Mittwoch, 22. Januar 2020

Sir John Hurt


Heute wäre er achtzig geworden, aber er ist schon seit drei Jahren tot. In dem Post Dunhill gibt es einen Link zu einem kleinen Filmchen mit ihm. Und natürlich wird er in dem langen Post zu Christine Keeler erwähnt, weil er in dem Film Scandal den Dr Stephen Ward spielt. Zum ersten Mal habe ich den englischen Schauspieler, den David Lynch als simply the greatest actor in the world bezeichnet hat, in der englischen Krimiserie Z Cars gesehen. Das ist mindestens fünfzig Jahre her. Über die Serie können Sie in den Posts Inspector Lewis und Englische Krimiserien etwas lesen. Ich habe hier auch eine Episode der Serie, leider nicht die, in der er zu sehen ist, aber man bekommt einen guten Eindruck davon, wie englische Krimiserien in den sechziger Jahren aussahen.

I’ve done some stinkers in the cinema. You can’t regret it; there are always reasons for doing something, even if it’s just the location, hat er mal gesagt. Ich mochte die location in dem Gangsterfilm The Hit (1984). Viele seiner Rollen werden unvergessen bleiben, selbst wenn es eigentlich nur eine Nebenrolle war. In seinen Nachrufen wurden stereotyp immer wieder Elephant Man, Alien und Harry Potter erwähnt.

Man sollte unbedingt seinen letzten Film That Good Night erwähnen, wo er einen todkranken Schrifsteller spielt, der sich auf das Sterben vorbereitet. Noch nie waren Wirklichkeit und Film so nah beieinander. Hurt war unnachahmlich als Quentin Crisp in An Englishman In New York (2009). Ich fand ihn großartig als Geheimdienstchef Control in Tinker, Tailor, Soldier, Spy, der Verfilmung eines Romans von John le Carré. Es ist ein Roman, den ich mag, ich habe ihn gleich aus dem Schrank geholt und ihn noch einmal gelesen, als ich den Film im Fernsehen gesehen habe. John le Carré kann ich immer wieder lesen, vieles andere nicht.

Jahrelang war John Hurt mit dem Model Marie-Lise Volpelière-Pierrot verlobt gewesen, als sie gerade heiraten wollten, kam sie bei einem Reitunfall vor seinen Augen ums Leben. Das warf ihn aus der Bahn, er begann zu trinken. Trieb sich mit den Säufern Peter O’Toole, Oliver Reed und Lucian Freud herum und heiratete ein amerikanisches Barmädchen. Dann kamen noch andere Frauen, die vierte, Anwen Rees-Myers, war dann endlich die richtige. Da hat er auch die Ziggis und den Alkohol aufgegeben.

Bevor er Schauspieler wurde, hatte er Kunst studiert. Das Malen hatte er nie aufgegeben, in seinen letzten Lebensjahren wurde es seine tägliche Beschäftigung. Dies heute über Sir John Hurt wird mal ein kleiner Post. Weil der Post über John Ruskin so lang war, vielleicht hätte ich weniger über Ruskin und mehr über Sir John schreiben sollen. Aber es ist, wie es ist. Es bleibt erst einmal so. Doch John Hurts Stimme müssen wir noch einmal hören, ein Journalist vom Observer hat sie als nicotine sieved through dirty, moonlit gravel beschrieben, aber ich weiß so nicht so recht, ob das stimmt. Hören Sie einmal hinein, wenn er Shakespeares Sonett Nummer 147 liest:

My love is as a fever, longing still
For that which longer nurseth the disease,
Feeding on that which doth preserve the ill,
The uncertain sickly appetite to please.
My reason, the physician to my love,
Angry that his prescriptions are not kept,
Hath left me, and I desperate now approve
Desire is death, which physic did except.
Past cure I am, now reason is past care,
And frantic-mad with evermore unrest;
My thoughts and my discourse as madmen's are,
At random from the truth vainly express'd;
For I have sworn thee fair and thought thee bright,
Who art as black as hell, as dark as night.

Vielleicht hat er dies Gedicht vorgetragen, weil es auch etwas mit seinem eigenen Leben zu tun hat.

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