Mittwoch, 16. Dezember 2020

das Quagga


Also, ich wusste nicht, was ein Quagga ist. Aber der englische Maler Samuel Daniell, der heute vor zweihundertneun Jahren starb, der hat ein Quagga gemalt. Bevor er nach Sri Lanka zog, hat er sich durch Südafrikas Tierwelt gemalt; im Jahre 1804, als er dies hübsche Quagga malte, gab es diese Zebraart noch. Achtzig Jahre später nicht mehr, da war das letzte Quagga gerade im Zoo von Amsterdam gestorben. Bei dem guten alten Brehm finden sich die Quaggas unter der Rubrik Tigerpferde.

Samuel Daniell kommt aus einer Familie von Malern, sein Bruder und sein Onkel sind sogar in der Royal Academy. Sie sind beide schon in den Posts lonely as a cloud und William Daniells Orient erwähnt worden. Bei der Expedition ins Betschuanaland und später bei seinen Reisen als Kolonialbeamter durch Sri Lanka fertigt Daniell erst einmal nur Zeichungen an, die später zu Radierungen oder zu Aqurellen werden. Das übernehmen seine Verwandten in London, die aus den Bildern Bücher machen. Und dank der Familie Daniells wissen die Engländer, wie es in Südafrika, in Indien, China und Sri Lanka aussieht. Wenn Sie einen Eindruck davon bekommen wollen, dann klicken Sie hier

Das Quagga hat es sogar in die Literatur geschafft, denn die amerikanische Dichterin Sarah Lindsay hat das Tier in ihre Elegy for the Quagga hineingeschrieben. Das Jahr 1883 ist nicht nur das Jahr des Todes des letzten Quagga, es ist auch das Jahr einer Katastrophe: der Krakatau bricht aus. Dazu können Sie einiges in dem Post Das Jahr ohne Sommer lesen, und Arno Schmidts Prosastück Krakatau habe ich natürlich auch für Sie. Geschickt verknüpft Sarah Lindsay in ihrem Gedicht, das im Oktober 2008 in der Zeitschrift Poetry erschien, die weltbewegende Katastrophe mit der kleineren Katastrophe:

Krakatau split with a blinding noise
and raised from gutted, steaming rock
a pulverized black sky, over water walls
that swiftly fell on Java and Sumatra.
Fifteen days before, in its cage in Amsterdam,
the last known member of Equus quagga,
the southernmost subspecies of zebra, died.
Most of the wild ones, not wild enough,
grazing near the Cape of Good Hope,
had been shot and skinned and roasted by white hunters.

When a spider walked on cooling Krakatau’s skin,
no quagga walked anywhere. While seeds
pitched by long winds onto newborn fields
burst open and rooted, perhaps some thistle
flourished on the quagga’s discarded innards.
The fractured island greened and hummed again;
handsome zebras tossed their heads
in zoos, on hired safari plains.
Who needs to hear a quagga’s voice?
Or see the warm hide twitch away a fly,

see the neck turn, curving its cream and chestnut stripes
that run down to plain dark haunches and plain white legs?
A kind of horse. Less picturesque than a dodo. Still,
we mourn what we mourn.
Even if, when it sank to its irreplaceable knees,
when its unique throat closed behind a sigh,
no dust rose to redden a whole year’s sunsets,
no one unwittingly busy
two thousand miles away jumped at the sound,
no ashes rained on ships in the merciless sea.


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