Donnerstag, 1. März 2012

Leuchttürme


Vor Jahrzehnten, als ich im jugendlichen Übermut beschloss, französische Literatur nur noch im Original zu lesen, kaufte ich mir im Gare du Nord für die Rückfahrt von Paris nach Bremen einen französischen Roman. Das dachte ich jedenfalls. Der Roman hieß L'auberge de la Jamaique, die Autorin hatte den schönen französischen Namen Daphne du Maurier. Die im Nord Express (ja, dem Zug, den der Zollfahnder Kressin stoppt) begonnene Lektüre sicherte mir einen schönen Wortschatz für das Wortfeld Nebel-Regen-Dunkelheit. Ich habe einige Zeit gebraucht, um herauszufinden, dass Daphne du Maurier in Wirklichkeit eine Engländerin war und der Roman Jamaica Inn hieß. Damals hatte ich den Film von Hitchcock (hier in ganzer Länge) mit Charles Laughton als finsterem Bösewicht und der jungen Maureen O'Hara noch nicht gesehen. Da gibt es zu Anfang des Films das Bild einer Buchseite mit einem Gebet: O Lord, we pray Thee, not that wrecks should happen, but that if they do happen, Thou wilt guide them to the coast of Cornwall for the benefit of the poor inhabitants. 

Das betete man angeblich in ganz Cornwall (nach anderer Quelle nur auf den Scilly Inseln, die für ihre Untaten ja verrufen sind), aber es ist nie geklärt worden, ob dieses Gebet wirklich echt ist. Obgleich viele an der Küste von Cornwall so etwas gedacht haben werden. An der deutschen Nordseeküste auch, die Geschichte der Strandräuberei würde ein ganzes Buch füllen. Wahrscheinlich könnte man schon ein ganzes Buch über die Strandräuberei auf den Ostfriesischen Inseln schreiben. Immer wieder taucht in diesen Geschichten das Motiv auf, dass die Strandräuber falsche Leuchtfeuer setzen und Schiffe in das Verderben locken. Das alles sollte sich erst in dem Augenblick ändern, als es ein voll entwickeltes System von Leuchtfeuern, Feuerschiffen und Leuchttürmen gab. Und das hat bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gedauert, auf jeden Fall in Deutschland. Erst 1874, in der Hauptphase des Leuchturmbaus, wird das Strandrecht in Deutschland per Gesetz neu geregelt.

Navigare necesse estvivere non est necesse, ist am Haus der Seefahrt in Bremen eingemeisselt. Die Seefahrt, die nach diesem schönen lateinischen Wort wichtiger ist als das Leben, braucht das Navigieren. Das Navigieren ist eine Kunst, bei der Seekarten und Leuchtfeuer helfen. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es so genannte handschriftliche Seebücher, in denen die Küstenlinien mit Hinweisen auf Klippen und Strömungen verzeichnet sind. Ein Jahrhundert später kommen die ersten Seekarten hinzu. Auch Leuchttürme in der einen oder anderen Form (zum Beispiel der der Feuerblüsen) gibt es schon in der Antike und im Mittelalter. Der Leuchtturm von Hook Head in Irland wurde schon 1172 als Seezeichen gebaut (die meisten alten Leuchttürme wie zum Beispiel Neuwerk sind zuerst als Seezeichen gebaut worden, die Befeuerung kam später), er hatte ab dem 17. Jahrhundert eine Laterne. Er steht immer noch an der gleichen Stelle, sieht heute aber etwas moderner aus.

Leuchtfeuern und Leuchttürmen haftet ja immer etwas Romanhaftes an, damit meine ich natürlich solche Romane wie Jamaica Inn, nicht so ein modernes Zeug wie Virginia Woolfs To the Lighthouse. Leuchttürme haben natürlich auch Eingang in die Lyrik gefunden. So bei Henry Wadsworth Longfellow, der am 27. Februar den 205. Geburtstag hatte. Ich habe es aber an dem Tag vermieden, über ihn zu schreiben, weil ich ihn nicht ausstehen kann. Aber da wir bei Leuchttürmen sind, gönne ich Ihnen die letzten beiden Strophen von seinem Gedicht The Lighthouse:

A new Prometheus, chained upon the rock,
Still grasping in his hand the fire of love,
It does not hear the cry, nor heed the shock,
But hails the mariner with words of love.


"Sail on!" it says: "sail on, ye stately ships!
And with your floating bridge the ocean span;
Be mine to guard this light from all eclipse.
Be yours to bring man nearer unto man.


Manchmal ist die Wirklichkeit melodramatischer als jeder Roman. Also zum Beispiel diese Geschichte von Grace Darling und dem Longstone Lighthouse, die im viktorianischen England jeder kannte. Verbunden mit dem Bau von Leuchttürmen wird es in Deutschland auch die Deutsche Gesellschaft zu Rettung Schiffbrüchiger geben, da brauchen dann der Leuchturmwärter und die kleine Grace nicht mehr in in den frühen Morgenstunden bei tosendem Sturm ins Boot zu steigen. Wir sind meinem Heimatort Vegesack sehr stolz auf die DGzRS, weil ihr Gründer Adolf Bermpohl aus unserem Ort kam.

Weshalb natürlich auch der erste Bundespräsident zur Indienststellung der Theodor Heuss in Vegesack war. Unser Heimatmuseum in der Weserstraße hatte ein ganzes Stockwerk, das nur der DGzRS gewidmet war; ich habe da Stunden verbracht, als ich noch klein war. Die Rettung von Schiffbrüchigen ist immer spannend, auch wenn hier nur ein kleines Modell stand, dessen Rettungsleinen mit der Hosenboje durch den ganzen Raum hingen.

Die beiden Photos oben sind aus dem neuen Heim des Heimatmuseums im Schönebecker Schloss, da sieht das Ganze nicht mehr so spektakulär aus. Vielleicht war es auch damals nicht ganz so großartig, die Erinnerung verändert ja vieles. Die Bremer und Hamburger Reeder haben Adolph Bermpohl bei der Gründung der DGzRS unterstützt, so ganz altruistisch waren ihre Motive nicht. Denn die Schiffe, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Auswanderer nach Amerika beförderten, strandeten häufig schon vor den Ostfriesischen Inseln, so zum Beispiel das Auswandererschiffe Johanne 1854 vor Spiekeroog. Sehr zur Freude der Strandräuber.

Dies Bild mit den Strandräubern in den Dünen aus dem Jahre 1873 ist von Hinrich Wrage, es passt eigentlich schön hierher. Es ist die Strandung der Alliance im September 1860 auf dem Borkum Riff und das tatenlose Zusehen der Insulaner, das den Ausschlag für den Aufruf zu Beiträgen für Errichtung von Rettungsstationen auf den deutschen Inseln der Nordsee von Adolph Bermpohl gibt. Der Lehrer an der Seefahrtsschule und ehemalige Obersteuermann Bermpohl macht etwas Unerhörtes, er schreibt einen Aufruf an die ganze Nation. Und hält ihr vor, dass sie auf dem Gebiet der Seenotrettung zurückgeblieben ist: Während die Ufer der meisten zivilisierten Staaten soweit sie von der Nordsee bespült werden, Dänemark selbst nicht ausgenommen, den mit der Wut der Elemente Kämpfenden durch Rettungsstationen wenigstens die Möglichkeit einer Hilfe  vor dem Äußersten bieten, bringen die deutschen Ufer dem Schiffbrüchigen nicht nur keine Hilfe, sondern dieser ist, selbst wenn sein Leben gerettet werden könnte, zu sehen genötigt, wie einzelne entmenschte Inselbewohner seinen Tod wünschen, um in erbärmlicher Habsucht das sogenannte Strandrecht ausüben zu können.

Wir lassen mal diesen Seitenhieb auf Dänemark unkommentiert, viel wichtiger ist eine Nebenbemerkung, die Bermpohl im nächsten Absatz macht. Da weist er nämlich auf die Royal National Life-Boat Institution hin, die es zu diesem Zeitpunkt schon 36 Jahre gibt. Und das lässt die deutschen Kleinstaaten wirklich als eine unzivilisierte Nation erscheinen. Erst wenige Jahre vor Bermpohls Aufruf hat man begonnen, feste Leuchttürme zu bauen, Wangerooge hat 1856 den ersten der Ostfriesischen Inseln. Kurz zuvor ist der Leuchtturm Hohe Weg in der Wesermündung fertig geworden. In den 1870er Jahren hat die deutsche Nordseeküste eine Seebefeuerung. Die macht jetzt die Strandräuber arbeitslos, ich nehme mal an, dass sie sich alle umschulen ließen und dann für die DGzRS arbeiteten. Oder nach Helgoland gezogen sind und da heute Touristen ausrauben.

Wenn man mit dem Schiff von Bremerhaven kommend den Leuchtturm Roter Sand querab hatte, dann war man in der Nordsee. Für viele Auswanderer im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts war es das letzte, was sie von Deutschland sahen. Als der Leuchtturm fertig war, schrieb ein gewisser Gerhard von Thienst ein Gedicht, das nicht unbedingt zur Weltliteratur zählt (das Gedicht von Longfellow wohl auch nicht). Aber wir an der Weser, über die Friedrich Schiller sagte, dass der Fluss nicht das kleinste Epigramm wert sei, sind nicht gerade mit Wesergedichten verwöhnt. Außer Franz von Dingelstedts Weserlied haben wir ja nichts, also gibt es hier dieses Leuchtturmgedicht:

Wo sich der Weser Wellen 
vermählen der offenen See,
da ragt für fahrende Gesellen
ein trautes Mal in die Höh’.
Es ist gar trefflich gegründet
in Meerestiefen sein Stand.
Dem Maat sicher Fahren kündet
der Leuchtturm auf Roter Sand.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich den Leuchtturm gesehen habe. Nicht, dass ich ständig nach New York fuhr, Bremer fuhren in den fünfziger und sechziger Jahren ständig nach Helgoland (das uns die Engländer heute vor sechzig Jahren wieder zurückgegeben haben). Nicht wegen der Schönheit der Insel oder weil da unsere Nationalhymne entstanden ist, nein, natürlich nur wegen des zollfreien Einkaufs. Weil da die Burberry Regenmäntel und die Peter Scott Pullover weniger kosteten als in London. Von Dunhill Pfeifen und schottischem Whisky ganz zu schweigen. Also dem, was der Insel den schönen Namen Fuselfelsen eingetragen hat. Der Leuchtturm Roter Sand war immer sehr eindrucksvoll, er ist aber auch ein Werk der Ingenieurskunst. Der erste Leuchtturm der Welt, der auf dem Meeresgrund errichtet wurde (trefflich gegründet in Meerestiefen sein Stand). Denn alle anderen Leuchttürme zuvor standen auf dem Festland in Küstennähe, auf Felsen vor der Küste (a new Prometheus, chained upon the rock) oder wurden auf Sandbänke gebaut.

Und das bringt mich zu einem anderen Werk der Ingenieurskunst, dem Kieler Leuchtturm. Der ist zwar nicht aus dem Jahre 1885 wie der Leuchtturm Roter Sand - und es gibt auch kein Gedicht über ihn - aber seine Konstruktion verlangte auch einiges an Planung und Einfallsreichtum. Der Kieler Leuchtturm wird in diesem Jahr fünfundvierzig Jahre alt, und Gerd Newiger hat mich überredet, in meinem Blog an dieses Jubiläum zu erinnern. Weil ich doch so viele Leser hätte (die habe ich wirklich, im Augenblick sind es mehr als tausend am Tag) und er sich wünschte, dass dies Jubiläum irgendwie gefeiert wird.

Gerd Newiger kam in diesem Blog schon einmal vor, als ich den Post Tango schrieb. Gerd Newiger spielt nicht nur Bandoneon und macht kunstvolle Intarsienbilder, er hat auch an dem Kieler Leuchtturm ein besonderes Interesse. Weil der nämlich mehr oder weniger sein Baby ist. Und da möchte er natürlich, dass der Geburtstag des Turms am 5. Juli 2012 irgendwie gefeiert wird. Während er dabei ist, eine kleine Feier zu organisieren, mache ich mal ein wenig Reklame für ihn und seine Arbeit. Und präsentiere hier mal als Kontrast so einen richtig schönen italienischen Leuchtturm (im Hintergrund der Vesuv) von Eduard Agricola aus Berlin, der sich im 19. Jahrhundert auf mediterrane Seestücke spezialisiert hatte. So sehen die Leuchtürme der verspäteten Romantik und der deutschen Italiensehnsucht aus. Newigers rotweißer Aluminiumturm da oben stammt dagegen eher aus den Architekturideen des Bauhauses. Ein nüchterner Zweckbau, ein Beispiel für den Satz form follows function.

Gerd Newiger hat mir bei einem kleinen Glas schottischen Whiskys die ganze Geschichte, von den Schwierigkeiten bei Planung und Bau bis zur Vollendung des Leuchtturms in der Kieler Bucht erzählt. Bevor ich das jetzt mit Fehlern behaftet noch einmal nacherzähle, lesen Sie doch einfach mal das, was er dazu auf den Seiten von Hans Fander vor Jahren geschrieben hat. Besser kann ich das nicht, und auf der Seite gibt es auch noch Musik zur Lektüre. Bevor es den Kieler Leuchturm gab, lag da ein Feuerschiff. Das kennen Sie alle, weil es in seiner langen wechselvollen Geschichte eines Tages als schwimmende Beck's Reklame (mit grünen Segeln) auf dem Fernsehbildschirm auftauchte. Da hatte die 1906 bei der AG Weser in Bremen gebaute Reserve Sonderburg (die jetzt Alexander von Humboldt hieß) schon ein langes Leben hinter sich.

Als sie noch vor Kiel schwamm, sah sie noch nicht so toll aus. Wurde auch manchmal im Nebel gerammt, im Winter vom Eis eingeschlossen. Dann musste das Feuerschiff Kiel Reserve ran. Mit diesem roten Schiff hätte man natürlich kein Beck's Bier verkaufen können. Der Mast mit der Laterne ist übrigens erhalten geblieben, er steht heute in Kieler Schiffahrtsmuseum. Ich habe letztens meinem Freund Volker erzählt, dass ich demnächst über den Kieler Leuchtturm schreiben wollte. Da hat er mir gleich alles über die Schwierigkeiten bei den Bauarbeiten erzählt. Die Geschichte kannte ich nun ja schon von Gerd Newiger - und Sie haben sie hier gerade auch schon gelesen. Ich habe ihn unterbrochen und ihn gefragt, woher er das alles weiß. Der Volker ist Segler und hat ein eigenes Boot, ist ständig auf der Ostsee unterwegs. Der kann auch Seekarten lesen. Ich nicht. Das einzige Mal, dass man mich auf der Ostsee an die Pinne eines Folkeboots gelassen hat, gab es auch schon eine Grundberührung. Konnte ich wissen, dass die 1,20 m auf der Seekarte kein Druckfehler war? Ich dachte, die Ostsee wäre tiefer. Doch eine Untiefe ist nun mal nicht die Steigerung von Tiefe, sondern sie ist eben das: un-tief. Aber dafür habe ich als Süßwassersegler gute Kenntnisse auf dem Zwischenahner Meer und weiß auch, dass es da keine Welse gibt.

Volker kennt den Kieler Leuchturm nicht nur deshalb, weil er Segler ist. Denn natürlich kennen alle Segler den Turm, und auch alle, die mit dem Schiff nach Skandinavien fahren. Und natürlich kennt ihn die internationale Schiffahrt. Wer in den Nord Ostsee Kanal will oder aus dem NOK kommt, orientiert sich an dem Kieler Leuchtturm. Und der Kiel Canal (wie er international heißt) ist immerhin die am häufigsten befahrene Seefahrtsstraße der Welt. Volker segelt mit einem Freund zusammen, der Lotse ist. Und der hatte ihm alles über die technische Meisterleistungen beim Bau dieses Aluminiumturm erzählt. Der Lotse ist ständig beim Kieler Leuchtturm, weil der auch eine Lotsenstation beherbergt: das winkelförmige Bauwerk bietet den Lotsenversetzbooten immer eine windgeschützte Anlegemöglichkeit. Einen Hubschrauberlandeplatz gibt es natürlich auch. Ob die Lotsen dort weiterhin ihre Heimat haben, ist ungewiss, man plant, sie zu verlegen. Auch das Schicksal des Leuchtturms ist ungewiss, die Wasser- und Schiffahrtsdirektion möchte sparen. Aber er funktioniert natürlich noch immer und überträgt als Beobachtungsstation noch nebenbei tausenderlei Daten. Wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, wie viel Radioaktivität da draußen in der Kieler Bucht ist, dann klicken Sie doch hier.

Gerd Newiger hat bei seinem Bericht Der Bau des Kieler Leuchtturms aus meiner Sicht als Zeitzeuge, Mitwirkender und Ideengeber seine eigene Rolle ein klein wenig heruntergespielt, das ist wahrscheinlich diese norddeutsche Zurückhaltung. Aber natürlich ist er stolz auf das Bauwerk - und das kann er ja auch sein. Leuchttürme werden ja für kleine Ewigkeiten gebaut. Der Kieler Leuchtturm ist historisch gesehen eigentlich viel zu jung, um schon Beachtung zu finden. Für einen Leuchtturm sind 40 Jahre noch kein Alter, schrieb Newiger vor fünf Jahren. Hätte es die verschiedenen Erdbeben nicht gegeben, würde der älteste Leuchtturm der Welt auf der Insel Pharos vor Alexandria wahrscheinlich immer noch stehen. Erdbeben sind hier oben an der Ostsee nicht zu befürchten, und so kann der Kieler Leuchtturm noch sehr alt werden. Der Leuchtturm müsste mal saniert werden (der Unterwasserbetonkörper ist glücklicherweise kerngesund, das hat man schon festgestellt), das weiß das Wasser- und Schiffahrtsamt auch. Aber man hat kein Geld, Minister Ramsauer steckt gerade das Geld in die notwendige Vertiefung des Nord Ostsee Kanals und hat endlich Gelder für neue Schleusen in Brunsbüttel freigegeben. Die Tatsache aber, dass man schon mal mit spitzem Bleistift dabei ist, die Kosten für eine mögliche Renovierung zu addieren, hat Gerd Newiger ganz zuversichtlich gemacht, dass ihm (und uns) der Leuchtturm erhalten bleibt. Vielleicht liest Herr Ramsauer dies hier heute und macht noch ein bisschen Geld locker.

Doch erst einmal steht die 45-Jahresfeier an, und Gerd Newiger ist am Telephonieren und Organisieren. Beim Kieler Yacht Club hat er schon erreicht, dass beim diesjährigen Ansegeln, das unter dem Motto 125 Jahre KielerYacht Club steht, die Regatta zum Leuchtturm führen wird. Da verbindet man ganz elegant die 45 Jahr Feier mit dem 125-jährigen Bestehen des KYC. Der Kieler Yacht Club ist natürlich in diesem Blog schon einmal hier vorgekommen. Und wenn ich Sie mit all dem maritimen Zeuch noch nicht gelangweilt habe, dann könnten Sie auch noch die wirklich komische Geschichte lesen, die Cutty Sark heißt. Und wenn Sie jetzt Appetit auf Leuchttürme haben - und damit meine ich nicht den Thomys Werbespot (unbedingt anschauen!), in dem alles gefälscht ist - dann schauen Sie sich doch mal auf den Seiten der Interessengemeinschaft Seezeichen e.V. um. Die Engländer haben uns ja immer etwas voraus, die hatten eher als wir Leuchttürme und eine Royal National Lifeboat Institution.

Und sie haben an Universitäten schon länger als ein halbes Jahrhundert etwas, das man Industrial Archeology nennt. Schon 1980 gab es bei denen einen Artikel, der The Industrial Archaeology of Lighthouses hieß. Das wäre doch mal ein Forschungsprojekt. Da haben wir etwas aufzuholen. Im Jahre 1957 beklagte Wolfgang Stammler in seinem Forschungsbericht Seemanns Brauch und Glaube, dass die deutsche Volkskunde die wissenschaftliche Erforschung des gesamten Gebietes der Seefahrt völlig vernachlässigt hat. Seitdem hat sich da auch nicht viel getan. Mit Ausnahme der Publikationen von Heide Gerstenberger und ihres Assistenten Ulrich Welke (der diese hervorragende Dissertation Der Kapitän: Die Erfindung einer Herrschaftsform geschrieben hat) von der Universität Bremen gibt es da nix. Das Fach, das das leisten könnte, gibt es anscheinend schon, laut Wikipedia ist das die Maritime Soziologie, aber so richtig überzeugend klingt das auch noch nicht. Ich habe lange nichts mehr von Wolfgang Schivelbusch gehört, aber nach so vorzüglichen Büchern wie der Geschichte der Eisenbahnreise: Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19.Jahrhundert oder Lichtblicke: Zur Geschichte der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert wäre er der richtige Mann, um eine Kulturgeschichte des Leuchtturms zu schreiben.

Als echte Norddeutsche kaufen wir jetzt natürlich nur noch Briefmarken mit Leuchttürmen drauf. Und wenn Sie das nächste Mal auf einer Kneipentheke dies Schiffchen sehen: tun Sie was rein! Gerd Newiger hat mir erlaubt, dass ich seine E-Mail Adresse hier publiziere, was ich gerne tue: gerd_newiger@kabelmail.de. Also falls Sie Fragen haben oder Interesse am Kieler Leuchtturm haben, fragen Sie nicht mich, fragen Sie ihn. Oder wollen Sie vielleicht die kleine Feier am 5. Juli als Sponsor unterstützen?

Gerd Newiger hat mir einen halbstündigen Film über den Kieler Leuchtturm geliehen, den die Wasser- und Schiffahrtsdirektion während der Bauarbeiten gedreht hat. Ich hoffe, dass er die mal überreden kann, den Film bei YouTube einzustellen. Der Film ist wirklich eine eindrucksvolle Dokumentation. Bis dahin können Sie bei YouTube eine Computersimulation betrachten und (bei schönem Wetter) eine Fahrt zum Leuchtturm machen. 

Nachtrag 21. April 2012: Der Film, den die Wasser- und Schiffahrtsdirektion Kiel in den Jahren 1964-1967 über den Bau des Kieler Leuchtturms gedreht hat, ist jetzt bei YouTube zu sehen!

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