Heute vor einhundertfünfzig Jahren stellten in Paris dreißig Maler ihre Bilder aus. Nicht im Salon, sondern im Atelier des Photographen Nadar. Den hatten sie überreden können, weil er dringend Geld brauchte. Eins der Bilder ist Claude Monets Impression, soleil levant. Ein Journalist nimmt sich das Wort impression für die Schlagzeile L'exposition des Impressionnistes. Seitdem heißen die Maler Impressionisten. Wenn wir das Wort heute verwenden, hat es nicht mehr die pejorative Bedeutung, die es 1874 hatte. Diese Bedeutung nimmt Bruce Berger in seinem Gedicht Impressionists auf, wo es heißt: These paintings Paris laughed down A hundred years ago Have finally attained their salon...
Den Impressionismus finden wir auch in der Literatur, Charles Baudelaire, der auch wunderbar über Malerei schreibt (lesen Sie doch einmal den Post Eugène Boudin) zählt man dazu. Und natürlich Arthur Rimbaud (hier auf dem Bild der zweite von links). Rimbaud hat der Romanist Hugo Friedrich 1956 in seinem Buch Die Struktur der modernen Lyrik (das als eine epochale Studie gilt) groß herausgestellt. Ich habe mit Hugo Friedrich so meine Schwierigkeiten, ich werde zwei Dinge nicht los. Das eine ist natürlich seine Mitgliedschaft in der NSDAP. Und das andere ist eine Geschichte, die mir ein Kollege erzählte, der mal bei Friedrich wissenschaftliche Hilfskraft (Universitätsjargon: Hiwi) war. Der musste für seinen Professor immer Brötchen und Kaffee in einem bestimmten Supermarkt kaufen, weil es da Rabattmarken gab. Denn Professor Hugo Friedrich sammelte Rabattmarken. Rimbaud und Rabattmarken, wie geht das zusammen?
Aber das lassen wir jetzt mal weg. Ich habe ein Gedicht von Rimbaud, das Marine heißt. Und ich habe hier eine Seite mit einer englischen Übersetzung, auf der man das Gedicht in englischer und französischer Sprache vorgelesen bekommt. Aber ich habe noch viel mehr, ich habe drei deutsche Übersetzungen von Rimbauds Gedicht. Die habe ich von dem Blog Lyrikzeitung & Poetry News, und für diesen Blog des Greifswalder Literaturwissenschaftlers Dr Michael Gratz muss ich mal ein bisschen Werbung machen, es ist wirklich ein ganz erstaunlicher Blog. Neben der Seite von planet lyrik ist das eine der besten Seiten zur modernen Lyrik im Netz. Und die Seite hat eben auch Rimbauds Gedicht Marine mit den Übersetzungen:
Les proues d´acier et d´argent –
Battent l´écume, –
Soulèvent les souches des ronces.
Les courants de la lande,
Et les ornières immenses du reflux,
Filent circulairement vers l´est,
Vers le piliers de la forêt,
Vers le fûts de la jetée,
Dont l´angle est heurté par des tourbillons de lumière.
Hafen
Die silbernen, kupfernen Wagen,
Schiffsschnäbel aus Silber und Stahl
Peitschen den Schaum,
Pflügen der Brombeere Ranken.
Die Ströme der Steppe,
Die unendlichen Spuren der Flut
Kreisen nach Osten hin ab,
Zu den Säulen des Walds
Zu den Bohlen der Dämme,
Im Winkel getroffen vom Wirbeln des Lichts.
Diese Übersetzung ist von Gerhard Haug, einem Übersetzer, der seit den 1920er Jahren Verlaine und Rimbaud übersetzt hat,
Schiffsschnäbel aus Silber und Stahl
Peitschen den Schaum,
Pflügen der Brombeere Ranken.
Die Ströme der Steppe,
Die unendlichen Spuren der Flut
Kreisen nach Osten hin ab,
Zu den Säulen des Walds
Zu den Bohlen der Dämme,
Im Winkel getroffen vom Wirbeln des Lichts.
Diese Übersetzung ist von Gerhard Haug, einem Übersetzer, der seit den 1920er Jahren Verlaine und Rimbaud übersetzt hat,
Seestück
Wagen aus Silber und Kupfer –
Aus Stahl und Silber der Bug –
Durchpflügen den Schaum, –
Entwurzeln die Brombeerstrünke.
Wagen aus Silber und Kupfer –
Aus Stahl und Silber der Bug –
Durchpflügen den Schaum, –
Entwurzeln die Brombeerstrünke.
Die Ströme der Heide
Und die unendlichen Spuren der Ebbe,
Ziehen in Wirbeln gen Osten,
Zu den Pfeilern des Waldes –
Zum Holzwerk der Mole,
Gegen deren Balken andrängen Strudel von Licht.
Diese Übersetzung aus dem Jahre 1989 ist von dem Schriftsteller Uwe Grüning.
Seestück
Die Wagen von Silber und von Kupfer –
Die Buge von Stahl und von Silber –
Schlagen den Schaum, –
Heben hoch die Strünke der Dornen.
Die Ströme der Heide
Und die Spuren, unermeßlichen, der Ebbe,
Ziehen kreisend gen Osten,
Zu den Pfeilern des Walds,
Zu den Stämmen des Damms,
Dessen Kante gepeitscht wird von Wirbeln von Licht.
Und diese Übersetzung aus dem Jahr 2000 hat Michael Gratz selbst beigesteuert. Es gibt auf seiner Seite eine hervorragende Suchfunktion, mit der man unglaublich viel über Arthur Rimbaud finden kann.
Bei arte gibt es noch bis zum September den Film ✺1874: Geburtsstunde des Impressionismus.
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