Mittwoch, 23. August 2017

Störungen


Der Post Dunkelheit, den ich am 21. August um 00.04 ins Netz stellte, war erst einmal das Letzte, was mich mit dem Netz verband. Weil die Firma Vodafone beschlossen hatte, dass zu viel Bloggerei nicht gut für mich sei und mich wegen einer Störung von Telephon und Internet abschnitt. Das sind die Augenblicke, in denen man merkt, wie abhängig man von dem ganzen elektronischen Kram geworden ist. Insofern war es von einiger Symbolik, dass nach dem Post Dunkelheit erst einmal Schluss war. Als ich im letzten Jahr eine Woche auf meinen neuen Computer warten musste, hatte ich schon leichte Entzugserscheinungen. Meine erste Störung habe ich noch mit einem Lächeln abgetan, als ich den Post Easybox schrieb, war ich nicht mehr so nett zu Vodafone.

Wenn man bei Google die Wörter Vodafone und unfähig eingibt, bekommt man ganz viele Ergebnisse. Wenn man die Wörter Telekom und Störungen eingibt, kommt man zu ähnlichen Resultaten. Die beiden Firmen streiten darum, wer der Deutsche Meister der Störungen ist. Im Versagen liegt die deutsche Stärke, vom Flughafen BER bis zu den kriminellen Machenschaften der deutschen Autoindustrie. Was die Schnelligkeit des Internets betrifft, liegt Deutschland übrigens international auf Platz 25. Auf den Seiten der Vodafone Störungen findet man verzweifelte Nachrichten: bei mir geht nix kein Telefonieren kein Internet mein Handy ist tot...was ist da los.. ich erwarte dringende Anrufe ;-( weis man wie lange das so geht? Philosophisch gesehen kann man dem den Satz von Ruth C. Cohn entgegenhalten: Störungen und Betroffenheiten haben Vorrang, ob wir es wollen oder nicht! Es kommt nur darauf an, wie wir mit ihnen umgehen – darin liegt ein Teil unserer Freiheit.

Der Romanautor Friedrich Theodor Vischer (der hier natürlich schon einen Post hat und auch in dem Post Kuhreigen vorkommt) hat den Begriff von der Tücke des Objekts geprägt. Wozu der Philosoph Wittgenstein sagte: Die ,Tücke‘ des Objekts ist ein dummer Anthropomorphismus. Denn die Wahrheit ist viel ernster als diese Fiktion. Aber was versteht Wittgenstein vom Alltag? Seine Doktorprüfung bei den Professoren Bertrand Russell und George Edward Moore hatte noch nicht angefangen, als Wittgenstein sagte: Das ist das Albernste, was mir je in meinem Leben vorgekommen ist. Am Ende der Prüfung klopft er seinen Prüfern auf die Schulter und sagt: Ich weiß, ihr werdet es nie verstehen. Wenn er heute lebte, wäre er bestimmt Chef von Vodafone, mit dem Satz Ich weiß, ihr werdet es nie verstehen, kann man durch jede Krise kommen.

Auf den Seiten von Vodafone ist die Welt in Ordnung, da ist die Firma ganz großartig. Was wir da lesen können, entspricht Kants Definition des Wahnwitzes: Wahnwitz ( insania ) ist eine gestörte Urtheilskraft: wodurch das Gemüth durch Analogien hingehalten wird, die mit Begriffen einander ähnlicher Dinge verwechselt werden, und so die Einbildungskraft ein dem Verstande ähnliches Spiel der Verknüpfung disparater Dinge als das Allgemeine vorgaukelt, worunter die letzteren Vorstellungen enthalten waren. Die Seelenkranken dieser Art sind mehrentheils sehr vergnügt, dichten abgeschmackt und gefallen sich in dem Reichthum einer so ausgebreiteten Verwandtschaft sich ihrer Meinung nach zusammenreimender Begriffe. - Der Wahnsinnige dieser Art ist nicht zu heilen: weil er wie die Poesie überhaupt schöpferisch und durch Mannigfaltigkeit unterhaltend ist. - Diese dritte Verrückung ist zwar methodisch, aber nur fragmentarisch.

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