John Innes Mackintosh Stewart ist Schotte, das sagt uns schon der Name. Er hat in seiner Heimatstadt Edinburgh und in Oxford studiert und ist Professor für Englische Literatur in Leeds und Adelaide in Australien gewesen, bevor er als Professor nach Oxford zurückkam. Dieses Photo hat die berühmte englische Photographin Fay Godwin von ihm im Christ Church College gemacht (er hält da kein Gewehr im Arm, das ist ein Regenschirm). Ich habe einen schönen Schwarzweiß Abzug eines Landschaftsbildes von Fay Godwin, das ich als Michael Innes Fan gerne gegen dieses Photo tauschen würde.
J.I.M. Stewart hat eine Vielzahl von Büchern geschrieben, zum Beispiel über ➱Joseph Conrad, ➱Thomas Hardy und ➱James Joyce. Und er hat den Band XII der Oxford History of English Literature Eight Modern Writers verfasst. Das würde für ein erfülltes Gelehrtenleben ausreichen, doch er hat daneben noch Romane (für anglophile Leser sehr empfehlenswert: das ➱Staircase in Surrey Quintett) und Kurzgeschichten geschrieben. Und das alles vor den Tagen des Computers, der ja so vieles vereinfacht. Aber selten gute Literatur hervorgebracht hat.
Es gibt noch einen zweiten J.I.M. Stewart, der in den dreißig Jahren zwischen 1936 und 1966 etwas ganz anderes schreibt: Krimis, horribile dictu. Beinahe ein halbes Hundert. Er schreibt die aber unter dem Namen Michael Innes, und manche seiner Fachkollegen haben nie gewusst, dass J.I.M. Stewart und Michael Innes eine Person waren. I have always felt a curious attraction in romances of detection—a species of popular fiction which bears much the same relation to the world of actual crime as does pastoral poetry to the realities of rural economy, das sagt nicht Michael Innes, das sagt eine Romanfigur in Lament for a Maker. Mit Romanen aus der Welt des wirklichen Verbrechens würde man seine Romane wohl nie verwechseln. Eher die von Raymond Chandler, der übrigens zeitgleich mit ihm schreibt (und der wie Innes ein hervorragendes Englisch schreibt). Chandler schreibt 1949 in einem Brief an James Sandoe: In spite of several mentions by you I have only just discovered Michael Innes. I think he is quite wonderful and I am about to buy up all the books of his that are still in print. Even if the plot were rotten, it would still be a pleasure to come into contact with a whole literate mind, full of sly humor and soft chuckles. What the typical mystery addict makes of him, God knows. Very little, I imagine, but he suits me fine, and makes all the words-of-one-syllable boys sound like so many lame-brain-dead-end-kids. Michael Innes hat wahrscheinlich die Romane von Raymond Chandler nicht gelesen, er las eh die Werke seiner Kollegen nie. Und konnte sich nach eigener Aussage nicht einmal mehr an die Handlung seines letzten Romans erinnern.
Seine ersten Romane Death at the President's Lodging (1936), Hamlet, Revenge! (1937), ➱Lament for a Maker (1938) werden mit dem größten Vergnügen von einem akademischen Publikum goutiert worden sein. Ein Rezensent sagte damals über Lament for a Maker: Mr. Innes gives us in this, his best book, a situation compounded of Aeschylus and Drury Lane melodrama—and gets away with it. Es ist ein Satz, den Rezensenten für viele Michael Innes Romane verwenden könnten. Die geistvollen und witzigen Bücher enthalten sehr viel Bildung - hier kann man sogar endlich einmal sagen, dass die Lektüre von Krimis den Leser bildet. Man wird durch die Lektüre der Romane von Dorothy Sayers nicht gebildet, die Bildung von Sayers ist nur eine Tünche, die über ihre Handlung gekleht ist.
Michael Innes's detective fiction has earned the appellation of “don's delight" because of the quality of the writing, and the fact that the texts reflect his erudition by their abundance of quotations from and allusions to the canon of English literature. However, they do not obtrude upon the reader as though they have been inserted solely to impress; rather they are an integral part of the text, steht in einer Doktorarbeit aus Australien. Ich hätte es nicht besser sagen können. Denn die Bildungszitate (die bei Dorothy Sayers nur den Zweck haben, dass der Leser Dorothy Sayers bewundert) sind bei Michael Innes natürlich zum Vergnügen des Lesers da, in einem Blog las ich den wunderbaren Satz: This is the kind of playful intertextuality that postmodern literary critics wet themselves over these days.
In seinem Roman ➱The Secret Vanguard, der eine Abkehr von der donnish novel des Golden Age of Detctive Fiction und eine Hinwendung zum Thriller darstellt, lässt Michael Innes seine junge Helden Sheila Grant in der Eisenbahn Sir Walter Scotts The Antiquary lesen. Und sie denkt sich bei der Lektüre: Nice to be Sir Walter Scott and able to open a tale of romantic adventure with that leisurely, confident, bookwormy prose. Nice that readers stood for it; nice that one could feel oneself as a reader standing for it today. It was Sir Walter's confidence that got one. Innes ironisiert hier schon seine eigene book-wormy prose, das ist ein netter in-joke. Aber seien wir ehrlich, wir wären heute ja schon dankbar, wenn Autoren leisurely, confident, bookwormy prose schreiben würden.
Der Amerikaner ➱Howard Haycraft, der mit Murder For Pleasure: The Life And Times Of The Detective Story 1941 eins der ersten seriösen Bücher über das Genre des Detektivromans schrieb, lobte Michael Innes über den grünen Klee, monierte aber die Vielzahl der Bildungszitate. Er schloß seine Ausführungen mit: All this is not to say, however, that the later Innes novels fail to entertain and amuse, for they do both, but only that the author's public has come to expect superlative performances from him and is dissatisfied with anything less. There is cheerful promise in the fact that Michael Innes is one of the youngest of first-rank detective-story writers. Sooner or later he will almost certainly return to the mood of his best work. To aid him, he has one of the finest natural talents operating in the genre to-day. "Nicholas Blake" is the pseudonym of Cecil Day Lewis (1904- ), who is even better known under his own name. Aber die Bildungszitate und Anspielungen sind natürlich zum Vergnügen des Leser da, in einem Blog las ich den wunderbaren Satz: This is the kind of playful intertextuality that postmodern literary critics wet themselves over these days.
Während der Drucklegung seines Buches hatte Haycraft noch die Gelegenheit, den neuesten Roman von Innes in einer Fußnote einzufügen: As If in answer to the implicit plea, Mr. Innes obliged in 1941 with 'The Secret Vanguard', a thrilling piece of adventure-detection concerning
a Nazi plot in the Scottish highlands, told in the finest Richard Hannay tradition of high romance. Michael Innes ist nicht der einzige, der in Kriegszeiten seinen etablierten und beim Publikum beliebten Detektiv feindliche Spionagenetze enthüllen läßt. Margery Allingham (Traitor's Purse) und Nicholas Blake (Malice in Wonderland) tun das auch. Und selbst in Chandlers Kurzgeschichte No Crime in the Mountains findet sich damals ein Nazi. Bei der Form von The Secret Vanguard greift Michael Innes auf seine schottischen Landsleute Scott, Stevenson und Buchan zurück.
Sir Walter Scott hatte mit Waverley nicht nur den historischen Roman erfunden, er hatte auch die novel of flight and pursuit in perfekter Form vorgelegt. Vereinfacht heißt die Zauberformel: nimm einen sympathischen jugendlichen Helden und hetze ihn quer durch Schottland! Robert Louis Stevenson hat diese Formel in Kidnapped und Catriona dankbar aufgegriffen, und John Buchan hat sie für den Thriller mit The Thirty-Nine Steps perfektioniert. Hitchcock war davon so begeistert, dass er sie immer wieder verwendete, von The Thirty-Nine Steps bis zu North by Northwest (ein Flugzeug, das den Helden jagt, kam in Buchans Thirty-Nine Steps auch schon vor).
The Secret Vanguard beginnt wie ein typischer John Appleby Roman. Der taucht gleich im zweiten Kapitel auf: "Ploss," said John Appleby deliberately. "Philip Ploss, the Cow-and- Gate-poet. Who would want, now, to shoot a quiet fellow like that?" Wenig später verschwindet die junge Sheila Grant auf einer Zugreise nach ➱Schottland, und nur unser ingeniöser Detektiv John Appleway sieht eine Verbindung zwischen diesen beiden Fällen. Und verschwindet dann ein wenig aus dem Fokus des Lesers. Denn die junge Sheila Grant, die in die Hände einer deutschen Nazi Organisation gefallen war, ist fortan die Heldin des Romans. Sozusagen die weibliche Form von John Buchans Helden Richard Hannay. Sheila Grant entkommt natürlich ihren Häschern. Ich zitiere einmal die Stelle, weil sie den typischen Michael Innes zeigt:
Sir Walter Scott hatte mit Waverley nicht nur den historischen Roman erfunden, er hatte auch die novel of flight and pursuit in perfekter Form vorgelegt. Vereinfacht heißt die Zauberformel: nimm einen sympathischen jugendlichen Helden und hetze ihn quer durch Schottland! Robert Louis Stevenson hat diese Formel in Kidnapped und Catriona dankbar aufgegriffen, und John Buchan hat sie für den Thriller mit The Thirty-Nine Steps perfektioniert. Hitchcock war davon so begeistert, dass er sie immer wieder verwendete, von The Thirty-Nine Steps bis zu North by Northwest (ein Flugzeug, das den Helden jagt, kam in Buchans Thirty-Nine Steps auch schon vor).
The Secret Vanguard beginnt wie ein typischer John Appleby Roman. Der taucht gleich im zweiten Kapitel auf: "Ploss," said John Appleby deliberately. "Philip Ploss, the Cow-and- Gate-poet. Who would want, now, to shoot a quiet fellow like that?" Wenig später verschwindet die junge Sheila Grant auf einer Zugreise nach ➱Schottland, und nur unser ingeniöser Detektiv John Appleway sieht eine Verbindung zwischen diesen beiden Fällen. Und verschwindet dann ein wenig aus dem Fokus des Lesers. Denn die junge Sheila Grant, die in die Hände einer deutschen Nazi Organisation gefallen war, ist fortan die Heldin des Romans. Sozusagen die weibliche Form von John Buchans Helden Richard Hannay. Sheila Grant entkommt natürlich ihren Häschern. Ich zitiere einmal die Stelle, weil sie den typischen Michael Innes zeigt:
There were shouts behind. There were always shouts behind: they had become part of her normal background. She ran down the steps and jumped into the the motor-boat. At this point, she thought, the instalment should end. Will the heroine get away? Come next week and see. She had turned this and pulled that— controls exactly like those of a car. She had remembered to cast off. All without a hitch. The heroine has escaped - only she is heading at considerable speed straight for the bank. Swing the wheel. Remember to wave. Sheila waved. All about her the water leapt and spat. A machine-gun, perhaps. Innes setzt darauf, dass wir als Leser solche Szenen schon kennen. Und so schildert er die Flucht der jungen Frau gerade filmisch. Und hochironisch, Will the heroine get away? Come next week and see.
The Secret Vanguard wäre ein guter Roman, um in die Welt von Michael Innes hineinzufinden. Oder solch ein Michael Innes Omnibus wie das von Penguin. Das Death at the President's Lodging, Hamlet, Revenge! und The Daffodil Affair enthält. The Daffodil Affair, über den der Guardian damals schrieb: His new highbrow thriller is yet another surprising firework display of wit and erudition and ingenious invention, ist der vielleicht bei den ➱Lesern beliebteste Appleby Roman geworden. Er enthält neben einer Handlung, für die englische Rezensenten immer das schöne unübersetzbare Wort zany verwenden, auch dies wunderbare Zitat: "My dear man, you're talking like something in Pirandello. Go to sleep.""We're in a sort of hodge-podge of fantasy and harum-scarum adventure that isn't a proper detective story at all. We might be by Michael Innes." "Innes? I've never heard of him." Appleby spoke with decided exasperation." Nur ein Autor wie Edmund Crispin (ich kann The Moving Toyshop nur wärmstens empfehlen) wird auf solche bizarre Einfälle kommen.
Manches von ihm bleibt immer im Gedächtnis, den Satz I gave the wording some thought zum Beispiel habe ich jahrzehntelang nicht vergessen. Vielleicht liegt das daran, dass ich es mit Englischstudenten zu tun hatte, die eben genau das nicht tun. Ich habe den Satz in dem schönen Oxford Roman (mit dem Finale in der ➱Bodleian Library) Operation Pax sofort wieder gefunden, so zitiere ich die Stelle einmal. Weil sie auch typisch für den lebendigen Stil von Michael Innes ist: There was a moment's hesitation, and then some shoving and pushing. A boy rather taller than the rest stepped forward. 'Would you please,' he said politely, 'say who you are?' 'I am Sir John Appleby.' The man looked gravely at the children as a group, but addressed the tall boy. 'I belong to the Metropolitan Police. I come, that is to say, from Scotland Yard.' There was a moment's silence that spoke of absolute awe. Even the tall boy appeared to have to think twice. But when he spoke it was with composure. 'My name is Richard Martin,' he said. 'How do you do?' 'How do you do.' Sir John Appleby was looking at their blazers. 'You all come from Oxford?' 'Yes, sir.' Sir John Appleby turned for a moment and looked at the house, now cordoned by police. 'And is one of you responsible for this remarkable turnout of the County Constabulary?' Richard Martin answered without hesitation. 'Yes, sir. I sent a telegram.' 'I see.' 'I hope, sir, it was all right.' 'It saved the situation.' Appleby's eye had again strayed in a certain wonder to the mass of blue uniforms in the middle distance. 'It's an effect that I doubt if I could have achieved myself. You must be a natural master of the electric telegraph.' This time Richard Martin violently blushed. But his voice maintained its composure. 'I gave the wording some thought,' he said. 'Always a good thing to do.' Sir John Appleby smiled...
Doch womit man auch anfängt, man kann bei Michael Innes eigentlich keine Fehler machen, selbst ein schwacher Appleby Roman (und wir müssen zugeben, dass er in den sechziger Jahren nicht mehr so originell ist) ist besser als die magere Krimikost, die einem heutzutage als große Literatur verkauft wird. In dem interessanten ➱Blog A Penguin a week habe ich gelesen: Choosing a Michael Innes' novel to read can feel like something of a gamble; choose the wrong one to read first up, and you could be left bewildered, untempted to read another, and unaware of how exceptional his writing could be. The books are so varied, that sampling simply doesn't work: choosing one or two books at random will certainly make you aware that these are books unlike other mystery or detective novels, with plots that are purposefully complex, imaginative and unrealistic, and inherently unsolvable, but they may not reveal what this author was capable of: Michael Innes' brilliance is displayed intermittently. But when they are good, there is nothing to match them: they are a pleasure to be savoured.
Ich will jetzt nicht den Namen Elizabeth George nennen. Elizabeth George ist lowbrow, Michael Innes ist highbrow. Ich habe beinahe alle Romane von Michael Innes gelesen (die Romane von J.I.M. Stewart auch), von Elizabeth George habe ich nur einen gelesen. Und das unter Zwang, eine unserer Studentinnen war der Meinung, sie müsse eine Magisterarbeit über die amerikanische Autorin schreiben. Und das einzig Gute an Inspector Lynley (der natürlich ein Lord ist, das geht nicht anders) in den Verfilmungen ist sein roter Bristol 410.
I would describe some of them as the frontier between the detective story and the fantasy; they have a somewhat 'literary' flavour but their values remain those of melodrama and not of fiction proper, hat Innes über seine Detektivromane gesagt. Schöne englische Zurückhaltung. Doch er hat Jahre später auch gesagt: The detective story is a pure form; it's an illusion; and everything palpably irrelevant to that illusion is really out of court. My aim, therefore, has been to knit the strict rules of the detective story with the traditional amplitudes of the English novel.
Philip Larkin, der im ➱Interview mit dem Paris Review öffentlich machte, dass er Michael Innes las (aber auch ➱Dick Francis), war da anderer Meinung und äußerte in einem Artikel im Observer (oder war es in der Sunday Times? ich weiß es nicht mehr), dass es an der Zeit sei, dass sich die akademische Welt mit den Romanen von Michael Innes beschäftigte. I don't know why there has never been a serious study of him: he's a beautifully sophisticated writer, very funny and now and then very moving, waren wohl seine Worte. Aber die serious study gibt es, schrieb der junge Literaturwissenschaftler Jay damals dem englischen Dichter, denn er hatte gerade etwas über J.I.M. Stewart geschrieben. Dass Larkin mir einen netten Brief schrieb, finde ich heute immer noch erstaunlich. Es gibt hier im Blog übrigens zwei Posts zu Philip Larkin: ➱Philip Larkins Rasenmäher und ➱Philip Larkin). Ich besitze (natürlich) auch einige Briefe von J.I.M. Stewart, dem ich damals selbstverständlich einen Sonderdruck geschickt hatte. Er schrieb mir, dass sein Deutsch nicht so gut sei (dabei hatte er einmal kurz in Wien studiert), er wolle auf die Semesterferien warten, dann käme seine Tochter nach Hause, die würde ihm das Ganze genauer übersetzen. Er war aber mit dem, was ich geschrieben hatte, nicht unzufrieden.
Als Philip Larkin in Oxford den Ehrendoktortitel verliehen bekam, traf er Michael Innes. Der ihm beim Dinner erzählte, dass er bei der Beerdigungsfeier für Thomas Hardy gewesen sei. Die Sargträger waren die Crème de la Crème der englischen Literatur: J.M. Barrie, John Galsworthy, A.E. Housman, Rudyard Kipling und George Bernard Shaw. Und er fügte im Gespräch hinzu, dass die prominenten Literaten looked like an animated Max Beerbohm cartoon. Was sich Larkin sofort notierte. In Stewarts Autobiographie Myself and Michael Innes (dem letzten Buch, das er schrieb) steht es etwas anders. Da heißt es Kipling, disconcertingly, appeared to be the spit image of a caricature. Achtundfünfzig Jahre nachdem J.I.M. Stewart der Beerdigungsfeier Hardys in der Westminster Abbey beigewohnt hatte, war er wieder dort, diesmal zur Beerdigung von Philip Larkin. Beide Festakte waren anglikanische Gottesdienste, obwohl weder Hardy noch Larkin an Gott glaubten. Aber immerhin verdanken wir Larkin ➱Church-Going, das schöne Gedicht eines Glaubenszweiflers. Vielleicht reicht es ja schon als Glaubensbeweis, wenn man Detektivromane liest. Theologen tun das ja immer.
So etwas Ähnliches sagt Erik Routley in seinem hochintelligenten Buch The Puritan Pleasures of the Detective Story (das natürlich auch ein Kapitel über Michael Innes hat). Leider kommt er nicht so ganz dazu, diese These genauer auszuführen und verschiebt den Beweis auf ein anderes Buch. Er sagt am Schluss: By this time my reader and I should be on fairly friendly terms, so I will shamelessly say that I am about to summarize a thesis which I fully intend later to expand at length. Routleys Buch enthält auch einen wunderbaren Witz, den ich mal eben die englische Krimiautorin P.D. James erzählen lasse (hier ist der ➱Volltext ihrer interessanten Rede): Dr Erik Routley, in his book 'The Puritan Pleasures of the Detective Story', tells the story of Professor Henry Robinson, principal of an Oxford theological college and one of the great Old Testament scholars of his day. Professor Robinson was very fond of detective stories and, travelling from Oxford to London for a meeting, he called at the station bookstall to find one for the journey. The professor looked at the paperbacks at the front and said, "I have read them all". The assistant, who was new to the job, directed him to the ones on the side. The professor peered at those and said, "I have read those too". The assistant then suggested that there were some at the back. The professor rummaged there, then came back and said, "I have read them all". The assistant then said, "In that case, sir, may I suggest it is high time you turned your attention to serious literature."
Philip Larkin, der im ➱Interview mit dem Paris Review öffentlich machte, dass er Michael Innes las (aber auch ➱Dick Francis), war da anderer Meinung und äußerte in einem Artikel im Observer (oder war es in der Sunday Times? ich weiß es nicht mehr), dass es an der Zeit sei, dass sich die akademische Welt mit den Romanen von Michael Innes beschäftigte. I don't know why there has never been a serious study of him: he's a beautifully sophisticated writer, very funny and now and then very moving, waren wohl seine Worte. Aber die serious study gibt es, schrieb der junge Literaturwissenschaftler Jay damals dem englischen Dichter, denn er hatte gerade etwas über J.I.M. Stewart geschrieben. Dass Larkin mir einen netten Brief schrieb, finde ich heute immer noch erstaunlich. Es gibt hier im Blog übrigens zwei Posts zu Philip Larkin: ➱Philip Larkins Rasenmäher und ➱Philip Larkin). Ich besitze (natürlich) auch einige Briefe von J.I.M. Stewart, dem ich damals selbstverständlich einen Sonderdruck geschickt hatte. Er schrieb mir, dass sein Deutsch nicht so gut sei (dabei hatte er einmal kurz in Wien studiert), er wolle auf die Semesterferien warten, dann käme seine Tochter nach Hause, die würde ihm das Ganze genauer übersetzen. Er war aber mit dem, was ich geschrieben hatte, nicht unzufrieden.
Als Philip Larkin in Oxford den Ehrendoktortitel verliehen bekam, traf er Michael Innes. Der ihm beim Dinner erzählte, dass er bei der Beerdigungsfeier für Thomas Hardy gewesen sei. Die Sargträger waren die Crème de la Crème der englischen Literatur: J.M. Barrie, John Galsworthy, A.E. Housman, Rudyard Kipling und George Bernard Shaw. Und er fügte im Gespräch hinzu, dass die prominenten Literaten looked like an animated Max Beerbohm cartoon. Was sich Larkin sofort notierte. In Stewarts Autobiographie Myself and Michael Innes (dem letzten Buch, das er schrieb) steht es etwas anders. Da heißt es Kipling, disconcertingly, appeared to be the spit image of a caricature. Achtundfünfzig Jahre nachdem J.I.M. Stewart der Beerdigungsfeier Hardys in der Westminster Abbey beigewohnt hatte, war er wieder dort, diesmal zur Beerdigung von Philip Larkin. Beide Festakte waren anglikanische Gottesdienste, obwohl weder Hardy noch Larkin an Gott glaubten. Aber immerhin verdanken wir Larkin ➱Church-Going, das schöne Gedicht eines Glaubenszweiflers. Vielleicht reicht es ja schon als Glaubensbeweis, wenn man Detektivromane liest. Theologen tun das ja immer.
So etwas Ähnliches sagt Erik Routley in seinem hochintelligenten Buch The Puritan Pleasures of the Detective Story (das natürlich auch ein Kapitel über Michael Innes hat). Leider kommt er nicht so ganz dazu, diese These genauer auszuführen und verschiebt den Beweis auf ein anderes Buch. Er sagt am Schluss: By this time my reader and I should be on fairly friendly terms, so I will shamelessly say that I am about to summarize a thesis which I fully intend later to expand at length. Routleys Buch enthält auch einen wunderbaren Witz, den ich mal eben die englische Krimiautorin P.D. James erzählen lasse (hier ist der ➱Volltext ihrer interessanten Rede): Dr Erik Routley, in his book 'The Puritan Pleasures of the Detective Story', tells the story of Professor Henry Robinson, principal of an Oxford theological college and one of the great Old Testament scholars of his day. Professor Robinson was very fond of detective stories and, travelling from Oxford to London for a meeting, he called at the station bookstall to find one for the journey. The professor looked at the paperbacks at the front and said, "I have read them all". The assistant, who was new to the job, directed him to the ones on the side. The professor peered at those and said, "I have read those too". The assistant then suggested that there were some at the back. The professor rummaged there, then came back and said, "I have read them all". The assistant then said, "In that case, sir, may I suggest it is high time you turned your attention to serious literature."
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