Sonntag, 18. Dezember 2022

Advent


Markt und Strassen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!

Draußen liegt noch Schnee, aber es wird leider tauen. Vor drei Tagen war es schön, alles wunderbar watteweiß. Und still, wattestill. Als Eichendorff sein Weihnachtsgedicht schreibt, lebt er in Berlin. Da ist das Gedicht Weihnachten auch 1837 zum erstenmal veröffentlicht worden. Die Stadt Berlin kommt selten in Eichendorffs Werk vor. Schnee allerdings schon. 1837 gibt es in Berlin viel Schnee. Im April liegt er auf den Feldern um Berlin noch sechzig Zentimeter hoch, und im Juni fällt noch einmal Schnee. Ich wollte, der Schnee hier bliebe liegen bis Weihnachten, aber das wird wohl nichts. Ich wünsche meinen Lesern einen schönen vierten Advent.

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