Die kanadische Dichterin Marilyn Bowering ist nicht mit ihrem Landsmann George Bowering verwandt, aber inzwischen ist sie in Kanada sicher schon genau so berühmt wie der kanadische Poet Laureate. Marilyn Bowering, die heute Geburtstag hat, ist in Deutschland nicht so bekannt geworden wie manche ihrer kanadischen Kolleginnen. Ich denke da an Margaret Atwood oder Aritha van Herk (mit der ich mir einmal das Büro teilte und die ➱hier schon erwähnt wurde), deren Bücher bei Rowohlt verlegt wurden.
Während Marilyn Bowerings Gedichte noch nie in Deutschland erschienen, gibt es zwei Romane von ihr in deutscher Sprache: Die Wahrheit der Welt (Visible Worlds) und Der grüne Glasstein (Cat’s Pilgrimage). Beide von deutschen Unterorganisationen (Goldmann und btb Verlag) von Random House auf den Markt gebracht. Bei der Nennung von Goldmann fällt mir nur ein, dass ich auch einmal Goldmann Autor war. Aber das war, bevor der alte Goldmann (der seine Autoren noch zu Weihnachten anrief und ihnen ein frohes Fest wünschte) starb und der Verlag verscherbelt wurde.
Machen wir doch Marilyn Bowerings Lyrik an ihrem Geburtstag ein klein wenig bekannter. Ich wollte erst das schöne ➱Gedicht Love Poem for my Daughter für den heutigen Tag nehmen, aber ich habe dann ein Gedicht gewählt, das Hotel heißt. Nach dem ersten Lesen dachte ich Wow, das soll es sein. Und für eine Illustration kam natürlich nur dieser ➱Hopper in Frage, Hopper passt immer, das ist erstaunlich.
Hotel
That was the year of hotel rooms
Hotel
That was the year of hotel rooms
Bad judgment, some salesman with a model contract
In Prince George
And I was all about irony: a mini-skirt
Hair like a veil, but my home was the library
My home was the library, not a cheap bedspread and
Some guy with a moustache saying,
My wife can’t understand me
I had only been curious
In the dark, the yellow bedside lamp
Was damp and furious: my mini-skirt fell off
And the Vietnam vet in the next room cried: Don’t worry
We don’t carve up chicks
Personally
God said—it was God’s voice on the radio—in the guise of
My school friend, Tom—a DJ—
God or Tom—said on the radio: Please call
So I leapt up, all reasonable and not confrontational
Not at all stoned, and I phoned
Dear Tom, wherever you are
I’m telling you now
Then I ran down the hall. The policeman who stopped
Me driving said I’d been going too slow. Oh
There was also the year of the knife, the year of the gun
The year when God’s voice whispered, again and again
What are you trying to do
Kill yourself?
But this was the year of hotel rooms
When I looked into corners nobody swept and felt
Their pull; when I wore my hair like a pall
And didn’t know how lovely I was at all
Das Gedicht stammt aus dem Buch Soul Mouth, das vor zwei Jahren erschien. Die Autorin stellt das Buch auch in diesem ➱Video vor. Und ich hätte hier auch eine Rezension. Die kritischen Stimmen waren gemischt. Zwar grundsätzlich lobend - kanadische Dichter loben einander immer - aber doch ein wenig krittelnd. Do ut des. Das bekannte Tauschgeschäft läuft auch unter dem Namen Freundschaft, heißt es in ➱Harald Hartungs Der Tag vor dem Abend. Es gibt erstaunlich viele Dichter in Kanada, viele von ihnen sind auch gleichzeitig Literaturkritiker. Da bleibt es nicht aus, dass man sich untereinander die Bälle zuschiebt. Das Bild oben zeigt die kanadische Dichterin Jan Conn (die zugleich auch Wissenschaftlerin ist, Gottfried Benn hätte seine Freude daran), die vor Jahren einen mit 10.000 $ dotierten Preis für das Gedicht Golden erhielt. Weil Marilyn Bowering dafür ➱stimmte. Ich habe schon bessere Gedichte gelesen, für die der Autor keine 10.000 Dollar erhalten hat. ➱Edgar Allan Poe hat 15 $ für The Raven bekommen.
Aber sei es, wie es sei. Ich will nicht den Fehler von Hans-Jürgen Heise begehen, der der Gruppe 47 mafiaähnliche Strukturen vorwarf. Er hatte ja so recht, aber man sollte es nicht sagen. Blogger sind freie Menschen, sie dürfen sagen, was sie wollen. Sie sind subjektiv und deshalb objektiv. Und so kann ich Dichter wie ➱Andrew Hudgins, ➱Red Shuttleworth oder ➱C.K. Stead über den grünen Klee loben. Das mache ich aus Überzeugung. Ich könnte an manchen Gedichten von Marilyn Bowering herummäkeln, wie das Jeffrey Weingarten ➱hier nicht zu Unrecht tut. Und dennoch, vieles von ihr ist einfach Wow! Wie das Gedicht Hotel. Oder Zeilen wie diese:
In the night, when the sky holes open
God or Tom—said on the radio: Please call
So I leapt up, all reasonable and not confrontational
Not at all stoned, and I phoned
Dear Tom, wherever you are
I’m telling you now
Then I ran down the hall. The policeman who stopped
Me driving said I’d been going too slow. Oh
There was also the year of the knife, the year of the gun
The year when God’s voice whispered, again and again
What are you trying to do
Kill yourself?
But this was the year of hotel rooms
When I looked into corners nobody swept and felt
Their pull; when I wore my hair like a pall
And didn’t know how lovely I was at all
Das Gedicht stammt aus dem Buch Soul Mouth, das vor zwei Jahren erschien. Die Autorin stellt das Buch auch in diesem ➱Video vor. Und ich hätte hier auch eine Rezension. Die kritischen Stimmen waren gemischt. Zwar grundsätzlich lobend - kanadische Dichter loben einander immer - aber doch ein wenig krittelnd. Do ut des. Das bekannte Tauschgeschäft läuft auch unter dem Namen Freundschaft, heißt es in ➱Harald Hartungs Der Tag vor dem Abend. Es gibt erstaunlich viele Dichter in Kanada, viele von ihnen sind auch gleichzeitig Literaturkritiker. Da bleibt es nicht aus, dass man sich untereinander die Bälle zuschiebt. Das Bild oben zeigt die kanadische Dichterin Jan Conn (die zugleich auch Wissenschaftlerin ist, Gottfried Benn hätte seine Freude daran), die vor Jahren einen mit 10.000 $ dotierten Preis für das Gedicht Golden erhielt. Weil Marilyn Bowering dafür ➱stimmte. Ich habe schon bessere Gedichte gelesen, für die der Autor keine 10.000 Dollar erhalten hat. ➱Edgar Allan Poe hat 15 $ für The Raven bekommen.
Aber sei es, wie es sei. Ich will nicht den Fehler von Hans-Jürgen Heise begehen, der der Gruppe 47 mafiaähnliche Strukturen vorwarf. Er hatte ja so recht, aber man sollte es nicht sagen. Blogger sind freie Menschen, sie dürfen sagen, was sie wollen. Sie sind subjektiv und deshalb objektiv. Und so kann ich Dichter wie ➱Andrew Hudgins, ➱Red Shuttleworth oder ➱C.K. Stead über den grünen Klee loben. Das mache ich aus Überzeugung. Ich könnte an manchen Gedichten von Marilyn Bowering herummäkeln, wie das Jeffrey Weingarten ➱hier nicht zu Unrecht tut. Und dennoch, vieles von ihr ist einfach Wow! Wie das Gedicht Hotel. Oder Zeilen wie diese:
In the night, when the sky holes open
and flights of crows dismember the planets -
when everyone is gone -
I know what death is
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen