Heute vor achtzig Jahren starb der amerikanische Dichter Edwin Arlington Robinson. Ich habe beinahe alle seine Gedichte gelesen, aber ich verstehe sie nicht. Oder ich mag sie nicht. Ich musste vor Jahrzehnten als wissenschaftliche Hilfskraft mal Sklavenarbeit für einen Professor leisten, der über Robinson schreiben wollte. Ich las alles, was die Wissenschaft über Robinson sagte, es machte mich nicht schlauer. Ich mag manche Schriftsteller einfach nicht. Ich bin voreingenommen, ich mag auch ➱Emily Dickinson nicht. Hätten ➱Ezra Pound oder ➱Robert Lowell heute Geburtstag, würde ich sagen: Lesen Sie alles von ihnen. Was auch für Dichter wie zum Beispiel ➱Red Shuttleworth und ➱Andrew Hudgins gilt, die in diesem Blog schon häufig erwähnt wurden.
Es gibt natürlich Kritiker, die Robinson großartig finden. Wie der Dichter Louis O. Coxe in seinem Buch Edwin Arlington Robinson: The Life of Poetry. Jahrzehnte zuvor hatte er seine Examensarbeit in Princeton über Robinson geschrieben. Oder der berühmte James Dickey: No poet ever understood loneliness or separateness better than Robinson or knew the self-consuming furnace that the brain can become in isolation, the suicidal hellishness of it, doomed as it is to feed on itself in answerless frustration, fated to this condition by the accident of human birth, which carries with it the hunger for certainty and the intolerable load of personal recollections. He understood loneliness in all its many forms and deities and was thus less interested in its conventional poetic aspects than he was in the loneliness of the man in the crowd, or alone with his thoughts of the dead, or feeling at some unforeseen time the metaphysical loneliness, the angst, of being "lost among the stars," or becoming aware of the solitude that resides in comfort and in the affection of friend and family--that desperation at the heart of what is called happiness. It is only the poet and those involved who realize the inevitability and the despair of these situations, "Although, to the serene outsider, There still would seem to be a way."
Und ich hätte da noch Lucius Morris Beebe, einen Mann, den Walter Winchell Luscious Lucius genannt hat. Ein Bonvivant und Elegant, der sich seine Anzüge von ➱Henry Poole und seine Oberhemden von ➱Charvet machen lässt. Und die Schuhe natürlich von John Lobb. Er soll angeblich auch eine Geschichte des Bowlers geschrieben haben, aber da bin ich sehr skeptisch (wahrscheinlich ist der kleine Artikel in The Julius Beebe Reader damit gemeint). In Fred Miller Robinsons The Man in the Bowler Hat: His History and Iconography wird Beebe nicht erwähnt (lesen Sie mehr in ➱Bowler Hat). Warum erwähne ich das alles? Weil der Dandy Lucius Beebe seine Abschlussarbeit in Harvard über Edwin Arlington Robinson geschrieben hat.
Blogger sind Essayisten, und Essayisten sind subjektiv. Ich darf natürlich sagen, dass ich Robinson nicht mag. Wenn ich jetzt bösartig wäre, dann würde ich sagen, dass das Beste von Edwin Arlington Robinson das Portrait ist, das Lilla Cabot Perry (die hier schon einen ➱Post hat) von ihm gemalt hat. Der Malerin und ihrem Ehemann hat er 1920 auch seinen Gedichtband The Three Taverns gewidmet. Der amerikanische Präsident Teddy Roosevelt hatte dem stellungslosen Dichter Robinson einen Job beim New Yorker Zollamt verschafft. ➱Herman Melville war da auch einmal beschäftigt, Nathaniel Hawthorne beim Zollamt von Boston.
Aber während Herman Melville beinahe dreißig Jahre lang für sein Geld gearbeitet hat, tat Hawthorne in den vier Jahren im Custom House so gut wie nichts. Robinson tut noch weniger als Hawthorne, der immerhin The Custom House als ➱Einleitung zu The Scarlet Letter verewigt hat. Diesen Cartoon fand ich durch Zufall, ich suchte eigentlich den, den ich schon in dem Post ➱Skandal veröffentlicht hatte. Die Jahre im Zollamt sind für den ehemaligen Harvard Studenten Robinson (der aus Dankbarkeit ein ➱Gedicht auf Roosevelt schreibt und ihm seinen Band The Town Down the River widmet) eine Sinekure.
I am free to say that [Robinson] was put in less with a view to the good of the government service than with a view of helping American letters, schrieb Teddy Roosevelt. Als Roosevelt aus dem Amt scheidet, verlangt die Zollverwaltung, dass Robinson zu seinen Dienststunden im Büro ist. Und Uniform trägt. Das hält der Dichter für unzumutbar und quittiert den Dienst. Wenn er nichts hat, so hat er die richtigen Freunde. Wie den Harvard Professor John Hays Gardiner, der ihn finanziell unterstützt. Oder diese Dame hier, die Laura E. Richards heißt.
Es war ja nicht so, dass Roosevelt den Dichter - der ganz, ganz entfernt mit Amerikas erster Dichterin Anne Bradstreet verwandt ist - wirklich bewunderte. Die Protektion hat einen ganz anderen Grund. Sein Sohn Kermit (er heißt wirklich so) hat in Groton einen Lehrer namens Henry Howe Richards, der ein Fan von Edwin Arlington Robinson ist. Groton ist eine berühmte Schule und Robinson kommt aus einer berühmten Bostoner Familie. Seine Mutter war eben diese Laura E. Richards auf dem Photo oben, seine Großmutter war Julia Ward Howe, die die Battle Hymn of the Republic geschrieben hatte. Der amerikanische Präsident, dem sein Sohn das ➱Gedicht Captain Craig zum Lesen gegeben hat, glaubt, dass er die Schulnoten von Kermit verbessern kann, wenn er den Lieblingsdichter des Lehrers seines Sohnes protegiert. Das hier hat der kleine Henry Howe Richards übrigens getragen, als er zehn Jahre alt war, Hemingway trug als Kind auch solche Kleider (lesen Sie mehr in ➱John Hoppner).
Robinson, der ein Zeitgenosse von ➱Robert Frost war, hat drei Pulitzer Prizes erhalten, bedeutendere Dichter als er haben nie einen bekommen. Das ➱Gedicht Miniver Cheevy fand ich ganz witzig, weil die Zeile And kept on drinking sicherlich autobiographisch ist. Er hat irgendwann mit dem Suff aufgehört, aber als die Prohibition verkündet wurde, hat er sofort wieder damit angefangen. Man erwartet es ja von einem Dichter, dass er trinkt. Manche sind, wie ➱Dylan Thomas, dafür berühmt. Es gibt auch schon Sekundärliteratur zu dem Thema wie The Thirsty Muse: Alcohol and the American Writer von Tom Dardis. Meinetwegen sollen sie trinken, wenn sie nur gute Gedichte schreiben.
Robinson hat viele Gedichte über eine fiktive Kleinstadt namens ➱Tilbury Town geschrieben, aber auch viele erzählende Langgedichte. Und einen ganzen Zyklus zu König Artus. Der Band Merlin war einmal ein Bestseller. William H. Pritchard schrieb, diese Gedichte zeigten occasional purple patches, fine lines here and there, but on the whole prolix, fussy, and somehow terribly misguided--the long poems are stone-dead. Wenn Sie eine andere Meinung hören wollen, dann klicken Sie diesen ➱ Blog an, da schreibt jemand, der Robinson mag. Ein Gedicht von Robinson wird heute immer noch zitiert. Aber das liegt vielleicht weniger an dem Pulitzer Preisträger, als an ➱Simon und Garfunkel, die Richard Cory auf The Sound of Silence gesungen haben.
Whenever Richard Cory went down town,
We people on the pavement looked at him:
He was a gentleman from sole to crown,
Clean favored, and imperially slim.
And he was always quietly arrayed,
And he was always human when he talked;
But still he fluttered pulses when he said,
'Good-morning,' and he glittered when he walked.
And he was rich - yes, richer than a king -
And admirably schooled in every grace:
In fine, we thought that he was everything
To make us wish that we were in his place.
So on we worked, and waited for the light,
And went without the meat, and cursed the bread;
And Richard Cory, one calm summer night,
Went home and put a bullet through his head.
Wir wissen natürlich, das dieses Bild zu solch unsterblichen Zeilen wie The PTA, Mrs. Robinson, Won't OK the way you do your thing, Ding ding ding And you'll get yours, Mrs. Robinson, Foolin' with that young stuff like you do Boo hoo hoo, woo woo woo gehört. Aber die große Frage bleibt: Haben Simon und Garfunkel ihre Mrs Robinson nach Edwin Arlington Robinson benannt?
Wenn Sie mehr Gedichte von Edwin Arlington Robinson lesen wollen, dann klicken Sie ➱hier.
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