Freitag, 22. Februar 2013
Stadtansichten
In einem Blog, der peu à peu immer umfangreicher wird, verschwindet vieles. Weil ja nur das Neueste immer oben steht. Das neue Suchfeld oben links auf der Seite erleichtert natürlich manches, weil man damit auch nach Themen suchen kann. Ich bringe in meinen Posts in letzter Zeit immer Links zu interessanten Posts in diesem Blog an. Wenn man das in der wissenschaftlichen Welt machen würde, hieße es hartnäckiges Selbstzitat. Hier aber dient es eher dazu, Wege in die Zauberwälder (silvae) dieses Blogs zu finden.
Ich hatte vor einem Jahr hier einen Artikel zu dem Berliner Maler Eduard Gaertner stehen, der ein Berlin auf die Leinwand gezaubert hat, das es so niemals wieder geben wird. Ich fand den Post eigentlich recht schön. Er ist auch gelesen worden, aber nur knapp zweitausend Mal. Die Posts zu seinen Berliner Malerkollegen ➱Franz Krüger und ➱Carl Blechen bringen es auf das Dreifache dieser Zahl. Vielleicht können Sie das ja einmal ändern, indem sie dies ➱hier anklicken.
Gaertner ist nicht der einzige Berliner Verdutenmaler im 19. Jahrhundert. Dieses Bild vom Gendarmenmarkt ist nicht von ihm, das ist von Carl Hasenpflug. Der ist auch ein beliebter Architekturmaler gewesen, bevor er sich (als Imitator von Caspar David Friedrich Motiven) auf Ruinen und ➱Kapellen im Schnee kaprizierte. Außer Hasenpflug gibt es aber noch eine Vielzahl anderer, die nicht so bekannt geworden sind. Irmgard Wirth hat in ihrem Standardwerk Berliner Malerei im 19. Jahrhundert ein ganzes Kapitel für die Architekturmaler. Die aber nicht ganz - und das sieht man, wenn man Hasenpflug mit Gaertner vergleicht - an Eduard Gaertner heranreichen.
Ich weiß nicht, wieso ich bei Eduard Gaertner immer an Gotthardt Kuehl denken muss, die beiden Maler trennt ein halbes Jahrhundert. Wahrscheinlich sind es die Stadtansichten, die bei Kuehl schon diesen touch von Impressionismus haben. Und so stelle ich hier einmal das schöne Bild von der Dresdner Augustusbrücke im Schnee hin. Ist ja bei diesem Wetter, wo draussen Schnee liegt, auch passend. Und irgendwann schreibe ich mal über Gotthardt Kuehl.
Von Eduard Gaertner hätte ich auch ein Winterbild, den Gendarmenmarkt im Winter. Ist nicht so viel Schnee drauf wie bei Gotthardt Kuehl. Wenn man sich die Architektur Berlins auf Gaertners Bildern anschaut, bekommt man einen Eindruck davon, weshalb man Berlin einmal Spreeathen genannt hat. Jedes Kunstwerk muß ein ganz neues Element in sich haben, auch wenn es im Character eines bekannten schönen Styls gearbeitet ist; ohne dies neue Element kann es weder für den Schöpfer noch für den Beschauer ein wahres Interesse erzeugen. Dies neue Element aber ist es, was ihm das Interesse für die bestehende Welt giebt, welches das Mehr aus dem bestehenden heraustreten läßt und dadurch das bestehende mit einer neuen Farbe verschmilzt und den Reiz eines lebendigen Geistes darüber ausgießt, hat Schinkel einmal (allerdings anderem Zusammenhang) gesagt.
Berlin als städtebauliches Kunstwerk, nach der Niederlage Preußen gegen Napoleon wie Phönix aus der Asche erwachsen, hatte diesen Styl einmal. Hier Gaertners Bild von der Schlossbrücke (aus dem das Bild ganz oben ein Ausschnitt ist), komplett mit der schwarz-weißen Flagge, auf der Hurra ... Preussen steht. Und diesem geradezu pathetischen Himmel. Neben der Flagge ist die Flagge Englands zu sehen: Königin Victoria ist zu Besuch. Sie besucht ihre Tochter Vicky (die eines Tages die Mutter von unserem Willem II sein wird). Irgendwie scheint das die Berliner nicht zu kümmern. Ähnlich wie auf Franz Krügers Bild von der ➱Parade auf dem Opernplatz, scheint das wuselige, quirlige Leben wichtiger als der Staatsakt. Die aufgezogenen Fahnen, eine mit der Aufschrift 'hurra... Preussen', muss die patriotische Begeisterung ersetzen, die bei den Schaulustigen nicht so recht aufkommen will, heißt es im Eduard Gaertner Katalog von Dominik Bartmann. Das ist doch charmant.
Heute schreibt niemand mehr hurra Preussen auf eine Flagge. Schinkels und Gaertners Berlin gibt es nicht mehr. Spreeathen könnten sie sich in Berlin noch nennen. Weil sie genau so weit heruntergekommen sind wie die Griechen.
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