Freitag, 21. November 2014

Voltaire


Und Pangloß sagte manchmal zu Kandid: »Alle Begebenheiten in dieser besten aller möglichen Welten stehen in nothwendiger Verkettung mit einander, denn: wären Sie nicht wegen Fräulein Kunigundens schöner Augen mit derben Fußtritten aus dem schönsten aller Schlösser gejagt, wären Sie nicht von der Inquisition eingekerkert worden, hätten Sie nicht Amerika zu Fuße durchwandert, dem Freiherrn nicht einen tüchtigen Stoß mit dem Degen versetzt, nicht alle ihre Lama's aus dem guten Lande Eldorado eingebüßt, so würden Sie hier jetzt nicht eingemachte Citronenschale und Pistazien essen.«
»Gut gesagt,« antwortete Kandid, »aber wir müssen unsern Garten bestellen.« 


So endet Voltaires Kandid oder die beste Welt, hier zitiert nach der ➱Übersetzung von Georg Anton Adolf Ellissen, ein Aufklärer und Demokrat, an dem Voltaire Gefallen gefunden hätte.

Neben dem schönen Satz Travaillons sans raisonner, [...] c'est le seul moyen de rendre la vie supportable aus Candide kann ich auch den letzten Satz des Buches auf Französisch zitieren: Cela bien dit, [...] mais il faut cultiver notre jardin. Es ist ein Satz, den man im Leben immer wieder gebrauchen kann. Als Voltaire ins Rentenalter kam, kaufte er sich ein Chateau und zwei Landgüter und widmete sich dem, was uns der etwas einfältige Candide als Schlusswort mitgibt. Es ist schön, wenn Philosophen nach ihren Maximen leben.

François-Marie Arouet, den wir besser als Voltaire kennen, wurde heute vor 320 Jahren geboren.

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