Ich bekam letztens von einem Freund diese ➱Seite zugeschickt. Bei den 8 words with American Civil War origins vermisste ich das Wort hooker. Aber die Fachleute vom Blog ➱OxfordDictionaries wissen natürlich, dass diese Bezeichnung für Nutten gar nichts mit dem unfähigen General Joe Hooker (der ➱hier schon erwähnt wird) zu tun hat: The "prostitute" sense is the subject of a folk etymology connecting it to US Civil War general General Hooker, but the earliest known use dates to 1835. More plausibly, it has also been connected to coastal features called Hook in the ports of New York and Baltimore. Careful learned inference is not conclusive. See this essay, pp 105ff.
Immer ist es die Volksetymologie, die uns so nette Erklärungen anbietet. Die viel schöner sind als das, was in einem Etymologischen Wörterbuch oder im Oxford English Dictionary steht. Die aber leider meistens vor den Augen der Sprachwissenschaftler keinen Bestand haben. Da glaubt man jahrelang, dass das Wort Fisimatenten aus der Franzosenzeit von der Einladung visitez ma tente kommt, und die Sprachwissenschafler vermiesen einem auch diese amouröse Vorstellung. Und manche Wörter schaffen es nie in ein Wörterbuch. Wie die Vielzahl von bremisch-französischen Wörtern aus der Franzosentid: Muschepunt, süttjepöh (si je peux), schötteldör (j’ai l’honneur) und vrumsi (je vous remercie). Das Bild hier zeigt die Vorrede von Robert Cawdreys erstem englischen Lexikon aus dem Jahre 1604. Sein Table Alphabeticall mit dreitausend Wörtern war konzipiert für: all vnskilful persons... Whereby they may the more easily and better vunderstand many hard English words, which they shall heare or read in the Scriptures, Sermons, or else where, and also be made able to vse them the same aptly themselues. Eine neue Ausgabe erscheint bei der Chicago University Press am 15. Dezember 2015, Sie können sich das ja schon mal für Weihnachten vormerken.
Ich mag die Seite von Oxford Dictionaries. Seit ich vor Tagen den Blog angeklickt habe, weiß ich endlich, was ein Chupacabra ist. Was ein aardvark ist, weiß ja jeder Lexikonbenutzer, weil damit die meisten englischen Wörterbücher anfangen. Das Lexikon von Dr Johnson (von dem es eine schöne gekürzte Ausgabe von David Crystal gibt) enthält aardvark nicht. Aber dass die ➱Erdferkel in Südafrika so hießen, konnte damals auch noch kein Engländer wissen. Je größer unser Wissen von der Welt wird, desto größer wird das Wörterbuch.Immer ist es die Volksetymologie, die uns so nette Erklärungen anbietet. Die viel schöner sind als das, was in einem Etymologischen Wörterbuch oder im Oxford English Dictionary steht. Die aber leider meistens vor den Augen der Sprachwissenschaftler keinen Bestand haben. Da glaubt man jahrelang, dass das Wort Fisimatenten aus der Franzosenzeit von der Einladung visitez ma tente kommt, und die Sprachwissenschafler vermiesen einem auch diese amouröse Vorstellung. Und manche Wörter schaffen es nie in ein Wörterbuch. Wie die Vielzahl von bremisch-französischen Wörtern aus der Franzosentid: Muschepunt, süttjepöh (si je peux), schötteldör (j’ai l’honneur) und vrumsi (je vous remercie). Das Bild hier zeigt die Vorrede von Robert Cawdreys erstem englischen Lexikon aus dem Jahre 1604. Sein Table Alphabeticall mit dreitausend Wörtern war konzipiert für: all vnskilful persons... Whereby they may the more easily and better vunderstand many hard English words, which they shall heare or read in the Scriptures, Sermons, or else where, and also be made able to vse them the same aptly themselues. Eine neue Ausgabe erscheint bei der Chicago University Press am 15. Dezember 2015, Sie können sich das ja schon mal für Weihnachten vormerken.
Seit mich unser ➱Englischlehrer in der Oberstufe gezwungen hat, zu jeder Stunde zehn neue Vokabeln in ein Vokabelheft zu schreiben, bin ich in einem lebenslangen Zustand des Vokabellernens. Obgleich mich mein Englischlehrer nicht mehr abfragt. Natürlich nicht so einfache Dinge wie hooker. Eher so schöne Wörter, die einem helfen, diese ➱Stelle aus der Serie Blackadder (in der Folge Ink and Incapability) zu verstehen:
Dr. Samuel Johnson: [places two manuscripts on the table, but picks up the top one] Here it is, sir. The very cornerstone of English scholarship. This book, sir, contains every word in our beloved language.
Blackadder: Every single one, sir?
Dr. Samuel Johnson: Every single word, sir!
Blackadder: Oh, well, in that case, sir, I hope you will not object if I also offer the Doctor my most enthusiastic contrafribularities.
Dr. Samuel Johnson: What?
Blackadder: "Contrafribularites, sir? It is a common word down our way.
Dr. Samuel Johnson: Damn! [writes in the book]
Blackadder: Oh, I'm sorry, sir. I'm anispeptic, frasmotic, even compunctuous to have caused you such pericombobulation.
Wie viele Wörter braucht man? Vor vielen Jahren gab es mal im Westdeutschen Rundfunk eine Sendung, die Lernt Rheinisch mit dem Bundeskanzler hieß, die war natürlich von dem frechen Karl-Heinz Wocker. Man kann Sie übrigens heute noch hören, klicken Sie einfach ➱hier. Als man Adenauer die Platte übersandte, schrieb er den Autoren Karl-Heinz Wocker und Claus Heinrich Meyer: Herzlichen Dank für Ihren Brief vom 14. Mai 1963, mit dem Sie mir die Schallplatte, „Lernt Rheinisch mit Konrad Adenauer“ übersandt haben. Ich habe mich sehr darüber gefreut... Konrad Adenauers Wortschatz soll in der Größenordnung von 1.500 Wörtern gelegen haben. Das könnten Linguisten schon einen restringierten Code nennen. Wenn wir jetzt mal eben nach England blicken: da gibt es zur Zeit Adenauers einen Premierminister, der wohl den größten Wortschatz aller Engländer hat. Und auch den Nobelpreis für Literatur bekommt. Er heißt ➱Winston Churchill.
In seinen Büchern und Reden soll er beinahe 40.000 verschiedene Wörter gebraucht haben, da schlägt er noch ➱William Shakespeare, der bei etwa 30.000 Wörtern rangiert. Die Zahlen variieren immer ein wenig bei diesen Zahlenspielereien, genau nachgezählt hat noch niemand. Das gilt auch für die folgenden Zahlen: ein Zweijähriger in England soll über etwa 300 Wörter verfügen, mit fünf sind es schon 5.000. Und dann 12.000 mit zwölf Jahren. Da bleibt die Entwicklung dann stehen, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Und für den Wortschatz der SMS und Twitter Generationen gibt es noch keine Erhebungen.
Das OED kennt natürlich noch mehr Wörter: As of 30 November 2005, the Oxford English Dictionary contained approximately 301,100 main entries. Supplementing the entry headwords, there are 157,000 bold-type combinations and derivatives;[9] 169,000 italicized-bold phrases and combinations;[10] 616,500 word-forms in total, including 137,000 pronunciations; 249,300 etymologies; 577,000 cross-references; and 2,412,400 usage quotations. The dictionary's latest, complete print edition (second edition, 1989) was printed in 20 volumes, comprising 291,500 entries in 21,730 pages. Als ich noch an der Uni war, hatte ich freien Zugang zu diesem Monsterlexikon. Heute benutze ich mein altes OED Compact. Man braucht eine Leselupe, aber es funktioniert auch. Wenn auch nicht so schnell wie mit dem Computer.
Die Wörterbücher des 19. Jahrhunderts waren präskriptiv, sie setzten einen sprachlichen Standard. Das Wort hooker wäre bei Dr James Murray, der das OED (das damals noch New English Dictionary hieß) begann, nicht ins Wörterbuch gekommen. Heute sind Wörterbücher deskriptiv, was auch bedeutet, dass jeder sprachliche Müll ins Lexikon kommt. Wörterbücher des 19. Jahrhunderts gaben die Etymologie des Wortes an, auf die interessante Herkunft eines Wortes verzichten moderne Lexika. So wird man nichts über das Wort ➱Fickfackerei erfahren, und die Verbindung von Mädchen und Matjes bleibt ebenso wie die Herkunft des Wortes ➱Grog im Dunklen.
Das OED wird es wohl niemals wieder in einer gedruckten Fassung geben, nur noch die Online Version. Ein Computer hätte denen, die die ersten englischen Wörterbücher machten, sicher geholfen. Wir wissen aus der Folge Ink and Inkability von Blackadder, dass Dr Johnson keinen Computer hatte (➱hier ist sein Lexikon im Volltext). Dr James Murray (hier bei der Arbeit) vertraute auf viele kleine Zettel mit Wortbelegen quer durch die Jahrhunderte, die ihm von freiwilligen Mitarbeitern aus ganz England zugeschickt werden. Sogar aus der Irrenanstalt ➱Broadmoor, wo einer der fleißigsten Beiträger lebt.
Die Zeit der kleinen Zettel ist vorbei. So etwas macht man heute natürlich mit dem Computer. Das British National Corpus, die Basis für neue Wörterbücher, sammelt alles, was gesprochen und geschrieben wird. Hundert Millionen Wörter. Wenn man mal auf diese Seiten geschaut hat, sehnt man sich nach dem Ordnungswillen von Dr Johnson zurück. Aber erstaunlicherweise entstehen auch noch Wörterbücher nach der Methode von Dr James Murray. Als vor Jahren die Professorin Jane Roberts den Historical Thesaurus of the Oxford English Dictionary vorstellte, sagte sie, dass man das in vierzigjähriger Arbeit mit kleinen Zetteln gemacht hätte. Wie zu den Zeiten von Murray et al. Ich finde das sehr beruhigend, dass das immer noch so funktioniert.
Lesen Sie auch: Langenscheidt, Loomings, Broadmoor, Fickfackerei, World Wide Web, Ludwig Tieck, Fritz Güttinger, Das Sloane Ranger Handbook
Wenn Sie jeden Tag ein neues englisches Wort lernen wollen, um Ihre Redegewandtheit (altenglisch: wordcræft) zu verbessern, dann klicken Sie ➱hier. Falls Sie Ihren Wortschatz (der im Altenglischen wordhord heißt) testen wollen, klicken Sie ➱hier. Works for everyone, from small children (with parental help) to college professors! Wir wollen mal hoffen, dass das stimmt (also, für mich stimmt der Test schon, ich habe den nämlich gestern mal gemacht).
Lesen Sie auch: Langenscheidt, Loomings, Broadmoor, Fickfackerei, World Wide Web, Ludwig Tieck, Fritz Güttinger, Das Sloane Ranger Handbook
Wie kommen Sie darauf, daß die Entwicklung bei 12000 Wörtern stehenbleibt? Dann könnte ja niemand, der älter ist als zwölf, eine Fremdsprache lernen; und die 12000 Wörter würden sich bei Mehrsprachigkeit auf die verschiedenen Sprachen verteilen müssen.
AntwortenLöschenIch denke auch, daß Sie selbst etwa die Wörter Internet, Handy oder Vorratsdatenspeicherung in höherem Alter als zwölf Jahre gelernt haben.
Man lernt immer etwas dazu. Aber britische Studien gehen davon aus, dass das Durchschnittsvokabular bei etwa 15.000 Wörtern (plus minus einigen Tausend) liegt.
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