Drei Frauen auf einem Bild. Das ist die Cartoonistin Franziska Becker vor einem ihrer Kunstwerke, das gleichzeitig ein Plakat für eine Franziska Becker Ausstellung ist. Das hier sind starke Frauen, vielleicht ein wenig ironisch dargestellt. Ich schätze die Künstlerin sehr, sie ist in diesem Blog auch schon in dem Post über den Strand Book Store erwähnt worden.
Noch einmal drei Frauen auf einem Bild. Dies sind auch starke Frauen, dahingehend ist das Bild interpretiert worden. Es ist viel zu dem Photo geschrieben worden. Die Bild Zeitung titelte Warum uns dieses Foto wütend macht und schrieb: Wir sehen das eiskalte Lächeln der Macht. Es ist bei Frauen nicht sympathischer als bei Macht-Männern. Es ist eiskalt. Das ist unser kleiner Selbstbetrug: Wir schätzen natürlich die Tatkraft und Durchsetzungsstärke, die unsere Probleme lösen und unsere Interessen vertreten. Nur mögen wir dieser Macht nicht so gerne ins Gesicht sehen. Irgendwie ist das Ganze ja nur piefig, ein Symbol der Peinlichkeit der deutschen politischen Klasse.
Ich möchte heute ein ganz anderes Bild der Frauenpower präsentieren, nämlich ein Selbstportrait der holländischen Malerin Judith Leyster aus dem Jahre 1632/1633. Da ist die heute vor 410 Jahren geborene Malerin erst dreiundzwanzig Jahre alt, und sie zeigt uns, dass sie schon alles kann. Wahrscheinlich hat sie das lebensgroße Selbstbildnis gemalt, um in die Haarlemer Malergilde aufgenommen zu werden, sozusagen als Meisterstück. Sie malt sich als elegante Frau, modisch im Stil der Zeit. Und für die Feinheiten der Kleidung wird sie bei ihren Gemälden immer ein Auge haben. Ein so elegantes Kleid wird sie bei der Arbeit nicht getragen haben, die modische Fraise behindert eher beim Malen.
Ob sie wirklich die erste Frau in Holland ist, die als Meisterin anerkannt wird, ist ein wenig umstritten. Judith Leyster: de eerste vrouw die meesterschilder werd war der Titel einer Ausstellung im Frans Hals Museum 2009-10. Kunsthistoriker weisen auf Sara van Baalbergen hin, die wohl schon zwei Jahre vor Leyster in der Harlemer Gilde war. Aber über die weiß man so gut wie nichts. Es entbehrt nicht einer Pikanterie, dass die Ausstellung im Frans Hals Museum stattfand, denn so bekannt sie zu ihren Lebzeiten war: man hat sie schnell vergessen und ihr Werk Frans Hals zugeordnet.
Erst als man am Ende des 19. Jahrhunderts im Louvre unter der Signatur von Frans Hals das Zeichen von Leyster entdeckt, beginnt man sich ernsthaft mit der Künstlerin zu beschäftigen. Theodorus Schrevelius hatte 1647 in seinem Buch über Haarlem geschrieben: Da gibt es auch viele Frauen, die in der Malerei erfahren und bis heute berühmt sind, die es auch mit Männern aufnehmen können, von denen wird vor allem Judith Leyster genannt, ein wirklicher Leitstern in der Kunst, von dem sie auch den Namen trägt, die Hausfrau von Molenaer, der auch ein berühmter Maler ist, in Haarlem geboren und zu Amsterdam bekannt. Mit dem Leitstern, den sie auch als Monogramm verwendet, nimmt Schrevelius die Ähnlichkeit von Leyster und Leidstar (-ster), dem Stella Polaris, auf.
Das Bild, das die Malerin gerade gemalt hat, zeigt einen fröhlichen jungen Mann mit seiner Fiedel. Keine mythologische oder biblische Figur, mit der man das Bild symbolisch überhöhen könnte. Wir finden den jungen Herrn übrigens auf einem Bild wieder, das sie wirklich gemalt hat. In der rechten Hand hält die Malerin einen Pinsel, in der linken ganz viele. Sie will damit ihre Kompetenz zeigen, einen Pinsel für eine Farbe. Und sie ist die einzige Frau, die einen lockeren Malstil beherrscht. Die auch ähnlich wie Rembrandt und Frans Hals ohne Vorzeichnung direkt auf die Leinwand malt.
Der Hintergrund des Bildes interessiert sie nicht so sehr, sie konzentriert sich auf die Wiedergabe der Personen. Beinahe alle ihre Gemälde zeigen Figuren aus dem bürgerlichen Leben, häufig mit Musikinstrumenten. Diese sogenannten fröhlichen Gesellschaften sind ein Motiv, das in den 1620er und 1630er Jahren in der niederländischen Malerei aufkam. Und Judith Leyster ist die einzige Frau, die dieses Thema beherrscht.
Zwanzig Jahre nach ihrem ersten Selbstportrait malt sich die Ehefrau von Jan Miense Molenaer so. Es sind weniger Pinsel als die achtzehn auf dem Bild von 1633 zu sehen. Die Fröhlichkeit und die Spontaneität sind auch verschwunden. Die Malerin teilt sich mit ihrem Ehemann ein Studio in Amsterdam, wahrscheinlich hat sie an vielen seiner Bilder mitgearbeitet. Über ihr eigenes Spätwerk weiß man nicht so viel. Aber ihr frühes Selbstbildnis, das wird bestehen bleiben, mit dieser Fröhlichkeit und Selbstsicherheit, die nach beinahe vierhundert Jahren immer noch ansteckend ist. Über die gekünstelte Fröhlichkeit und Selbstsicherheit der drei Damen auf dem Photo oben wollen wir lieber schweigen.
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