Samstag, 28. September 2024

BB zum 90. Geburtstag

 Ich habe den Song noch in den Ohren:

Brigitte Bardot, Bardot Brigitte Bardot, bravo! Aucune fille au monde N’est aussi sympa que toi
Brigitte Bardot, Bardot Brigitte Bardot, bravo! Pour toi, toutes les secondes Chaque homme a le cœur qui bat

Sang 1961 ein gewisser Dario Moreno, Sie können das hier hören. Brigitte Bardot ist in diesem Blog keine Unbekannte. Ich habe das Suchfeld bemüht und war überrascht, wie oft sie hier auftaucht. Einmal hätte ich beinahe an ihrem Geburtstag über sie geschrieben, aber dann schrieb ich doch über Angie Dickinson. Wo ich auch erwähnte, dass mein Freund Keith einen Morgan besitzt, der einmal Brigitte Bardot gehört hat. Habe ich mal drin gesessen, da wo Brigittes Po war. Näher bin ich ihr nicht gekommen. Sie hatte ja auch einmal eine Renault Floride, und sie war ja genau wie Renault ein Exportartikel für Frankreich. Hat de Gaulle so gesagt. 

Brigitte Bardot wird heute neunzig, da sollte ein Post über die französische Darstellerin nicht fehlen. Den Film hier kennen Sie vielleicht nicht, es ist nicht der typische Bardot Film. Der Film, der BB und Dirk Bogarde vereinte, hieß Doctor at Sea. Das war einer ihrer ersten Filme, bevor sie im nächsten Jahr mit  … und immer lockt das Weib (Et Dieu créa la femme) weltweit bekannt wurde. Es war eine dieser liebenswert harmlosen Komödien, die die Engländer mit leichter Hand produzierten. Dirk Bogarde (der hier einen langen Post hat) hat in der Hälfte dieser Doktorfilme mitgespielt, er hätte wohl gerne etwas anderes gespielt als den Dr Simon Sparrow, aber er hatte diesen Vertrag mit Rank, aus dem er nicht herauskam. Wenn Sie eine Szene aus diesem Film (mit Mondlicht, aber ohne Mandolinen) sehen wollen, klicken Sie dies an. Wenn Sie den ganzen Film sehen wollen, dann klicken Sie oben den Filmtitel an. Dies Bild ist aus der letzten Szene des Films. Es gibt ein happy ending, sie kriegen sich. Im wirklichen Leben nicht.

Den Schauspieler James Robertson Justice, der wohl die erstaunlichste Lebensgeschichte von allen englischen Filmschauspielern hat (und den wir aus Captain Horatio Hornblower und Moby-Dick kennen), wird Brigitte Bardot in dem Film Le Repos du Guerrier wiedertreffen. Ich musste die Platte mit der Filmmusik hier mal abbilden, ich habe sie nämlich noch immer. Habe ich in Paris gekauft, als ich diese schlimme Exi Phase mit französischen Philosophen, französischen Filmen und französischen Chansons hatte. Die Filmmusik ist von Michel Magne, der auch Lieder für Juliette Gréco geschrieben hat.

Den Komponisten der Filmusik von Doctor at Sea sollte ich auch erwähnen. Es ist ein gewisser Robert Bruce Montgomery. Krimifreunde kennen ihn unter dem Namen Edmund Crispin. Ich weiß nicht so recht, warum ich noch nie über meinen Lieblingsautor geschrieben habe. Irgendwann schreibe ich mal über ihn, bis dahin  müssen Sie sich damit begnügen, das zu lesen, was in den Posts Inspector Lewis und Michael Innes steht.

Für diese Szene hinter dem Duschvorhang hatte man in den Pinewood Studios ein fleischfarbenes Trikot für Mlle Bardot vorgesehen. Sie hat es einmal anprobiert. Und duschte dann nackt. Zur Begeisterung aller Beteiligten im Studio. Only one character has been brought foreward [from Doctor in the HouseDr Simon Sparrow, again played by Dirk Bogarde, whose comedy touch gets more and more assured with every film... And for sheer enchantment there is little Brigitte Bardot the prettiest and sauciest girl the French have sent British Studios since Odile Versois, schrieb das Magazin Picturegoer. Und Brigitte Bardot, die nur ein einziges Wort Englisch konnte (und das war No!), sagte selbstironisch über den Film, dass er ihr conquête d'Angleterre gewesen sei.

Auf diesem Bild tanzt sie zwischen zwei Männern: Curd Jürgens, der seit dem Film Et Dieu… créa la femme (... und immer lockt das Weib) den Beinamen normannischer Kleiderschrank hat und Jean-Louis Trintignant. Der trägt ein hervorragend geschneidertes Tweedjackett, aber man merkt auch, dass er ziemlich klein ist.

Curd Jürgens ist natürlich viel größer. Er hat auch einen guten Schneider, aber die Bardot wird mit dem kleinen Jean-Louis eine Liebesaffäre haben. Das steht schon ausführlich in dem Post Jean-Louis TrintignantMan konnte vor einem halben Jahrhundert den Eindruck haben, dass französische Filme nur deshalb gedreht wurden, um die Schneiderkunst zu demonstrieren, von der die Hauptdarsteller umhüllt wurden. Frauen waren dabei nur ein zusätzliches dekoratives Element. Wir werden nur einen Augenblick von den Beinen von BB abgelenkt, aber unser Blick fällt auf Jean Gabin, der die Szene in Mit den Waffen einer Frau beherrscht. Die nur mit einem Pelz bekleidete Bardot (1958 trug sie so etwas noch) hat hier eher den Charakter eines Möbelstücks.

Sie ist (und dies ist natürlich ein Filmphoto aus Et Dieu… créa la femme) als Sexsymbol vermarktet worden - und sie hat sich als Sexsymbol vermarkten lassen. Das Heyne Filmlexikon urteilte über den Film: Geiler Groschenroman, in dem sich BB gekonnt in Szene setztWenn man sich dieses Interview aus dem Jahre 1956 anschaut, dann sagt man unwillkürlich: Gott, ist die niedlich. Damals ist die Tochter eines reichen Industriellen zweiundzwanzig, wie eine erwachsene Frau wirkt sie nicht.

1956 ist das Jahr, in dem sie mit Roger Vadim als Regisseur Et Dieu… créa la femme dreht, da war sie noch mit Vadim verheiratet. Aber sie verlässt ihn und lebt zwei Jahre mit Trintignant zusammen (was dessen Ehefrau Stéphane Audran nicht so gerne gesehen hat). Den Ruf von ... und immer lockt das Weib wird sie jetzt nicht mehr los. Im gleichen Jahr dreht sie einen Film, der Das Gänseblümchen wird entblättert heißt.

Die französische Marianne (1968 von Bardot) verkörpert, knöpft sich jetzt - symbolisch gesprochen - das Mieder auf. Das musste kommen, hatte doch schon Delacroix die Freiheit mit nacktem Busen gemalt (eine Pose, die Caroline de Bendern 1968 bekleidet wiederholte). Jetzt muss im französischen Film aux seins nus sein, man wollte das nicht den Schweden und Ingmar Bergmans Das Schweigen überlassen. Und was BB kann, dass kann MM (Bild) schon lange. Michèle Mercier wird in den sechziger Jahren als Angélique berühmt werden. Und dann hätten wir da noch die Blondinen Mylène Demongeot und Mireille Darc (die hier einen viel gelesenen Post hat). Mireille Darc hat es geschafft, dass die Presse ihr Privatleben respektierte. Was Brigitte Bardot nicht hingekriegt hat. Oder auch gar nicht wollte.

Vielleicht war der Film Vie privée von Louis Malle ein Stück Autobiographie, Ich habe nie wirklich gelebt. Ich konnte nie in ein Bistro gehen oder einkaufen. Nicht ein einziges Mal, seit ich im Kino gearbeitet habe, hat sie vor Tagen in einem Interview gesagt. Auf jeden Fall war es zum ersten Mal nach La Vérité (1960), den arte vor Monaten zeigte, ein guter Film mit einem guten Regisseur. Der Film kommt schon in dem Post vor, der Gregor von Rezzori heißt, deshalb lasse ich den jetzt mal weg. Mit Louis Malle (und wieder mit Rezzori) wird sie auch Viva Maria! drehen. An der Seite von Jeanne Moreau, die keinen Schmollmund, aber eine ganz andere Karriere hat. Weil sie eine richtige Schauspielerin und kein bloßes Sexsymbol war. Sie kommt hier in dem Post Fahrstuhl zum Schafott vor und hatte 2017 einen langen Nachruf.

Brigitte Bardot hat dann noch einen Film mit Godard gedreht. Habe ich damals gesehen, weil man ✺Godard sehen musste, die Nouvelle Vague war angesagt. Aber ich habe Godard nie wirklich gemocht (À bout de souffle und Alphaville ausgenommen), was man auch daran sieht, dass ich eine Vielzahl von Posts über das französische Kino geschrieben habe, ohne ihn jemals ausführlich zu behandeln. Ich fand den Film banal, der einzige Lichtblick war Jack Palance (hier am Lenkrad des roten Alfa Romeo). Für Godard Fans gibt es hier eine Analyse des Films.

Der spanische Drehbuchautor und Regisseur Jose Luis Guarner hat über den Film gesagt: Conscious of Brigitte Bardot’s limitations, he [Godard] has avoided adapting the character of Camille to the personal legend of B.B. and has tried the opposite course, starting from the fact that it is B.B. who plays Camille… During the course of Le Mépris, we never forget that we are seeing B.B. and not Camille, but we soon grow accustomed to it: we accept her acting just as we accept that Palance “is” Prokosch and Lang “is” Lang”.

Und um die limitations der Bardot wettzumachen, hat Godard neben der Badewannenszene mit Michel Piccoli noch eine ✺Szene gedreht, die nicht im Drehbuch stand. Wo BB das tun konnte, was sie am besten konnte: sich nackt auf dem Bett räkeln. Es war nicht seine Idee, es war die Idee der amerikanischen Geldgeber. Wenn jemand sagt Non, non, ça ne va pas, je veux voir le cul de Bardot, dann muss das gedreht werden. 

Der Text zu den Bildern ist aber wahrscheinlich sehr ironisch, vielleicht sind die Fragen der Bardot gar nicht an Michel Piccoli gerichtet, sondern richten sich an die amerikanischen Geldgeber: Tu les trouves jolies mes fesses? Et mes seins, tu les aimes ? Qu’est-ce que tu préfères : mes seins ou la pointe de mes seins? »« Alors, tu les as bien réclamées, tu les aimes mes fesses? Hein? Dis? On les voit assez, ça va?

Der Blondschopf da rechts in dem Alfa gehört ihr. Das ist das Ende von Le Mépris, Brigitte Bardot stirbt (wie schon in Vie privée) den Filmtod. Vielleicht hätte sie jetzt aufhören sollen. Aber sie musste ja weiter Filme drehen. Zumeist belangloses Zeug. Wie zum Beispiel Petroleum Miezen. Den Film A Coeur Joi (Zwei Wochen im September) fand ich nett (aber harmlos), da war James Robertson Justice wieder dabei. 

Er spielte (diesmal im Kilt) sozusagen sich selbst. Denn wenn er hier einen Ornithologen spielt, dann versteht er etwas davon. Das Multitalent James Robertson Justice, der einen Doktortitel von der Universität Bonn besaß, war Gründungsmitglied des Wildfowl Trust und hatte Prince Charles in der Kunst der Falkenjagd unterrichtet (die er selbst in den fünfziger Jahren von Phillip Glasier erlernt hatte). 

Brigitte Bardot hat in ihren Memoiren über James Robertson Justice gesagt, dass er ein wahrer Gentleman sei. Sie fand Gregor von Rezzori très sympa, aber er fand sie ein wenig doof (lesen Sie hier unbedingt Bonjour, Gricha! Gregor von Rezzori über seine Dreharbeiten mit BB). Viel mehr als der Schmollmund und der Po war da wohl nicht. Aber Schönheit ist vergänglich, das sagen uns schon die Barockdichter. Die Bardot mochte diese älteren Männer wie Curd Jürgens, James Robertson Justice und Gregor von Rezzori. Vielleicht waren sie ein Ersatz für den Vater, der sie nur verprügelt hat und ihre jüngere Schwester mehr liebte als sie.

Wirklich gute Rollen, also diese Rollen, die Jeanne Moreau und Catherine Deneuve bekommen, erhält die Blondine nicht mehr. Sie hat Jahre nachdem Truffauts La Sirène du Mississipi in die Kinos  kam, behauptet, dass François Truffaut ihr die Rolle versprochen hätte, die Catherine Deneuve bekommen hatte. Je suis ravie que ce soit un tel bide, parce que c'est bien fait. On me l'a piqué d'une manière tellement ignoble. J'étais folle de rage, hat sie auch noch gesagt. Truffaut hat ihr die Rolle nie versprochen. Sie können in dem Post Waltz into Darkness (der auch gleichzeitig eine Einführung in die französische Herrenmode ist) alles dazu lesen.

Mit achtunddreißig hört sie mit der Schauspielerei auf. Marilyn Monroe ist keine achtunddreißig geworden, die war schon vorher tot. Selbstmordversuche hat es genügend in BBs Leben gegeben. Männer auch. Ich habe viel und leidenschaftlich geliebt. Das liegt in meiner Natur, hat sie einmal gesagt. Sie kam aus der französischen Bourgeoisie, jener Gesellschaftsschicht, die Claude Chabrol so gnadenlos seziert hat. Jetzt ist sie wieder in die Bourgeoisie zurückgekehrt. Sie ist mit einem Rechtsradikalen verheiratet, aber sie sagt, dass er nicht zur Front National gehört: Mon mari, il a le droit de penser ce qu'il veut. Il a le droit de faire ce qu'il veut. Je ne vais pas commencer à régenter ses opinions. Moi, j'ai les miennes qui sont pas du tout les mêmes que lui. Je suis de droite, ça on le sait. Je ne suis pas du Front national. Alors après on me traite de fasciste, de nazi, de chemise brune. Wenn Sie das sagt, dann wird das stimmen.

Das stand hier schon einmal, als ich ihr zum achtzigsten Geburtstag gratulierte. Ich habe es überarbeitet und alle verloren gegangen Links wieder hergestellt. Und Links zu allen Filme gemacht, damit Sie die anschauen können. Man muss nicht alle Filme von ihr sehen, den Film ✺Wollen Sie mit mir tanzen? ganz bestimmt nicht. Wenn ich BB auch nie wirklich gemocht habe, ein Joyeux anniversaire schicke ich doch nach Saint-Tropez.

Donnerstag, 26. September 2024

Putbus


Das ist Wilhelm Malte I, der Fürst zu Putbus, in jungen Jahren in der Uniform eines schwedischen Dragoners. Die Säbeltasche ist mit den goldenen tre kronor bestickt. Die Binde an seinem linken Oberarm ist die sogenannte Alliiertenbinde, sie zeigt, dass er als schwedischer Offizier an der Völkerschlacht von Leipzig teilgenommen hat. Das Bild hängt im Jagdschloss Granitz, das in Teilen von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde. Die rügensche Linie des Hauses Putbus war 1702 ausgestorben, danach herrscht auf Rügen der dänische Zweig der Familie. Man ist allerdings inzwischen schwedisch geworden, weil Vorpommern und Rügen von 1648 bis 1815 den Schweden gehören. Wilhelm Malte ist schwedischer Reichsgraf und wird 1807 durch König Gustav IV Adolf in den schwedischen Fürstenstand erhoben. Drei Jahre später gründet er die Stadt Putbus, eine am Reißbrett entworfene Musterstadt um Schloss und Schlosspark herum. Alles weiß gestrichen, im klassizistischen Stil.

Das überlebensgroße→Denkmal des Fürsten, das seine Witwe 1859 von Friedrich Drake errichten ließ, blickt heute auf den leeren Schlossplatz. Das Schloss ist nicht mehr da, es wurde in den 1960er Jahren gesprengt und abgerissen, die DDR hatte es nicht so mit dem Adel. Die Nazis auch nicht. Malte zu Putbus starb 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen. Die Besitzungen der Familie waren von den Nazis unter Zwangsverwaltung gestellt worden, durch die sogenannte Bodenreform der DDR verlor die Familie ihren Grundbesitz, wogegen Franz von und zu Putbus vergeblich klagte.

Franz von und zu Putbus kaufte sich eines der Kavalierhäuser am Circus zurück, diesem kreisförmigen Platz vor dem Schloss, um den der ganze Ort herumgebaut worden ist. Dieser Platz hat natürlich sein Vorbild in dem Circus der englischen Stadt Bath mit der Architektur von Robert Adam. Das hatte der Fürst Malte auf einer seiner Englandreisen gesehen, und so etwas wollte er auf Rügen auch haben. 1828 wurde der Rodellplatz angelegt, 1848 ist er mit weißen klassizistischen Häusern umgeben, die jedes Jahr neu gestrichen werden mussten, das hatte der Fürst verfügt. Einmal die Woche musste der Bürgersteig gefegt werden und jeder Besitzer des Hauses musste einen Rosenstock anpflanzen. Das ist noch heute so, der Denkmalschutz achtet darauf.

Wilhelm Malte, dem ein großer Teil der Insel Rügen gehört, baut mit Hilfe der preußischen Architekten Schinkel, Stüler und Steinmeyer im großen Stil Schlösser, Theater, das Fürstliche Pädagogium, eine Orangerie und Badehäuser, vieles nach englischem Vorbild. Eine seiner Englandreisen war eine offizielle Mission, der preußische König schickte ihn als Gesandten zur Krönung von Victoria. Sein Freund, der Fürst Pückler, den er 1814 in London knnenlernte, ist auch häufig in England. Der gibt sein Geld für Parks und Landschaftsgärten aus. Zwei Adelige aus klitzekleinen Fürstentümern zeigen uns jetzt, da Napoleon besiegt ist, dass der deutsche Adel noch Kultur hat. Pückler sprach davon, dass man ein feuriges Bild des Lebens unserer Familie oder vaterländischer Aristokratie zeigen wollte. Ich habe hier einen interessanten →Aufsatz zu den beiden Herren. Wilhelm Malte sammelt auch Kunst, er hatte sich in Rom einige Plastiken von Bertel Thorvaldsen gekauft. Er hatte in seinem Schloss auch eine Gemäldegalerie und eine Antiquitätencollection. Wahrscheinlich hat der Freiherr Heinrich Menu von Minutoli ihm beim Zusammentragen der Werke geholfen. 

Der Fürst Wilhelm Malte I, Königlicher General-Gouverneur der Provinzial-Behörde von Neu-Vorpommern, preußischer Staatsrat, Generalmajor und Kunstsammler, ist heute vor hundertsiebzig Jahren gestorben, deshalb hatte ich mal in seinen Wikipedia Artikel geschaut. Das ist eigentlich ein guter Artikel, aber ein Name fehlt darin, der in solch einem Lexikonartikel auf keinen Fall fehlen sollte. Birgit Poppe sagt uns in ihrem Roman Die Frau am Fenster: Ein Leben an der Seite von Caspar David Friedrich, dass im Schloss des Fürsten Gemälde von Caspar David Friedrich hingen. Sagt uns aber leider nicht, welche und wie viele. Ein Bild, das Wilhelm Malte im Oktober 1814 gekauft hatte, hing da auf jeden Fall. Es ist eine Winterlandschaft, der Reiter, dessen Pferd schon verloren ging, eilt dem Tod in die Arme, ein Rabe krächzt ihm das Todtenlied nach. So steht es im Katalog seiner Kunstsammlung, in der es auch einen Veronese gab. 

Der Fürst war der erste, der Caspar David Friedrich sechs Sepiazeichnungen mit Motiven von Rügen abkaufte, leider sind diese Blätter verloren gegangen. Kurt Karl Eberlein erwähnt 1939 den Fürsten als einen der ersten Sammler von C.D. Friedrich Bildern und schreibt: Graf Putbus zu Putbus auf Rügen, der nicht nur später einige der besten Bilder erwarb, sondern sogar in Wien von Duvivier nach Friedrichs Sepiablättern Bilder malen ließ. Leider gibt es für diesen Satz keinerlei Beweise. Ein Landschaftsbild von Ignace Duvivier ist in diesem Jahr für 600 Euro verkauft worden. Man wagt nicht sich vorzustellen, was die Kopie eines Friedrich Bildes von Duvivier kosten würde, wenn es je auf den Markt käme. Aber der Nazi Eberlein ist als Kunsthistoriker ein unzuverlässiger Geselle. Das einzige, das von seinen Ausführungen sicherlich stimmt, ist, dass Wilhelm Malte ein früher Förderer von Caspar David Friedrich gewesen ist. Und das hätte im Wikipedia Artikel erwähnt werden sollen.

Montag, 23. September 2024

Struensee


Am 5. April 1768 wurde Johann Friedrich Struensee als Leibarzt des dänischen Königs Christian VII. angestellt und vier Jahre später hingerichtet.
Zehn Jahre danach, am 21. September 1782, als der Ausdruck »die Struenseezeit« bereits ein Begriff geworden war, berichtete der englische Gesandte in Kopenhagen, Robert Murray Keith, seiner Regierung über eine Begebenheit, deren Augenzeuge er gewesen war. Er fand die Begebenheit bestürzend.
Deshalb berichtete er.
Keith hatte eine Vorstellung des Hoftheaters in Kopenhagen besucht. Unter den Zuschauern waren auch der König, Christian VII., sowie Ove Høegh-Guldberg, der eigentliche politische Machthaber in Dänemark, de facto Alleinherrscher.
Er hatte den Titel »Staatsminister« angenommen.
Der Bericht handelt von der Begegnung des Gesandten Keith mit dem König.
Keith gibt einleitend seinen Eindruck vom Äußeren des erst dreiunddreißigjährigen Königs Christian VII. wieder: »Er sieht schon wie ein alter Mann aus, sehr klein, abgemagert, mit eingefallenem Gesicht, und seine brennenden Augen zeugen von seinem kränklichen Geisteszustand.« Der, wie er schreibt, »geisteskranke« König Christian war vor dem Beginn der Vorstellung durchs Publikum geirrt, murmelnd und mit eigentümlichen Gesichtszuckungen.
Guldberg hatte die ganze Zeit ein wachsames Auge auf ihn geworfen.
Das Bemerkenswerte war das Verhältnis zwischen den beiden gewesen. Es ließ sich als das eines Pflegers und seines Kranken beschreiben, oder als das eines Geschwisterpaars, oder als sei Guldberg ein Vater mit einem ungehorsamen oder kranken Kind; aber Keith gebraucht die Worte »fast liebevoll«.
Gleichzeitig schreibt er, daß die beiden auf eine »fast perverse« Art und Weise verbunden zu sein schienen.
Das Perverse war nicht, daß die beiden, die während der dänischen Revolution, wie ihm ja bekannt war, so wichtige Rollen gespielt hatten, jetzt in dieser Weise voneinander abhängig waren. Das »Perverse« war gewesen, daß der König sich wie ein furchtsamer, aber gehorsamer Hund verhalten hatte, und Guldberg wie dessen strenger, aber liebevoller Herr.
Die Majestät hatte sich auf ängstliche Weise unterwürfig gezeigt, beinah zu Ohrfeigen einladend. Die Hofgesellschaft hatte dem Monarchen keine Ehrerbietung erwiesen, sondern ihn eher ignoriert, oder war lachend zur Seite getreten, wenn er sich näherte, als wolle sie der Peinlichkeit seiner Anwesenheit entgehen.
Wie bei einem lästigen Kind, dessen man seit langem überdrüssig ist.
Der einzige, der sich des Königs angenommen hatte, war Guldberg gewesen. Der König hatte sich ständig drei, vier Meter hinter Guldberg gehalten, war ihm unterwürfig gefolgt, offenbar darum bemüht, nicht verlassen zu werden. Zuweilen hatte Guldberg mit Handbewegungen oder Mienen dem König kleine Zeichen gegeben. Jedesmal wenn dieser zu laut gemurmelt, sich störend aufgeführt oder zu weit von Guldberg fortbewegt hatte.
.......
Danach hatte Guldberg dem König freundlich die Wange gestreichelt und wurde dafür mit einem von Dankbarkeit und Ergebenheit derart erfüllten Lächeln belohnt, daß sich die Augen des Gesandten Keith mit Tränen füllten. Die Szene, schreibt er, sei von so verzweifelter Tragik gewesen, daß es fast unerträglich war. Er hatte Guldbergs Freundlichkeit oder, wie er sich ausdrückt, »verantwortungsvolle Fürsorge für den kleinen kranken König« beobachtet und von der Verachtung und dem höhnischen Lachen, die das übrige Publikum zur Schau trug, bei Guldberg nichts bemerkt. Dieser schien als einziger für den König Verantwortung zu übernehmen.
Ein Ausdruck aber wiederholt sich in dem Bericht: »wie ein Hund«. Man behandelte den absoluten Herrscher Dänemarks wie einen Hund. Im Unterschied zu den anderen schien Guldberg eine liebevolle Verantwortung für diesen Hund zu zeigen.
»Sie zusammen zu sehen – und beide waren ihrer physischen Gestalt nach eigentümlich kleinwüchsig und verwachsen – war für mich ein erschütterndes und eigentümliches Erlebnis, weil die gesamte Macht im Land formell und praktisch von diesen beiden sonderbaren Zwergen ausging.«
Der Bericht hält sich jedoch vor allem bei dem auf, was im Verlauf und im Anschluß an die Theatervorstellung geschah.
.......
Nach der Vorstellung wurde Wein serviert. Es hatte sich so ergeben, daß Keith in der Nähe des Königs stand. Dieser hatte sich an Keith gewandt, in dem er offenbar den englischen Gesandten erkannte, und stammelnd versucht, ihm den zentralen Gehalt des Stücks zu erklären. Das Stück handele davon, sagte der König zu mir, daß diese Menschen am Hof so tief in Bosheit versunken seien, daß sie Affen oder Teufeln glichen; sie ergötzten sich am Unglück anderer und beweinten deren Glück, dies sei zur Zeit der Druiden Kannibalismus genannt worden, Anthropophagie. Deshalb befänden wir uns unter Kannibalen.
Der ganze »Ausbruch« des Königs sei, in Anbetracht der Tatsache, daß er von einem Geisteskranken kam, sprachlich bemerkenswert gut formuliert gewesen.
Keith hatte nur genickt und eine interessierte Miene aufgesetzt, als sei alles, was der König sagte, interessant und vernünftig. Doch war ihm aufgefallen, daß Christians Analyse des satirischen Inhalts des Stücks nicht ganz falsch gewesen war.
Der König hatte geflüstert, als vertraue er Keith ein wichtiges Geheimnis an.
Guldberg hatte ihr Gespräch die ganze Zeit aus einigen Metern Abstand mit Wachsamkeit oder Unruhe beobachtet. Er hatte sich ihnen langsam genähert.
Christian sah dies und versuchte, das Gespräch zu beenden. Mit lauter Stimme, fast provokativ, rief er:
»Man lügt. Lügt! Brandt war ein kluger, aber wilder Mann. Struensee war ein feiner Mann. Nicht ich habe sie getötet. Verstehen Sie?«
Keith hatte sich lediglich stumm verneigt. Christian fügte noch hinzu:
»Aber er lebt! Man glaubt, er sei hingerichtet worden! Aber Struensee lebt, wußten Sie das?«
Zu diesem Zeitpunkt war Guldberg ihnen so nahe gekommen, daß er die letzten Worte hören konnte. Er hatte den König fest am Arm gefaßt und mit einem steifen, aber beruhigenden Lächeln gesagt:
»Struensee ist tot, Majestät. Das wissen wir doch, oder? Wissen wir das nicht? Darauf haben wir uns doch geeinigt? Oder?«
Der Tonfall war freundlich, aber zurechtweisend. Christian hatte daraufhin seine eigentümlichen mechanischen Verbeugungen wieder aufgenommen, dann aber innegehalten und gefragt:
»Aber man spricht doch von der Struenseezeit? Nicht von der Guldbergzeit. Der Struenseezeit!!! Eigenartig!!!«

Dies ist der Anfang des ersten Kapitels des schwedischen Romans Der Besuch des Leibarztes (Livläkarens Besök) von Per Olov Enquist. Wir sind wirbelig und quirlig mitten drin im 18. Jahrhundert in Dänemark, das ein geisteskranker König regiert, something is rotten in the state of Denmark. Ich weiß, dass Sie jetzt sofort weiterlesen wollen und sich bei booklooker den Roman bestellen wollen. Kostet dort in der Hanser Hardcover Version 41 Cent, der Roman ist aber viel mehr wert. Ich weiß nicht, wie es kommt, dass so ein erstklassiger Roman in erstklassiger Übersetzung schon verramscht wird. Ich gebe allerdings zu, dass ich mein Exemplar vor vielen Jahren im Grabbelkasten des Antiquariats Bücherwurm fand. Das Antiquariat gibt es leider nicht mehr (Eschi auch nicht mehr), aber ich habe jahrzehntelang von den Bücherfunden in ihren auf der Straße aufgestellten Holzkästen profitiert. 

Der schwedische Schriftsteller Per Olov Enquist wurde heute vor neunzig Jahren geboren, deshalb soll er einen kleinen Post bekommen. Er war schon häufig in diesem Blog, in den Posts Graf Schimmelmann, Vaterlandsstolz, Kieler Frieden, Hannover und der Leibarzt wird er erwähnt. Schwedische Literatur ist nicht so mein Ding, aber Der Besuch des Leibarztes in der Übersetzung von Wolfgang Butt habe ich gelesen. Sogar zweimal. Ich habe auch die Autobiographie von Enquist Ein anderes Leben (wieder in der Übersetzung von Wolfgang Butt) gelesen. Der schwedische Hochadel war schon in meinem Blog. Schwedische Schauspielerinnen kommen immer wieder in diesem Blog vor, schwedische Regisseure wie Ingmar Bergman und Bo Widerberg auch. Und natürlich schwedische Jazzsängerinnen. Und schwedische Maler. Aber mit schwedischer Literatur sieht es hier dünn aus.

Natürlich sind Sjöwall Wahlöö in diesem Blog, über die weiß ich alles, weil ich mal ein Buch über Kriminalromane geschrieben habe. Selma Lagerlöf habe ich nie gelesen, und Knut Hamsun ist nur in diesem Blog, weil ich den Film ✺Landstrykere mit der schönen Marika Lagercrantz gesehen hatte. Einen schwedischen Autor, der weithin unbekannt ist, kenne ich aber doch, der kommt mit zwei seiner Romane in den Posts Giuseppe Verdi und Sexuelle Revolution vor.  

Ich halte Die Woche mit Sara und Das Geschmeide der Königin: Romaunt in zwölf Büchern für zwei ganz großartige Romane. Wenn ich ein wenig Werbung für den schwedischen Schriftsteller Carl Jonas Love Almqvist mache, dann hat das auch ein wenig mit Lokalpatriotismus zu tun. Weil Almqvist mal in Bremen gelebt hat und auch in Bremen gestorben ist. Er findet sich natürlich auch in Johann-Günther Königs Literaturgeschichte Bremens, wo jeder Schriftsteller erwähnt wird, der mal in Bremen gelebt oder über Bremen geschrieben hat. Jay wird da übrigens auch erwähnt, so berühmt ist er schon.

Es ist nicht zum ersten Mal, dass die Geschichte von Struensee und seiner Liebe zur Königin Caroline Mathilde erzählt wird. Das erste Buch erschien 1793 anonym in Kopenhagen, Flensburg und Altona (damals alle dänische Städte) und hatte den Titel Friedrich Graf von Struensee oder Das dänische Blutgerüst. Der Verfasser war Johann Ernst Daniel Bornschein, der später populärhistorische Romane schrieb, dies war sein erstes Werk. Auch deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts haben das Thema zum Roman verarbeitet. Wie zum Beispiel Robert Neumann mit dem Roman Struensee: Doktor, Diktator, Favorit und armer Sünder (1935), den er im Exil schrieb. Er nannte ihn später seinen schlechtesten Roman. Bei ebay kann man das Buch für drei Euro kaufen. Das Buch wurde 1996 unter dem Titel Der Favorit der Königin wieder aufgelegt. Und dann gibt es noch von Edgar Maass (dem Bruder von Joachim Maass) den Roman Der Arzt der Königin (1950). Aber es kommt nicht auf die Geschichte an, die kennen wir. Es kommt darauf an, wie die Geschichte erzählt wird. 

Und das ist das Aufregende bei Enquist. Der Schriftsteller und Kritiker John de Falbe schrieb im Spectator: Enquist has imagined this appalling drama with immense sensitivity and intelligence. Enquist writes in short, jerky sentences which often seem to repeat themselves. Although disconcerting at first, the technique works brilliantly. The atmosphere is suitably nervy, while the shifting ground beneath the apparent repetitions is vibrant with stealth and subterfuge. ... The swirling currents - emotional, political, social, spiritual - are so vivid that we cannot doubt the relevance of this historical tale

Besser kann man es nicht sagen. Es ist ein historischer Roman, sorgfältig recherchiert, aber es ist auch ein Sprachkunstwerk. Das merken Sie schon an diesem kleinen Auszug. Und wenn Sie einmal eine Seite von Rita Hausers unsäglichem Roman der Fall Struensee lesen, dann kehren Sie sofort wieder zu Per Olov Enquists Buch zurück. Struensees Leben ist verfilmt worden, mehrfach, schon seit den 1920er Jahren. Ich könnte Ihnen hier die Verfilmung ✺Herrscher ohne Krone mit O.W. Fischer als Struensee anbieten. Auf diesem Filmphoto ist O.W. Fischer Struensee, Horst Buchholz spielt den König Christian und Odile Versois ist die Königin. Die neueste Verfilmung ✺En kongelig affære von 2012 (mit Mads Mikkelsen als Struensee) hätte ich hier auch noch für Sie. Hat schöne Bilder, hat aber nichts von der sprachlichen Qualität von Enquists Roman. Wenn Sie den Roman von Gert Heidenreich vorgelesen haben wollen (er liest sehr schön), das habe ich ✺hier auch.

Donnerstag, 19. September 2024

in die Nacht


Braucht man heute überhaupt noch Übersetzer? Der Computer offeriert uns Programme, die  DeepL, Google Translate, Bing Microsoft Translator und Facebook Translator heißen. DeepL ist nach Meinung von professionellen Übersetzern das beste Programm. Aber Google Translate, das es seit 2006 gibt, hat sich inzwischen zu einem respektablen Programm gemausert. Ich habe es über die Jahre getestet, und das Google Translate ist manchmal wirklich gut. Man kann heute in Germersheim studieren, um Übersetzer zu werden, aber viele Übersetzer sind das auf einem ganz anderen Wege geworden. Wie zum Beispiel Curt Meyer-Clason, der als Baumwollhändler bei seinem Onkel in Bremen anfing und eines Tages die halbe südamerikanische Literatur übersetzte. Die Uni Germersheim hat ihm eine schöne Seite spendiert. Und in diesem Blog wird er schon in dem Post Übersetzer ausführlich gewürdigt. An dem Post hängen eine Vielzahl von Links dran, die alle zu Posts führen, die mit Übersetzungen zu tun haben.

Da heute der Geburtstag von Curt Meyer-Clason ist, stelle ich einmal eine Übersetzung von ihm ein. Es ist die Übersetzung von dem Gedicht Do not go gentle into that good night des walisischen Dichters Dylan Thomas. Es ist sein berühmtestes Gedicht, beinahe jede Anthologie englischer Lyrik enthält dieses Gedicht. In diesem Buch des Hanser Verlags finden sich deutsche Übersetzungen von Gedichten von Dylan Thomas von zwölf Übersetzern, von denen Erich Fried und Curt Meyer-Clason die bekanntesten sind. Es ist nicht das Gesamtwerk von Dylan Thomas, aber es ist auf 415 Seiten doch sehr, sehr viel. Eine so große Sammlung übersetzter Gedichte von Dylan Thomas hatte es noch nie gegeben. Under Milkwood war schon 1954 von Erich Fried übersetzt worden, aber die meisten Gedichte sind hier sind zum ersten Mal übersetzt. Erich Fried hatte auch das Gedicht And Death Shall Have no Dominion ins Deutsche übertragen. Von Under Milkwood gibt es übrigens bei YouTube die phantastische Aufnahme mit Richard Burton, etwas Besseres gibt es nicht. Man verzeiht dem alten Saufkopp Burton ja alles, wenn man seine Stimme gehört hat. Zart, singend und ungeheuer poetisch. Seine Aufnahme der Gedichte von Thomas Hardy gehört für mich zum Schönsten der englischen Lyrik, das man auf Sprechplatten kaufen kann. Der Titel des Hanser Bandes Windabgeworfenes Licht stammt aus dem berühmten Gedicht Fern Hill, da steht es als windfall light in der letzten Zeile der ersten Strophe. Ich habe hier noch eine andere Übersetzung für Sie, in der das anders übersetzt wird. Das Gedicht Fern Hill steht auch schon in diesem Blog, denn seit zehn Jahren gibt es hier einen Dylan Thomas Post.

Ich glaube, dass Meyer-Clason der erste war, der Do not go gentle into that good night übersetzt hat, er wahrt in seiner Übersetzung die Form der Villanelle. Im Internet gibt es noch eine Version von der Theaterregisseurin Johanna Schall, die sich auch sehr gut liest. Und dann habe ich noch eine Seite mit einer Übersetzung gefunden, die man nicht verwenden sollte. Die Seite kenne ich, ich habe sie schon in dem Post Somewhere East of Suez erwähnt. Weil der Übersetzer, der sich ganz großartig vorkommt, die grottenolmschlechteste Übersetzung von Kiplings Mandalay ins Netz gestellt hatte. Man kann die leider nicht mehr lesen, der Übersetzer hat sie aus dem Netz genommen. Das lassen wir jetzt lieber weg, es findet sich viel Unsinn im Internet. Es finden sich aber auch gute Dinge. Zum Beispiel dieses  Video, wo Dylan Thomas sein Gedicht Do not go gentle into that good night liest. Iggy Pop hat es auch vorgetragen.

Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.

Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.

Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.

Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.

Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.

And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.


***

Geh nicht gelassen in die gute Nacht,
Brenn, Alter, rase, wenn die Dämmerung lauert;
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht.

Weil keinen Funken je ihr Wort erbracht,
Weise – gewiss, dass Dunkel rechtens dauert-,
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.

Wer seines schwachen Tuns rühmt künftige Pracht
Im Sinken, hätt nur grünes Blühn gedauert,
Im Sterbelicht bist doppelt zornentfacht.

Wer jagt und preist der fliehenden Sonne Macht
Und lernt zu spät, dass er nur sie betrauert,
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.

Wer todesnah erkennt im blinden Schacht,
Das Auge blind noch blitzt und froh erschauert,
Im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.

Und du mein Vater dort auf der Todeswacht,
Fluch segne mich, von Tränenwut vermauert.
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.

Und jetzt machen wir einmal den Test und geben das Gedicht bei Google Translate ein. Wenn man an dieser Übersetzung noch ein wenig arbeitet, dann kann man damit leben. Im Internet finden sich noch zahlreiche Übersetzungen, die meisten sind anonym, die lasse ich mal weg. Das Gedicht Do not go gentle into that good night handelt vom Tod, das ist uns klar. Es erschien 1951, war aber schon 1947 geschrieben worden. Wenige Jahre zuvor hatte Dylan Thomas ein Gedicht geschrieben, das mit Do not go gentle into that good night thematisch zusammenhängt. Es ist ein Gedicht auf ein kleines Mädchen, das bei der Bombardierung Londons umgekommen war. Die letzte Zeile des Gedichtes heißt After the first death there is no other (Nach dem ersten Tod gibt’s keinen anderen). Das Gedicht ist von Reinhard Paul Becker ins Deutsche übertragen worden, es findet sich auch in dem Band Windabgeworfenes Licht.

Der Dichter und Übersetzer Michael Hamburger hat über Dylan Thomas, den er nach dem Kriegsdienst in Oxford kennenlernte, geschrieben: Man hat es als einen Widerspruch empfunden, daß Dylan Thomas ein überaus lebensfroher und zugleich ein tragischer Dichter gewesen ist. Er fürchtete zwar den Tod, aber mehr noch fürchtete er den Tod im Leben, ein Leben ohne Leidenschaft. Äußerste Freude setzt sich jedoch auch äußerster Gefahr aus; sie wagt das bedingungslose Leben, und eben das grenzt an den Tod. Dylan Thomas kannte dieses unabwendbare Gesetz, und er hat das Risiko des frühen eigenen Todes auf sich genommen, um das Lebendige preisen zu können. Wie kein anderer Dichter unserer Zeit hat er dieses Gesetz in seinem Leben und in seiner Lyrik verwirklicht.

Sonntag, 15. September 2024

Caspar David Friedrich (6)

Ich habe im Februar, als ich den Post Caspar David Friedrich (1) schrieb, gesagt, dass ich bis zu seinem Geburtstag im September noch einige andere Posts zu dem Maler schreiben würde. Was ich auch getan habe. Die meisten dieser Posts hatten sehr viele Leser, nur der über den Chasseur im Walde nicht. Dies Bild von Friedrich stand schon in meiner nie veröffentlichten Autobiographie, die ich schrieb, bevor ich das Internet entdeckte. Ich stelle mal einen Absatz davon hier ein, der sich in einem Kapitel über den deutschen Wald findet (mit viel Adalbert Stifter darin):

James Fenimore Cooper hat wunderbare Wälder in seinen Romanen, aber er ist ja auch in den großen Wäldern des Staates New York als Sohn eines Großgrundbesitzers aufgewachsen. Der Anfang von The Pioneers ist, waldmäßig betrachtet, sehr schön. Viele Schriftsteller können das nicht, die rollen nur ein Versatzstück auf die Bühne, auf dem wie bei Shakespeare ein Wald steht. Aber die schönsten Wälder sind bei Eichendorff, der kann Wälder. Ist es die Romantik, die uns die Sehnsucht nach dem Wald vermittelt? Oder ist es etwas tief Deutsches in uns, das sich nach dem Wald verzehrt?

Mein Nachbar Uli, der eine Doktorarbeit über die Auswirkungen des sauren Regens geschrieben hat, sieht Wälder anders als ich. Zwischen Altdorfers Heiligem Georg und Caspar David Friedrichs Chasseur im Walde liegen dreihundert Jahre. Und doch sind beide Bilder sehr ähnlich. Und sehr deutsch. Hinter dem großen Garten von Tante Margret gab es für mehr als einen Kilometer, bis zum Waldrand des Wiehengebirges hinauf, früher nur Wiesen und Felder. Heute hat sich die Bebauung bis an den Waldrand heran geknabbert. James Fenimore Cooper wird eine Gruppe von englischen Adligen den Hudson hinauf begleiten. Ein zukünftiger englischer Premierminister wird ihn bei Glen Falls auf dieses schöne romantische Motiv hinweisen. Das wäre doch etwas für einen Roman, Mr. Cooper? Mr. Cooper wird die Wasserfälle in The Last of the Mohicans hineinschreiben. Aber  die Begeisterung seiner Gefährten für das romantisch Pittoreske (die die Engländer ja überall hin mitnehmen) interessiert ihn kaum. Er registriert nur das Anwachsen der Fabriken am Hudson. Die zum Teil schon längst wieder aufgegeben sind und jetzt God’s Own Paradise verschandeln. Cooper wird der erste amerikanische Schriftsteller sein, dem die Probleme bewusst sind, die wir heute als die wichtigsten der Welt ansehen. The Pioneers ist reine Ökoliteratur. Es ist nicht Thoreau mit seinem Walden, es ist Cooper mit dem autobiographischen Roman über seine Kindheit in Cooperstown, der die Amerikaner warnt. Henry David Thoreau wäre sowieso ein schlechtes Vorbild. Der hat mal aus Unachtsamkeit einen ganzen Wald abgefackelt. Und dann nicht mal bei den Löscharbeiten geholfen.

Wir nehmen mal eben Abschied vom Wald, bleiben aber bei Caspar David Friedrich und dem Autobiographischen. Bei den staatlich geförderten Berlinreisen, bei denen man Ende der fünfziger Jahre für fünfzig Mark eine Woche der Schule entkam (ich habe die schon in dem Post Karl Lemke erwähnt), hatte ich ein kleines Ritual. Ich besuchte bei jeder Reise das Charlottenburger Schloss, um mir das Portrait von Harry Graf Kessler anzuschauen. Guckte mir danach natürlich auch jedesmal Caspar David Friedrichas Mönch am Meer an, das nicht so weit von Kessler entfernt einsam in einem großen Zimmer hing. Damit ich zu Hause ja sagen konnte, wenn die Eltern fragten: Hast Du den Caspar David Friedrich gesehen? Caspar David Friedrich kennt jeder. Wer kannte schon Harry Graf Kessler? Der Dandy Harry Graf Kessler ist eigentlich nicht einmal besonders gut gemalt, ist aber sehr plakativ. Und der Dandyismus interessierte mich damals mehr als die Einsamkeit eines Strandspaziergangs. Die kannte ich aus tausend einsamen Strandspaziergängen zu allen Tageszeiten, mit allen Wetterbedingungen, an Nord- und Ostsee. Von Egmond an Zee bis rauf nach Skagen. Ich hatte immer gute Jacken für die Strandwanderungen, mein Vater nannte sie beachcomber Jacken. Die Strandspaziergänge waren vielleicht ebenso ein Zeichen meiner Selbstinszenierung wie meine Begeisterung für den Dandyismus des Grafen Kessler. Die beiden Bilder hängen heute an anderen Stellen in Berlin. Es ist nach der Wende alles umgeschichtet worden.

 Caspar David entdeckte ab 1801 die Insel Rügen für sich, und er entdeckt damit auch die Landschaftsmalerei. Er wird viele Sepiabilder zeichnen. Ich habe hier den langen Aufsatz Caspar Davids frühe Sepien als Vorstufe zur romantischen Landschaft von Werner Busch für Sie zum Lesen. Für die Sepiabilder hatte er Abnehmer wie den Fürsten Malte von Putbus, der auch den Chasseur im Walde gekauft hat. Friedrich malt diese Landschaftsbilder auf Bestellung, auch Ludwig Theobul Kosegarten und die Prinzessin Marianne von Preußen kauften ihm Blätter ab. Das Kap Arkona mit aufgehendem Mond wie hier, hat er mehrfach gemalt.

Als Ergebnis der sieben Reisen nach Rügen zwischen 1801 und 1826 werden zwei Bilder entstehen, die zum Hauptwerk von Friedrich zählen. Das eine ist der Mönch am Meer, das andere sind die Kreidefelsen auf Rügen. Das Bild lassen wir einmal weg, das hatte 2013 schon den ausführlichen Post Kreidefelsen, der beinahe zehntausend Mal gelesen wurde. Das erste Gemälde, das manchmal auch Wanderer am Gestade des Meeres heißt, war das größte, das Friedrich bisher begonnen hatte. Es wurde 1810 zusammen mit der Abtei im Eichwald vom preußischen König Friedrich Wilhelm III auf Wunsch des fünfzehnjährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm gekauft. 

Der Maler hat sein Bild in einem Brief an den Theologen Johannes Schulze so beschrieben: Da hier einmal von Beschreibungen die Rede ist, so will ich Ihnen eins meiner Beschreibungen mitheilen, über eins meiner Bilder so ich nicht unlängst Vollendet habe; oder eigentlich, meine Gedanken, über ein Bild; denn Beschreibung kann es wohl nicht genannt werden. Es ist nemlich ein Seestük, Vorne ein öder sandiger Strand, dann, das bewegte Meer, und so die Luft. Am Strande geht Tiefsinnig ein Mann, im schwarzen Gewande; Möfen fliegen ängstlich schreiet um ihn her, als wollten sie Ihm warnen, sich nicht auf ungestümmen Meer zu wagen. – Dies war die Beschreibung, nun kommen die Gedanken: Und sännest Du auch vom Morgen bis zum Abend, vom Abend bis zur sinkenden Mitternacht; dennoch würdest du nicht ersinnen, nicht ergründen, das unerforschliche Jenseits! Mit übermüthigen Dünkel, wennest [wähnst] du der Nachwelt ein Licht zu werden, zu enträzlen der Zukunft Dunkelheit! Was heilige Ahndung nur ist, nur im Glauben gesehen und erkannt; endlich klahr zu wissen und zu Verstehn! Tief zwar sind deine Fußstapfen am öden sandigen Strandte; doch ein leiser Wind weht darüber hin, und deine Spuhr wird nicht mehr gesehen: Thörigter Mensch voll eitlem Dünkel! Es ist viel über das Bild geschrieben worden, auch Jacques Derrida und Gérard Genette kann man bemühen, um es zu begreifen. Wenn Sie es einfach und klar haben wollen, schauen Sie sich dieses Video an, das die Staatlichen Museen ins Netz gestell thaben.

Friedrich hat lange an diesem Bild gearbeitet, wir wissen von Zeitgenossen, die das Bild zu verschiedenen Zeiten gesehen haben, dass das Bild immer wieder ganz anders ausgesehen hat. Das ist auch vor zehn Jahren bei der Restaurierung des Bildes ans Licht gekommen, genauer ans Infrarotlicht. Der einsame Wanderer auf der Rügener Schaabe war links und rechts von Segelbooten umgeben, und Fischernetze gab es (ähnlich wie auf dem Bild Meeresstrand mit Fischer) auch noch. Das wurde 2015 als neue Erkenntnis verkauft, steht aber schon 1974 in dem Hamburger Katalog. All das hat Friedrich wieder übermalt, um die endgültige radikale abstrakte Form zu finden. Der amerikanische Kunsthistoriker Robert Rosenblum hat in seinem Buch Die moderne Malerei und die Tradition der Romantik eine Verbindung zwischen Caspar David Friedrich und der abstrakten Malerei gesehen. Sein Buch über die Bilder von Friedrich, die in russischem Besitz sind, ist als Volltext bei Google Books lesbar.

Friedrich hatte sich gewünscht, dass seine Bilder Abtei im Eichwald und Mönch am Meer in der Berliner Akademieausstellung nebeneinander aufgehängt würden. Man hängte sie übereinander. Im Katalog der Ausstellung waren die beiden Bilder unter einer Nummer als Zwei Landschaften verzeichnet. Heute hängen sie so, wie sich Friedrich das vorgestellt hat. Am 13. Oktober 1810 veröffentlichte Heinrich von Kleist in den Berliner Abendblättern seine Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft, einen Aufsatz, an dem auch Clemens Brentano und Achim von Arnim mitgeschrieben hatten:

Herrlich ist es, in einer unendlichen Einsamkeit am Meeresufer, unter trübem Himmel, auf eine unbegrenzte Wasserwüste, hinauszuschauen. Dazu gehört gleichwohl, daß man dahin gegangen sei, daß man zurück muß, daß man hinüber möchte, daß man es nicht kann, daß man alles zum Leben vermißt, und die Stimme des Lebens dennoch im Rauschen der Flut, im Wehen der Luft, im Ziehen der Wolken, dem einsamen Geschrei der Vögel, vernimmt. Dazu gehört ein Anspruch, den das Herz macht, und ein Abbruch, um mich so auszudrücken, den einem die Natur tut. Dies aber ist vor dem Bilde unmöglich, und das, was ich in dem Bilde selbst finden sollte, fand ich erst zwischen mir und dem Bilde, nämlich einen Anspruch, den mein Herz an das Bild machte, und einen Abbruch, den mir das Bild tat; und so ward ich selbst der Kapuziner, das Bild ward die Düne, das aber, wo hinaus ich mit Sehnsucht blicken sollte, die See, fehlte ganz. Nichts kann trauriger und unbehaglicher sein, als diese Stellung in der Welt: der einzige Lebensfunke im weiten Reiche des Todes, der einsame Mittelpunkt im einsamen Kreis. Das Bild liegt, mit seinen zwei oder drei geheimnisvollen Gegenständen, wie die Apokalypse da, als ob es Youngs Nachtgedanken hätte, und da es, in seiner Einförmigkeit und Uferlosigkeit, nichts, als den Rahm, zum Vordergrund hat, so ist es, wenn man es betrachtet, als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären. Gleichwohl hat der Maler zweifelsohne eine ganz neue Bahn im Felde seiner Kunst gebrochen; und ich bin überzeugt, daß sich, mit seinem Geiste, eine Quadratmeile märkischen Sandes darstellen ließe, mit einem Berberitzenstrauch, worauf sich eine Krähe einsam plustert, und daß dies Bild eine wahrhaft Ossiansche oder Kosegartensche Wirkung tun müßte. Ja, wenn man diese Landschaft mit ihrer eignen Kreide und mit ihrem eigenen Wasser malte; so, glaube ich, man könnte die Füchse und Wölfe damit zum Heulen bringen: das Stärkste, was man, ohne allen Zweifel, zum Lobe für diese Art von Landschaftsmalerei beibringen kann. – Doch meine eigenen Empfindungen, über dies wunderbare Gemälde, sind zu verworren; daher habe ich mir, ehe ich sie ganz auszusprechen wage, vorgenommen, mich durch die Äußerungen derer, die paarweise, von Morgen bis Abend, daran vorübergehen, zu belehren.

Meine kleinen rituellen Besuche im Charlottenburger Schloss dauerten nie länger als eine halbe Stunde, für die Gemäldegalerie in Dahlem und die Museumsinsel im Osten hatte ich die ganze Woche Zeit. Ich bin kein Caspar David Friedrich Fan, das habe ich schon 2010 in dem Post Caspar David Friedrich gesagt. Ich habe mehr als fünfzig Bilder von ihm gesehen, habe den Katalog von Helmut Börsch-Supan und Karl Wilhelm Jähnig, den Hamburger Katalog von 1974 und ein halbes Dutzend Bücher über den Maler. Aber das ist es denn auch. Ich wäre nie in Versuchung, ein Bild von Friedrich zu stehlen. Das wäre bei Constable oder Gainsborough anders. 

Eine Kuriosität muss ich zum Schluss noch anmerken. Ein gewisser Dr Hans-Thomas Tillschneider hat im Landtag von Sachsen-Anhalt einen Antrag für eine Auslobung eines Caspar-David-Friedrich-Preises für Malerei eingebracht. Er hat auch gesagt: Ich bin mir sicher, würde Caspar David Friedrich heute leben, würde er das Geld der AfD spenden. Dr Tillschneider ist Abgeordneter der AfD. Wenn man seinen Antrag liest, der eine nationale deutsche Kunst fordert, hat man das Gefühl, dass man das alles schon einmal gelesen hat. Und zwar bei einem Mann namens Kurt Karl Eberlein in seinem Buch Was ist deutsch in der deutschen Kunst, das 1933 erschien. Dr Tillschneider wird vom Verfassungsschutz beobachtet, das ist das Beruhigende an der Sache.