Dienstag, 2. August 2016

Wild Bill Hickok


Er wird am 2. August 1876 beim Kartenspielen erschossen, von hinten. Wenn man ein Revolverheld im Westen ist, stirbt man selten im Bett. Dann stirbt man in einem Ort, der den Namen Deadwood trägt. Es sei denn, man ist im Show Business und heißt Buffalo Bill. Dessen Geschichte wurde von einem Journalisten namens Ned Buntline aufgeschrieben, seine dime novels haben wenig mit dem wirklichen Westen zu tun. ➱Cormac McCarthys Roman Blood Meridian, Or the Evening Redness in the West ist wahrscheinlich realistischer als die dime novels oder Hollywoods Western.

Ned Buntline hätte Wild Bill Hickok gerne interviewt und ein Buch über ihn geschrieben, aber die beiden wurden keine Freunde. Es mag dazu beigetragen haben, dass Buntline in einer seiner Buffalo Bill Geschichten einen gewissen Wild Bill Hitchcock umbringen lässt. Von zwei Damen namens Ruby Blazes und Sallie Perkins. Da wir bei literarischen Tötungsdelikten sind, ist es wahrscheinlich nur logisch, dass Bill Hickok in Arthur Kopits Theaterstück Indians Ned Buntline umbringt. Er ist Buffalo Bills Einladung ins Weiße Haus nur gefolgt, weil er in dem Theaterstück Bat Masterson spielen wollte. Jetzt beklagt er sich: Bout the humiliation o' havin' to impersonate my own personal self! Und sagt zu Buffalo Bill: this ain't a proper place for a man to be! Worauf er zur Antwort bekommt: Well, I THINK IT IS! I think I'm doin' a lot o' good up here! Entertainin' people! Makin' 'em happy. Showin' em the West! Givin' 'em somethin' to be proud of! 

Buffalo Bill kann nicht mehr zwischen Mythos und Wirklichkeit unterscheiden. Die Rede, die er einem Indianer hält, könnte heute (wenn man einige Namen ändert) eine Parteitagsrede von ➱Donald Trump sein: Well, my plan is t' help people. Like you, ferinstance. Or these people I'm with. More... even... than that, maybe. And, and, whatever... it is I do t' help, for it, these people may someday jus' possibly name streets after me. Cities. Counties. States! I'll ... be as famous as Dan'l Boone!... An' somewhere, on top of a beautiful mountain that overlooks more plains 'n rivers than any other mountain, there might even be a statue of me sittin' on a great white horse, a-wavin' my hat t' everyone down below, thankin' 'em, fer thankin' me, fer havin' done... whatever... it is I'm gonna... do fer 'em all. How... come you got such a weird look on yer face?

Nach Hickoks Tod hat es es schöne Lieder gegeben wie ➱dieses, von dem ich mal eben die letzte Strophe zitiere:

We have laid the good and true;
An honest heart and a noble man
Has bade his last adieu.
No more his silvery voice will ring;
His spirit has gone to God;
Around his faults let charity cling
While we cover him with the sod.

Wenn Sie den ganzen Text lesen wollen, klicken Sie ➱hier. Für die Touristen, die sich nach Deadwood verirren, gibt es im Sommer im Saloon jeden Tag ein ➱re-enactment des Todes von Hickok. Wenn Sie alles über James Butler Hickok, den parfümierten ➱frontier dandy mit Ringellöckchen wie General Pickett, wissen wollen, lesen Sie das Buch Wild Bill Hickok: The Man and His Myth von Joseph G. Rose. Der Engländer, der Mitglied der Royal Society of Arts ist, hat Jahre seines Lebens darauf verwandt, alles über Hickok zu wissen. Man findet immer wieder kleine Überraschungen im Leben des rätselhaften Revolverhelden. Vor dreißig Jahren tauchte in Amerika ein kleines Gedicht auf, das er an eine Sadia (oder Sadie) geschrieben hatte (lesen Sie ➱hier alles dazu):

Do I love thee go ask
the flowers if they
Love sweet refreshing
Showers
Sadia


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen