Der französische Filmschauspieler Pierre Brasseur wurde am 22. Dezember 1905 in Paris geboren. Er ist hier im Blog schon in den Posts La vie de château und deux histoires d'amour erwähnt worden. Er war in vielen Filmen zu sehen, auch in solchen Filmen, die Klassiker des französischen Kinos geworden sind. Wie in Hafen im Nebel (Le quai des brumes) mit Jean Gabin oder in Kinder des Olymp (Les enfants du paradis) an der Seite von Arletty. Hier sind die beiden auf einem Szenenphoto zu sehen.
In diesem Film spielt Brasseur den Ehemann von Jean Seberg, einer jungen Nymphomanin, die den Tod sucht. Junge Nymphomaninnen, die den Tod suchen, sind ein schönes Thema für Pornofilme, und die merikanische Zensur reihte ihn auch in diese Kategorie ein. Es war der erste Film, dem die amerikanische Motion Picture Association das Prädikatat X gab. Obgleich das kein richtiger Porno war, aber Szenen wie diese mit der halbnackten Jean Seberg am Strand reichten offenbar für die Beurteilung aus.
Pierre Brasseur (dessen deutsche Stimme in dem Film Siegfried Schürenberg war) spielt in diesem Film den sadomasochistischen Ehemann der sexsüchtigen Seberg, mit der er auf einer Weltreise in Peru gelandet ist. Er hat einen schönen Rolls Royce, aber das ist dann auch das einzig Schöne an diesem Film, der Rolls Royce und die halbnackte Jean Seberg. Der Spiegel hatte 1968 kein nettes Wort für den Film übrig: Vögel sterben in Peru (Frankreich; Farbe) ist kein tierfreundliches Werk von Grzimek, mögen auch zur Kulturfilm-Musik noch so viele Möwenschwärme über Strand und Meer rauschen. Romain Gary, 54, französischer Diplomat und Erfolgsautor, hat die Vögel-Tragödie nach einer eigenen Erzählung inszeniert -- mit der eigenen Ehefrau Jean Seberg im höchst tragischen Hauptpart.
Denn sie wälzt und wälzt sich als blonde Nymphe Adriane im nächtlichen Sand und im klapprigen Lusthaus, unter peruanischem Jungvolk und am Herzen der Bordelldame Fernande (Danielle Darrieux), und keiner, keine kann ihr helfen -- auch der gestrandete Dichter mit den traurigen Augen (Maurice Ronet) nicht, der sie in letzter Sekunde aus dem Ozean fischt. Sie liebt bis zum Zerbrechen und wird nimmer satt: Die Dienste ihrer Liebhaber im heißen Klima bei Lima sind wie Garys Regie -- unbefriedigend.
Gary, der sich seit langem zum Retter alteuropäischer Fabulierkunst berufen fühlt, schätzt selbst als Regie-Debütant noch die klassische Metapher. Er filmt Adrianas wabbeligen Ehemann (Pierre Brasseur) im Rolls-Royce als welken Othello und gibt ihm einen rüden Chauffeur. vormals Fremdenlegion, mit auf die Suche nach der streunenden Gattin -- der stopft als Kaugummi kauender Todesengel á la Cocteau sandauf, sandab durch die Dünen.
Doch statt ihrer sinkt der Chauffeur dahin, und wo er anhielt, fährt der Dichter fort -- Othello nimmt ihn in seinen Sold, bedeutungsschwanger lächelt Adrians. Sie blickt zum Horizont und denkt: Helft den armen Vögeln. Da strahlt auch das ganze Parkett: Paloma, ohé.
Der Regisseur des Films war Romain Gary, der ein wenig so aussieht, als sei er der Zwillingsbruder von Pierre Brasseur. Es war sein erster Film, eigentlich war er Schriftsteller. Das Drehbuch hatte er auch geschrieben. Und mit der nymphomanen Hauptdarstellerin war er verheiratet. Die hatte noch ein Jahr zuvor gesagt, sie würde nie in einem Film auftreten, bei dem ihr Ehemann Regie führte. Nun tat sie es. Es war ein Fehler. Die Kritiker verrissen den Film.
Beinahe fünfzig Jahre hat Pierre Brasseur vor der Kamera gestanden. Hier sehen wir ihn mit einem weißen Anzug neben Danielle Darrieux, die eine Bordellwirtin spielt. Den Ehemann einer Nymphomanin zu spielen, war nicht seine größte Rolle. In vielen Filmographien von Brasseur wird der Film gar nicht erwähnt, als ob es ihn nie gegeben hätte. Im Internet gibt es eine wirklich schlechte Kopie des ✺Films, aber arte hat etwas ganz Wunderbares. In der Reihe ✺Blow Up gibt es hier in zehn Minuten alles über den Film, bösartig und komisch. Als wir damals das Studio am Dreiecksplatz verließen, sagte Gila: Sowas gucken wir uns nie wieder an. Nen, dies war kein Film, den man ein zweites Mal sehen wollte. Auf die Liste der films de ma vie kommt er jedenfalls nicht. Hätten wir an der Kasse das Eintrittsgeld zurückverlangen sollen?
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