Samstag, 19. Januar 2019

Omega 30 T2


Das Kaliber 30T2 von Omega ist das meistgebaute Handaufzugswerk der Firma Omega, von 1939 bis 1963 wurden über drei Millionen Werke gebaut. Hier ein früher Chronometer aus den vierziger Jahren (erkenntlich an der Feinregulierung auf dem Unruhkloben), der noch eine bimetallische Kompensationsunruhe, aber schon eine Incabloc Stoßsicherung und eine Zentralsekunde besitzt. Das erkennt man an dem Zahnrad, das auf den Räderwerkkloben aufgesetzt ist.

Die ersten von Henri Kneuss 1939 entwickelten Werke mit einer  gebläuten Breguetspirale sahen noch so aus, die Rosévergoldung und die Stoßsicherung kamen erst ab 1943. Die Zahl 30 in dem Namen des Werks (1949 ging man zu dreistelligen Kalibernummern über) bedeutet, dass das Werk 30 Millimeter groß ist, T2 heißt transformation deuxième, die Weiterentwicklung des originalen Werks. Die Werkgröße von 30 mm war wichtig, weil man sich mit dem Werk dann an den Präzisionswettbewerben beteiligen konnte. Die Omega dann ab 1945 alle gewann. Rolex spielte bei diesen Wettbewerben keinerlei Rolle und zog sich schmollend aus den Wettbewerben zurück. Lediglich der Firma Zenith gelang es, annähernd an Omega heranzukommen.

1945 gewann eine von Alfred Jaccard (Bild) einregulierte Omega den ersten Platz am Genfer Observatorium. Und von da an war Omega der Spitzenplatz an den Observatorien von Genf, Neuchatel und Kew Teddington nicht mehr zu nehmen. Das 30T2 wurde zum erfolgreichsten Präzisionswerk der Welt. Was bei den Wettbewerben in einem kleinen Holzkasten eingereicht wurde, war allerdings keine in ein Gehäuse eingeschalte Serienuhr, das waren Chronometer, an denen ein Regleur ein halbes Jahr gesessen hatte. Aber auch die serienmäßigen Chronometer (30 T2 RG) und die nicht zertifizierten Uhren mit dem 30 T2 erreichen heute im täglichen Gebrauch noch Spitzenwerte.

Der erste Großauftrag für das neue Kaliber kam aus England. Die Royal Air Force bestellte große Mengen. Im Jahre 1943 machten die 11.000 Uhren, die die Engländer bestellten, mehr als die Hälfte des Umsatzes von Omega aus. Omega war nicht der einzige Lieferant der Engländer, die anderen Schweizer Firmen, die irgendjeman mal the dirty dozen getauft hat (lesen Sie hier alles zu dem Thema), waren Buren, Cyma, Eterna, Grana (Certina), Jaeger Le-Coultre, Lemania, Longines, IWC, Record, Timor und Vertex. Letztgenannte Firma war englisch, arbeitete mit Revue Thommen zusammen und vermittelte Schweizer Uhren an die englische Regierung.Viele der Firmen des dirty dozen erhielten in den fünfziger Jahren Anschlußaufträge, auch die amerikanische Firma Hamilton war dabei. Die Anschlußaufträge liefen unter der Markierungsnummer 6B. Ab dem Ende der sechziger Jahre wurden die Schweizer Uhren durch die englische Smiths W10 abgelöst. Die Uhr sah aus wie ihre Vorgänger, besaß aber nicht die Qualität von Omega oder IWC.

Alle Uhren hatten ein schwarzes Zifferblatt, auf dem der broad arrow (der Regierungseigentum markierte) zu sehen war. Das Zeichen fand sich auch auf (und in) dem Gehäuseboden. Außerdem waren alle Uhren mit w.w.w. (waterpropf wrist watch) markiert. Das Gehäuse hatte in vielen Fällen noch ein Innengehäuse aus Weicheisen, um das Werk gegen Magnetismus zu schützen. Die Uhren von Omega und IWC erfüllten leicht und locker die Kritierien einer Chronometerprüfung, die W10 Uhren von Smiths definitiv nicht mehr. Heute tragen die Piloten der RAF Quartzuhren.

In das neutrale Schweden wurden in den vierzigen Jahren Uhren mit dem 30T2 geliefert, die unter den Namen Suverän oder Officer verkauft wurden. Das waren aber keine Militäruhren. Deutschland wurde im Zweiten Weltkrieg von Omega nicht beliefert. Die Militäruhren für die Engländer besaßen keine Stoßsicherung. Das ist eine kleine Ironie der Geschichte, dass alle Uhren, die an das deutsche Heer geliefert wurden, eine Stoßsicherung hatten. Die Militäruhren der Siegermächte USA und England besaßen keine.

Hier noch einmal eine schwedische Souverän. Die Uhr war eine cash cow für die schwedische Regierung, die die Uhren direkt bei Omega in Biel gekauft hatte und sie jetzt im Lande verkaufte. Meine Omega mit dem 30 T2 stammt aus der Mitte der vierziger Jahre. Sie hat einen Durchmesser von 36 mm, zur damaligen Zeit schon ein richtiger Jumbo. Sie hat neun Uhrmacherzeichen im Boden, damals empfahlen die Firmen, eine Uhr alle zwei Jahre zur Fabrik einzuschicken. Heute ist das nicht mehr nötig, die neuen Öle halten zehn Jahre.

Eine echte Omega aus der Zeit der Battle of Britain zu bekommen, wird schwer werden. Es gibt zu viele Fälschungen. Eine davon besitze ich, eine Omega, an der alles echt ist. Bis auf die Gravur auf dem Boden. Der Pfeil des Königs ist zwar auf Boden und Zifferblatt, aber die 6B Nummer stimmt nicht. Und es ist auch kein 30 T2 drin. Dafür aber ein Luxuswerk aus der 600er Familie, 2 adjustments und eine Schwanenhalsfeinregulierung. Läuft chronometergenau. Ich erzähle niemandem, dass es eine Fälschung ist.

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