Mittwoch, 10. Mai 2017

der Robespierre von Hamburg


"Waterloo: Das Ende" ist ein spannend in Szene gesetzter Dokumentarfilm über eine der größten und folgenreichsten Schlachten der europäischen Geschichte. In chronologischer Reihenfolge zeichnet der Dokumentarfilm die zahlreichen Wendungen der Ereignisse im Juni 1815 nach. Gestützt auf schriftliche Augenzeugenberichte vermittelt der Film hautnah und ohne romantische Verklärung, wie die Kämpfenden die letzte Schlacht Napoleons erlebt haben: ihre Hoffnungen und Ängste, das Leid und den Tod. 200 Jahre später lässt der Dokumentarfilm die Schlacht aus der Perspektive der Beteiligten noch einmal lebendig werden.

Nichts von diesem Text ist wahr, gar nichts. Nicht nur ➱Politiker lügen in diesen Tagen des Wahlkampfs, auch ➱arte lügt, wenn man einen solchen Text veröffentlicht. Diese billige belgische ➱Produktion war eine zusammengeschusterte Sache, und das von einem Sender, der Qualität verspricht. Man wäre besser beraten gewesen, ➱Sergei Bondartschuks Filme ➱Waterloo und ➱Krieg und Frieden zu senden. Mehr und mehr sogenannte Dokumentationen werden gedreht, die aber nie an die Klassiker des ➱Dokumentarfilms heranreichen. Es steckt mehr Wahrheit in diesem Bild eines naiven bayrischen Malers, als in den beiden Dokumentationen, die arte gerade gesendet hat.

Eine Woche zuvor gab es aus französischer Produktion ➱Napoleon Bonapartes Russland Feldzug, das war nur marginal besser. Die Dokumentation (man zögert das Wort für diese Sendung zu gebrauchen, arte bezeichnete das Ganze als Doku-Fiktion) basierte auf den Erinnerungen von Caulaincourt (der ➱hier einen Post hat) und den ➱Mémoires du sergent Bourgogne. Meine vielen französischen Leser können die hier im Original lesen. Alle beteiligten Historiker konnten den Flussnamen Beresina korrekt russisch aussprechen, das war doch schon mal was. Bevor ich zum titelgebenden Robespierre von Hamburg, dem Marschall Louis-Nicolas Davout (der heute Geburtstag hat) komme, möchte ich mal eben einen kleinen Literaturbericht geben:

Das Buch Napoleon and his Marshals ist 1934 erschienen, es war lange vom Markt verschwunden, bis es in der Reihe Prion Lost Treasures 1996 wieder aufgelegt wurde. Und prompt mehrfach nachgedruckt wurde. Englands führender Militärhistoriker ➱John Keegan schrieb zu der Neuauflage: Even a Napoleon hater, which I am, will love this book. Still after 60 years, a thrilling gallop through the Napoleonic Wars. A.G. Macdonell ist Schotte, er hat das Buch ➱England, Their England geschrieben, was in England (und Schottland) ein ewiger Klassiker ist. Die Beschreibung des dörflichen Cricketspiels in diesem Buch ist in jeder Anthologie der ➱Cricket Literatur abgedruckt. Er hat auch den satirischen Roman ➱Autobiography of a Cad geschrieben, den Goebbels nicht als Satire verstand, sondern für das Portrait eines typischen Engländers hielt.

Archibald Gordon Macdonell kann schreiben (er hat auch unter Pseudonymen Detektivromane verfasst). Seine 300-seitige Napoleon Biographie ist wahrscheinlich die kürzeste von allen, die amüsanteste ist sie auf jeden Fall. Ein Parforceritt mit dem kleinen Caporal und seinen Marschällen über die Schlachtfelder Europas. Dies ist nicht das Buch eines Historikers, dies ist das Buch eines Schriftstellers. Es gibt keine Bibliographie der benutzen Literatur. Jedermann kann eine Hilfskraft im Britischen Museum alle Buchtitel über Napoleon abschreiben lassen, die Liste hinten ins Buch tun und die Leser mit angeblicher Gelehrsamkeit beeindrucken, sagt Macdonell. Aber er sagt auch, dass er für alles einen Beleg hätte. Wir glauben ihm, und es kümmert uns auch nicht. Das Buch endet mit dem Tod des letzten Marschalls 1852 und den Worten Que de souvenirs! Que de regrets! Und an dieser Stelle geht der Leser zurück zum ersten Kapitel und beginnt das Buch aufs Neue zu lesen.

Die 200-Jahrfeiern der Schlachten an der Beresina und von Waterloo produzierten eine Vielzahl von Büchern und TV-Produktionen. Musste es sein? Waren nicht schon genügend Bücher über dieses Thema geschrieben worden? Caulaincourts Erinnerungen sind seit den dreißiger Jahren auf dem Markt, Armeen und Amouren des jungen ➱Baron Boris (von) Uxkull (der nach dem Krieg bei Hegel studiert) kennt man erst seit 1965. Aber seit 1967 gibt es Alan Palmers Napoleon in Russland, ein Buch, das leserfreundlich geschrieben und dennoch historisch seriös ist. 1985 erschien Nigel Nicolsons ➱Napoleon 1812, in seiner Kürze von 192 Seiten ein Meisterwerk.

Adam Zamoyski, ein polnischer Adliger, hat mit seinem Buch 1812: Napoleons Feldzug in Russland einen großen Erfolg gehabt. Es ist ein gut geschriebenes Buch, das von Historikern nicht sonderlich ernst genommen wurde. Die favorisierten eher Dominic Lievens ➱Russland und und Napoleon: Die Schlacht um Europa. Weil sein Ansatz, den Feldzug von 1812 nur als einen Teil des russischen Engagements in dem europäischen Krieg zu sehen, durchaus originell ist. Und das Buch ist in vielen Teilen historisch seriöser als Zamoyski. Lässt andererseits leider vieles aus, die Tragödie, die uns Zamoyski schildert, interessiert den Rußlandspezialisten aus einer baltischen Adelsfamilie kaum. Leider ist Lieven kein besonders guter Erzähler, an A.G. Macdonell kommt er nicht heran.

Der französische Marschall Louis-Nicolas d'Avoût, genannt Davoût (in deutschen Texten häufig auch Davoust geschrieben) kam aus altem burgundischen Adel. Er war dank Napoleon zum Duc d'Auerstedt und zum Prince d'Eckmühl geworden. Er hatte noch andere Titel. Wie zum Beispiel den des eisernen Marschalls. Auf dem Rußlandfeldzug hat er den Marschall Joachim Murat (der König von Neapel war) einmal angebrüllt: Vous n'êtes Roi que par la grâce de Napoléon et du sang français. Vous ne pouvez l'être que par Napoléon et en restant uni à la France. C'est une noire ingratitude qui vous aveugle! Er hatte ja so recht, wenn Sie mehr zu Joachim Murat wissen wollen, der ja auch einmal in Düsseldorf herrschte, dann klicken Sie doch den Post ➱Joachim Murat an.

Davout war mit Napoleon auf der Offiziersschule gewesen, er war mit ihm in Ägypten, aber im Gegensatz zu General ➱Jean-Baptiste Kléber verflucht er den Korsen nicht, er gehorcht ihm. Wenn Napoleon das Land verlässt, wird Davout ihm folgen. Kléber, den Napoleon als Oberkommandierenden zurücklässt, bietet Davout den Rang eines Divisionsgenerals an, aber der schlägt das Angebot aus. Er will bei Napoleon sein. In einem Brief an seine Frau wird er später schreiben: Meine kleine Aimée, du musst das Herz deines kleinen Louis genug kennen, um zu wissen, dass er keine andere Leidenschaft, keinen anderen Ehrgeiz hat, als dem ersten Konsul dienen zu können. Wahrscheinlich ist jedes Wort davon wahr. Er wird ihr beinahe jeden Tag schreiben, wenn er im Felde ist.

In Ägypten hatte Davout General Victoire Emmanuel Leclerc (Bild), einen Schwager Napoleons, kennengelernt und sich mit ihm angefreundet. So lernte er auch dessen hübsche Schwester Aimée kennen, die beiden heiraten 1801 in Anwesenheit von Napoleon Bonaparte und seiner Frau Joséphine. General Leclerc ist bei der Hochzeit nicht dabei, den hatte Napoleon nach Santo Domingo geschickt, damit er dort den schwarzen General Toussaint Louverture bekämpft (lesen Sie mehr in dem Post ➱Haiti). Leclerc wird Paris nicht wiedersehen, er stirbt in der Fremde am gelben Fieber.

Davout wird auch mit Napoleon in Rußland sein, er ist der einzige Marschall Napoleons, der nie eine Schlacht verloren hat. Er fehlt Napoleon bei Waterloo, Napoleon hätte einen kalten, methodischen Strategen wie ihn gebraucht. Er hat in der Armee keinen besseren Offizier als Davout. Aber Napoleon braucht den Gouverneur von Paris, der auch noch Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Nationalgarde ist, in der Hauptstadt. Davout wird seinem Kaiser bis zu dessen Untergang treu bleiben. Er bereichert sich nicht auf den Feldzügen, das Schloss in Savigny, das er sich 1802 gekauft hat, ist erst nach seinem Tod abbezahlt.

Davout klaut keine Bilder wie ➱Soult, er bleibt immer korrekt. Auch gegenüber seinen Soldaten, deren Schicksal ihm durchaus am Herzen liegt. Er wird zu dem Prozess gegen ➱Michel Ney nach Paris reisen, um für den Kameraden auszusagen. Er lässt sich nicht so häufig malen wie andere Marschälle. Auf allen Bildern kriegt er die Augen nicht auf, ist das der Schlafzimmerblick eines jungen Dandys oder blickt er voller Verachtung auf die Welt? Oder braucht er eine Brille? Ja, er braucht sie. Schon seit er zwanzig ist. Und er trägt immer seine Brille mit dem goldenen Gestell, viele Offiziere würden ihre Sehschwäche verbergen. Davout nicht. Nur auf den Portraits verzichtet er auf die Brille. Wenn der Maler weiter weg ist als zehn Schritte, wird er ihn nicht gesehen haben.

Wir haben eine Schilderung des Marschalls in Leo Tolstois Krieg und Frieden, wo Pierre Besuchow (hier von Sergej Bondartschuk gespielt) auf ihn trifft. Und da spielt der Blick aus Davouts Augen auch eine Rolle: Davout saß am Ende des Zimmers an einem Tisch; er trug eine Brille. Pierre trat nahe an ihn heran. Davout hob die Augen nicht in die Höhe: er war offenbar damit beschäftigt, sich aus einem vor ihm liegenden Aktenstück zu informieren. Mit leiser Stimme fragte er: »Wer sind Sie?«
       Pierre schwieg, weil er nicht imstande war, ein Wort herauszubringen. Davout war für Pierre nicht einfach nur ein französischer General, sondern ein durch seine Grausamkeit berüchtigter Mensch. Pierre blickte in das kalte Gesicht Davouts, der, wie ein strenger Lehrer, sich dazu verstand, eine Weile Geduld zu haben und auf die Antwort zu warten, und sagte sich, daß jeder Augenblick des Zögerns ihm das Leben kosten könne; aber er wußte nicht, was er sagen sollte. Dasselbe zu sagen, was er bei dem ersten Verhör gesagt hatte, dazu konnte er sich nicht entschließen; aber seinen Namen und Stand anzugeben schien ihm gefährlich und beschämend. Pierre schwieg. Aber ehe er noch zu einem Entschluß gekommen war, hob Davout den Kopf in die Höhe, schob die Brille auf die Stirn, kniff die Augen zusammen und blickte Pierre forschend an.
       »Ich kenne diesen Menschen«, sagte er in gemessenem, kaltem Ton, der offenbar darauf berechnet war, Pierre in Angst zu versetzen.
       Der kalte Schauer, der vorher Pierre den Rücken entlanggelaufen war, erfaßte jetzt seinen Kopf, und Pierre hatte ein Gefühl, als würde ihm dieser in einem Schraubstock zusammengepreßt.
       »Sie können mich nicht kennen, General«, sagte er, »ich habe Sie noch nie gesehen ...«
»Es ist ein russischer Spion«, unterbrach ihn Davout, zu einem andern General gewendet, der im Zimmer anwesend war, den aber Pierre bisher nicht bemerkt hatte.
       Davout wendete sich von ihm ab. Mit unerwartet lauter, erregter Stimme sagte Pierre auf einmal schnell: »Nein, Monseigneur« (es war ihm plötzlich eingefallen, daß Davout Herzog war), »nein, Monseigneur, Sie können mich nicht kennen. Ich bin Landwehroffizier und habe Moskau nicht verlassen.«
       »Ihr Name?« fragte Davout wieder.
»Besuchow.«
       »Was beweist mir, daß Sie nicht lügen?«
»Monseigneur!« rief Pierre nicht in beleidigtem, sondern in bittendem Ton.
       Davout hob die Augen in die Höhe und richtete einen prüfenden Blick auf Pierre. Einige Sekunden lang sahen sie einander an, und dieser Blick war Pierres Rettung. Durch diesen Blick bildeten sich, ohne alle Rücksicht auf Krieg und Gericht, zwischen diesen beiden Menschen menschliche Beziehungen. Beide machten in dieser kurzen Spanne Zeit eine unzählige Menge von Empfindungen durch, ohne sich derselben eigentlich klar bewußt zu werden, und kamen zu der Erkenntnis, daß sie beide Kinder der Menschheit, daß sie Brüder seien.

Wenn Davout aus Russland zurückkehrt, wird er für zwei Jahre Generalgouverneur der Hanseatischen Departements mit dem Sitz in Hamburg, die Position hatte er schon einmal. Und dort wird man ihn den Robespierre von Hamburg nennen. Seine erste Proklamation lautet: Der Senatsbeschluß vom 10. December v. Jahres hat euer Schicksal entschieden; es ist künftig mit dem Glücke Napoleons des Großen und seines Reiches vereinigt. Eure Unabhängigkeit war bloß eingebildet; der kleinste Zufall, der den Frieden Europas störte, setzte sie in Gefahr. Um euren Handel zu erhalten, waret ihr übermäßigen Aufopferungen, die von der Habsucht (!) gefordert wurden, unterworfen. Dies ist das Gemälde der Vergangenheit; eine andere Zukunft öffnet sich für euch. Die Pfeffersäcke werden ihn nicht lieben, er wird sie schröpfen. Die Bremer haben es besser, da hat der durch Norddeutschland irrlichternde ➱Tettenborn schon früh die Franzosen davongejagt. Der ließ sich zwar auch mal kurz als Retter Hamburgs feiern, verschwand aber schnell wieder: Er betrachtete Hamburg als einen günstigen Standort, um sich selbst zu bereichern und einen ausschweifenden Lebenswandel zu führen. Um eine ernsthafte Verteidigung der Stadt bemühte er sich weniger als um das Eintreiben eines ‚Ehrengeschenks‘ von 5.000 Friedrich d’or und seine Ernennung zum Ehrenbürger.

Die französischen Besatzer in Hamburg sind gottlose Banausen, das kann man hier sehen: hier haben sie ihre Pferde in die Petrikirche gestellt. Das wird viel Ärger geben. Carl Mönckeberg, dessen Kindheit noch in die Franzosenzeit fiel, wird in Hamburg unter dem Druck der Franzosen (1864) darüber schreiben. Er wird aber auch über Davout sagen, dass der strenge, aber uneigennützig und gutmütig gewesen sei. In den Augen der Hamburger sind die Franzosen Barbaren, schlimmer noch als der Frevel mit den Pferden in der Kirche ist ein anderer Frevel: Davout soll die Bank von Hamburg beraubt haben.

In den Augen Davouts sind die Hamburger habsüchtige Kriminelle, die durch Schmuggel und Unterlaufen aller Verordnungen ihren Besitz vermehren wollen, und die das vae victis noch nicht begriffen haben. Wenn er Hamburg auf Befehl des Bourbonenkönigs verlassen muss, wird er dem König eine Rechtfertigungsschrift zukommen lassen: ➱Mémoire de M. le Maréchal Davout, Prince d’ Eckmühl, au Roi. Paul Holzhausen, der ➱Napoleon verehrt, schreibt 1892 sein Büchlein ➱Davout in Hamburg: Ein Beitrag zur Geschichte der Jahre 1813—1814. Es ist eine Art Persilschein für die Franzosen, aber auch heutige Historiker tendieren dazu, die Franzosenzeit in Hamburg nicht als einzige Horrorstory zu sehen.

Davout hat in Hamburg militärische Unterstützung vom Prinzen Friedrich von Hessen-Kassel, dem General der dänischen Hilfstruppen. Der ist ein Sohn jenes Carl von Hessen-Kassel (nach dem die Carlshütte in Rendsburg heißt), der ➱hier schon einmal erwähnt wurde. Der Prinz bleibt nicht lange an der Seite von Davout. Nach dem ➱Kieler Frieden muss der dänische Prinz mit seinen Truppen gegen Napoleon ziehen, erst 1818 kommt er aus Frankreich zurück. Er hat die Seiten nicht aus Opportunismus gewechselt wie Bernadotte, er führt nur das aus, was sein König ihm befohlen hat. Es geht hin und her mit den Loyalitäten in den napoleonischen Kriegen. 1818 zieht sich Friedrich auf sein Gut Panker zurück, ein Gut, das heute immer noch im Besitz der Familie von Hessen-Kassel ist. Man kann dort wunderbar Kaffee trinken.

Es gibt noch einen ganz anderen Davout als den eisernen Marschall. Das ist der Louis-Nicolas Davout, der die Louise-Aimée-Julie Leclerc geheiratet hat, und der ein treusorgender Ehemann ist. Über ihn hat ➱Henriette Mendelsohn Erstaunliches zu berichten: Als eine merkwürdige Tatsache muss ich Ihnen doch erzählen, daß dieser fürchterliche Davoust, der Schrecken des Nordens, der Urheber so unsäglicher Leiden, in seinem Hause ganz ohne Willen ist. Er hat nicht den Mut, dem geringsten Diener etwas zu befehlen ohne die Einwilligung seiner Marschallin, die das Hauskommando ebenso unerbittlich streng übt, als er die eroberten Länder regierte. 

Henriette Mendelsohn, die in Frankreich lebt, ist lange Zeit die Nachbarin der Familie Davout gewesen. Sie weiß noch einiges mehr über Napoleons fähigsten General zu sagen: Marschall Davoust, seine Frau, die eigentlich das Hausregiment führt, und seine Kinder sind unsre tägliche Gesellschaft. Als er das erstemal meinen Namen hörte, trug er den General S., der eben mit uns war, ob ich Verwandte in Hamburg habe, er hätte dort sehr ehrenvolle und geehrte Personen dieses Namens gekannt. — Beinahe alle seine Bediente sind Deutsche, seine Töchter lernen Deutsch recht ernsthaft, und er bittet mich jedesmal inständig, ihm zu sagen, ob sie etwas deutsch wüssten. Das politische Leben dieses Mannes ist mir unerklärlich, wenn ich ihn im Hause und unter seinen Kindern betrachte; er ist ein Vater, wie Abraham nur sein kann, mischt sich in alle ihre Spiele mit wahrer Herzlichkeit, und seine älteste Tochter, ein Mädchen von 14 Jahren, die ihm ganz ähnlich sieht, ist das sanfteste Geschöpf, das ich kenne. Bloss auf eine Weise sind mir die Gräuel, die unter seiner Herrschaft in Hamburg verübt worden, erklärlich: Er scheint mir sehr einfältig, schwerfällig und unwissend zu sein. In seinem Hause ist er ohne Einfluss, und so war es gewiss während seines Kommandos; irgend ein Elender hat an seiner Stelle gehandelt! Das ist aber freilich den armen Bedrückten ganz einerlei, und er ist vielleicht noch strafbarer, dass er so Ungeheures geschehen liess. 

Der eiserne Marschall als Pantoffelheld. Muss die Weltgeschichte jetzt umgeschrieben werden? Que de souvenirs! Que de regrets!

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