Montag, 2. April 2012
Samuel Morse
Als er geboren wurde, war der General George Washington, der den Unabhängigkeitskrieg gewonnen hatte, Präsident der Vereinigten Staaten. Als er starb, war wieder ein General Präsident. Der, dem der Norden seinen Sieg über den Süden verdankte. Es wäre ja schön, wenn er George Washington gemalt hätte. So wie er den Marquis de Lafayette, einen der Helden des Unabhängigkeitskrieges gemalt hat, als der im Alter noch einmal nach Amerika zurückkehrte. Aber Morse ist auf einem Fresko, das The Apotheosis of Washington heißt, neben Washington zu sehen. Den Präsidenten Ulysses S. Grant, der wie er an einem 27. April geboren wurde, hätte er auch malen können. Doch Morse, der heute vor hundertvierzig Jahren starb, hat ihn nicht gemalt. Weil er das Malen längst aufgegeben hatte, als Ulysses S. Grant Präsident wurde.
Dieses Bild zeigt seine Tochter Susan Walker Morse, es hat auch manchmal den Titel The Muse. Aber ist sie wirklich eine Muse? Oder eher eine Personifikation der Zeichenkunst? Sie hat einen Stift in der Hand und einen Zeichenblock auf den Knien. Sie scheint auf etwas zu warten. Den Musenkuss? In diesem Bild hat Samuel Morse noch einmal alles zusammengetragen, was er an der Royal Academy und in Europa gelernt hat, von Rubens bis Veronese. Das mit der Londoner Royal Academy ist für einen Amerikaner ungewöhnlich, der Maler Washington Allston, der bei Benjamin West in London studiert hatte, hatte den talentierten jüngeren Landsmann nach London mitgenommen. Allston wird häufig mit dem Sobriquet the American Titian belegt, das soll man in Rom über ihn gesagt haben. Das sind höfliche Leute, die Römer. Aber Allston ist sicher ein interessanter Mann, vielleicht schreibe ich noch mal über den.
Samuel Morse hat dieses Vorzeigeportrait seiner Tochter in der Zeit gemalt, als ihn Ölfarbe und Leinwand immer weniger interessierten, weil er jetzt ein Erfinder geworden war. 1837 wurde es in der National Academy of Design ausgestellt und erregte großes Aufsehen. Noch größeres Aufsehen erregte allerdings seine Erfindung, der erste funktionierende Schreibtelegraph. Zu dem man das Morse-Alphabet brauchte. What hath God wrought? war die erste Botschaft.
Das ist der Louvre in Paris, auch so ein spektakuläres ➱Bild von Morse. Links in der Ecke ist übrigens der Schriftsteller James Fenimore Cooper zu sehen, den Morse in Paris kennengelernt hatte. Und den Otsego Lake, den alle Lederstrumpf Leser kennen, hat er aus Freundschaft zu Cooper natürlich auch gemalt (oben). Dieses malerische Paradestück brachte dem Maler leider auch nicht den großen Erfolg. Er war natürlich nicht der erste Maler, der Bilder im Bild malte, ➱Zoffany hatte das schon ein halbes Jahrhundert zuvor vorgemacht.
Morses Erfolg als Maler ist verblasst, sein Ruhm als Erfinder, der ihn auf dem Fresko The Apotheosis of Washington an die Seite von Washington brachte, ist geblieben.Dass er der Leonardo da Vinci Amerikas ist (wie ihn ein Biograph nennt) ist wohl ein wenig weit hergeholt. Doch wie Leonardo war er ein Maler und Erfinder. Und die Wissenschaft war sein Ding, nachdem es mit der Verbesserung des amerikanischen Geschmacks (sein erklärtes Ziel als Maler) nicht so geklappt hatte. Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Wissenschaften, Morse lebt in der richtigen Zeit.
Es fällt mir nicht schwer, dafür heute ein Gedicht zu finden. Nämlich Edgar Allan Poes Sonnet to Science. Denn auch Poe war ein Mann der Wissenschaft, hat er doch die Science Fiction Story erfunden. Und die Detective Story, die auch aus dem Geist der Wissenschaft geboren wurde. Hat der Franzose Régis Messac in seinem Buch Le 'Detective Novel' et l'influence de la pensée scientifique gesagt. Das war 1929 eins der ersten ernstzunehmenden Bücher über diese neue Gattung der Literatur. Das Volk der Dichter und der Denker hat übrigens Régis Messac bei Nacht und Nebel deportiert, er ist irgendwann zu Kriegsende in einem deutschen Lager umgekommen.
SCIENCE! true daughter of Old Time thou art!
Who alterest all things with thy peering eyes.
Why preyest thou thus upon the poet's heart,
Vulture, whose wings are dull realities?
How should he love thee? or how deem thee wise,
Who wouldst not leave him in his wandering
To seek for treasure in the jewelled skies
Albeit he soared with an undaunted wing?
Hast thou not dragged Diana from her car?
And driven the Hamadryad from the wood
To seek a shelter in some happier star?
Hast thou not torn the Naiad from her flood,
The Elfin from the green grass, and from me
The summer dream beneath the tamarind tree?
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