Samstag, 1. Februar 2014

Gedenktag


Im Lexikon der Heiligen ist er nicht, aber im Calendar of Saints der lutherischen Kirchen Amerikas da steht er heute am 1. März: George Herbert. Living Well is the best revenge, soll er gesagt haben. Was natürlich durch den Titel des Albums von REM etwas bekannter geworden ist als durch ihn. Man weiß aber nicht, ob er es wirklich gesagt hat, vieles an kleinen Weisheiten auf dieser ➱Seite sind ihm nur zugeschrieben worden, sind aber nicht wirklich verbürgt. Der englische Dichter und Theologe George Herbert ist am 1. März 1633 gestorben, und da dachte ich, ich schreibe mal über ihn. Aber dann hatte ich diese dunkle Ahnung, dass ich das schon einmal getan habe. Also habe ich den Namen in das kleine Suchfeld auf meiner Blog Seite eingegeben. Und siehe da, es gibt schon einen Post, der ➱George Herbert heißt.

Ich neige immer dazu, ihn mit seinem Bruder Edward (hier auf einer Miniatur von Isaac Oliver) zu verwechseln, der auch Dichter gewesen ist. Und Philosoph, Soldat und Diplomat, fünf Jahre lang war er der englische Botschafter am französischen Hof. Er hat ein ganz anderes Leben geführt als sein Bruder. Den er in seiner ➱Autobiographie natürlich erwähnt: My brother George was so excellent a scholar, that he was made the public orator of the University in Cambridge; some of whose English works are extant; which, though they be rare in their kind, yet are far short of expressing those perfections he had in the Greek and Latin tongue, and all divine and human literature: his life was most holy and exemplary; insomuch, that about Salisbury, where he lived, beneficed for many years, he was little less than sainted. He was not exempt from passion and choler, being infirmities to which all our race is subject, but that excepted, without reproach in his actions.

Niemand in George Herberts Gemeinde, für die er nur der Holy Mr. Herbert war, wusste, dass er Gedichte schrieb. Seine Gedichte wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht. Seine Mutter hatte ihm die Liebe zur Literatur mitgegeben. Sie hat den Dichter John Donne gefördert, der ihr seine Holy Sonnets gewidmet hat und nach ihrem Tod den Gedenkgottesdienst gehalten hat. Nach ihrem Tod gibt Herbert seine politische Karriere auf (er war mehrfach Parlamentsabgeordneter) und wendet sich der Kirche zu. Der Tod von James I, der ihn immer gefördert hatte, mag auch zu dem Entschluss beigetragen haben. Aber er strebt keine Karriere in der Church of England an, er wird Landpfarrer in der kleinen Gemeinde Fugglestone-cum-Bemerton. Versieht unermüdlich seinen Dienst, kümmert sich um die kleinen Dinge:

The Countrey Parson hath a speciall care of his Church, that all things there be decent, and befitting his Name by which it is called. Therefore first he takes order, that all things be in good repair; as walls plaistered, windows glazed, floore paved, seats whole, firm, and uniform, especially that the Pulpit, and Desk, and Communion Table, and Font be as they ought, for those great duties that are performed in them. Secondly, that the Church be swept, and kept cleane without dust, or Cobwebs, and at great festivalls strawed, and stuck with boughs, and perfumed with incense. 

Das Pfarrhaus ist seit Jahren unbewohnt, er lässt es renovieren. Die Kirche auch gleich. Die adlige Familie, aus der er kommt, hat noch ein wenig Geld. Und im Haus lässt er eine steinerne Tafel anbringen:

To My Successor

If thou chance for to find
A new House to thy mind
And built without thy Cost
Be good to the Poor,
As God gives thee store,
And then, my Labour's not lost.


Nicht alles, was er geschrieben hat, ist erhalten. Izaak Walton sagt in seiner ➱Biographie über Herberts Frau, die nach seinem Tod einen Sir Robert Cook geheiratet hatte: This Lady Cook had preserved many of Mr. Herbert’s private writings, which she intended to make public; but they and Highman House were burnt together by the late rebels, and so lost to posterityVielleicht ist es für George Herbert, der immer eine schwache Gesundheit hatte, ein Glück gewesen, dass er so früh starb. Kurz vor seinem Tod schickte er die Manuskripte seiner Gedichte an einen Freund. Der solle für ihre Veröffentlichung sorgen, wenn sie gut seien. Wenn sie schlecht seien, sollte er sie verbrennen. Wenig später wird viel an Literatur in England verbrannt werden, auch ohne den letzten Willen der Besitzer.

Es ist Bürgerkrieg in England. George Herberts Bruder (Bild) kann seine Bibliothek bewahren, er macht einen Vertrag mit Sir Thomas Myddelton, der sein Schloß besetzt hat: And it is further agreed that there shall be noe person or persons enter into the library or study of the said Edward Lord Herbert, during the time of the absence of the said Edward Lord Herbert. Von seinem Schloß Montgomery Castle (oben) ist am Ende des Bürgerkriegs nicht viel übriggeblieben. Das Überleben des Werks von John Donne verdanken wir in dieser Zeit nur einem Zufall. Hätte John Donne Junior nicht unter einem Vorwand die Manuskripte seines verstorbenen Vaters von dessen Freund Henry King entliehen, was wüssten wir von John Donne? Denn Cromwells Horden haben wenig später das Haus des Bischofs King verwüstet.

Der Bürgerkrieg wurde für seinen Bruder eine Zeit großen Unglücks. Als er starb, schickte Lord Cherbury (der im Gegensatz zu seinem Bruder kein Gläubiger sondern ein großer Egoist war) nach seinem Freund, dem Erzbischof James Usher: Usher, Lord Primate of Ireland, was sent for by him, when in his death-bed, and he would have received the sacrament. He sayd indifferently of it that ' if there was good in any-thing 'twas in that,' or 'if it did no good 'twould doe no hurt.' The primate refused it, for which many blamed him. So steht es in John Aubreys Brief Lives, und das stimmt wahrscheinlich auch so. Zwei Brüder. Der eine ein Karrierist und Egoist, der andere little less than sainted.

Feiern wir also den heutigen Gedenktag von George Herbert mit einem Gedicht, das The Call heißt:

Come, my Way, my Truth, my Life :
Such a Way, as gives us breath :
Such a Truth, as ends all strife :
And such a Life, as killeth death.

Come, my Light, my Feast, my Strength :
Such a Light, as shows a feast :
Such a Feast, as mends in length :
Such a Strength, as makes his guest.

Come, my Joy, my Love, my Heart :
Such a Joy, as none can move :
Such a Love, as none can part :
Such a Heart, as joyes in love.

Eine gesungene Version des Gedichts, in der Vertonung von Ralph Vaugham Williams, finden Sie ➱hier. Leider hat George Herbert keine witzigen kleinen Geburtstagsgedichte geschrieben, sonst hätte ich natürlich ein solches Gedicht für den George, der heute Geburtstag hat, hier abgedruckt.

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