Mittwoch, 30. März 2016

Smit


„Smit Spiced 1666“ ist eine Spirituose auf Rumbasis mit einem Alkoholgehalt von 35%vol. Kennzeichnend ist sein weiches Rumaroma, umspielt mit Karamel- und Vanillenoten. „Smit Spiced 1666“ trinkt man am besten mit Cola. Ein Teil „Smit Spiced 1666“ mit 3-4 Teilen Cola mixen und eiskalt servieren, kann man im Internet lesen. Das ist nun ein Getränk, das man unbedingt brauchte. Auf der Seite des Herstellers kann man auch noch lesen: Besonderes Merkmal von „Smit Spiced 1666“ ist die hochwertige Ausstattung des Produktes. Ein aufwändig geprägtes Goldetikett auf metallischem Untergrund setzt neue Maßstäbe in der Ausstattung von Spirituosen. Um dem aktuellen Social-Media-Trend entgegen zu kommen, sind auf den Rückenetiketten QR-Codes angebracht, die über ein Smartphone auf die eigene Facebook-Kampagne verweisen.

Was hätte Erik Niels Smit zu diesem Unsinn gesagt? Denn den Namensgeber hat es wirklich gegeben, er hat heute vor 350 Jahren den Dannebrog auf der Karibikinsel St Thomas gehisst. Ein halbes Jahr später war der erste dänische Gouverneur von St Thomas tot. Auf der Insel ist nicht viel los, die Schiffsladung mit Tabak, Rohrzucker, Kakao, und einigen Schildkröten, die Smit Anfang des Jahres 1666 nach Kopenhagen geschickt hatte, hatte er wohl auf anderen Inseln gekauft. Die neun Engländer und drei Holländer, die auf St Thomas leben, hatten nichts dagegen, dänische Untertanen zu werden. Sie bekommen im Gegenzug Religionsfreiheit zugesichert.

Es sind kleine Anfänge, bis aus den Inseln Saint Thomas, Saint John und Saint Croix dieses Dänisch-Westindien geworden ist. In den 1670er Jahren kommen die ersten Sklaven. Zuerst etwas mehr als eine Handvoll, 1830 sind es 26.000. Der atlantische Dreieckshandel, der Flensburg zur Stadt des Rums und den Grafen Schimmelmann zum Millionär macht, rechnet sich schon. Der atlantische Dreieckshandel ist in diesem Blog schon mehrfach erwähnt worden, was ich dem Kieler Professor Christian Degn verdanke.

Der hatte in langjähriger Forschungsarbeit (mit Studienreisen in die Karibik) 1974 sein Hauptwerk Die Schimmelmanns im atlantischen Dreieckshandel: Gewinn und Gewissen veröffentlicht. In dem wir alles über zwei Generationen Schimmelmann lesen können, die zu Dänemarks größten Sklavenhändlern im 18. Jahrhunderts zählten. Zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung dieses Buches hat Dieter Lohmeier, der Leiter der Schleswig Holsteinischen Landesbibliothek, daraus eine große Ausstellung im Kieler Schloss gemacht: Sklaven-Zucker-Rum. Dänemark und Schleswig-Holstein im Atlantischen Dreieckshandel.

Ich glaube nicht, dass dieses Gesöff Smit Spiced 1666 eine große Zukunft hat, ob da nun auf den Rückenetiketten QR-Codes angebracht sind oder nicht. Denn der einzig wahre Rum aus der Karibik sieht so aus, nicht anders. Da sind dann auch keine QR Codes drauf. Da kann man sich in Flensburg bemühen, wie man will, das kriegen sie nicht hin. Mein Freund Volker hat mir vor Jahren diese Flasche JM Rhum von einem Segeltörn in der Karibik mitgebracht, es ist immer noch etwas drin. Das wird nur zu besonderen Gelegenheiten getrunken. Heute Abend zum Beispiel.

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