Das hier führt uns in die Irre, hier soll nicht von der Wäscherei Frauenlob die Rede sein. Sondern von dem Dichter, der diesen Namen trägt, dieser Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, der am 29. November 1318 starb. Wahrscheinlich interessiert er heute nur noch Germanistikstudenten, die durch Kurse von Gotisch, Alt- und Mittelhochdeutsch gequält werden. Ich habe all diese Scheine erworben, ich weiß wovon ich rede. Die pädagogische Flasche an der Uni Hamburg, bei der ich den Gotisch-Schein gemacht habe, möchte ich lieber nicht erwähnen. Der Professor in Kiel, bei dem ich den Althochdeutsch Kurs machte, verstand davon genau so wenig wie die Studenten, denen er gegenüber stand. Er las die ganze Zeit aus der Althochdeutschen Grammatik von Braune/Mitzka vor, die der Rest des Kurses auch besaß. Manchmal bewegte er sich für zwei auswendig gelernte Sätze von seinem Podium weg, um dann - husch, husch die Waldfee - wieder zu seinem Braune/Mitzka zu gleiten. Bei der Klausur haben wir alle geschummelt, alles andere wäre ihm gegenüber unfair gewesen. Weil er uns gezeigt hat, dass man ohne jede Kenntnisse der Sprache einen Althochdeutsch-Schein bekommen konnte, das war eine Lehre fürs Leben.
Der Dichter, der Frauenlob genannt wird, schreibt nicht mehr Althochdeutsch, der schreibt schon Mittelhochdeutsch. Der Mittelhochdeutsch-Schein war etwas schwieriger zu bekommen, weil der Professor diesmal wirklich etwas von seinem Fachgebiet verstand. Da der wichtigste Teil der deutschen Literatur des Mittelalters in mittelhochdeutscher Sprache geschrieben wurde, konnte man das eigentlich auch verlangen. Irgendwann werde ich, das habe fest vor, hier einmal über Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg schreiben - das sage ich ohne jede Ironie. Ich finde, dass diese Literatur - pädagogische Flaschen bei der Vermittlung von Gotisch, Alt- und Mittelhochdeutsch hin oder her - ein wunderbares Leseerlebnis ist. Und so gibt es heute schon mal ein kleines Häppchen Mittelhochdeutsch von Herrn Frauenlob:
maget ist ein boum
der ersten kiusche blomen
von ir maget komen,
heilrich ursprinc, des wunsches wesen. aller sinne gomen,
die kunden niht die süezen art vollobn der kiuschen megede.
Wenn aber der süezen blomen lust durch menlich list gevallen ist,
wip nennet man sie denne.
ob ich rehte erkenne,
den nam Wunn Irdisch Paradis ich von schulden nenne.
lob si dir, wip, durch vreudennam und durch din biltbehegede.
Ouch ob sie menlich reht begat
und vruht gebirt, alrest den grat,
daz hohest phat
errungen hat:
vrowe ist ein name, ir billich lat,
der nutz uf al ir wirde stat,
vrou ist ein nam, der menschen sin treit zuo der lust gejegede.
Und mit diesem Lob des schönen Geschlechts möchte ich Geburtstagsgrüße an meine Jugendfreundin ➱Gudrun in Mexiko senden. Die hatte zwar schon gestern Geburtstag, aber da passte sie schlecht in den Text. Ich habe zwar hunderte von Photos von ihr, habe aber all diesen elektronischen Firlefanz nicht, von Scannern bis DigiCams, um sie auf diese Seite zu bannen. So habe ich mir dies unscharfe Photo aus dem Internet geklaut - es wahrt so schön die Anonymität. Und bevor Sie jetzt fragen - sie ist ganz rechts auf dem Bild.
Und sie ist immer noch eine schöne Frau, und das ist jetzt keine Dichtung. Früher sah sie so ähnlich aus wie auf diesem Photo. Aber das ist Ingrid Bergman mit vierzehn, sieht richtig sündig aus. Ich weiß ja nicht, ob Heinrich von Meißen dazu passt, aber ich zitiere ihn trotzdem einmal. Wofür sind denn sonst diese ganzen mittelalterlichen Verbalerotiker da, die nach dem Motto verfahren, dass man die Braut nur voll zutexten muss? Das war eben die Definition von Minnedichtung auf Neudeutsch, die mittelhochdeutschen Dichter mögen es mir verzeihen.
Owê herzelîcher leide die ich sender tragen muz;
Owê liechter ougen weide,
wenne wirt mir sorgen bûz?
Wenne sol dîn rôter munt mich lachen an
unde sprechen "sêlic man,
swaz du wilt, daz sî getân!"
Und sie ist immer noch eine schöne Frau, und das ist jetzt keine Dichtung. Früher sah sie so ähnlich aus wie auf diesem Photo. Aber das ist Ingrid Bergman mit vierzehn, sieht richtig sündig aus. Ich weiß ja nicht, ob Heinrich von Meißen dazu passt, aber ich zitiere ihn trotzdem einmal. Wofür sind denn sonst diese ganzen mittelalterlichen Verbalerotiker da, die nach dem Motto verfahren, dass man die Braut nur voll zutexten muss? Das war eben die Definition von Minnedichtung auf Neudeutsch, die mittelhochdeutschen Dichter mögen es mir verzeihen.
Owê herzelîcher leide die ich sender tragen muz;
Owê liechter ougen weide,
wenne wirt mir sorgen bûz?
Wenne sol dîn rôter munt mich lachen an
unde sprechen "sêlic man,
swaz du wilt, daz sî getân!"
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