Sonntag, 15. März 2015

Et tu, Brute?


I could be well mov’d if I were as you;
If I could pray to move, prayers would move me;
But I am constant as the northern star,
Of whose true-fix’d and resting quality
There is no fellow in the firmament.
The skies are painted with unnumber’d sparks,
They are all fire and every one doth shine,
But there’s but one in all doth hold his place:
So, in the world; ’tis furnish’d well with men,
And men are flesh and blood, and apprehensive;
Yet in the number I do know but one
That unassailable holds on his rank,
Unshak’d of motion: and that I am he,
Let me a little show it, even in this,
That I was constant Cimber should be banish’d,
And constant do remain to keep him so.

Das ist das letzte, was er sagen kann, bevor die Senatoren die Küchenmesser aus der Toga holen. Er sagt dann noch Et tu, Brute? Then fall, Cæsar! Hat er das wirklich gesagt? Auf jeden Fall steht es so bei Shakespeare. Keiner der römischen Historiker weiß etwas von diesem Et tu, Brute? Sie offerieren uns stattdessen die griechischen Worte καὶ σύ, τέκνον, was so viel wie Du auch, mein Kind? bedeutet. Nein, diese Sache mit Et tu, Brute?, die hat Shakespeare erfunden. Ein Mann, über den sein Kollege Ben Jonson sagte: and though thou hadst small Latin and less Greek, hat das Zitat geprägt, das wir immer verwenden. Die Sache mit der Ermordung musste ja kommen, Calpurnia hatte schlimme Träume gehabt. Was auch unseren Caesar (ebenso wie das Gewitter draußen) um den Schlaf bringt: Nor heaven nor earth have been at peace to-night: Thrice hath Calpurnia in her sleep cried out, 'Help, ho! they murder Caesar!'. Das sagt er, wenn er im Nachthemd auf die Bühne kommt.

Jedes Jahr am 15. März erinnert mich mein bildungsbürgerliches Gewissen an den Tod Caesars. Erinnert mich daran, dass man Shakespeares Julius Caesar mal wieder lesen könnte. Tue ich nie, es gibt bessere Stücke von ➱William Shakespeare als seine Römerdramen. Ich musste in der Schule in der Oberstufe einen Monolog von Shakespeare auswendig lernen. Unser Englischlehrer Dr James Tröbs (der schon in den Posts ➱Ruderverein, ➱Ostern und ganz vielen anderen vorkommt) bestand darauf. Da ich Hamlets To be or not to be sowieso schon drauf hatte, nahm ich den des Antonius:

Friends, Romans, countrymen, lend me your ears;
I come to bury Caesar, not to praise him.
The evil that men do lives after them;
The good is oft interred with their bones;
So let it be with Caesar. The noble Brutus
Hath told you Caesar was ambitious:
If it were so, it was a grievous fault,
And grievously hath Caesar answer'd it.
Here, under leave of Brutus and the rest--
For Brutus is an honourable man;
So are they all, all honourable men--
Come I to speak in Caesar's funeral.
He was my friend, faithful and just to me:
But Brutus says he was ambitious;
And Brutus is an honourable man.


Ich kann das bis heute auswendig. Immer wenn das Rad an seines Vaters Mühle lustig braust und rauscht und der Schnee emsig vom Dache tröpfelt, zieht es den ➱Taugenichts in die Welt hinaus. Immer wenn sich die Iden des März nähern juckt es mir in den Fingern, mal einen Post über Gaius Julius Caesar zu schreiben, über Billy Shakespeare und Thornton Wilders The Ides of March. Und all diesen Bildungsballast. Dann könnte ich noch das neue Buch The Death of Caesar: The Story of History’s Most Famous Assassination von Barry Strauss erwähnen, das gerade passend zum Datum von Caesars Ermordung erschienen ist. Also begann ich gestern, munter drauflos zu schreiben. Und dann kam der Schock. Ich gab Suetons Zitat Spurinnamque irridens et ut falsum arguens, quod sine ulla sua noxa Idus Martiae adessent: quamquam is venisse quidem eas diceret, sed non praeterisse bei Google ein. Und was sehe ich da? Es gab in SILVAE schon mal einen ➱Post zu dem Thema.

Wir wissen nicht wirklich, wer Caesar umgebracht hat. Ich habe da immer noch eine Bande von Lateinschülern im Verdacht, denen es zum Hals heraus hing, dieses Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam, qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur zu lesen.

1 Kommentar:

  1. Mir fällt da Heine ein:
    "... Und wenn wir erwachen, dann pflegt uns zu dürsten, doch nicht nach dem Blute unserer Fürsten..."

    Köstlich gelacht. Ich hab auch schon zweimal über ein Buch geschrieben, hatte das erste Mal aber völlig verdrängt.

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