Sonntag, 18. November 2018

Uniklinik (2)


Wenn ich aus dem Fenster der Uniklinik schaute, konnte ich auf den Schwanenweg blicken. Das ist eine hübsche kleine Straße, in der Klaus Groth einst gewohnt hat. Und ein Medizinprofessor, der einmal Medizingeschichte in Kiel geschrieben hat. Ich meine Alkmar von Kügelgen, der hier schon einen Post hat. Auf dem gegenüberliegenden Gebäude des Klinikgeländes war ein riesiges Plakat angebracht. Wir schaffen das, stand darauf. Damit war nicht Frau Merkel gemeint, es war ein Slogan, mit dem man sich Mut zu machen versucht, dass aus dem Chaos der Riesenbaustelle einmal eine funktionierende Uniklinik entsteht. Das Wir schaffen das stand auch auf den Kaffetassen, auf den kleinen Papiertüchtchen, in denen der Zucker war, stand auch: Wir schaffen das. Für so etwas hat man Geld. Zwar lauern im Hintergrund eine Milliarde Euro Schulden, aber für die 640.000 Euro, die der Verwaltungschef Jens Scholz bekommt, reicht es immer noch. Ein Beschwerdemanagement hat die Uniklinik auch, ich nehme an, die haben Tag und Nacht zu tun.

Gerade haben die Klinikdirektoren und Chefs einen Brief an den Ministerpräsidenten geschrieben. Man will mehr Geld. 71 Mediziner haben unterschrieben. Erstaunlich, dass es so viele Direktoren gibt. Ich war vor Jahrzehnten mal eine Woche in der Uniklinik. Der Direktor der Inneren Medizin hieß Bernsmeier, er war ein berühmter Mann. Er war der einzige Direktor der 1. Universitätsklinik, mehr als einen brauchte man damals nicht. Arnold Bernsmeier hatte dafür Zeit, sich jeden Abend für fünf Minuten an mein Bett zu setzen. Als ich letztens in der Uniklinik war, hat niemand mit mir fünf Minuten geredet, die Ärzte hatten es nicht einmal nötig, ihren Namen zu nennen. Viele kannten die Patienten überhaupt nicht. Alle Diagnosen und Werte, die ich von den behandelnden Ärzten des letzten halben Jahrs mitgebracht hatte, waren von den Unimedizinern nicht gelesen worden. Warum auch? Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht, ja das hofft man. Es ist übrigens ein ganz alter Satz. Er steht im Hippokratischen Eid.

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