Dienstag, 21. April 2015

Teckel & Corgwn


Die Fleischersgattin ➱Else Stratmann nennt sie ja liebevoll despektierlich nur Lisbeth. Unter dem Titel ➱Lisbeth gab es hier schon einmal einen Post über die englische Königin. Dieses schöne Portrait der Königin wurde 1953 kurz nach ihrer Krönung gemalt. Die Malerin Beatrice M. Johnson war eigentlich Photographin, sie hat damals auch das Photo von Dorothy Wilding koloriert, das das bekannteste ➱Photo von der jungen Königin wurde (und auch auf die Briefmarken wanderte). Doch dieses Bild, das dem Regimental Museum of the Argyll and Sutherland Highlanders gehört, ist schon erstaunlich in seiner Frische und Natürlichkeit. Eine Frische und Natürlichkeit, die viele ➱Bilder der Königin nicht besitzen.

Es ist sicher nicht so leicht, die Königin zu malen. Diese Bild von der kleinen Emma Dorington hat einmal einen Preis in der Gruppe der zwölf- bis achtzehnjährigen Amateurmaler gewonnen. Ist auch nicht schlechter als das Gemälde von ➱Lucien Freud. Wenn es schon nicht so leicht ist, die Königin zu malen, ist es offensichtlich auch nicht so leicht, ein gutes Gedicht auf die Königin zu schreiben. Dafür ist ja normalerweise der poet laureate zuständig, der sein Honorar in Rotwein bekommt. Neuerdings auch ein klein wenig Bargeld. Das honorarium beträgt zur Zeit £5,760 per annum.

Ich bleibe mit diesem Bild noch einmal bei den Amateurmalern. Dies Bild wurde von dem Amerikaner ➱Joseph Wallace King gemalt, der im Alter von elf Jahren einen Arm verlor. Normalerweise würde die Königin wohl eher in einer Barbour Jacke oder einer ➱Steppjacke in der Natur herumlaufen (auf jeden Fall tat das ➱Helen Mirren in The Queen), aber unser amerikanischer Maler setzt sie in einem Abendkleid in die Landschaft. Es bleibt die irritierende Frage: wie ist sie mit diesem Schuhen dahin gekommen? Und wo sind die corgwn?

So sehr ich ➱John Betjeman schätze, seine Gedichte auf offizielle Anlässe gehören nicht zu seinen besten Werken - Sie können mehr dazu in dem Post ➱St Paul's Cathedral lesen. Dort findet sich auch ein kleines Gelegenheitsgedicht von Andrew Motion, adressiert an den damaligen poet laureate Ted Hughes, dessen Gedicht die Presse damals verrissen hatte. Das Gedicht hat den Titel Lines Composed by Her Majesty Queen Elizabeth In Sympathy With Her Poet Laureate:

My family are a trial to Ted Hughes:
No sooner do they marry than divorce
His burdens would be lighter if he chose
To write about a corgi or a horse.

Sie sehen hier, dass ich mich bemühe, etwas unbekanntere Portraits der Königin zu zeigen. Hier malt gerade die Nigerianerin ➱Chinwe Chukwuogo-Roy. Ted Hughes ist unter den poet laureates ein kleines Problem. Er reizte die ➱Redaktion der Satirezeitschrift Private Eye immer zu Satiren, die häufig besser waren als seine Gedichte. Der immer scharfsinnige Robert Nye (der selbst Dichter ist) schrieb nach der Veröffentlichung von Rain-charm for the Duchy: And Other Laureate Poems, in dem auch das siebenseitige Gedicht auf die Taufe von Prince Harry enthalten ist: John Betjeman’s old suit hardly fits a dour Yorkshireman with ambitions to be a sort of royal witch doctor. Only one of those Laureate effusions is included here, the one for HRH Prince Harry, which has some decent lines about salmon responding to a storm. Das muss man Hughes lassen, bei der Beschreibung von Sturm und Regen ist er richtig gut:

Thunder gripped and picked up the city.
Rain didn't so much fall as collapse
The pavements danced, like cinders in a riddle. 
What a weight of warm Atlantic water! 
The car-top hammered. The Cathedral jumped in and out 
Of a heaven that had obviously caught fire 
And couldn't be contained. 
I was thinking Of joyful sobbing 
The throb 
In the rock-face mosses of the Chains 
And of the exultant larvae in the Barle's shrunk trench, their filaments ablur 
like propellors, under the churned ceiling of light
The pavements danced, like cinders in a riddle

Die Queen hat heute Geburtstag, natürlich gratulieren wir von dieser Stelle aus. Und natürlich haben wir für den Tag auch ein Gedicht. Und was für eins. Es wurde nämlich von einer richtigen Königin geschrieben. Nicht von Margrethe von Dänemark (der wir nachträglich zum Geburtstag gratulieren), dort im Schloss in Kopenhagen dichtet nur der Ehemann. Der schreibt nämlich Gedichte über seine Dackeldame Evita, die so klingen: Ich liebe es, Dein Fell zu streicheln. Du lieber, du besonderer Hund. Einen Klaps willst du gerne haben. Stolz wie ein Papst empfängst du Schelte wie eine Gnade. Vor hundert Jahren haben die Engländer trotz ihrer angeblichen Tierliebe auf der Straße Dackel getreten, nur weil das deutsche Hunde waren (lesen Sie mehr dazu in dem Post ➱Lodenmäntel).

Das Gedicht A mon Teckel klingt natürlich im Französischen eindrucksvoller: J'aime caresser ton poil, toi mon cher chien spécial. Tu aimes les papouilles. Fier comme un pape, tu reçois les réprimandes comme une grâce. Ob Elizabeth über ihre corgwun schreibt (die auf diesem Cartoon von Carl Giles gerade über die Palastwache herfallen - was übrigens die royale dänische Dackelhündin auch getan hat), wissen wir nicht. Noch mehr Cartoons von Giles zum Thema Königin finden Sie ➱hier. Dass die Königin Bücher liest, das wissen wir inzwischen dank ➱Alan Bennetts Buch The Uncommon Reader. In dem natürlich auch corgwn vorkommen.

Das Gedicht des heutigen Tages heißt On Monsieur’s Departure, es wurde von der Königin Elizabeth I von England geschrieben

I grieve and dare not show my discontent,
I love and yet am forced to seem to hate,
I do, yet dare not say I ever meant,
I seem stark mute but inwardly do prate.
I am and not, I freeze and yet am burned,
Since from myself another self I turned.

My care is like my shadow in the sun,
Follows me flying, flies when I pursue it,
Stands and lies by me, doth what I have done.
His too familiar care doth make me rue it.
No means I find to rid him from my breast,
Till by the end of things it be supprest.

Some gentler passion slide into my mind,
For I am soft and made of melting snow;
Or be more cruel, love, and so be kind.
Let me or float or sink, be high or low.
Or let me live with some more sweet content,
Or die and so forget what love ere meant.

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