Der Fachhändler für Elektrogeräte, dessen Kunde ich seit beinahe einem halben Jahrhundert bin, hatte mir am Anfang des Jahres einen neuen Receiver geliefert; das steht schon in dem Post eine Woche kein Fernsehen. Das Gerät hatte den Namen Imperial, aber so großartig wie der Name war das Gerät nicht. Es fraß sich oft an einem Sender fest, und dann ging nix mehr. Dann musste man den Receiver aus dem Regal nehmen, einen Stecker ziehen, dann begann er wieder mit dem Laden der Programme. Ich beklagte mich bei der Firma, die schickten einen Monteur mit einem neuen Gerät vorbei. Das er leider nicht anschließen konnte, weil es mit den Kabelverbindungen nicht klappte, digital statt Scart. Der Monteur verabschiedete sich mit den Worten: Sie hören von uns.
Ich hörte allerdings nichts und fragte nach zwei Monaten ganz bescheiden mal nach, was mit dem versprochenen neuen Gerät wäre. Das war denen nun furchtbar peinlich, am nächsten Tag kam ein Monteur mit einem neuen Gerät. Angeschlossen, alle 32 Sender eingestellt, gute Bilder im 4:3 Format. Alles perfekt. Er bekam einen kleinen Schein in die Hand gedrückt, als er die Wohnung verließ. Als ich abends die Tagesschau sehen wollte, sah ich nur einen schwarzen Bildschirm. Das Gerät hieß Telestar, war aber weder Tele noch Star. Am nächsten Tag war der Mechaniker wieder da, fummelte zwanzig Minuten 'rum und erklärte dann, dass der gerade eingebaute neue Receiver kaputt sei. Ich warte jetzt auf da nächste Gerät. Glücklicherweise habe ich die Rechnung noch nicht bezahlt.
Und da ich abends gerne bunte Bilder sehe, kam wieder der DVD Player zum Einsatz. Den Panasonic hat mein Bruder mir mal vor Jahrzehnten geschenkt, er funktioniert im Gegensatz zu Imperial und Telestar immer noch. Ich guckte mir zwei Filme mit Lino Ventura an, da der Post Lino Ventura zur Zeit immer noch unter den Top Ten der meistgelesenen Posts ist. Ich machte dann weiter, wo ich bei meiner Krimi Orgie mit Inspector Lewis, Chief Inspector Morse und Foyle's War im Februar aufgehört hatte. Guckte mir von Endeavour die Teile an, die ich ausgelassen hatte. Und stieß dabei, ähnlich wie im Post God's Grandeur beschrieben, auf ein Gedicht, das ich nicht kannte. Der Detective Sergeant Endeavour Morse liest das ✺Gedicht in der Folge →Icarus bei der Beerdigung seines jungen Kollegen George Fancy vor. Ich fragte meinen Mac nach dem Gedicht, und der sagte mir: Arthur Hugh Clough:
Say not the struggle naught availeth,
The labour and the wounds are vain,
The enemy faints not, nor faileth,
And as things have been they remain.
If hopes were dupes, fears may be liars;
It may be, in yon smoke conceal'd,
Your comrades chase e'en now the fliers,
And, but for you, possess the field.
For while the tired waves, vainly breaking,
Seem here no painful inch to gain,
Far back, through creeks and inlets making,
Comes silent, flooding in, the main.
And not by eastern windows only,
When daylight comes, comes in the light;
In front the sun climbs slow, how slowly!
But westward, look, the land is bright!
The labour and the wounds are vain,
The enemy faints not, nor faileth,
And as things have been they remain.
If hopes were dupes, fears may be liars;
It may be, in yon smoke conceal'd,
Your comrades chase e'en now the fliers,
And, but for you, possess the field.
For while the tired waves, vainly breaking,
Seem here no painful inch to gain,
Far back, through creeks and inlets making,
Comes silent, flooding in, the main.
And not by eastern windows only,
When daylight comes, comes in the light;
In front the sun climbs slow, how slowly!
But westward, look, the land is bright!
Es ist ein Gedicht eines längst vergessenen viktorianischen Autors, das eine gewisse Berühmtheit bekommen hat. Winston Churchill hat die beiden letzten Strophen 1941 in einer Rede verwendet und über sie gesagt: I believe they will be so judged wherever the English language is spoken or the flag of freedom flies. Churchill hatte das Gedicht auch an →Franklin Delano Roosevelt geschickt. Nachdem er von Roosevelt Longfellows Gedicht →The Building of the Ship zugesandt bekam. Beide Gedichte haben eine Aussage, die der Adressat verstehen konnte. Das transatlantische Bündnis wird 1941 mit zwei Gedichten besiegelt. Solche symbolischen Handlungen wird es heute nicht mehr geben, Donald Trump liest keine Gedichte. Er hat auch nicht in →Harvard studiert wie Roosevelt. Vielleicht kann er auch gar nicht lesen.
Ich besitze von Clough zwar den Oxford Standard Authors Band, aber das Gedicht Say not the struggle naught availeth kannte ich nicht. In dem Post Matthew Arnold habe ich vor zehn Jahren geschrieben: Matthew Arnold ist nicht unbedingt mein Lieblingsdichter, sein Freund Arthur Hugh Clough schon eher. Und einen Satz wie Ah yet when all is thought and said, the heart still overrules the head; still what we hope we must believe, and what is given us receive, kann nur Clough schreiben. Was ich von Clough liebe, sind seine →Amours de Voyage, das habe ich an anderer Stelle schon einmal gesagt. Es ist ein ganz wunderbarer römischer ✺Briefroman in Versen.
Clough wurde im Jahr 1819 geboren, wie so viele bedeutende Schriftsteller, die beinahe alle einen Post in diesem Blog haben: Herman Melville. Walt Whitman, John Ruskin, George Eliot. Gottfried Keller, Klaus Groth und Theodor Fontane. Fontane hat Cloughs Gedicht nicht gekannt. Als es geschrieben wurde, lebte er noch nicht in London. Konnte Französisch, aber kein Englisch. Aber er schreibt zur gleichen Zeit wie Clough ein Gedicht, das einen ganz ähnlichen Tenor hat. In dem schönen →Fontane Blog hat man das bemerkt. Ich hätte es nicht gewusst, bin aber dank des Mac schnell darauf gekommen:
Du darfst mißmuthig nicht verzagen,
In Liebe nicht noch im Gesang,
Wenn mal ein allzu kühnes Wagen,
Ein Wurf im Wettspiel Dir mißlang.
In Liebe nicht noch im Gesang,
Wenn mal ein allzu kühnes Wagen,
Ein Wurf im Wettspiel Dir mißlang.
Wes Fuß wär’ niemals fehlgesprungen?
Wer lief nicht irr’ auf seinem Lauf?
Blick hin auf das, was Dir gelungen,
Und richte so dich wieder auf.
Wer lief nicht irr’ auf seinem Lauf?
Blick hin auf das, was Dir gelungen,
Und richte so dich wieder auf.
Vorüber ziehn die trüben Wetter,
Es lacht aufs Neu der Sonne Glanz,
Und ob verwehn die welken Blätter,
Die frischen schlingen sich zum Kranz.
Es lacht aufs Neu der Sonne Glanz,
Und ob verwehn die welken Blätter,
Die frischen schlingen sich zum Kranz.
Wir nehmen diese guten Wünsche mal mit in den heutigen Tag. Ich wünsche all meinen Lesern ein frohes Pfingstfest.
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