa zu stellen. Bei der Royal Navy hätte man so etwas gemacht. Wir aber haben keine Traditionspflege, das ist zu bedauern.
Meine Eltern waren mit vielen Kapitänen befreundet. Die eigene Schiffe hatten oder wie Ernst Biet Ozeanriesen des Norddeutschen Lloyds befehligten. Master next to God. Beinahe alle Kapitäne, die meine Eltern kannten, waren im Zweiten Weltkrieg Marineoffiziere gewesen. Hermann Bögel hatte ein Ritterkreuz bekommen, hat das aber nie erzählt. Hein Janssen (den ich mal in der Nacht von Holland nach Bremen fuhr) war auf dem U-Boot U 55 gewesen und in englische Kriegsgefangenschaft geraten. In den fünfziger Jahren bekam er sogar einmal Besuch von Admiral Dönitz, Traditionspflege der anderen Art. Dönitz wusste, wo Vegesack war, schließlich waren hier auf dem Bremer Vulkan seine U-Boote gebaut worden.
Ernst Biet, der schon im Ersten Weltkrieg auf U-Booten gefahren war, kommandierte im Zweiten Weltkrieg als Kapitän zur See der Reseve den Minenleger Ulm (hier mit Tarnanstrich), der von der HMS Onslaught versenkt wurde. Biet war der letzte, der von Bord ging, aber der erste, den die Engländer auffischten. Er hatte ja noch versucht, der HMS Onslaught zu entgehen und sogar die amerikanische Flagge hissen lassen, um die Engländer zu täuschen. Über das Schiff und die Besatzung war er nicht glücklich, der Minenleger Ulm war nämlich eigentlich ein Bananenfrachter, der in kürzester Zeit zu einem Behelfskriegsschiff umgebaut worden war.
Bis auf den Kap Hornier Hugo Gottsmann, der ein Schulschiff kommandierte und mir das Segeln beibrachte, der ein wenig verschlossen war, haben mir diese Männer, deren ganzes Leben die See war, vieles erzählt. Sie erzählten diese Geschichten nicht jeden Tag, sie prahlten nicht mit ihrem Krieg. Wenn ich daran zurückdenke, klang manches wie eine Lebensbeichte. Ein Versuch, einem Jüngeren diese Vergangenheit zu erklären. Ich weiß es nicht. Ich ging bei ihnen ein und aus und durfte auch mal auf ihren Schiffen mitfahren, was eine tolle Sache war, wenn man jung ist. Aber es hat mich nie zur Marine gezogen, darüber habe ich wohl schon etwas gesagt, als ich über Schnellboote schrieb. Ich glaube da steht auch drin, dass bei dem einzigen Mal, als ich auf einem Minenräumer mitgefahren bin, ein junger Leutnant zur See das Ding in Bremerhaven mit einem Krach gegen die Hafenmauer gesetzt hat. Nach dem, was mir Käpt'n Biet zuvor über die mangelnden nautischen Fähigkeiten der jungen Bundesmarineoffiziere erzählt hatte, fand ich das ganz passend.
Freitag, 10. Mai 2019
der goldene Nagel
Vor 150 Jahren treffen sich zwei Lokomotiven im Box Elder County in Utah. Die eine war die No. 119 der Union Pacific, die andere die Lok No. 60 der Central Pacific. Damit war die transkontinentale Eisenbahnlinie quer durch Amerika vollendet. Man schlug einen goldenen Nagel ein. Dass es so lange gedauert hatte, bis man dieses Schienennetz vollendet hatte, hat etwas mit dem Bürgerkrieg zu tun. In dem man aber auch gesehen hatte, wie wichtig Eisenbahnlinien waren. Ohne den genialen Eisenbahningenieur Hermann Haupt hätte der Norden den Krieg vielleicht nicht gewonnen.
Die Eisenbahn verändert die Welt. Der Klassiker zu diesem Thema bleibt die Geschichte der Eisenbahnreise: Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19. Jahrhundert von Wolfgang Schivelbusch, auch wenn er nicht so furchtbar viel zu den amerikanischen Eisenbahnen sagt. Aber die Bücher des Kulturhistorikers Schivelbusch sind (mit Ausnahme seines Buch über den amerikanischen Bürgerkriegs) immer ein Leseerlebnis. Ein Nebenprodukt der Eisenbahnen sind die Eisenbahneruhren, Chronometer von erstaunlicher Präzision. Lesen sie dzu mehr in dem Post Illinois Bunn Special.
Im Golden Spike National Historical Park wird man heute feiern, Parkplätze gibt es schon keine mehr. Wahrscheinlich wird man nicht über die Vertreibung der Indianer reden, nicht über Buffalo Bill, der aus dem Eisenbahnwaggon tausende von Büffeln schießt. Nicht über die Vernichtung der Natur. Das Bild American Progress von John Gast ist drei Jahre nach der Fertigstellung der transkontinentalen Eisenbahn gemalt worden, alles, was Amerika damals bewegt, ist auf dem Bild zu sehen.
So ganz großartig war die Zeremonie am 10. Mai 1869 nicht gewesen, wenn man diesem Bericht glauben darf: And now, the crowd - mostly Irish and Chinese laborers who had borne the brunt of the work - pushed close. "Gentlemen," said Leland Stanford, president of the Central Pacific, "with your assistance we will proceed to lay the last tie, the last rail, and drive the last spike." With great pomp, Stanford picked up a silver-headed sledge-hammer, lifted it over his head, aimed at a gold spike, and swung with all his might…only to miss! The Irish and Chinese workers howled. Stanford was getting a taste of just how hard it was to build a railroad. Now Thomas Durant, the vice president of the Union Pacific, took up the sledgehammer, and swung a mighty blow. He missed as well. As a worker was hastily summoned to pound in the final spike, a telegrapher sent the signal to the nation: "It's done!"
Zur Feier des Tages gibt es hier heute ein Gedicht von Bret Harte, dem Autor der berühmten Kurzgeschichte The luck of Roaring Camp. Das Gedicht heißt What the Engines Said und hat den Untertitel Opening of the Pacific Railroad:
What was it the Engines said,
Pilots touching,—head to head
Facing on the single track,
Half a world behind each back?
This is what the Engines said,
Unreported and unread.
With a prefatory screech,
In a florid Western speech,
Said the engine from the West,
"I am from Sierra's crest;
And, if altitude 's a test,
Why, I reckon, it 's confessed,
That I 've done my level best."
Said the Engine from the East,
"They who work best talk the least.
S'pose you whistle down your brakes;
What you 've done is no great shakes,—
Pretty fair,—but let our meeting
Be a different kind of greeting.
Let these folks with champagne stuffing,
Not their Engines, do the puffing.
"Listen! Where Atlantic beats
Shores of snow and summer heats;
Where the Indian autumn skies
Paint the woods with wampum dies,—
I have chased the flying sun,
Seeing all he looked upon,
Blessing all that he has blest,
Nursing in my iron breast
All his vivifying heat,
All his clouds about my crest;
And before my flying feet
Every shadow must retreat."
Said the Western Engine, "Phew!"
And a long, low whistle blew.
"Come, now, really that 's the oddest
Talk for one so very modest.
You brag of your East. You do?
Why, I bring the East to you!
All the Orient, all Cathay,
Find through me the shortest way;
And the sun you follow here
Rises in my hemisphere.
Really,—if one must be rude,—
Length, my friend, ain't longitude."
Said the Union: "Don't reflect, or
I 'll run over some Director."
Said the Central: "I 'm Pacific;
But, when riled, I 'm quite terrific.
Yet to-day we shall not quarrel,
Just to show these folks this moral,
How two Engines—in their vision—
Once have met without collision."
That is what the Engines said,
Unreported and unread;
Spoken slightly through the nose,
With a whistle at the close.
Mittwoch, 8. Mai 2019
Wiederholungen
Wir telephonierten damals nachts, weil es bei der Post einen Nachttarif gab. Also in diesem damals, als es noch gelbe Telephonzellen gab, einen Postminister und Zinsen aufs Sparbuch. Wenn wir am selben Ort waren, brauchten wir nicht zu telephonieren. Dann konnten wir das andere tun, mindestens alle drei Tage. Irgendwann über die Jahre hörten wir auf, jede Nacht zu telephonieren; wir entglitten uns, tout doucement, sans faire de bruit. Es gab keine Nachttarife mehr und auch keinen Postminister. Man brauchte keine langen Telephonkabel mehr, es gab schnurlose Telephone. Doch bei allem technischen Fortschritt fehlte mir etwas. Ihre Stimme.
Es war noch nicht so schlimm wie in Dorothy Parkers Erzählung A Telephone Call, wo es heißt: Please, God, let him telephone me now. Dear God, let him call me now. I won't ask anything else of You, truly I won't. It isn't very much to ask. It would be so little to You, God, such a little, little thing. Only let him telephone now. Please, God. Please, please, please. Nein, so schlimm war es nicht, aber ich habe dieses Harmoniebedürfnis, das zurück möchte in den Traum der Jugend. Da bin ich wie Jay Gatsby in Fitzgeralds Roman, der Can't repeat the past? Why of course you can! sagt. Sie besitzen und Sie verlieren, das heißt, einen Augenblick Glück mit einer Ewigkeit Sehnsucht erkaufen. Das ist nicht Kierkegaard, das schreibt in Les Liaisons Dangereuses der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil. Der Verbalerotiker Kierkegaard wird das Buch gekannt haben, denn sein Buch Tagebuch des Verführers erscheint wie eine Variation zu Choderlos de Laclos.
Kierkegard hat uns zum Thema der Wiederholung auch etwas zu sagen: Wiederholung ist der entscheidende Ausdruck für das, was bei den Griechen ‚Erinnerung‘ war. So wie diese damals lehrten, dass alles Erkennen ein Erinnern ist, so will die neue Philosophie lehren, dass das ganze Leben eine Wiederholung ist. Das schreibt er in Die Wiederholung, einer kleinen Erzählung, die er als einen Versuch in der experimentierenden Psychologie bezeichnet. Sie ist nichts als die philosophische Aufarbeitung seiner Liebe zu Regine Olsen, die ihn verlassen und sich neu verlobt hat.
Die Liebe der Wiederholung ist in Wahrheit die einzig glückliche, sagt Kierkegaards Erzähler Constantin Constantinus. Sie kennt ebensowenig wie die Erinnerung die Unruhe der Hoffnung, nicht die beängstigende Abenteuerlichkeit der Entdeckung, aber auch nicht die Wehmut der Erinnerung, sie hat des Augenblicks selige Sicherheit. Die Hoffnung ist ein neues Kleid, steif und stramm und glänzend, man hat es jedoch niemals angehabt, und weiß darum nicht, wie es einen kleiden wird oder wie es sitzt. Die Erinnerung ist ein abgelegtes Kleid, welches, so schön es ist, nicht mehr paßt, da man aus ihm herausgewachsen ist. Die Wiederholung ist ein unverschleißbares Kleid welches fest und zart sich anschmiegt, weder drückt noch schlottert.... Die Wiederholung ist ein geliebtes Eheweib, dessen man niemals leid wird.
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