That minds me of our Viscount loon - Sir Kenneth's kin - the chap
Wi' russia leather tennis-shoon an' spar-decked yachtin'-cap.
I showed him round last week, o'er all - an' at the last says he:
"Mister McAndrew, don't you think steam spoils romance at sea?"
Damned ijjit! I'd been doon that morn to see what ailed the throws,
Manholin', on my back - the cranks three inches off my nose.
Romance! Those first-class passengers they like it very well,
Printed an' bound in little books; but why don't poets tell?
I'm sick of all their quirks an' turns - the loves an' doves they dream -
Lord, send a man like Robbie Burns to sing the Song o' Steam!
To match wi' Scotia's noblest speech yon orchestra sublime
Hier spricht der schottische Schiffsingenieur McAndrew, und seine Bitte Lord, send a man like Robbie Burns to sing the Song o' Steam! ist gerade erhört worden. Der Herr hat Rudyard Kipling gesandt, damit er die McAndrew's Hymn schreibt. Rudyard Kipling schreibt über andere Dinge als die effeminierten Dichter des fin de siècle. Er war schon einmal hier in diesem Blog, und falls Sie die schöne plattdeutsche Übersetzung von Mandalay von Werner Seifert verpasst haben sollten, dann klicken Sie doch mal ➱hier.
Kipling schreibt nicht nur über schottische Schiffingenieure, er schreibt über die einfachen Soldaten im Dienste ihrer Majestät Victoria, über die Menschen weit weg von der Metropole, what should they know of England who only England know? Er schreibt für den einfachen Mann, nicht für die upper class, nicht für the flanelled fools at the wicket or the muddied oafs at the goals. Er ist sicher ein Meister der einfachen Wahrheiten. He dealt largely in platitudes, and since we live in a world of platitudes, much of what he said sticks, hat George Orwell gesagt. Der Satz steht in einem bemerkenswerten ➱Text, Orwells Rezension von T.S. Eliots A Choice of Kipling's Verse. Man hat Kipling vorgeworfen, Imperialismus und jingoism propagiert zu haben, und wer wäre berufener als der scharfsinnige Kritiker George Orwell, um das zu kritisieren? Heute watscht ja jeder Nachwuchsanglist, der von Kipling nur eine Handvoll Gedichte gelesen hat, Kipling ideologiekritisch ab und streut die Phrase postcolonial discourse in jeden dritten Satz ein. Plus faschistoid, wenn nicht gar faschistisch. Aber Orwell macht das erstaunlicherweise nicht. Kein bisschen. Was er über Kipling sagt, betont Kiplings Schwächen und Stärken als Dichter, und da ist Orwell auch noch nach Jahrzehnten aktuell.
Kipling ist immer gut, wenn er ein Anliegen hat - und das hat er häufig. Wie in The Absent-Minded Beggar, einem Gedicht, das zu einem Song wird und eine ungeheure soziale Wirkung hat.
When you've shouted "Rule Britannia": when you've sung "God Save the Queen"
When you've finished killing Kruger with your mouth:
Will you kindly drop a shilling in my little tambourine
For a gentleman in khaki ordered South?....
Und natürlich gibt es hier wieder etwas, das sofort Bestandteil der englischen Sprache wird: killing Kruger with your mouth. Das vergisst man nicht, much of what he said sticks, wie East ist East and West is West, Take up the White Man's burden oder the female of the species is more deadly than the male. Das haben Dichter natürlich schon immer gekonnt. Die Axt im Haus erspart den Zimmermann findet sich in Schillers Wilhelm Tell und Goethes Faust ist voll von dem, was wir inzwischen für ein Sprichwort halten. Aber Kipling handhabt dieses Mittel sehr geschickt. Und er profitiert auch davon, dass die englische Music Hall zu dieser Zeit ihren Höhepunkt hat und viele seiner Gedichte, wie The Absent-Minded Beggar, sofort zu populären Liedern werden.
Das Schicksal des einfachen Soldaten, der das immer grösser werdende Weltreich verteidigt, ist eins der wiederkehrenden Themen in Kiplings Lyrik. Das mag in The Absent-Minded Beggar etwas pathetisch und rührselig daherkommen, ist in Shillin' a Day weniger elaboriert - und letztlich effektiver:
My name is O'Kelly,
I've heard the Revelly
From Birr to Bareilly,
from Leeds to Lahore,
Hong-Kong and Peshawur,
Lucknow and Etawah,
And fifty-five more all endin' in "pore".
Black Death and his quickness,
the depth and the thickness,
Of sorrow and sickness
I've known on my way,
But I'm old and I'm nervis,
I'm cast from the Service,
And all I deserve is a shillin' a day.
(Chorus) Shillin' a day,
Bloomin' good pay --
Lucky to touch it, a shillin' a day!
Sie können ja noch froh sein, wenn sie überhaupt a shillin' a day bekommen. In The Widow at Windsor wird Kipling noch schärfer:
Sie können ja noch froh sein, wenn sie überhaupt a shillin' a day bekommen. In The Widow at Windsor wird Kipling noch schärfer:
'Ave you 'eard o' the Widow at Windsor
With a hairy old crown on 'er 'ead?
She 'as ships on the foam--she 'as millions at 'ome,
An' she pays us poor beggars in red.
she pays us poor beggars in red, das ist zur Zeit Königin Viktorias und des imperialistischen Machtrausches schon beinahe lèse majesté. Und wegen solcher Formulierungen ist er auch wohl nie der offizielle poet laureate geworden, der Dichter des Volkes war er immer. Weil er dem Volk aufs Maul schaute und schrieb, wie es redete. Selbst wenn in Kiplings Cockney vielleicht eine gewisse upper middle class Herablassung enthalten ist, wie Orwell es formuliert hat. Wenn man ein politischer Dichter ist, und das ist Kipling beinahe immer, dann läuft man Gefahr, dass diese Lyrik veraltet, weil sich nach Jahrzehnten wenige an die politischen Verhältnisse erinnern, unter denen das Gedicht entstand.
Aber wenn auch in Kiplings Lyrik manches veraltet ist, wenn auch manches ganz schrecklich ist (bei welchem Dichter gibt es das nicht?), er bleibt ein großer Dichter. Und nebenbei hat der Mann, der heute vor 145 Jahren in Bombay geboren wurde, ja auch noch Kim geschrieben, wenn man so will: einen der ersten ➱Spionageromane. Und dann noch The Jungle Book und zahllose Kurzgeschichten. Und die Just So Stories for Little Children. But that's another story, wie es in Soldiers Three heißt. Vielleicht hat Kipling ja irgendwann noch einmal eine Renaissance bei den Literaturwissenschaftlern. Seine Leser hat er noch immer.
Aber wenn auch in Kiplings Lyrik manches veraltet ist, wenn auch manches ganz schrecklich ist (bei welchem Dichter gibt es das nicht?), er bleibt ein großer Dichter. Und nebenbei hat der Mann, der heute vor 145 Jahren in Bombay geboren wurde, ja auch noch Kim geschrieben, wenn man so will: einen der ersten ➱Spionageromane. Und dann noch The Jungle Book und zahllose Kurzgeschichten. Und die Just So Stories for Little Children. But that's another story, wie es in Soldiers Three heißt. Vielleicht hat Kipling ja irgendwann noch einmal eine Renaissance bei den Literaturwissenschaftlern. Seine Leser hat er noch immer.
Ich mag auch sehr seine Briefe an seine Kinder...
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