Freitag, 27. November 2015
Liebster Award
Ich habe letztens einen Preis bekommen, er heißt Liebster Award. Ich musste erst einmal in das Internet gucken, um zu sehen, was das ist. Fand dort die Sätze: Für alle, die den Begriff zum ersten Mal lesen: Der Liebster Award ist dazu gedacht, weniger bekannte Blogs bekannter zu machen. Dann muss er ja an mich gehen, wo meine Leserzahl die Grenze von zwei Millionen schon überschritten hat. Nominiert hat mich Giorgione, der einen Blog namens ➱Gehölzbalkon schreibt. Und der in seiner Selbstvorstellung sagt: Außer sehr vielen zur Gartenpflege und Pflanzen lese ich sehr gerne welche zu Mode, Schuhe, Kulturtheorie. Zur Kulturanalyse lese ich gerne auf dem Blog von Silvae, obwohl der mir etwas zu unstrukturiert geschrieben ist, ist das eine Richtung, die ich selbst als Blogger gerne ginge: Diverseste Informationen zu verbinden und so faktisch interdisziplinär zu einer fundierten Meinung zu kommen.
Giorgione, bei dem ich mich für den Preis bedanke (das mit dem etwas zu unstrukturiert lassen wir heute mal durchgehen), wurde wiederum von Katrin Zinoun (die noch hier bloggt) für den Liebster Award nominiert: Katrin Zinoun von Mein Balkongarten hat mich, wenn auch nicht ganz ungefragt, für den Liebster Award nominiert nachdem sie wiederum von Fiona von Wo Blumenbilder wachsen nominiert wurde. Ich fand das cool, und ich danke insbesondere Katrin, aber auch Fiona. Es geht hier ja offenbar darum, so eine Art Kettenbrief zu installieren, um diverse Blogs kennenzulernen, und andere auf den eigenen Blog zu lenken. Klare Worte, das Spiel geht immer weiter, ad infinitum. Manche finden das toll. Vielleicht hilft es kleinen Blogs ja wirklich, bekannt zu werden. Für andere ist der Liebster Award einfach nur die Pest. Oder um in der Sprache der Gartenfreunde zu bleiben: der Riesenbärenklau (Heracleum giganteum).
Und dann hing da noch ein Fragebogen an der Nominierung, zehn Fragen, die den Blogger vorstellen sollten. So eine Art von Proust Fragebogen für Blogger. Das lasse ich mal weg, ich fülle in meinem Leben keine Fragebögen mehr aus. Wer mich ständig liest, weiß, wer ich bin: hemmungslos subjektiv. Und unstrukturiert. Und für alle Fragen gibt ja noch diese Seite, die ➱Mein Blog, meine Leser heißt. Oder den Post ➱Anfänge. Mehr braucht man über mich doch gar nicht zu wissen.
Ich selber, Leser, bin also der Inhalt meines Buchs: Es gibt keinen vernünftigen Grund, daß du deine Muße auf einen so unbedeutenden, so nichtigten Gegenstand verwendest, hat Montaigne gesagt. Wenn wir anstelle des Wortes Buch jetzt Blog setzen, dann stimmt das für mich auch. Viele meiner Leser haben einen Blog, ich will jetzt nicht sagen, dass ich alle regelmäßig lese, aber ich gucke in die Blogs meiner eingetragenen Leser doch schon von Zeit zu Zeit hinein. Und weise auch gerne jederzeit auf interessante Blogs hin. Dafür brauche ich niemandem einen Liebster Award zu verleihen.
Vor Wochen habe ich durch Zufall erfahren, dass ich auf der Vorschlagsliste für den Grimme Online Award 2015 stand. Hätte ich den Grimme Preis bekommen, hätten Sie das bestimmt in der Zeitung gelesen. Muss man als Preisträger eine Rede halten? Oder kann man wie der Bischof aus Osttimor Carlos Filipe Ximenes Belo einfach trocken sagen: Ich hätte es vorgezogen, den Preis nicht zu bekommen, damit ich hier weiter in Ruhe arbeiten kann?
Aber immerhin, ich stand auf der Liste für den Grimme Online Award 2015. Das ist doch schon mal ein Anfang. Ich vermute, dass mich ein Leser, der selbst Grimme Preisträger ist, auf die Liste gesetzt hat. Dafür bedanke ich mich natürlich sehr. Ich lesen immer seinen Blog, aber ich käme nie auf die Idee, ihn mit dem Liebster Award auszuzeichnen. Und ansonsten bescheiden wir uns mit dem Satz: Verlange nicht, daß alles so geschieht, wie du es wünschest, sondern sei zufrieden, daß es so geschieht, wie es geschieht, und du wirst in Ruhe leben aus Epiktets ➱Handbüchlein der Moral. Ein Stoiker wie Epiktet ist immer gut. Ein Blog mag für manche Leser in bestimmten Situationen auch gut sein, das gilt aber für viele Blogger. Auch Giorgiones Gehölzbalkon kann uns Dinge lehren, il faut cultiver notre jardin. Und falls Ihnen jetzt der Sinn nach größeren Gärten als dem Balkongarten geht, kann ich den Post ➱Landschaftsgärten empfehlen.
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Wow! Freue mich ja sehr, dass Sie sich überwunden und am alles überwuchernden Bährenklau mitwirken! Im Sinne von Alphavilles „Hoping for the best but expecting the worst“ hat sich für mich mit Ihrem Eintrag doch eher die Hoffnung bestätigt! Denn ich teile die verbreitete Skepsis gegen den Liebster Award, man kann solches aber doch, wie Sie, spielerisch abwandeln.
AntwortenLöschenDie Parallele, dass Sie über den Landschaftspark geschrieben haben, passt mir auch gut, denn mein Ziel ist ein „Landschaftsparkbalkon“, siehe hier: https://gehoelzbalkon.wordpress.com/2015/03/25/die-asthetik-des-balkongartens-was-mochte-ich-und-was-habe-ich/