Freitag, 20. Dezember 2019

Pieter de Hooch


Immer sind es diese schwarz-weißen Fliesen, die uns ins Auge fallen. Und diese ungeheuer aufgeräumten Innenräume. Dies Bild hier ist von dem Delfter Maler Pieter de Hooch, der heute vor 390 Jahren geboren wurde. Er war nicht ganz so berühmt wie sein Kollege Vermeer, dessen Ansicht von Delft Marcel Proust in seine Suche nach der verlorenen Zeit hineingeschrieben hat. Erst im Oktober 2019, dreihundertvierzig Jahre nach seinem Tod, hat es für ihn im Delfter Prinsenhof eine Ausstellung gegeben. Die können Sie sich noch anschauen, sie geht bis zum Februar 2020.

Aber wenn auch keins der Bilder von Pieter de Hooch in Prousts Roman gewürdigt wird, der Maler wird in Prousts Recherche erwähnt. Am Beginn der Liebe von Swann zu Odette, wird über das (im Roman immer wiederkehrende) kleine Musikstück von Vinteuil gesagt, dass die Melodie wie ein Gemälde von Pieter de Hooch sei: À son entrée, tandis que Mme Verdurin montrant des roses qu'il avait envoyées le matin lui disait: 'Je vous gronde' et lui indiquait une place à côté d'Odette, le pianiste jouait, pour eux deux, la petite phrase de Vinteuil qui était comme l'air national de leur amour. Il commençait par la tenue des trémolos de violon que pendant quelques mesures on entend seuls, occupant tout le premier plan, puis tout d'un coup ils semblaient s'écarter et, comme dans ces tableaux de Pieter De Hooch, qu'approfondit le cadre étroit d'une porte entrouverte, tout au loin, d'une couleur autre, dans le velouté d'une lumière interposée, la petite phrase apparaissait, dansante, pastorale, intercalée, épisodique, appartenant à un autre monde. Eric Karpeles illustriert das in seinem Buch Paintings in Proust durch dieses Bild. Er hätte auch jedes andere mit diesen verschachtelten Innenräumen nehmen können.

Innenräume, Perspektiven, Licht, das können die Holländer. Sie waren schon mehrfach in diesem Blog, Licht en lucht, dat is de kunst, hat Jan Hendrik Weissenbruch gesagt. Der hat hier einen Post, der bei meinen Lesern sehr beliebt ist und schon in anderen Blogs erwähnt wurde. Und um diese Innenräume, die Pieter de Hooch mit Beharrlichkeit (und wohl unter Verwendung einer camera obscura) malt, geht es auch in dem Post Peepshow. Der ist viele tausend Mal angeklickt worden, vielleicht hatten sich die Leser bei dem Titel etwas anderes versprochen.

In der Ausstellung in Delft sind nur neunundzwanzig Bilder zu sehen, aber das sind die Bilder aus seiner Zeit in Delft. 1660 zog er nach Amsterdam, da hatte er ein anderes Publikum, die Innenausstattung auf seinen Bildern wird luxuriöser. Die Fußböden und das Mauerwerk werden aber immer penibel akkurat gemalt, vielleicht liegt das daran, dass de Hoochs Vater Maurer gewesen ist. Ich habe heute zum Geburtstag von de Hooch noch ein kleines Gedicht. Es heißt Ballade von der Lichtmalerei und ist von Robert Gernhardt, dessen schönes Buch über Eichendorff ich bei dieser Gelegenheit noch einmal erwähnen möchte:

Leg etwas in das Licht und schau,
was das Licht mit dem Etwas macht,
dann hast du den Tag über gut zu tun
und manchmal auch die Nacht:

Sobald du den Wandel nicht nur beschaust,
sondern trachtest, ihn festzuhalten,
reihst du dich ein in den Fackelzug
von Schatten und Lichtgestalten.

Die Fackel, sie geht von Hand zu Hand,
von van Eyck zu de Hooch und Vermeer.
Sie leuchtete Kersting und Eckersberg heim
und wurde auch Hopper zu schwer.

Denn die Fackel hält jeder nur kurze Zeit,
dann flackert sein Lebenslicht.
Doch senkt sich um ihn auch Dunkelheit,
die Fackel erlischt so rasch nicht.

Sie leuchtet, solange jemand was nimmt,
es ins Licht legt und es besieht,
und solange ein Mensch zu fixieren sucht,
was im Licht mit den Dingen geschieht.

Die in dem Gedicht erwähnten Maler Vermeer, Kersting und Hopper haben hier schon einen Post. Edward Hopper ganz viele.

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