Das ist eine der letzten Arbeiten von Haddon Sundblom aus dem Jahre 1972, da war der Zeichner vier Jahrzehnte für Coca Cola tätig. Seit er 1931 einen weißbärtigen übergewichtigen Rentner für die Firma Coca Cola gezeichnet hat, glauben Millionen von Amerikanern, dass Coca Cola den Weihachtsmann erfunden hat. Wenn Sie vor Jahren den Post Santa Claus gelesen haben, dann wissen Sie, dass dem nicht so ist. Unser rüstiger Rentner brettert mit seinem roten LKW durch die Werbespots, gelb-braune Amazon Pakete lächeln uns mit einem Kußmaul an. Und zu allem erklingt Whams Last Christmas (inzwischen in 200 englischen Pubs verboten), eine Kakophonie der Werbesymphonie.
Wir wenden uns von dem Ganzen lieber ab, da bleibt nur das gute alte Radio mit NDR Kultur. Dort wird Hark! the Herald Angels Sing gesungen, und am Abend wird A Christmas Carol vorgelesen. Und es gibt keine Werbung. Und hier gibt es heute wieder ein Weihnachtsgedicht. Es wurde Weihnachten 1913, dem Jahr, bevor sich die Welt veränderte, von einem gewissen Theobald Tiger (den wir besser als Kurt Tucholsky kennen) veröffentlicht und heißt Groß-Stadt-Weihnachten:
Nun senkt sich wieder auf die heim'schen Fluren
die Weihenacht! die Weihenacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.
Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
den Aschenbecher aus Emalch glase.
Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.
Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
"Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!"
Und frohgelaunt spricht er vom 'Weihnachtswetter',
mag es nun regnen oder mag es schnein.
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderein.
So trifft denn nur auf eitel Gück hienieden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden ...
"Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug."
Fünf Jahre später, als der Feldpolizeikommissar Tucholsky aus dem Krieg zurückkommt, sieht sein Weihnachtsgedicht etwas anders aus. Die bürgerliche Welt auch.
Noch mehr Weihnachten in diesem Blog: Drei deutsche Weihnachtsgedichte, Nikolaustag, Advent, Santa Claus, Weihnachtsvorbereitungen, Weihnachtsfeiern, Donder and Blitzen, Weihnachtsbäume, Weihnachten, Vierter Advent
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