Sie war die Königin Luise und die Baronin Trapp. Sie war Effie Briest (in Rosen im Herbst), aber sie war auch Franziska Lukas in der Verfilmung von Alfred Anderschs Roman Die Rote. Sie war einmal mit Dietrich Fischer-Dieskau verheiratet, aber am liebsten sah Deutschland sie an der Seite von ➱Dieter Borsche. Dagegen kann man nichts machen. Sie kam von der Bühne, eines ihrer ersten Engagements hatte sie nach dem Krieg in meiner Heimatstadt Bremen. Dort hatte sie auch ihren ersten Mann Herbert Fleischmann kennengelernt, die Ehe hat aber nicht lange gehalten.
Sie war Deutschlands Filmstar der fünfziger Jahre. Ich schreibe das lieber, als wenn ich sie war die Königin des Melodramas schriebe. Die fünfziger Jahre sind lange her, man hatte Ruth Leuwerik beinahe vergessen. Außer wenn es, wie letztens wieder einmal, Die Trapp Familie im Fernsehen gab. Aber sie lebte immer noch. In München mit ihrem dritten Ehemann, zurückgezogen von der Filmwirtschaft. Gestern ist sie im Alter von 91 Jahren gestorben. Dies schöne Photo ist von ➱F.C. Gundlach, einem der bedeutendsten deutschen Modephotographen.
Denn in den fünfziger Jahren war sie nicht nur auf der Leinwand, sie war auch immer wieder in der Zeitschrift Film und Frau zu sehen (hier ist sie im Studio der Zeitschrift photographiert worden). Sie war eine Ikone damenhafter bürgerlicher Eleganz, und viele junge Frauen wollten aussehen wie sie. Die sechziger Jahre brauchten keine eleganten Damen wie sie mehr. Nach der Neuverfilmung von Das Haus in Montevideo zog sie sich für einige Jahre von der Leinwand zurück (war aber noch im Fernsehen als Konsulin Buddenbrook zu sehen). Sie hätte die Finger von der Verfilmung des Stückes von Curt Goetz mit Heinz Rühmann lassen sollen, dieses Haus in Montevideo ist nur ein schwacher Abklatsch des ➱Originals. Curt Goetz ist nicht zu übertreffen, nicht als Autor und nicht als Schauspieler. Und nicht von ➱Rühmann.
Sie bewunderte in ihrer Jugend Greta Garbo. In einer Bierzeitung ihrer Klasse konnte sie einmal lesen Wenn auf der Leinwand die Garbo erscheint, Ruth hingerissen ins Taschentuch weint. Das hat sie in einem Interview erzählt, das man ➱hier sehen kann. Es lohnt sich unbedingt, dies Interview anzuklicken. Wahrscheinlich war sie glücklich, als sie das Angebot von Ninotschka erhielt, auch wenn das nur ein Fernsehfilm war. Filme wie Königin Luise und Die Trapp Familie sind die eine Seite von Ruth Leuwerik, Filme wie ➱Liebling der Götter oder Die Rote sind die andere Seite.
Wir sollen nicht unterschätzen, dass die Vielzahl der starken Frauen, die Ruth Leuwerik spielte, auch den Frauen der fünfziger Jahre ein Leitbild geben konnte. Als ich in den sechziger Jahren Käutners Film Die Rote sah, dachte ich mir, dass die Regisseure des neuen deutschen Films sich mit Begeisterung auf Ruth Leuwerik stürzen würden. Aber das taten sie nicht. Gut, der Film war nichts gegen den Nuancenreichtum des Romans, aber Ruth Leuwerik war hier eine ganz andere als in den Filmen der fünfziger Jahre.
Es ist eine verpasste Chance. Hätte sie nach den Dreharbeiten in Italien bleiben sollen? Hätten ➱Antonioni oder Fellini Rollen für sie gehabt? Die Dreharbeiten von Die Rote waren eine Katastrophe, Andersch und Käutner konnten nicht miteinander auskommen. Er sei zu keinerlei Selbstkritik fähig und er ist fest davon überzeugt, daß seine Filme Meisterwerke sind, schrieb Andersch später. Aber Käutners Die Rote ist nicht Antonionis Film Il Grido, sollte das aber sein. Wenn Käutner Anderschs Roman richtig gelesen hätte, hätte er gemerkt, dass Il Grido in dem Roman enthalten ist (lesen Sie ➱hier mehr dazu).
Viele ihrer Filme waren ➱Literaturverfilmungen. Ich weiß noch, dass mein Klassenlehrer ➱Hermann Bollenhagen in der achten Klasse einige nicht sehr nette Dinge über Ruth Leuwerik und Literaturverfilmungen sagte. Da ist jener Rezensent im IMDB netter, der in seiner Besprechung des Filmes Rosen im Herbst (die er A poor man's 'Madame Bovary' betitelt) schreibt: Miss Leuwerik, one of Germany's most ladylike heroines in the 50's, was a handsome woman, whose aristocratic beauty graced many such drama. She was also an excellent actress with a stage-trained voice whose timbre enhanced her pictorial image. Zwei Sätze, und es ist alles über sie gesagt. Das gefällt mir.
Lesen Sie auch: Haute Couture, Damenmode, Abtanzball, Ludwigslust, Arthur Schnitzler, Alfred Andersch, Steve Cochran, Rudolf Schock (*4.9.1915), Dietrich Fischer-Dieskau
Denn in den fünfziger Jahren war sie nicht nur auf der Leinwand, sie war auch immer wieder in der Zeitschrift Film und Frau zu sehen (hier ist sie im Studio der Zeitschrift photographiert worden). Sie war eine Ikone damenhafter bürgerlicher Eleganz, und viele junge Frauen wollten aussehen wie sie. Die sechziger Jahre brauchten keine eleganten Damen wie sie mehr. Nach der Neuverfilmung von Das Haus in Montevideo zog sie sich für einige Jahre von der Leinwand zurück (war aber noch im Fernsehen als Konsulin Buddenbrook zu sehen). Sie hätte die Finger von der Verfilmung des Stückes von Curt Goetz mit Heinz Rühmann lassen sollen, dieses Haus in Montevideo ist nur ein schwacher Abklatsch des ➱Originals. Curt Goetz ist nicht zu übertreffen, nicht als Autor und nicht als Schauspieler. Und nicht von ➱Rühmann.
Sie bewunderte in ihrer Jugend Greta Garbo. In einer Bierzeitung ihrer Klasse konnte sie einmal lesen Wenn auf der Leinwand die Garbo erscheint, Ruth hingerissen ins Taschentuch weint. Das hat sie in einem Interview erzählt, das man ➱hier sehen kann. Es lohnt sich unbedingt, dies Interview anzuklicken. Wahrscheinlich war sie glücklich, als sie das Angebot von Ninotschka erhielt, auch wenn das nur ein Fernsehfilm war. Filme wie Königin Luise und Die Trapp Familie sind die eine Seite von Ruth Leuwerik, Filme wie ➱Liebling der Götter oder Die Rote sind die andere Seite.
Wir sollen nicht unterschätzen, dass die Vielzahl der starken Frauen, die Ruth Leuwerik spielte, auch den Frauen der fünfziger Jahre ein Leitbild geben konnte. Als ich in den sechziger Jahren Käutners Film Die Rote sah, dachte ich mir, dass die Regisseure des neuen deutschen Films sich mit Begeisterung auf Ruth Leuwerik stürzen würden. Aber das taten sie nicht. Gut, der Film war nichts gegen den Nuancenreichtum des Romans, aber Ruth Leuwerik war hier eine ganz andere als in den Filmen der fünfziger Jahre.
Es ist eine verpasste Chance. Hätte sie nach den Dreharbeiten in Italien bleiben sollen? Hätten ➱Antonioni oder Fellini Rollen für sie gehabt? Die Dreharbeiten von Die Rote waren eine Katastrophe, Andersch und Käutner konnten nicht miteinander auskommen. Er sei zu keinerlei Selbstkritik fähig und er ist fest davon überzeugt, daß seine Filme Meisterwerke sind, schrieb Andersch später. Aber Käutners Die Rote ist nicht Antonionis Film Il Grido, sollte das aber sein. Wenn Käutner Anderschs Roman richtig gelesen hätte, hätte er gemerkt, dass Il Grido in dem Roman enthalten ist (lesen Sie ➱hier mehr dazu).
Viele ihrer Filme waren ➱Literaturverfilmungen. Ich weiß noch, dass mein Klassenlehrer ➱Hermann Bollenhagen in der achten Klasse einige nicht sehr nette Dinge über Ruth Leuwerik und Literaturverfilmungen sagte. Da ist jener Rezensent im IMDB netter, der in seiner Besprechung des Filmes Rosen im Herbst (die er A poor man's 'Madame Bovary' betitelt) schreibt: Miss Leuwerik, one of Germany's most ladylike heroines in the 50's, was a handsome woman, whose aristocratic beauty graced many such drama. She was also an excellent actress with a stage-trained voice whose timbre enhanced her pictorial image. Zwei Sätze, und es ist alles über sie gesagt. Das gefällt mir.
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