Lord Byron putzt seine Schuhe nicht. Das sagt uns Percy Bysshe Shelley: He was very tall, but so bent that he seemed of ordinary height, and although his figure was so fragile, his bones and joints stood out too much, even grossly. And yet all these details, themselves unbeautiful, still formed an extremely sympathetic being... He was also extraordinary in his dress, for he generally wore a school-boy's jacket, never any gloves, and unpolished shoes and yet, among a thousand gentlemen, he would always have seemed the most accomplished. Wenn der junge Lord seine Schuhe nicht putzt, dann gibt es einen anderen, der das tut. Und der heißt John Arnaud Robin Grey (Jock) Murray. Er ist der sechste in einer berühmten Verlegerfamilie, die einst Byrons Werke verlegte.
Dass der Verleger und Byron Sammler Jock Murray die schwarzen Stiefel Byrons putzt, weiß ich aus einem Gedicht von Andrew Hudgins, das Lord Byron’s Boots heißt:
From their display case, John Murray VI removed
his obit said, Lord Byron’s boots from time to time, and smeared
hard black wax on dry two-hundred-year-old leather,
working it into cracks and gouges first burnished
with tallow and lampblack, a job I’d like. Come now, my man,
I want to see those elbows fly! If you think I’ll wear your work
to promenade the most admired and fashionable whores,
you may go to hell and fuck spiders. And back to work I go
on my own boots, blacking scuffs, and buffing scrapes, gouges, cuts,
and time to an elegant but not excessive luster.
Das Gedicht findet sich in der Sammlung A Clown at Midnight, aus der ich ➱Ostern schon das wunderbare Gedicht Princess after Princess zitiert habe. Dieser Cartoon ist von dem berühmten Max Beerbohm, hat den Titel Lord Byron, shaking the dust of England from his shoes. Die schwarzen Stiefel sind wahrscheinlich von William Smith aus Southwell angefertigt. Viele Schuhmacher aus dieser Zeit sind heute noch bekannt. Der Duke of Wellington vertraute George Hoby in der St. James's Street, der ihm seine geliebten Hessian boots machte. Hoby hatte das Königshaus und die Aristokratie - George ➱Brummell nicht zu vergessen - als Kunden. Den Dandy Brummell hat ➱Lord Byron durchaus bemerkt, hat er doch gesagt: There are three great men of our age: myself, Napoleon and Beau Brummell. But of we three, the greatest of all is Brummell.
Es ist die Zeit, in der die Gentlemen an ihren Schuhen gemessen werden (das tut man heimlich noch heute), und so kann man in einer Schmonzette mit dem Titel Letter from a Rake lesen: Her eyes drifted lower to the highly polished black Hussar boots which clung to his calf muscles. She took a deep breath and tried to turn her head away, but found herself unable. Or was it unwilling? Das hätte Jane Austen nicht zu schreiben gewagt, Sasha Cottman (die ➱hier auch eine nette Seite über den Regency Dandy hat) wagt das natürlich. Verkauft sich wahrscheinlich gut. Hält aber nicht so lange wie die Romane von ➱Jane Austen. Das Buch hier, Sarah Jane Downings Fashion the Time of Janes Austen kann ich uneingeschränkt empfehlen. Ob Sie die Dissertation The Boot and Shoe Trades in London and Paris in the Long Eighteenth Century von Giorgio Riello lesen wollen, müssen Sie selbst entscheiden (Sie finden sie ➱hier).
George Hoby war ein schlagfertiger Mann, der seinen eigenen Handwerkerstolz hatte. Und der ungern das Gemäkel von Kunden an seiner Kunst ertrug. ➱Captain Gronow erwähnt ihn mehrmals in seinen Erinnerungen. Dort findet sich auch die schöne Geschichte, dass der junge Fähnrich Horace Chatham Churchill (der es noch zum General bringen sollte) wutentbrannt in Hobys Laden kommt, um sich über die angeblich mangelhafte Qualität seiner Stiefel zu beschweren. Niemals wieder würde er sich von Hoby ein Paar Schuhe machen lassen: Hoby, putting on a pathetic cast of countenance, called to his shopman, “John, close the shutters. It is all over with us. I must shut up shop; Ensign Churchill withdraws his custom from me.” Das ist nun wirklich witzig.
Captain Gronow weiß auch zu berichten, dass Hoby in dem Augenblick beim Herzog von Kent (dem Vater der späteren Königin Victoria, wir können annehmen, dass die Stiefel auf diesem Bild von Hoby sind) war, als der die Botschaft von Wellingtons Sieg in Vitoria erhielt. Wenn der Herzog seinem Schuhmacher von dem Sieg erzählt, sagt der nur kühl: If Lord Wellington had had any other bootmaker than myself, he never would have had his great and constant successes; for my boots and prayers bring his lordship out of all his difficulties. Das mit dem Beten ist sicherlich wahr, George Hoby war in seiner Freizeit Methodistenprediger. Und er hat seinen Herzog, nach dem heute in England die ➱Gummistiefel wellies heißen, wirklich geliebt. Er hinterließ bei seinem Tod ein Vermögen von 120.000 Pfund, das wären heute Millionen. Ich glaube nicht, dass ein Schuhmacher jemals so viel verdient hat. Julius Harai (der für Max Schmeling und Walter Scheel die Schuhe machte) nicht und Benjamin Kleman wohl auch nicht. John Lobb vielleicht. Manolo Blahnik dank Sex and the City wohl auch.
Aber ich sollte auf Lord Byron zurückkommen. Die italienische Contessa Teresa Guiccioli weiß in ihren Erinnerungen an ihren Geliebten dazu zu sagen, dass Byron ganz normale Füße hatte. Dass er einen Klumpfuß wie Goebbels gehabt habe, ist wohl eine Erfindung seiner Feinde. Teresa Guiccioli zitiert in ihrem ➱Buch eine persönliche Erklärung des englischen Schuhmachers William Swift:
William Swift, bootmaker at Southwell, Nottinghamshire, having had the honor of working for Lord Byron when residing at Southwell from 1805 to 1807, asserts that these were the trees upon which his lordship's boots and shoes were made, and that the last pair delivered was on the 10th of May, 1807. He, moreover, affirms that his lordship had not a club foot, as has been said, but that both his feet were equally well formed, one, however, being an inch and a half shorter than the other. The defect was not in the foot but in the ankle, which, being weak, caused the foot to turn out too much. To remedy this his lordship wore a very light and thin boot, which was tightly laced just under the sole, and, when a boy he was made to wear a piece of iron with a joint at the ankle, which passed behind the leg and was tied behind the shoe. The calf of this leg was weaker than the other, and it was the left leg.
Interessant ist hier, dass der Schuhmacher William Swift betont, dass es der linke Fuß ist, viele Zeitgenossen und Historiker reden von dem rechten Fuß. So ein Dr. Laurie, der Byron als Kind behandelte. Dann ➱Stendhal (der Byron 1816 in der Mailänder Scala begegenet) und Byrons Freund Trelawny. Für die These mit dem linken Fuß gibt es allerdings gewichtigere Zeugen. Da wäre neben dem englischen Schuhmacher William Swift der Bildhauer Bertel Thorvaldsen (der ➱hier einen Post hat). Der Byron sicherlich genau studiert hat, als er eine Statue von ihm anfertigte. Und dann ist da noch der Dr Julius Michael Millingen, Byrons Leibarzt in Griechenland. Ach, es ist schön, dass wir das mal geklärt haben.
hard black wax on dry two-hundred-year-old leather,
working it into cracks and gouges first burnished
with tallow and lampblack, a job I’d like. Come now, my man,
I want to see those elbows fly! If you think I’ll wear your work
to promenade the most admired and fashionable whores,
you may go to hell and fuck spiders. And back to work I go
on my own boots, blacking scuffs, and buffing scrapes, gouges, cuts,
and time to an elegant but not excessive luster.
Das Gedicht findet sich in der Sammlung A Clown at Midnight, aus der ich ➱Ostern schon das wunderbare Gedicht Princess after Princess zitiert habe. Dieser Cartoon ist von dem berühmten Max Beerbohm, hat den Titel Lord Byron, shaking the dust of England from his shoes. Die schwarzen Stiefel sind wahrscheinlich von William Smith aus Southwell angefertigt. Viele Schuhmacher aus dieser Zeit sind heute noch bekannt. Der Duke of Wellington vertraute George Hoby in der St. James's Street, der ihm seine geliebten Hessian boots machte. Hoby hatte das Königshaus und die Aristokratie - George ➱Brummell nicht zu vergessen - als Kunden. Den Dandy Brummell hat ➱Lord Byron durchaus bemerkt, hat er doch gesagt: There are three great men of our age: myself, Napoleon and Beau Brummell. But of we three, the greatest of all is Brummell.
Es ist die Zeit, in der die Gentlemen an ihren Schuhen gemessen werden (das tut man heimlich noch heute), und so kann man in einer Schmonzette mit dem Titel Letter from a Rake lesen: Her eyes drifted lower to the highly polished black Hussar boots which clung to his calf muscles. She took a deep breath and tried to turn her head away, but found herself unable. Or was it unwilling? Das hätte Jane Austen nicht zu schreiben gewagt, Sasha Cottman (die ➱hier auch eine nette Seite über den Regency Dandy hat) wagt das natürlich. Verkauft sich wahrscheinlich gut. Hält aber nicht so lange wie die Romane von ➱Jane Austen. Das Buch hier, Sarah Jane Downings Fashion the Time of Janes Austen kann ich uneingeschränkt empfehlen. Ob Sie die Dissertation The Boot and Shoe Trades in London and Paris in the Long Eighteenth Century von Giorgio Riello lesen wollen, müssen Sie selbst entscheiden (Sie finden sie ➱hier).
George Hoby war ein schlagfertiger Mann, der seinen eigenen Handwerkerstolz hatte. Und der ungern das Gemäkel von Kunden an seiner Kunst ertrug. ➱Captain Gronow erwähnt ihn mehrmals in seinen Erinnerungen. Dort findet sich auch die schöne Geschichte, dass der junge Fähnrich Horace Chatham Churchill (der es noch zum General bringen sollte) wutentbrannt in Hobys Laden kommt, um sich über die angeblich mangelhafte Qualität seiner Stiefel zu beschweren. Niemals wieder würde er sich von Hoby ein Paar Schuhe machen lassen: Hoby, putting on a pathetic cast of countenance, called to his shopman, “John, close the shutters. It is all over with us. I must shut up shop; Ensign Churchill withdraws his custom from me.” Das ist nun wirklich witzig.
Captain Gronow weiß auch zu berichten, dass Hoby in dem Augenblick beim Herzog von Kent (dem Vater der späteren Königin Victoria, wir können annehmen, dass die Stiefel auf diesem Bild von Hoby sind) war, als der die Botschaft von Wellingtons Sieg in Vitoria erhielt. Wenn der Herzog seinem Schuhmacher von dem Sieg erzählt, sagt der nur kühl: If Lord Wellington had had any other bootmaker than myself, he never would have had his great and constant successes; for my boots and prayers bring his lordship out of all his difficulties. Das mit dem Beten ist sicherlich wahr, George Hoby war in seiner Freizeit Methodistenprediger. Und er hat seinen Herzog, nach dem heute in England die ➱Gummistiefel wellies heißen, wirklich geliebt. Er hinterließ bei seinem Tod ein Vermögen von 120.000 Pfund, das wären heute Millionen. Ich glaube nicht, dass ein Schuhmacher jemals so viel verdient hat. Julius Harai (der für Max Schmeling und Walter Scheel die Schuhe machte) nicht und Benjamin Kleman wohl auch nicht. John Lobb vielleicht. Manolo Blahnik dank Sex and the City wohl auch.
Aber ich sollte auf Lord Byron zurückkommen. Die italienische Contessa Teresa Guiccioli weiß in ihren Erinnerungen an ihren Geliebten dazu zu sagen, dass Byron ganz normale Füße hatte. Dass er einen Klumpfuß wie Goebbels gehabt habe, ist wohl eine Erfindung seiner Feinde. Teresa Guiccioli zitiert in ihrem ➱Buch eine persönliche Erklärung des englischen Schuhmachers William Swift:
William Swift, bootmaker at Southwell, Nottinghamshire, having had the honor of working for Lord Byron when residing at Southwell from 1805 to 1807, asserts that these were the trees upon which his lordship's boots and shoes were made, and that the last pair delivered was on the 10th of May, 1807. He, moreover, affirms that his lordship had not a club foot, as has been said, but that both his feet were equally well formed, one, however, being an inch and a half shorter than the other. The defect was not in the foot but in the ankle, which, being weak, caused the foot to turn out too much. To remedy this his lordship wore a very light and thin boot, which was tightly laced just under the sole, and, when a boy he was made to wear a piece of iron with a joint at the ankle, which passed behind the leg and was tied behind the shoe. The calf of this leg was weaker than the other, and it was the left leg.
Interessant ist hier, dass der Schuhmacher William Swift betont, dass es der linke Fuß ist, viele Zeitgenossen und Historiker reden von dem rechten Fuß. So ein Dr. Laurie, der Byron als Kind behandelte. Dann ➱Stendhal (der Byron 1816 in der Mailänder Scala begegenet) und Byrons Freund Trelawny. Für die These mit dem linken Fuß gibt es allerdings gewichtigere Zeugen. Da wäre neben dem englischen Schuhmacher William Swift der Bildhauer Bertel Thorvaldsen (der ➱hier einen Post hat). Der Byron sicherlich genau studiert hat, als er eine Statue von ihm anfertigte. Und dann ist da noch der Dr Julius Michael Millingen, Byrons Leibarzt in Griechenland. Ach, es ist schön, dass wir das mal geklärt haben.
In seinen Jugendjahren war die leichte Deformation für Byron ein Greuel, spätestens seit ➱Mary Chaworth von that little lame boy gesprochen hat. Später konnte er ironisch darüber sprechen: The Morning Post in particular has found out that I am a sort of Richard the third - deformed in mind & body - the last piece of information is not very new to a man who passed five years at a public school. Byron hat in seiner Jugend orthopädische Schuhe getragen, von denen einer erhalten ist. Deshalb konnte er bei dem Cricketmatch zwischen Eton und Harrow auch nicht selbst laufen, sondern hatte einen substitute: Lord Byron insisted upon playing and was allowed another person to run for him, his lameness impeding him so much.
Falls Sie den Roman The Go-Between (zu dessen Verfilmung es ➱hier einen langen Post gibt) gelesen haben, dann wissen Sie natürlich, was ein substitute ist. Und wenn Sie alles über Cricket wissen wollen, klicken Sie ➱hier. Der Rest des Tages verläuft so, wie es sich für junge englische Gentlemen gehört: After the match we dined together and were extremely friendly, not a single discordant note was uttered by either party. To be sure we were most of us rather drunk and went to the Haymarket Theatre, where we kicked up a row as you may suppose, with so many Harrovians and Etonians met at one place. Wir haben kein Bild von dem damaligen Spiel, dieses Bild (The Cricket Match between Sussex and Kent at Brighton) ist vierzig Jahre jünger, aber wir können uns vorstellen, dass es am 2. August 1805 auf dem Platz von Thomas Lord ähnlich ausgesehen hat.
Als Byron in Missolonghi im Sterben liegt, klauen ihm die Griechen alles. Auch die Schuhe. Ein Paar Slipper tauchen allerdings nach über hundert Jahren wieder auf. In einem kurzen Artikel im New Yorker vom 16.10.1954 von Peter Tompkins wird die Geschichte erzählt, wie ein australischer Sergeant 1945 in Griechenland von einem Paar Schuhe hört, die Byron gehört haben (ein Paar leichte, schmale, verblasste Pantoffeln in Händen, die Sohlen aus Saffianleder, die Oberseite mit zarter gelber Seidenstickerei und die Spitzen nach orientalischer Mode aufgebogen). In längerer Form findet sich diese Geschichte in dem Band Roumeli von Sir Patrick Leigh Fermor, der Lordos Vyron’s slippers gefunden hat. Die Welt hat sie 2011 unter dem Titel Lord Byrons Schuhe abgedruckt, Sie können die ganze Geschichte ➱hier lesen.
Falls Sie den Roman The Go-Between (zu dessen Verfilmung es ➱hier einen langen Post gibt) gelesen haben, dann wissen Sie natürlich, was ein substitute ist. Und wenn Sie alles über Cricket wissen wollen, klicken Sie ➱hier. Der Rest des Tages verläuft so, wie es sich für junge englische Gentlemen gehört: After the match we dined together and were extremely friendly, not a single discordant note was uttered by either party. To be sure we were most of us rather drunk and went to the Haymarket Theatre, where we kicked up a row as you may suppose, with so many Harrovians and Etonians met at one place. Wir haben kein Bild von dem damaligen Spiel, dieses Bild (The Cricket Match between Sussex and Kent at Brighton) ist vierzig Jahre jünger, aber wir können uns vorstellen, dass es am 2. August 1805 auf dem Platz von Thomas Lord ähnlich ausgesehen hat.
Als Byron in Missolonghi im Sterben liegt, klauen ihm die Griechen alles. Auch die Schuhe. Ein Paar Slipper tauchen allerdings nach über hundert Jahren wieder auf. In einem kurzen Artikel im New Yorker vom 16.10.1954 von Peter Tompkins wird die Geschichte erzählt, wie ein australischer Sergeant 1945 in Griechenland von einem Paar Schuhe hört, die Byron gehört haben (ein Paar leichte, schmale, verblasste Pantoffeln in Händen, die Sohlen aus Saffianleder, die Oberseite mit zarter gelber Seidenstickerei und die Spitzen nach orientalischer Mode aufgebogen). In längerer Form findet sich diese Geschichte in dem Band Roumeli von Sir Patrick Leigh Fermor, der Lordos Vyron’s slippers gefunden hat. Die Welt hat sie 2011 unter dem Titel Lord Byrons Schuhe abgedruckt, Sie können die ganze Geschichte ➱hier lesen.
Der Belgier Joseph-Denis Odevaere, der das Bild mit dem toten Byron zwei Jahre nach Byrons Tod plakativ als neoklassizistisches Tableau malte, hat den rechten Fuß Byrons mit einem Laken umhüllt. Warum den rechten? Sagt doch sein Schuhmacher, dass sein linker Fuß die Deformation hatte. Hat Odevaere den toten Dichter wirklich gesehen? Nein, wir können dieses Bild (was manche allerdings tun) nicht als Beweis für Byrons mißgestalteten Fuß nehmen.
Odevaere war nicht in Missolonghi, er war in Brüssel: Dort trat er erneut in engen Kontakt mit seinem einstigen Lehrer David, als dieser sich 1816 in die Emigration nach Brüssel zurückzog, wo er sein Spätwerk schuf. Odevaere hatte sich unmittelbar nach Beginn des Aufstands in Griechenland den belgischen philhellenischen Komitees angeschlossen und war unermüdlich für die Sache der Griechen tätig. Zwischen 1825 und 1829 entwarf er acht großformative Szenen des griechischen Freiheitskampfes, darunter mehrer Historienbilder, die er in Ausstellungen zur Beeinflussung der der öffentlichen Meinung für ein freies Hellas präsentierte.
So steht es im Katalog zur Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums München Das neue Hellas. Griechen und Bayern zur Zeit Ludwigs I. Und die Professoren Reinhold Baumstark und Adrian von Buttlar (der ➱hier schon erwähnt wird) werden wissen, was sie sagen. Das Bild mit dem überlebensgroßen Byron sieht aus, als hätte er einfach nur das Bild des toten Hektor von seinem Lehrer Jacques-Louis David seitenverkehrt kopiert und die Figurengruppe im Vordergrund fortgelassen.
Aber spektakulär inszenierte tote Dichter haben in der Romantik Konjunktur, da fragt man nicht nach dem Wahrheitsgehalt. Und so können wir uns den Tod von ➱Thomas Chatterton und die Beerdigung von ➱Shelley so vorstellen, wie Henry Wallis und Louis Edouard Fournier sie gemalt haben.
Byron (hier eine wunderbare ➱Staffordshire Pottery: George Gordon Noel Byron and the Maid of Athens) hatte ein besonderes Verhältnis zu Schuhmachern. Vielleicht deshalb, weil der junge Mr Patterson (oder Pattison), der ihm in Aberdeen Latein beibrachte, Sohn seines Schuhmachers war: He was the son of my shoemaker, but a good scholar, as is common with the Scotch. Und dem Schuhmacher in Venedig, dessen Haus gerade abgebrannt war, gab er das Geld für den Neubau: The house of a shoemaker, near his Lordship’s residence, in St. Samuel, was burned to the ground, with all it contained, by which the proprietor was reduced to indigence. Byron not only caused a new but a superior house to be erected, and also presented the sufferer with a sum of money equal in value to the whole of his stock in trade and furniture.
Wenn er in English Bards and Scotch Reviewers dichtet:
Ye tuneful cobblers! still your notes prolong,
Compose at once a slipper and a song;
So shall the fair your handiwork peruse,
Your sonnets sure shall please—perhaps your shoes.
dann meint er aber eher Englands Dichter als Englands Schuhmacher. Man sollte die Dichter und die Schuhmacher schon auseinanderhalten (es sei denn, sie sind Schuh-/ macher und Poet dazu). Das schreibt er auf jeden Fall seinem Verwandten Robert Charles Dallas: Yours and Pratt’s protégé, Blackett, the cobbler, is dead, in spite of his rhymes, and is probably one of the instances where death has saved a man from damnation. You were the ruin of that poor fellow amongst you: had it not been for his patrons, he might now have been in very good plight, shoe- (not verse-) making: but you have made him immortal with a vengeance. I write this, supposing poetry, patronage, and strong waters to have been the death of him.
STRANGER! behold, interred together,
The souls of learning and of leather.
Poor Joe is gone, but left his all:
You’ll find his relics in a stall.
His works were neat, and often found
Well stitched, and with morocco bound.
Tread lightly—where the bard is laid
He cannot mend the shoe he made;
Yet is he happy in his hole,
With verse immortal as his sole.
But still to business he held fast,
And stuck to Phœbus to the last.
Then who shall say so good a fellow
Was only “leather and prunella”?
For character—he did not lack it;
And if he did, ’twere shame to “Black-it.”
Es gibt damals noch einen anderen dichtenden Schuhmacher, den Byron auch nicht mag. Der heißt Robert Bloomfield und im Gegensatz zu Joe Blackett hat er sogar richtigen Erfolg. Bis seine Verleger Pleite machen. Aber Byron scheint der Meinung zu sein, dass ein Schuster bei seinen Leisten bleiben soll. Vielleicht hätte er manche seiner Zeitgenossen, die nicht auf einer Public School waren und sich ihre Bildung hart erarbeitet haben, besser beachten sollen. Wie den armen ➱John Clare (Bild), der am Beginn seiner Karriere Byron nachdichtet. Um eines Tages zu erklären: I'm John Clare now. I was Byron and Shakespeare formerly. Aber da ist er schon ein klein wenig wahnsinnig.
Das ist Byron in den Augen vieler ja auch, mad, bad and dangerous to know hat man über den Sohn von Captain John Byron (den man Mad Jack nannte) gesagt. Für seinen Verleger John Murray war er: Wild, audacious, rebellious, ... half mad by nature. So steht es in seinem Buch Lord Byron and His Detractors, ein Buch, das hundert Seiten voller Schmäh der Zeitgenossen enthält.
Byrons Füße und kein Ende. Es ist nicht nur Andrew Hudgins, der über Byrons Schuhe schreibt. Auch ein Amerikaner namens George Greene (a pop-culture Juvenal, whose satiric strain is both trenchant and elegiac) hat gerade einen Gedichtband mit dem Titel Lord Byron's Foot veröffentlicht. Wo es heißt:
That day you sailed across the Adriatic,
wearing your scarlet jacket trimmed in gold,
you stood there on the quarter deck, beglamored,
but we were all distracted by your foot.
Your foot, your foot, your lordship’s gimpy foot,
your twisted, clubbed and clomping foot, your foot.
Das geht mit dem Fuß jetzt so weiter. Sie können das ganze Gedicht ➱hier lesen. Vielen Zeitgenossen ist Byrons Fuß überhaupt nicht aufgefallen. So versichert uns John Galt in ➱The Life of Lord Byron: The sense which Byron always retained of the innocent fault in his foot was unmanly and excessive; for it was not greatly conspicuous, and he had a mode of walking across a room by which it was scarcely at all perceptible. I was several days on board the same ship with him before I happened to discover the defect; it was indeed so well concealed, that I was in doubt whether his lameness was the effect of a temporary accident, or a malformation, until I asked Mr Hobhouse. Aber nun genug von dem Fußfetischismus. Das Einzige, was uns bei Dichtern interessiert, sind ihre Versfüße. Und da findet sich bei Byron kein Makel. Wenn wir ehrlich sind, denken wir bei Byrons Füßen und Byrons Schuhen doch eher an so etwas:
Lesen Sie auch: ➱Militärisches Schuhwerk, ➱Cliff Roberts, Artisan. Und noch mehr Byron findet sich unter: Shelley, Lord Byron, Dracula, Henry Kirk White, Drachenfels, Sigrid Combüchen, Luxuskutschen und Thomas Moore.
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