Sonntag, 7. Juli 2019

wegrennende Frauen


Im wirklichen Leben kommt es nicht so häufig vor, dass die Braut am Altar nicht ich will sagt. Oder aus der Kirche rennt. Oder von einem ganz anderen als ihrem Ehemann aus der Kirche geholt wird und ihm dann folgt. Im Film kommt so etwas natürlich immer vor. Wir lieben The Graduate weil Dustin Hoffman Katherine Ross (die hier einen viel gelesenen Post hat) vom Altar wegholt. Und weil Simon und Garfunkel The Sound of Silence singen, wenn die beiden im Bus sitzen.

Sie kennen sicher auch diesen Film, in dem sich die Braut in der letzten Minute anders entscheidet. Der fiel 1956 bei der Kritik durch, flimsy as a gossip-columnist's word, schrieb die The New York Times. Und Halliwell's Film Guide (der dem Film keinen Stern gibt) bemerkte: Cold, flat, dull musical reworking, with ill-cast performers and just a few bright moments. Dass der Film überhaupt funktioniert, liegt nur an der Musik von Cole Porter. High Society war nichts als ein schamloses Re-Make von einem Film der 30er Jahre, der The Philadelphia Story heißt. Und der bei Halliwell vier Sterne bekommt, weil er ein Klassiker ist, in dem es ironische Sätze gibt wie: The prettiest sight in this fine, pretty world is the privileged class enjoying its privileges.

Und mit den dreißiger Jahren sind wir auch bei den Anfängen dieses Typs von Film. Wenn Elizabeth Kendall für ihr Buch über die romantischen Komödien Hollywoods den Titel The Runaway Bride: Hollywood Romantic Comedy of the 1930's wählt, dann sind wir natürlich bei den wegrennenden Frauen. The Runaway Bride ist nur der Titel eines Buches, es ist auch Film mit Julia Roberts, über den ein Kritiker schrieb: "Runaway Bride" is a film that plays it safe to paint a pretty picture. At its best, it is a passable entry into the romantic comedy genre, though it pales in comparison to the riskier and ultimately more fulfilling ones, such as "Shakespeare in Love" and "My Best Friend's Wedding". At its worst, "Runaway Bride" is a cloying and annoying feel-good movie whose toying with audience emotions ultimately wastes both the talents of its actors and the promise of its premise.

Einer der ersten Tonfilme mit einer flüchtenden Braut kommt 1931 in Deutschland mit Jenny Jugo in der Hauptrolle unter dem Titel Ich bleib bei Dir  (oder Mary's Start in die Ehe) in die Kinos. Erfolgreicher als dieser Film ist das englische Re-Make There Goes the Bride (in dem David Niven seine erste Rolle hat). Wenn Sie den Filmtitel anklicken, können Sie den ganzen Film sehen. In diesem Blog wird an nichts gespart.

Je häufiger das Motiv der runaway bride gebraucht wird, desto stärker verflacht es. Wenn es schon in Serien wie Grey's Anatomy wandert, wo eine gewisse April gerade mit einem Matthew vor dem Traualtar steht und dann mit diesem Jackson flieht, dann ist das Thema eigentlich tot. Aber flogging a dead horse gehört offenbar zu den Grundprinzipien der Unterhaltungsindustrie.

Ich komme auf das Thema der wegrennenden Frauen, weil ich letztens im TV einen dieser Filme gesehen habe. Er hieß Die Braut sagt leider nein, war die Verfilmung eines Romans von Kerstin Gier. Der Film von Vivian Naefe, die sich auf Frauenfilme spezialisiert hat, war Teil einer Reihe, die Chaos-Queens heißt, von der es 4 Folgen gibt. Wurde vom ZDF als Herzkino angepriesen. Herzkino, sagt das ZDF, ist unsere Alternative zum Krimi. Ob als Komödie, als Melodram oder als Liebesfilm. In 90 Minuten geht es hier um das, worauf es ankommt im Leben. Um Familie und Freundschaft, und die Frage, wann man loslassen darf und muss. Über dieses Ding genannt Glück – und das Unglück, ihm gefühlt andauernd nur hinterher zu laufen. Und über die Liebe, und die eine ewige Frage „Ist er der Richtige?"

Die Hauptrolle des Films spielte Adina Vetter, die sich in kleinen Nebenrollen bei Wilsberg und Schimanski zur Schauspielerin am Wiener Burgtheater hochgearbeitet hatte. Ihren größten Erfolg hatte sie in der satirischen Serie Vorstadtweiber (hier mit ihrem Ehemann Lucas Gregorowicz in einer Filmszene). Ihren besten Szenen aus der ersten und zweiten Staffel können Sie hier sehen. Die Vorstadtweiber waren böse, alles, was wir in den letzten Monaten aus der österreichischen Politik zu hören bekamen, kam hier schon vor. Manchmal denke ich, dass die deutsche Politik eigentlich auch nur Satire und Comedy ist. Im Fall der Nominierung von Ursula von der Leyen sicherlich.

Also, Adina Vetter spielt die Braut, die sich zum Schluss vor dem Altar anders entscheidet. Und hier ist sie auch noch schwanger, aber sie will ihren Verlobten trotzdem nicht heiraten. Es ist eine Komödie, Herzkino, aber es tut nicht weh. Ich habe das nur gesehen, weil bei der Wetterlage meine kleine Zimmerantenne die Hälfte der Fernsehprogramme nicht empfangen konnte. Das mit dem Wetter kenne ich schon. Sie wohnen gut, hatte der Fernsehtechniker gesagt, aber empfangstechnisch gesehen wohnen sie schlecht. Aber wegen des Fernsehens zieht man nicht um.

Die Braut sagt leider nein ist ein harmloser Film. Wenn man Ehekomödien mag, dann könnte man auch My best friend's wedding sehen, vor allem wegen der Musik von Burt Bacharach. Eine gute Filmmusik hat Die Braut sagt leider nein nicht. Nix von The Sound of Silence oder I say a little prayer for you. Das Fehlen einer guten Filmmusik wird wettgemacht durch die körperlichen Vorzüge der Hauptdarstellerin. Die zeigt nämlich mehr Bein als die Kessler Zwillinge und trägt kürzere Röcke als Uschi Nerke. Wenn Sie die nackten Beine von Adina Vetter sehen wollen, dann können Sie das hier bis zum 22. September tun.

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