Montag, 14. September 2015

The Last Tycoon


Though I haven't ever been on the screen I was brought up in pictures. Rudolph Valentino came to my fifth birthday party — or so I was told. I put this down only to indicate that even before the age of reason I was in a position to watch the wheels go round. So beginnt Cecilia Brady, die Erzählerin des Romans, ihre Geschichte. Hinter dem Roman steht eine andere Geschichte. Es ist das Leben von Irving Thalberg, des Hollywood Produzenten, der heute vor neunundsiebzig Jahren starb. Der Autor des Romans über Thalberg ist auch nicht alt geworden, er hat seinen Roman nie vollendet. Die Erzählung hat den Originaltitel The Love of the Last Tycoon: A Western. Edmund Wilson hat sie im Jahr nach F. Scott Fitzgeralds Tod unter dem Titel The last Tycoon herausgegeben.

Sollte das wirklich der Titel sein? Irving Thalberg heißt in dem Roman Monroe Stahr, und Fitzgerald wollte den Roman zuerst Stahr nennen. Unter seinen Notizen findet sich ein Blatt, auf dem Stahr: A Romance steht. Seine Lebensgefährtin Sheila Graham (hier von Deborah Kerr in dem Film Beloved Infidel gespielt) versicherte dem Verlag, dass Fitzgerald The Love of the Last Tycoon: A Western als Titel gewollt hätte. Und der Herausgeber des autorisierten ➱Textes, Matthew J. Bruccoli, erläutert das Western des Titels mit Fitzgerald was writing a western—a novel about the last American pioneers, immigrants, and sons of immigrants who pursued and defined the American dream.

Es geht immer um einen Traum bei dem Romantiker Fitzgerald. The Last Tycoon ist eigentlich eine Neuauflage von The Great Gatsby. Fitzgerald kommt aus dem Osten, jetzt ist er im Westen, in Hollywood. Erfolglos: I thought it would be so easy, but it’s been a disappointment. It’s so barren out here. I don’t feel anything out here. Seine witzigen und bösen Pat Hobby Stories (➱hier im Volltext) enthalten auch ein Gutteil der eigenen Biographie. Mit dem Roman über den Hollywood Boss Monroe Stahr rechnet Fitzgerald mit der Traumfabrik Hollywood ab. Aber er ist ein Untergeher (ich borge mir das Wort einmal bei Thomas Bernhard) wie seine Romanfiguren Jay Gatsby und Monroe Stahr.

In seinen ➱Notizen zu The Last Tycoon notiert Fitzgerald seine wachsende Enttäuschung mit Hollywood: It is impossible to tell you anything of Stahr's day except at the risk of being dull. People in the East pretend to be interested in how pictures are made, but if you actually tell them anything, you find they are only interested in Colbert's clothes or Gable's private life. They never see the ventriloquist for the doll. Even the intellectuals, who ought to know better, like to heat about the pretensions, extravagances and vulgarities—tell them pictures have a private grammar, like politics or automobile production or society, and watch the blank look come into their faces. I could try, for instance, to make you understand what Stahr meant by his peculiar use of the word “nice,” something like what Saint-Simon meant by la politesse, and you would classify what I had said as a lecture on taste. In den Notizen findet sich auch der berühmt gewordene Satz: There are no second acts in American lives. Auch für Fitzgerald nicht.

Die Verfilmung des Last Tycoon erschien zwei Jahre nach der Verfilmung von The Great Gatsby. Man hatte an nichts gespart. Regie: Elia Kazan, Drehbuch: Harold Pinter. Der konnte so etwas, wie er in den Filmen The Go-Between oder The French Lieutenant's Woman gezeigt hat. Robert de Niro, noch jung und schlank, spielte Monroe Stahr. Aber das Ganze ging trotz Starbesetzung nicht auf, ich fand den Film damals öd und leer. Als es ihn vor zwei Jahren bei Arte gab, habe ich mir das nicht erst angeguckt.

The Great Gatsby und The Last Tycoon konkurrierten damals mit einer Vielzahl von Retrofilmen. Am Anfang der siebziger Jahre erschienen gleichzeitig Joseph Loseys The Go-Between und Viscontis Tod in Venedig. Wahrscheinlich hat diese Retrowelle schon in den sechziger Jahren mit Viscontis Il Gattopardo und Tony Richardsons Tom Jones begonnen. Dann kam ➱Bo Widerbergs Elvira Madigan, ➱Schlesingers Far from the Madding Crowd und und und (lesen Sie mehr dazu in dem Post ➱The Go-Between).

Man muss ja auch nicht alles verfilmen, meistens ist der Roman besser als der Film. Den Roman gibt es auch auf Deutsch. Die Erstausgabe, übersetzt von Walter Schürenberg, erschien 1962 unter dem Titel Der letzte Taikun. Ich weiß nicht, ob man das Romanfragment wirklich lesen muss. Aber den ➱Roman The Great Gatsby, den sollte man lesen. Von In my younger and more vulnerable years my father gave me some advice that I’ve been turning over in my mind ever since bis zu So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past.

Ein Blogger, der das Jay von Jay Gatsby in seiner Blogadresse hat, muss natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit über Fitzgerald schreiben. Falls Sie durch Zufall in diesen Blog geraten sind und mehr über Fitzgerald lesen wollen, gibt es hier noch viel zu lesen: ➱F. Scott Fitzgerald, ➱Edward Hopper, ➱gatsby-weiß, ➱Richard Yates, ➱Klippen, ➱Gustav Christian Schwabe, ➱Hemingway, ➱Joan Didion, ➱Kurze Geschichte der amerikanischen Literatur, ➱Tänzer, ➱Alain-Fournier, ➱F. Scott Fitzgeralds Automobile, ➱Mercédès, ➱Verkehrsunfall, ➱Somewhere West of Laramie, ➱Alexander Deineka, ➱Sam Waterston, ➱Sabbelkino, ➱The Go-Between, ➱Benjamin Britten, ➱Alain Resnais, ➱Laurence Harvey, ➱Dumas (père), ➱il miglior fabbro, ➱de Aap, ➱Flanellhosen, ➱Jermyn Street, ➱Lino Ventura, ➱Ralph Lauren Purple Label, ➱Oberhemden, ➱Sommermode, ➱Selbstportrait

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen