John Wilmot, der zweite Earl of Rochester, ist kein Unbekannter in diesem Blog. Er wurde vor kurzem in dem Post the finest Woman of her Age erwähnt, und er ist auch in den Posts Stuarts, Erdogan und Observatorium zu finden. Er war ein adliger Wüstling, der sich selbst als The wildest and most fantastical odd man alive bezeichnet hat. Goethe hat über ihn gesagt: Ganze Bände könnte man zusammendrucken, welche als ein Kommentar zu jenem schrecklichen Texte gelten könnten. Der schreckliche Text ist Rochesters A Satyr against Reason and Mankind, der im Untertitel Written by a Person of HONOUR heißt. Allerdings ist honour kein Begriff, den man Rochester zuordnen würde. Er hat ungefähr hundert Gedichte geschrieben, die immer wieder Schriftsteller interessiert haben. Wie Goethe, der sogar einiges von Rochester auf englisch zitieren konnte. Graham Greene hat 1974 die Biographie Lord Rochester’s Monkey: Being the Life of John Wilmot, Second Earl of Rochester geschrieben. Die erschien umgehend in deutscher Übersetzung: Lord Rochesters Affe: Das ausschweifende Leben des genialen Trunkenbolds und Hurenhaus-Poeten zuerst bei Zsolnay (mit einigen Gedichten von Rochester) und dann bei Rowohlt als Taschenbuch.
Wenn wir Rochester kennenlernen wollen, geht das am besten durch ein Gedicht wie diesem:
I‘ve outswilled Bacchus, sworn of my own makeOath would fright Furies and make Pluto quake
I‘ve swived more whores more ways than Sodom‘ s walls
E ‘er knew, or the College of Rome‘s Cardinals,
Witness heroic scars – look here, ne‘er go! –
Cerecloths and ulcers from the top to toe ...
Pox on't, why do I speak of these poor things?
I have blasphemed my God and libeled Kings!
The readiest way to hell! Come quick!
Ne‘er stir:
The readiest way, my Lord, ‘s by Rochester.
In der Übersetzung von Christine Wunnicke liest sich das so:
Wie Bacchus soff ich, schrie Injurien
schlimmer als Pluto samt den Furien,
was ich mit Huren tat, wenn ichs erzähle,
erschreck ich Sodom und Roms Kardinäle,
die Narben sieh, die kühn mich übersäen,
Pflaster, Geschwür vom Kopf bis zu den Zehen...
Die Pocken über die Banalität!
Könige und Gott hab ich geschmäht!
Der schnellste Weg zur Hölle! Rasch!
Mein Herr,
der schnellste Weg führt über Rochester.
So findet sich das Gedicht in dem zweisprachigen Band Der beschädigte Wüstling: Satiren, Lieder und Briefe, den die Schriftstellerin und Übersetzerin Christine Wunnicke gemacht hat und mit einem Vorwort versehen hat. Das Buch erschien 2005 in einem etwas obskuren Verlag, der Männerschwarm heißt, 2008 übernahm dtv das Buch.
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