Heute vor 590 Jahren begann die Seeschlacht im Øresund und in der Køgebucht bei Kopenhagen, sie war Teil des Dänisch-Holsteinisch-Hanseatischen Krieges. Obgleich die Hanse zahlenmäßig überlegen war, hat sie die mehrtägige Seeschlacht verloren. Offensichtlich kannten die Dänen und Schweden ihre Küsten besser, das Wasser kann in der Ostsee ja manchmal sehr flach sein. Was jeder Segler weiß, wenn er (wie ich) da schon mal ein Folkeboot auf Grund gesetzt hat. Viele der Seeschlachten zwischen den Ostseeanrainern, die sich offensichtlich immer bekämpfen müssen, enden im flachen Wasser. Bei Schwedeneck findet man im Wasser immer noch schwedische Säbel von der Seeschlacht von Fehmarn im Jahre 1715.
Auch jemand, der keinen Hochseesegelschein besitzt, kann hier sehen, dass das dänische Kriegsschiff etwas zu nah am Strand segelt. ▹Legerwall nennen Seeleute so etwas. Wenig später sind Gefion und ▹Christian VIII verloren, zerschossen von den Eckernförder Küstenbatterien (lesen Sie mehr in ▹Provisorische Regierung). Die Christian VIII (links) wird explodieren, die Gefion wird aufgebracht, in Eckernförde umgetauft und der von ▹Admiral Brommy kommandierten Reichsflotte übergeben
Und dann wäre da natürlich die Seeschlacht auf der ▹Kolberger Heide (hier gemalt von ▹Vilhelm Marstrand), in der der dänische König Christian IV ein Auge verliert. Das blutige Taschentuch und einige Granatsplitter kann man noch im Schloss ▹Rosenborg sehen. Das Blut wird jede Woche nachgefärbt, hat mir eine freche Dänin erzählt. Aber das ist natürlich nicht wahr, das Taschentuch ist Teil eines nationalen Ereignisses, das noch in der Nationalhymne gefeiert wird: Kong Christian stod ved højen mast i røg og damp...
Die Anführer der Hanseflotte im Jahre 1427, Bürgermeister und Amtmänner, mussten für ihre Unfähigkeit büßen. Johann Bantzkow wurde öffentlich hingerichtet, Hinrik Van Haren in Wismar von dem von Claus Jesup angestachelten Mob gelyncht. Tidemann Steen wurde in Lübeck ins Gefängnis geworfen. Der Hamburger Bürgermeister Hein Hoyer blieb bis zum Waffenstillstand von 1432 in dänischer Gefangenschaft. In St Pauli (wo sonst) gibt es heute noch eine Hein Hoyer Straße. Dass sich die Køgebucht hervoragend für Seeschlachten eignet (oder dafür, Schiffe auf Sand zu setzen), haben die Dänen 1677 bewiesen, als sie an gleicher Stelle wie 1427 die schwedische Flotte vernichteten.
Ich war schon einmal für ein paar Tage in Køge. Das steht schon in diesem Blog, aber ich kopiere das noch einmal hierher, falls Sie nicht zu den zehntausend Lesern gehören sollten, die den Post ▹Mein Dänemark schon gelesen haben:
Als wir in Køge Halt machen, schaue ich einer hübschen Blondine nach, die bei einem Typ hinten auf der Vespa sitzt und seine photographische Ausrüstung festhält. Die ▹Vespa tuckert langsam über den Strand bis sie hinter einer Düne verschwindet. Wahrscheinlich hat er dann Nacktaufnahmen von ihr gemacht. Aber daran denkt damals keiner von uns. Mein Bildergedächtnis aber bewahrt das Bild der Blondine auf, die wie die kleine ▹Meerjungfrau in Kopenhagen hinten auf dem Motorroller sitzt und langsam an uns vorbeigleitet.
Als wir in Køge Halt machen, schaue ich einer hübschen Blondine nach, die bei einem Typ hinten auf der Vespa sitzt und seine photographische Ausrüstung festhält. Die ▹Vespa tuckert langsam über den Strand bis sie hinter einer Düne verschwindet. Wahrscheinlich hat er dann Nacktaufnahmen von ihr gemacht. Aber daran denkt damals keiner von uns. Mein Bildergedächtnis aber bewahrt das Bild der Blondine auf, die wie die kleine ▹Meerjungfrau in Kopenhagen hinten auf dem Motorroller sitzt und langsam an uns vorbeigleitet.
Später am Nachmittag radle ich mit Volker auf einer einsamen Straße durch blaudunkle Wälder, es wird schon schummrig, wir sollten umkehren und rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein. Ein kleiner See rechts, dann wieder Wälder. Weit und breit kein Mensch. Plötzlich taucht in dieser geheimnisvollen Abendstimmung ein Schloss vor uns auf. Ich bekomme ein Gefühl der Angst angesichts dieser unwirklichen Szenerie. Laß uns umkehren, sage ich, wir kommen bestimmt zu spät zum Abendessen. Schweigend radeln wir zurück. Heute weiß ich, dass es das Schloss Vallö war, damals war es eine surreale Erscheinung, wie eine Fata Morgana, als ob man in ▹Eichendorffs Welt hineingeradelt wäre.
Viele Jahre später sehe ich bei einem Hinterhofhöker ein Ölbild von einer menschenleeren Parklandschaft in der Dämmerung. Hat etwas von ▹Edward Hopper an sich. Ich kaufe es ohne zu zögern, während mir der Händler aus irgendeinem Grund erzählt, dass er alles über Hinterradstarrachsen von englischen Sportwagen weiß. Hatte mal sieben Stück davon in der Garage liegen. Und Grace Kelly ist nur deshalb verunglückt, weil der Sportwagen eine Starrachse hatte. Ich lasse ihn reden, der absurde Soundtrack dringt nicht in meine Parklandschaft ein. Das geheimnisvolle Bild hängt noch immer in meinem Wohnzimmer. Und immer wieder erinnert es mich an jenen Abend bei Schloss Vallö. Mein Leben wird von Bildern zusammengehalten.
Was in dieser romantischen Beschreibung fehlt, ist die Wasserschlacht, die Volker und ich uns am nächsten Tag mitten im Hafen von Køge geliefert hatten. Von den Seeschlachten von 1427 und 1677 hatten wir noch nie gehört. Wir hatten uns Ruderboote ausgeliehen, und eine Wasserschlacht schien an diesem Sommertag genau das Richtige. Volker, der immer ein bisschen Quatsch im Kopf hatte, hatte damit angefangen. Es gab in unserem Seegefecht keine Sieger und Verlierer, niemand wurde mit dem Schwert hingerichtet. Wir waren lediglich beide klatschnass. Volker ist später Kapitän geworden, hat aber niemals ein Schiff auf Grund gesetzt.
Was in dieser romantischen Beschreibung fehlt, ist die Wasserschlacht, die Volker und ich uns am nächsten Tag mitten im Hafen von Køge geliefert hatten. Von den Seeschlachten von 1427 und 1677 hatten wir noch nie gehört. Wir hatten uns Ruderboote ausgeliehen, und eine Wasserschlacht schien an diesem Sommertag genau das Richtige. Volker, der immer ein bisschen Quatsch im Kopf hatte, hatte damit angefangen. Es gab in unserem Seegefecht keine Sieger und Verlierer, niemand wurde mit dem Schwert hingerichtet. Wir waren lediglich beide klatschnass. Volker ist später Kapitän geworden, hat aber niemals ein Schiff auf Grund gesetzt.
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